Barrique-Haus Verkostung zum 96.

Es ist einmal mehr an der Zeit ins Burgund zu schauen. Grundsätzlich trifft unser heutiger Wein zunächst eine Wunde die sehr schmerzt, für deren Heilung ein Mittel jedoch schwierig festzulegen ist. Umso größer sind die Schmerzen, je teurer die Weine sind. Es geht uns um die Stilistik.

Bei einem Weinkauf im Supermarkt ist relativ klar, dass er eine massenkonforme, sehr moderne und international orientierte Ausrichtung haben wird. Bei hochwertigem Wein aus dem Handel ist es leider extrem schwierig bis kaum zu erkennen, der „einfachen Weintrinker“ ist quasi chancenlos. Dabei reicht die Spanne von voluminösen Fruchtbomben bis hin zu den kargsten Puristen. Es besteht Handlungsbedarf! Der Kunde kauft die Katze im Sack.

Wie erkennt der Kunde in kürzester Zeit, ob ein Wein ihm zusagen könnte? Für unseren heutigen Fall beispielsweise, ob der Burgunder eine internationale, fruchtbetonte Stilistik aufweist oder ein vehementer sowie klassischer Vertreter seiner Herkunft ist? Aus unserer Sicht bleibt genau diese Frage fast immer unbeantwortet. Ein Unding. So hatten wir leider wieder einen Burgunder im Glas, wie wir ihn nicht mögen. Schade ums Geld, völlig unabhängig von möglichen oder tatsächlichen Punkten.

Der „Vosne-Romanée“ 2007 von Alain Jeanniard zeigt in einigen Details sehr gutes handwerkliches Geschick. Die blumigen und getrocknet-pflanzlichen Aromen gefallen. Insgesamt harmonisch und mit Feinheiten. Dazu kommen jedoch eine ins Kitschige abdriftende Frucht, grünliche Töne, wenig wirkliche Substanz und spürbarer Alkohol. Kurzum, deutlich ein Prämiumwein und damit Barrique-Haus „Silber“. Nicht mehr und nicht weniger. Pinot-Spaß geht anders.

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Im Prinzip recht wenig. Himbeere und Kirsche überall, enorm moderne Ausrichtung. Das handwerkliche Geschick spürbar, sehr harmonisch. Auch die feinen, blumigen Aromen gefallen. Die Nase intensiv, einfach und insgesamt ein subtil-harmonischer Stil. Kirschsaft mit Pflanzentönen. Dazu Himbeere, blumige Aromen, eine Spur welkes Laub und getrocknete Kräuter. Gefühlvolles, mittelkräftiges Holz. Schlank und leichtgewichtig – ebenso am Gaumen mit ein wenig wässrigem Mundgefühl. Zartes Holz gibt den Körper. Herb-fruchtig, blumig-kräutrig und Bitterschokolade. Balance ist gut, Gerbstoffe und Säure (viel) sind fein. Gefühlvoll, wieder insgesamt einfach. Der Abgang gut, lang und schmelzig. Bekannte Aromatik setzt sich fort mit süßlicher Kirsche im Fokus. Etwas trocknend und merklicher Alkohol.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Der Pinot ist einfach nicht authentisch, wirkt gemacht und zusammengebaut für die Gastronomie. Die Traubenbasis war vielleicht auch nicht die Beste, grünliche Töne begleiten den gesamten Wein. Erinnert oftmals an Saft. Letztendlich schmeckt er schon, tut an keiner Stelle weh, verwöhnt oder fasziniert jedoch zu keinem Zeitpunkt. Jetzt langsam austrinken.
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 17-18°C), verkostet im “Bordeaux Grand Cru” (Riedel Sommeliers)

Die Weine (bitte anklicken)
Wein220                                Silber

Bezugsquellen (Beispiele)
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