Barrique-Haus Verkostung zum 105.

Der Barolo hat es heutzutage nicht leicht. Einerseits ist er nicht gerade billig und anderseits ist er kein Schmeichler vor dem hohen Herrn. Reifezeit, die er dringend nötig hat, wird ihm meistens verwehrt. Darüber hinaus sind unzählige, mehr oder minder günstige, „Einstiegsbarolos“ in den Weinläden dieser Welt zu finden, deren grausige und enorm trocknende Gerbstoffe niemals ihren Schrecken ablegen werden. Leicht und fruchtig kann er sowieso nicht – und das ist gut so!

Ein guter Barolo ist ein vor Kraft strotzender, ursprünglicher Charakter, der mit seiner einzigartigen Würze die Tore zu einer unwiderstehlichen, hocharomatische Welt öffnet. Eine komplexe und tiefe Würze von erdigem Waldboden, unzähligen Gewürzen, Pilzen (ja Trüffel) bis hin zu edelstem Leder. Seine intensiven Gerbstoffe zeigen sich dann in einem den Gaumen auskleidenden herrlichen Samt. Eine unverwechselbare und faszinierende Schöpfung aus der Traube Nebbiolo, der vielleicht anspruchsvollsten Rebsorte der Welt.

Die Aufgabe der Winzer im Piemont besteht darin, das klassische Erbe zu wahren und gleichzeitig einen Schritt nach vorn zu gehen. Die Weine müssen jung zugänglicher werden um erfolgreich zu sein. Trotzdem haben sie ihr Versprechen zu halten, lange und in außergewöhnlicher Güte reifen zu können. Nach reichlich probierten Barolos auf der Prowein 2014 und unserem heutigen Exemplar stellen wir den Erzeugern ein erstklassiges Zeugnis aus. Ein wenig Umdenken ist angesagt und wir alle sollten dem Barolo wieder etwas mehr Aufmerksamkeit widmen.

Im Glas haben wir den BaroloLa Tartufata“ 2009 von Giulia Negri. Bis dato uns völlig unbekannt und von nun an fest und dick unterstrichen im Kopf verankert. Schlichtweg ein brillanter Barolo allererster Güte. Genau so muss modern interpretierter Barolo riechen und schmecken. Klassisch orientiert, geschliffen und perfekt balanciert. Sensationelle Gerbstoffe sorgen für einen Barolo nahezu unglaublichen Trinkfluss, eine „Mahlzeit als Beilage“ ist gar nicht unbedingt nötig (je nach persönlichem Empfinden). Dazu kommt eine sehr ausgeprägte, kühle Mineralität, wie sie meistens nur in raren Lagenbarolos zu finden ist. Dieser Barolo muss sich vor keinem Wein der namenhaften Erzeuger verstecken.

Giulia Negri begrüßt auf Ihrer Webseite den Besucher mit „Barolo. The Future.“. Treffender hätte es die schöne und talentierte Nachwuchswinzerin nicht formulieren können. Eine Top-Empfehlung, um in die großartige Welt des Barolos einzutauchen. Einfach die Flasche eine gute Stunde vor dem Trinken öffnen, große Gläser bereitstellen und bei 18°C servieren. Zu erwerben ist der Wein bei unserem Werbepartner Vinello.

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Die moderne und zugleich klassische Stilistik dieses imposanten Barolos. Viel Mineralik und brillanter Schliff. Grandiose Gerbstoffe machen den Wein zugänglich und bereits sehr gut trinkbar. Die Nase intensiv mit markanter, pikant-herber und sehr erdiger Würze. Präsentes, erstklassig eingebundenes rauchig-rußiges Altholz. Dazu Waldboden, Unterholz und getrocknete Pilze sowie Kräuter. Gewürze wie Pfeffer, Muskat und Süßholz. Daneben Tabak, Kaffee und Leder. Die hochreifen, teils eingemachten dunklen Beeren reihen sich dahinter prächtig ein. Deutliche, fein säuerliche Sauerkirsche. Reichlich Kraft und Körper. Beeindruckend balanciert mit sehr elegantem Auftreten. Frisch und auffallend mineralisch. Vielschichtig, Schliff – hat Spannung und animiert. Am Gaumen kühl und viel Mineralik. Sehr saftig, weicher Samt. Allerbeste Gerbstoffe und eine sehr feine Säure verleihen dem Wein in Verbindung mit seinem Schliff einen grandiosen, frischen Trinkfluss. Erneut die komplexe und edle Aromatik. Spürbare Fruchtsüße, Schokolade und Kaffee treten ein wenig in den Vordergrund. Enorme Kraft, dicht und gehaltvoll. Der Abgang schmelzig, sehr gut und sehr lang. Sehr nachhaltig auf reichlich Kaffee und Bitterschokolade. Wieder etwas Süße. Wärmend mit einer Spur Alkohol.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides, Tendenz zum Essen (bei 17-19°C), verkostet im “Bordeaux Grand Cru” (Riedel Sommeliers)

Die Weine (bitte anklicken)
Wein237                                Gold

Bezugsquellen (Beispiele)
Vinello Dresden / Suche auf Wine-Searcher.com

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