Zum 2. Mal die 20-30 Euro Klasse aus dem Burgund im Barrique-Haus und zum 2. Mal – ja auf den Punkt gebracht große Enttäuschung. Damals Joblot und heute Lécheneaut mit einem zickigen Wein, der mehr Fragen aufwirft, als das er Vergnügen bereitete. Genau deshalb fällt und das Schreiben dieses Artikels sehr schwer und wir machen es etwas anders als sonst. Da der Nuits-Saint-Georges im Handel um die 30 Euro kostet, muss er sich auch daran messen lassen! Kommen wir also zu unserer heutigen Momentaufnahme. Direkt nach dem Einschenken haben wir einen hervorragenden Burgunder im Glas. Der Duft von Würze (Lakritz, Nelke) und roten Beeren (Kirsche, Erd- und Himbeere) geprägt. Dazu kräutrig, blumig-floral und ein sehr präsentes Holz. Im Mund gute Kraft, rote Frucht und enorm kräftige Holzwürze. Gleiches gilt für den Abgang mit gutem Nachhall auf Lakritz und Bitterschokolade. Soweit so gut und 92-93 Punkte wert. Prinzipiell ein sehr moderner Burgunder. (am 2. Tag mehr Richtung Kaffee und Tabak) Mit Luft und Wärme zeigt der Wein aber Schwächen, die bei dieser Preisklasse einfach nicht sein dürfen. Trotz nur 13% Alkohols schon eine Idee Alkohol in der Nase, dieser ebenfalls im Abgang deutlich. Das muss nicht unbedingt störend sein, hier ist es aber der Fall – steht völlig daneben. Die Frucht wirkt zu keiner Zeit reif, im Gegenteil sogar leicht grün. Ebenfalls sind die Gerbstoffe nicht die feinsten und das Holz ist nicht unbedingt harmonisch. Beides schlägt sich aufrauend und trocknend am Gaumen nieder. Wir reden hier über Details – aber nochmals, bei 30 Euro ist das angebracht. Und gerade da die Reife und das Extrakt der Trauben zu fehlen scheinen, fallen Alkohol und Gerbstoffe so heftig negativ auf. Und jetzt kommt das Verwirrende an diesem Burgunder. Wir haben ihn über 2 Tage getrunken, die Flasche war mit dem Korken verschlossen. Kommt er frisch ins Glas, stehen die ersten beiden Schlücke gut da, danach treten die Schwächen mehr und mehr in den Vordergrund und der Wein zerfällt regelrecht, bis am Ende kaum noch etwas zu schmecken oder zu riechen ist. Immer das gleiche – für uns ein bisher völlig unbekanntes Verhalten. Ein „klassisches“ Verschließen oder Korkproblem stellt sich einfach anders dar. Es macht den Eindruck, der Pinot verträgt nicht wirklich viel Luft (tödlich, da Pinot große Gläser braucht) und ebenso wenig die Wärme. Die Formel hieß am Ende wenig ins Glas bei 16-17° und schnell trinken….wir bleiben fragend zurück…. Was bleibt am Ende? Ganz klar Frust und Enttäuschung, wir hatten vielleicht 150ml einen wirklich schönen Burgunder und der Rest war wenig Spaß. Und man stelle sich jetzt vor, ein „Weinlaie“ kauft diesen Wein und möchte sich etwas gönnen… Tja, jetzt werden viele sagen, das ist eben Burgund. Und diese Erlebnisse gibt es auch für 100+ Euro. Genauso hatten wir schon viele exzellente Burgunder und ähnliche Ausfälle – ein wirklich schwieriges Feld. Aber darf das sein? Ist das kundenfreundlich? Bringt das nachhaltig zufriedene Käufer? Es gibt bestimmt Möglichkeiten die Situation zu verbessern, wenn man denn wöllte! Welche Lehre ziehen wir vorerst? Die, wie unsere Überzeugung sowieso lautet – mehr deutschen Wein. Selbst wenn der Wein fehlerfrei bei 93 Punkten landet, der trinkfreudigste Tropfen wäre er nie gewesen. Da gibt es Spätburgunder in Deutschland, die verlässlicher und besser sind, günstiger wie teurer. Natürlich gibt es eigenständige, wunderbare Pinots aus dem Burgund, aber wenn die Suche jeweils der einer Nadel im Heuhaufen gleicht, macht uns das keinen Spaß…vielleicht ist ja im Burgund alles anders, der Markt in Deutschland für Weine aus dem Burgund ist jedenfalls alles andere als gut. Die Weine (bitte anklicken) Bezugsquellen Google Suche / Suche auf Wine-Searcher.com |
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