Barrique-Haus Verkostung zum 59.

Das beschauliche Örtchen Laumersheim in der Pfalz, quasi das Rotweineldorado im Land, ist aus der deutschen Weinlandschaft nicht mehr wegzudenken. Zwar gibt es hier keine Herrenhäuser und Villen wie im berühmten Forst und Deidesheim, auch reichen die Lagen rein vom “klangvollen Namen” her nicht an Klassiker wie das Forster Kirchenstück oder den Forster Pechstein heran, aber es gibt hier erstklassige Rotweine. In Laumersheim begann das „Deutsche Rotweinmärchen“ mit dem Weingut Knipser, später kam das Weingut Philipp Kuhn dazu und seit einigen Jahren mit dem Weingut Zelt eines unserer allerliebsten.

Das sehr sympathische und gastfreundliche Familienweingut (12ha) befindet sich mittlerweile in der 4. Generation. 2005 übernahm Mario Zelt die Verantwortung nach seinem Önologiestudium in Geisenheim und mehreren, enorm bildenden Auslandsaufenthalten. Vor Mario handelte es sich um einen traditionellen, pfälzer „Gemischtwarenladen“. Neben Weinbau gehörten Landwirtschaft und Obstbau dazu. Für die komplette Ausrichtung auf den Wein, insbesondere qualitativ hochwertigen Wein, musste einiges getan werden. Rebflächen wurden bereinigt und neu angelegt mit sowohl einheimischen als auch internationalen Rebsorten. Ebenso wurde aufwendig in die Kellertechnik investiert. Es hat sich gelohnt, denn was Mario auf die Flasche bringt ist über jeden Zweifel erhaben. Bestätigt wird dies durch die Mitgliedschaft im VDP-Talente-Programm oder dem Gewinn des Deutschen Rotweinpreises 2008 mit einem St. Laurent aus dem Jahre 2005.

Die meisten Weinberge des Weingutes liegen im Bereich von Laumersheim und Großkarlbach, dazu kommen noch einige Flächen in Bissersheim und Dirmstein. In den meisten Fällen bedeutet das sehr viel Sonne durch südorientierte Hänge, Schutz vor Winden und größtenteils Lehmböden mit mal mehr und mal weniger Kalkanteil. Aus diesen Voraussetzungen wird Wein in 3 Qualitätsstufen erzeugt. Zum Ersten die Gutsweine, bei denen die Rebsortentypizität klar im Fokus steht. Unkomplizierte und trinkanimierende Weine mit gewissem Anspruch, die einfach reichlich Spaß bringen. Besonders empfehlen wir den wunderbaren Cabernet Sauvignon und den schmeichelnden Merlot. Es folgen die Ortsweine, in denen mehr Wert gelegt wird auf die Verbindung der Rebsorte mit dem Boden, auf denen sie wachsen. Die Weine sind ein wenig dichter, mit mehr Substanz, büßen aber keinerlei der „zelt-eigenen Trinkfreude“ ein. Der Gipfel wird mit den Lagenweinen erreicht. Kraftvolle, von der Lage geprägte Weine, gepaart mit Eleganz, Leichtigkeit und Finesse sowie formgebender Mineralität. Wieder mit dem „zeltschenTrinkvergnügen.
Alle Lagenweine sind uns sehr ans Herz gewachsen, ganz besonders jedoch die beiden Spätburgunder aus dem Großkarlbacher Burgweg und dem Laumersheimer Kirschgarten. Saftig, geschmeidig, reizvoll und mit sehr präziser Frucht. Wir empfehlen dringendst einen Besuch auf dem Weingut. Ist es kalt lockt die rustikale Probierstube mit Fachwerk und urigen Sitzbänken am Ofen, ist es warm geht es ab hinaus in den sehr einladenden Innenhof bei strahlendem Sonnenschein. Herz was willst du mehr.

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Dass wir einen hervorragenden Spätburgunder mit feinem Stil und sehr gekonnten Holzeinsatz im Glas haben. Die Nase sehr intensiv mit prägnanter röstig-toastiger Holzwürze. Dazu wunderbar reife rote und schwarze Beeren mit deutlicher Sauerkirsche. Präzise, subtile Frucht. Erdig, gewisse Kühle, vegetabile Aromen, ein paar Kräuter, je etwas Lakritz und Kakao. Schöne Komplexität und eine exzellente Mischung aus Kraft, Feinheit und Eleganz. Animierend. Am Gaumen schlank und gefühlvoll bei guter Kraft und festem Bau. Merkliche Kühle und Mineralität. Harmonie von Frucht, Holz und der vegetabilen, teils gemüsigen Komponente. Erdig, saftig, frisch, sanft, galant, geruhsam und verführend. Der Abgang schmelzig, sehr gut, sehr lang und spürbar mineralisch. Wieder beispielhaft das Zusammenspiel von Frucht und Holz. Bitterschokolade, Kakao, erdig und ein wenig wärmend. Abermals fein, stilvoll, rund und ruhevoll. Bestens.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 16-18°C), verkostet im “Bordeaux Grand Cru” (Riedel Sommeliers)

Die Weine (bitte anklicken)
Wein167                                Gold

Bezugsquellen
Direkt im Barrique-Haus / Suche auf Wine-Searcher.com
Weinlage
Grosskarlbacher Burgweg / Laumersheimer Kirschgarten

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