Barrique-Haus Folge 20: Weingut Dr. Deinhard – Forster Ungeheuer Kabinett trocken 2009

„Dieses Ungeheuer schmeckt mir ungeheuer.“ stellte einst Otto von Bismarck fest. Und was für ein Ungeheuer haben wir hier im Glas! Es gibt Tage, die alles wieder zurechtrücken und uns zeigen, wieso wir Weine so lieben. Wir gießen einen Wein ins Glas, lachen, genießen, können nicht genug bekommen und sind wieder kleine Kinder.
Wir jagen einen kecken Lausbuben, der es faustdick hinter den Ohren hat. Die Hetze geht durch den Garten, wieder und wieder wirft er Ziersteine nach uns, wir weichen aus, ducken uns ins Kräuterbeet. Erde an den Händen, frische Gartenkräuter in der Nase und hinter den Ohren. Und weiter geht es. Ganz nah ist der Gartenteich, unter den Obst- und Zitronenbäumen hindurch und wieder fliegen Steine – platsch, wir liegen drin. Eine nicht unwillkommene Abkühlung. Das macht Spaß! Ein ausdauernder Lausbub ist es, wirft Stein um Stein und treibt uns von einer Verfolgungsjagd in die nächste. Wir könnten ewig so weitermachen, schön ist es mal wieder jung zu sein. Leider rufen schon die Erwachsenen: „Es wird dunkel, kommt heim!“. Was, die Flasche schon leer?
Tja, all das schaffte ein „kleiner“ Riesling Kabinett trocken, in dem sich Handwerk und Weinberg – das Forster Ungeheuer – perfekt vereinen. Nichts ist kompliziert an dem Wein, nichts schwer – die pure, verspielte Leichtigkeit. Klare Aromen und eine mineralische Basis wie in Zement gemeißelt. Das ist große Kunst. Das ist Terroir. Und das ist in Punkten eigentlich nicht zu beschreiben, wir vergeben 94 – der Trinkspaß ist eine klare 100! Wir wünschen uns viel mehr solcher Kabinette, leider wird es diesen so nicht mehr geben. Das Weingut „Von Winning“ strebt anderes mit dem Ungeheuer an, so dass für einen solchen Kabinett kein Platz mehr bleibt. Schade…wir wären gerne zum Spielen wieder in den Garten gegangen!

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Dass wir hier einen Bilderbuch-„Riesling Kabinett trocken“ im Glas haben! Mit einer brachialen Mineralität und vibrierenden Frische, wie es nur Riesling aus guten Lagen kann. Der Wein vereint Schmelz, erdige Würze und Mineralität – ja, Steinelutschen – mit einer verspielten Leichtigkeit und erzeugt doch gleichzeitig einen solchen Druck, dass es zum Niederknien ist. Unendlich animierend, rund, alles in Balance. Kabinett trocken geht nicht besser, nur anders. Schon die Nase absolut mineralisch geprägt, der Wein springt einem förmlich aus dem Glas entgegen. Frisch, schlank, leicht und klar. Erdige Würze, Feuerstein, sehr kräutrig, Tabak und Zitrusaromen. Im Hintergrund das reife, mit einem Hauch Süße versehene, Kern- und Steinobst. Am Gaumen kühl, sehr viel Mineralität – Steine – und enormer Schmelz. Leicht und doch richtig Kraft, gute Substanz. Kräutrige, reife Frucht und sehr würzig. Erfrischend durch die präsente, jedoch perfekte, feine Säure. Der Abgang startet mit der zupackenden Mineralität, wieder enormer Schmelz, viel Würze (vor allem Kräuter) und leicht süßliche Frucht. Salzig, komplex und mineralische Tiefe zeigend. Sehr lang und nachhaltig. Kein Everybody‘s Darling, ein zutiefst mineralischer Kabinett trocken ohne Kompromisse. Nur über das kleine Zuckerschwänzchen dürfte man noch diskutieren.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 13-15°C)



Die Weine (bitte anklicken)
Wein29                                Silber

Bezugsquellen
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Weinlagen
Forster Ungeheuer

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