Tour der Großen Gewächse (Rieslinge 2011)

Eine beachtliche Auswahl „Großer Gewächse“ stand am Sonntag für Fachbesucher in Köln zur Verkostung parat. Wir machten uns auf den Weg, um Euch Informationen aus erster Hand zu liefern und vielleicht auch demnächst, den einen oder anderen Wein mit in unser Angebot aufzunehmen.

Dank dem VDP für die sehr gute Organisation – leider hatte die Veranstaltung an sich 2 grobe Schwächen, die einfach nicht sein müssen! Die Räumlichkeiten waren viel zu klein für die Menge der Besucher und die Vielzahl der Weine wurde „notdürftig“ in Schalen mit Eis gekühlt. Hier stehen also grandiose Weine auf der einen Seite und auf der anderen keine Rückzugsmöglichkeiten, keine saubere Luft und keine vernünftigen Trinktemperaturen. In Ruhe riechen war kaum möglich und brachte bei „Rotkäppchensekttemperaturen“ auch recht wenig. Einige Winzer bemühten sich mehr am Temperaturproblem etwas zu tun, andere weniger. Einfach schade. Insgesamt ergaben sich dann aber doch Eindrücke und Tendenzen, nachdem wir die Weine infolge des Kälteschocks im Mund erwärmt hatte…

Also denn, ran an die Weine. Wir pickten uns jeweils einige Erzeuger aus den verschiedenen Regionen und „Here are the results oft he Barrique-Haus Vote“.

In Rheinhessen könnt ihr mit Battenfeld-Spanier/Kühling-Gillot, Wittmann und Keller einfach nichts falsch machen, bei keinem Wein. Grandiose Weine – punkt. Wenn man denn will: schlank/glasklar vs. fetter/salzig vs. irgendwo dazwischen. Ebenfalls beeindruckend war Wagner-Stempel, wobei uns der „Heerkretz“ etwas besser als der „Höllberg“ gefiel. Gunderloch konnte uns leider nicht überzeugen.
Unsere heutigen Top-3: „Pettenthal“ von Kühling-Gillot (must have!!!), „Morstein“ von Wittmann, „Frauenberg“ von Battenfeld-Spanier. Ja, wir lieben Steine.

Tja, was sollen wir zur Nahe noch sagen, kein Anbaugebiet besitzt diese Qualität in der Breite. Fast jedes „Große Gewächs“ trägt seinen Namen mit Recht. Und die Weinstile können kaum unterschiedlicher sein. Den Weinfreund freut’s.
Ganz vorn dieses Jahr das Schlossgut Diel. In sich ruhende, harmonische und zutiefst elegante Rieslinge. „Goldloch“ und „Burgberg“ sind großartig. Ebenso die „Hermannshöhle“ (ein mineralischer Gigant) von Dönnhoff und das „Felseneck“ (Sponti, viel Frucht, viele Steine) von Schäfer-Fröhlich. Bei Dönnhoff sind die Weine rauer, rustikaler und zutiefst mineralisch, bei Schäfer-Fröhlich viel „leichter“ und fruchtiger. Auch erstklassig, aber knapp dahinter sind Emrich-Schönleber, Gut Hermannsberg und Prinz Salm.
Unsere heutigen Top-3: „Hermannshöhle“ von Dönnhoff, „Burgberg“ von Diel, „Dellchen“ von Dönnhoff (Kräuterwiese, salzig, mineralisches Monster).

Die Mosel, unser Sorgenkind. Bis heute sind uns einfach viel zu wenige Weine der Güte „Großes Gewächs“ über den Weg gelaufen. Viel zu oft werden wir enttäuscht, so auch in Köln. Eigentlich wollten wir möglichst viele Moselweine probieren, stellten das Projekt aber nach einigen Probanden ein. Guten Gewissens und mit viel Freude können wir die „Großen Gewächse“ von Clemens Busch empfehlen. Insgesamt sehen wir die Stärke der Mosel in anderen Bereichen.
Ganz anders sieht die Sache an der Saar und Ruwer aus. Von Othegraven beeindruckt mit „Altenberg“, „Herrenberg“ und „Bockstein“. Vor allem die ersten beiden haben enorme Substanz und brauchen Zeit. Auch von Hövel mit dem „Hörecker“ und „Scharzhofberg“ sowie der Karthäuserhof mit dem „Karthäuserhofberg“ sind erstklassig.
Unsere heutigen Top-3: „Altenberg“ von Othegraven, „Scharzhofberg“ von Hövel, „Bockstein“ von Othegraven.

Gegen Ende der Veranstaltung „überprüften“ wir noch einige Weine aus der Pfalz erneut. Es bleibt beim Alten, das Triumvirat aus Bürklin-Wolf, Rebholz und Christmann steht an der Spitze mit zum Teil phänomenalen Weinen. Die von Winning Weine zeigten sich viel besser als vor einem halben Jahr, absolut erstklassig – eben mit dem eigenen Stil, der nicht ganz unsere Vorlieben trifft. Wer denn vom Establishment abweichen möchte, dem sei Kranz und Siben Erben abermals ans Herz gelegt. Nicht alles in der Pfalz verdient die Bezeichnung „Großes Gewächs“.
Unsere heutigen Top-3: „Kastanienbusch“ von Rebholz, „Idig“ von Christmann, „Reiterpfad“ von Christmann
Zum ausführlichen Pfalzbericht.

Generell ist an dieser Stelle vielleicht einmal zu erwähnen, dass die „Großen Gewächse“ aus der Pfalz, insbesondere in diesem jungen Stadium, im Allgemeinen unzugänglicher sind als bspw. die Nahe oder das schmeichelnde Rheinhessen. Die Weine werden auch niemals sanfte Charmeure werden. Es bleiben aber beeindruckende, teils große Weine, die wir aufgrund ihrer Wildheit, Würze und frischen Mineralität in unser Herz geschlossen haben. Manchmal einfach sture, liebenswerte Charakterköpfe. Oft wird über die Weine einfach zu Unrecht hergezogen.

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