Zehn Jahre alter Wein, dies kann schwierig sein. Heute in Person des Brunello di Montalcino „Prime Donne“ 2003 des Weingutes Donatella Cinelli Colombini. Ein bodenständiger, unverwechselbarer Terroirwein. Grazie.
Er hat alles, was es braucht, um ein erstklassiger Brunello zu sein. Beeindruckend diese einzigartige Aromatik, süßliche Saftigkeit, Kraft und Vielschichtigkeit. Dabei nicht schwer, sondern lebendig durch die forcierte Säure und Mineralität. Das macht an. Puristisch veranlagt, keine Schminke und kein Tamtam. Leider hält das Holz aktuell das Steuer in der Hand. Die Frucht und Komplexität wird in den Hintergrund gedrängt. Jammern auf hohem Niveau, aber doch einfach schade. Bescheiden momentan die Gerbstoffe, zupackend und enorm trocknend.
Diese Flasche würde die Gemüter spalten, von „Schatz, magst Du noch mein Glas Wein haben“ bis hin zu „Ups, Flasche schon leer?“. Einfach ganz sicher nicht, vielleicht in dieser Form als „fortgeschrittener Männerwein” einzustufen. Die Qualität, die Substanz ist da!
Was ist nun die Ursache?
Korkeinfluss? Schlechte Flasche? Miese Phase? Ob er nochmal richtig aufblüht?
Tja, so ist das Leben mit dem Wein. Mit Vorstellungskraft und einer gewissen Toleranz für Gerbstoffe macht er Spaß, ohne das, ein Satz mit X. Vor gut 2 Jahren gab es beste Harmonie, eine Flasche ist noch im Keller und wir freuen uns drauf (und drücken die Daumen)!
Dem Barrique-Haus gefällt besonders: Der authentische, unverfälschte Charakter dieses Weines. Das ist Italien, das ist Brunello. Die Nase intensiv mit animalischer Note, ein wenig Stall. Reichlich Würze dominiert. Präsentes röstiges Holz, etliche getrocknete Kräuter und Gewürze wie Nelke, Muskat und Piment. Dazu Tabak, Kaffee, Kakao und Spuren von Leder, Teer sowie Lakritz. Hochreife dunkle Beeren mit ganz zarter Süße im Hintergrund. Wild und urwüchsig mit Wucht und Kraft. Eher kühl mit guter Frische, Mineralität andeutend. Stilvoll, balanciert, vielschichtig und Tiefe zeigend. Prächtige Nase, bezaubert. Am Gaumen geradliniger mit gewisser Saftigkeit. Kühl und mineralisch, was den Wein schlank erscheinen lässt. Dabei ist er nahezu ungestüm, konzentriert und packt mit Druck zu. Das Holz spielt sich in den Vordergrund und verschleiert die Komplexität. Die Aromatik der Nase aber noch da, mit ganz leichter Süße und Kakao-Prägung. Samtig, gefühlvoll in Verbindung mit einer rassigen Säure. Die Gerbstoffe fein aber sehr präsent in trocknender Form. Der Abgang schmelzig, sehr gut und sehr lang. Mineralität und eine Idee von Salz. Nachhaltig auf Bitterschokolade und Kakao. Gute Frucht und Würze, leider wieder etwas vom Holz überlagert. Enorm nachtrocknend durch die Gerbstoffe. Dem Barrique-Haus gefällt weniger: Das Holz hat sich in den Vordergrund gespielt und nimmt dem Wein eine Menge seines Charmes. Jetzt ruppig und mit Ecken und Kanten, er zeigt aber, dass er anders kann. Die Gerbstoffe machen es gerade sehr schwierig, erstklassig ist das alles trotzdem. Herrlich die Aromatik, Kategorie „fortgeschrittener Männerwein“. Allein oder zum Essen?: Tendenz zum Essen (bei 16-18°C), verkostet im “Bordeaux Grand Cru” (Riedel Sommeliers)
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Bezugsquellen (Beispiele)
VIF Weinhandel / Suche auf Wine-Searcher.com
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