Barrique-Haus Verkostung zum 74.

Es ist wieder an der Zeit für einen Wein aus Kanada. Unsere Urlaubsmitbringsel halten den Jahren leider doch nicht so stand wie erhofft. Behutsames aber stetiges Aufbrauchen der Reserven ist angesagt. Mit der Jackson-Triggs Winery sind wir bei einem der großen Platzhirsche angekommen. Mehr Auszeichnungen hat kein anderes kanadisches Weingut. Bewirtschaftet werden Rebflächen in Niagara und im Okanagan Tal.

Ein Besuch ist ein Ausflug in die perfekte, nordamerikanische Serviceindustrie. Ein Schauspiel aus Ambiente, Awards, Prices und erstklassigem Verkaufspersonal. Das brauchen und wollen wir nicht jeden Tag. Wenn aber, dann muss es genauso sein. Oftmals kopiert, nicht im Geringsten auf diesem Level erreicht. Wir übersprangen recht zügig alles unterhalb der „Sunrock Vineyard“ Linie. Es war uns zu kitschig und/oder banal. Bei dieser Kategorie mischte sich dann Frucht mit Anspruch. Typisch nordamerikanische Weine der besseren Sorte zu im Verhältnis akzeptablen Preisen.

Wir legten 4 Weine für die Heimreise zurück, um uns mit diesen, wieder zurück in der Heimat, an diesen unvergesslichen Urlaub zu erinnern. Der Cabernet Sauvignon 2006 war nicht mehr ganz in Ordnung (wahrscheinlich Kork), zum Essen aber noch ganz ok. Eine Verkostung hätte keinen Sinn gemacht. Anders beim heutigen Merlot 2006. Dieser Wein präsentierte noch seine Gene, auch wenn er schon über seinen Zenit war und die Gerbstoffe das Vergnügen sehr schmälerten. Ein unkomplizierter Spaßwein und wahrscheinlich perfekt zu amerikanischem Barbecue. Beileibe nicht banal, den Charakter und Anspruch des Merlots der Quinta Ferreira erreicht er jedoch keinesfalls.

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Der schmeichelnde „Kaminweincharakter“ dieses sehr gut gemachten, typisch-nordamerikanischen Vertreters. Viel Frucht trifft auf Vanille und Schokolade. Gute Balance und ausgewogen. Die Nase intensiv mit reifer, süßlicher, dunkler Frucht. Eine Spur Marmeladen-Touch, hält sich aber gut in Grenzen. Heidelbeere, Brombeere und Pflaume. Deutlich Vanille, Schokolade, Lakritz, Kaffee, Gewürze (Piment) und Kräuter. Das Holz bestens integriert und dezent röstig. Warm, kraft- und gehaltvoll. Dabei mit Anspruch, stimmig, elegantes Auftreten und reizvoll. Am Gaumen erneut reichlich süßliche, reife Frucht, Vanille, Schokolade, Kakao und Kaffee. Leichter Schmelz, hat Kraft und Konzentration. Das Holz merklich, ebenso die feinen, trocknenden Tannine. Wirkt ein wenig glatt. Der gute Abgang schmelzig mit mittlere Länge und trocknend. Wärmend mit präsentem Alkohol. Wieder fruchtig-vanillig mit Holz. Der Nachhall auf Kaffee, Kakao und Bitterschokolade.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Für uns einen Tick „too much“ Nordamerika-Style. Die allpräsente Frucht bügelt die sehr schönen Anlagen ein wenig glatt. Die Gerbstoffe sind nervig-trocknend, das liegt aber wohl eher daran, dass der Wein 2-3 Jahre eher hätte getrunken werden sollen.
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 16-17°C), verkostet im “Bordeaux Grand Cru” (Riedel Sommeliers)

Die Weine (bitte anklicken)
Wein188                                Silber

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