Barrique-Haus Verkostung zum 57.

Wir fahren von Graach aus eine halbe Stunde entlang der Mosel nach Westen und gelangen so zu unserem heutigen restsüßen Riesling. Er stammt aus einem Nebental. Dort fließt das kleine Flüsschen Dhron in die große Mosel. Unser Wein kommt aus einer der besten Weinlagen der Mittelmosel, dem Dhroner Hofberg. Ins Glas wandert der Riesling feinherb „Dhroner Hofberg“ von A.J. Adam.
Andreas Adam gehört zu einer recht überschaubaren Generation junger Winzer an der Mosel. Anders als bspw. in der Pfalz oder Rheinhessen gibt es weniger „junge Wilde“, die mit gnadenlos guten Weinen auf den Bildschirm drängen. Die Gründe sind vielfältig. Körperlich härtere Arbeit durch die Steillagen, nahezu ausschließlich der Anbau von Riesling und schwieriges, exportorientiertes Vermarkten sind wohl die Hauptursachen. Ein wenig schade, denn Andreas Adam und zum Beispiel Julian Haart zeigen das es geht. Und was sind das für Weine die beide erzeugen, mehr davon! (u.a. arbeiten sie gemeinsam im Piesporter Goldtröpfchen)

Schon während seines Studiums in Geisenheim begann Andreas Adam das aufgegebene Weingut seines Großvaters wieder zum Leben zu erwecken. Im Jahre 2000 begann er mit nur 1 ha und keinem wirklichen Plan, wo es denn hinführen sollte, ein Spaßprojekt. Nach und nach wurde aus dem Spaß ein Geschäft und seine Weine wurden ihm quasi aus den Händen gerissen. Durch Zukäufe und Rücknahme von verpachteten Flächen wuchs die Rebfläche auf um die 3 ha an. Viel gab es dabei zu tun, die Weinberge waren teilweise in einem sehr schlechten Zustand und mussten aufwendig rekonstruiert werden. Unter anderem richtete Andreas Adam eine alte Terrassenanlage im Hofberg wieder her, von dieser stammt im Übrigen unser heutiger Wein. In Zukunft soll die Rebfläche einerseits durch Zukauf von besten Steillagen mit alten Reben und andererseits durch Neupflanzungen Schritt für Schritt gesteigert werden, um die Nachfrage zu bedienen. Der Hofberg windet sich entlang der Dhron in SW-S-SO Ausrichtung, auf der gegenüberliegende Seite Wald und die Aussicht auf den Hunsrück, kühle Winde aus dem Gebirge verdrängen gerade in der Erntezeit den sich bildenden Nebel und schützen vor Fäulnis. Er besitzt kühlere und wärmere Bereiche, der Schieferboden enthält mal weniger und mal mehr Erde. Sehr kennzeichnend sind die großen Gesteinsbrocken mit Quarz- oder auch Eiseneinschlüssen. Man muss somit sehr genau schauen, welche Bereiche eher für trockene und welche Bereiche eher für restsüße Weine (Kabinett, Spätlese, Auslese) geeignet sind.

Andreas Adam will und erzeugt Terroirweine. Selbstverständlich dafür schonendes, traditionell orientiertes und naturnahes Arbeiten. Weiterhin Handlese, Spontangärung sowie der Ausbau im Edelstahl und großem Holz – je nach Charakter der Lage und des Jahrgangs. Zur Philosophie gehört ebenfalls, so wenig wie möglich einzugreifen, die Weine werden nicht geschönt oder filtriert.
2012 gewann Adams Gutsriesling den BerlinGutsrieslingCup. In Amerika erhalten seine Weine Punktwertungen, die für deutschen Riesling nahezu unvorstellbar waren. Beides bestätigt die außerordentliche Qualität der Weine. Es sind enorm spannende, schlanke und ungemein animierende Tropfen mit tendenziell etwas weniger Restzucker aber stets gemäßigtem Alkohol, die offen ihre Herkunft zeigen. Gleichzeitig sind sie fein, haben Tiefgang, Eleganz und Frische. Wirken verspielt und sind geprägt von einer subtilen Mineralität. Chapeau!

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Alles was dieser vorbildliche feinherbe Charakter von der Mosel zeigt und besitzt. Präzision, Klarheit, Harmonie und Stil – sehr reizvoll. Die Nase sehr intensiv, sehr kühl und mit viel markanter Mineralität. Enorme Spannung von der Spontangärung, Tiefe zeigend. Herrliche erdig-tabakige Würze, ein paar Kräuter und florale Töne. Dominierendes reifes gelbes Steinobst (Pfirsich), aber auch Südfrucht und Zitrus. Leicht, die Kraft jedoch mehr als deutlich, körperreich und stoffig. Klar, geschliffen, frisch und dezente Süße. Zeigt Feinheiten und Stil. Sehr animierend. Am Gaumen kraftvoll, fest, dicht und schmelzig. Dazu frisch, kühl und mineralisch. Erneut die reife, süßliche Frucht, insbesondere ins üppige gehender gelber Pfirsich. Wunderbare Würze, tolles Spiel, komplex und bestens balanciert. Beflügelt von einer sehr feinen, lebendigen Säure. Hat Substanz. Der Abgang sehr gut, sehr lang und schmelzig. Mineralität, Salz, fruchtig-würzig, Zitrus, vielschichtig, guter Zug und belebend. Perfekt feinherb.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 12-14°C), verkostet im “Hermitage” (Riedel Sommeliers)

Die Weine (bitte anklicken)
Wein163                                Gold

Bezugsquellen
Noble Wine München / Suche auf Wine-Searcher.com
Weinlagen
Dhroner Hofberg / Piesporter Goldtröpfchen

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