Barrique-Haus Verkostung zum 66.

Das Weingut Peter Jakob Kühn in Oestrich-Winkel macht seit etwa 10 Jahren vieles anders gegenüber den meisten Winzern und Winzerinnen im Rheingau. Das tut und tat auch bitter Not, um das Rheingau wieder auf Vordermann zu bringen. Ein Prozess der anläuft, aber bei weitem noch Zeit und Veränderungen benötigt.

In den ersten Jahren des 21. Jahrhunderts vollzogen sich die fundamentalen Änderungen: weg von der Primärfruchteinerlei und hin zu naturnahen Charakterweinen höchster Qualität, die ein Abbild der lebendigen Weinberge sind, in denen ihre Trauben wachsen und reifen. Ein sehr mutiger Schritt, der einher ging mit Unverständnis bei vielen Personen in der Weinwelt, schlechter Presse und dem Verlust von Trauben im Gault Millau. Falsch lagen die Skeptiker! Denn was Peter Jakob Kühn mit unumstößlicher Konsequenz in seinem Tun auf die Flasche bringt, ist über alle Zweifel erhaben und einzigartig. Vergleichbare Weine in Stil und Entschlossenheit sind kaum zu finden. Allein schon die ersten Jahrgängen brachten grandiose Weine hervor, die wahrscheinlich an mancher Stelle so nicht gewollt oder auch nicht verstanden wurden.

Zugegebenermaßen gibt es auf den 1. Blick zugänglichere und offensiver-animierende Weine, als die von Peter Jakob Kühn. Damit wird man den Weinen aber nicht gerecht. „Das Wesentliche eines Weines tritt hervor, weil das Unwesentliche zurücktritt“, dieser Satz des Weingutes passt wie die Faust aufs Auge. Es geht um Weinbergs-/Bodentypizität, um Natur und die Natürlichkeit des Weines. Dafür arbeitet der Betrieb nach den Gesetzen der Biodynamie und ist seit 2009 Demeter zertifiziert.

Höchstes Gut ist der Weinberg, ihm wir die volle Aufmerksamkeit und Pflege geschenkt, um bestes, ja optimales Traubenmaterial zu erhalten. Im Keller folgt nur die schonende Begleitung („vollkommene Ruhe“). Alle Weine werden spontan mit eigenen Hefen vergoren und sehr lange auf der Maische belassen. Das alles führt zu enorm von der Mineralität geprägten Weinen, die teilweise nervig, fast unangenehm im jungen Wein auffallen kann. Ein kräftiges Gerbstoffgerüst und die teilweise kaum merkliche Frucht bilden das Rückgrat. Herbe Würze aus einerseits erdig-steinigen und andererseits getrocknet-vegetabilen Aromen ist die Visitenkarte der Weine. So finden wir getrocknete Kräuter, Tee, Trockenblumen, Heu und vieles mehr. Sie sind komplex und tief, strotzen vor innerer Kraft und sind doch so in sich ruhend und unaufgeregt. Nichts an ihnen ist erzwungen und genauso unaufdringlich präsentieren sie sich. Lässt man sich auf sie ein, reißen sie einen nahezu mit. Ganz eigen, authentisch und mit Strahlkraft.

So werden die Weine an andere Stelle mal als fordernd und mal als durchaus zugänglich beschrieben. Für unseren persönlichen Geschmack, der am Ende irgendwo der Maßstab für diese Einschätzungen ist, liegt die Wahrheit in der Mitte. Wir möchten diese Weine nicht nebenher trinken, wir wollen mit ihnen sprechen und zuhören. Nur dann offenbaren sie ausführlich, was in ihnen steckt. Zugänglich, aber nicht ohne die Aufmerksamkeit des Weinfreundes. Außerdem ist liegenlassen angesagt, die Weine haben und brauchen Zeit. Nur mit viel Luft, teilweise über 2-3 Tage, zeigen sie jetzt in Ansätzen, was noch alles kommt und wie harmonisch und spannend sie sich entwickeln. Innerlich müssen wir sofort an eines unsere Lieblingsweingüter denken: Bürklin-Wolf. Da gibt es einige Parallelen. Wir haben enorme Lust, uns mit den Weinen weiter zu beschäftigen. Was gibt es schöneres, als Weine die faszinieren und mit denen es sich lohnt näher zu beschäftigen, ja ihnen zuzuhören?

P.S. Die „Grossen Gewächse“ Doosberg und St. Nikolaus gibt es direkt im Barrique-Haus zu kaufen.

Die Weine (bitte anklicken)

Wein176   Wein177   Wein178
Peter Jakob Kühn – Riesling “Jacobus”   2012 (zur VKN)   Silber

Peter Jakob Kühn – Riesling “Rheinschiefer”   2012 (zur VKN)   Silber

Peter Jakob Kühn – Riesling “Klosterberg”   2012 (zur VKN)   Gold

Bezugsquellen (Beispiele)
Direkt im Barrique-Haus (GG) / Weinhalle Nürnberg / Suche auf Wine-Searcher.com
Weinlagen
Hallgartener Hendelberg / Oestricher Klosterberg / Oestricher Doosberg / Mittelheimer St. Nikolaus

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