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„Grosse Gewächse“ in Frankfurt

Vorgestern präsentierten alle Regionalverbände des VDP ihre Grossen Gewächse im Gesellschaftshaus des Palmengartens in Frankfurt am Main. Der Historische Festsaal bildete das einmalige, spektakuläre Ambiente für die allerbesten, trockenen Weine Deutschlands, die in ihrer Spitze auch weltweit Maßstäbe setzen. Wir berichteten bereits von den Weinen aus Rheinhessen und der Pfalz, heute widmen wir uns einigen weiteren Regionen.
Eins vornweg, es ist unmöglich alle Weine auf einer solchen Veranstaltung zu probieren, wir bereiteten uns gut vor und versuchten alles zu verkosten, was man sich nicht entgehen lassen darf. Zugegebenermaßen weniger Risiko und kaum das Testen uns unbekannter Erzeuger, dafür eine beeindruckende Sicht auf das, was der Jahrgang wirklich zu bieten hatte und in welcher Art und Weise die „üblichen und neuen Verdächtigen“ sich ihn zu Nutze machten.

Riesling

Der Jahrgang 2012 ist ein wunderbares Geschenk an alle Weinliebhaber, bei den von uns probierten Weinen, war nicht ein einziger dabei, der die Bezeichnung Grosses Gewächs nicht verdient hätte. Und nicht nur das, in der Regel waren sie in der Breite so hochwertig wie vielleicht nie zuvor. Gleiches gilt für die absolute Spitze. Mehr Weine als sonst strahlten mit überragender bis meisterhafter Qualität, faszinierten, überwältigten und bezaubernden. Unser Weinherz sprang vor Freude auf und ab, wieder und immer wieder.
Deswegen wollen wir heute nicht meckern oder nörgeln. Die Baustellen sind den meisten Protagonisten bekannt, wir wollen heute den Wein loben und erleben. Natürlich gibt es Weine, die noch ein wenig heller strahlen als andere, allen Weinkäufern sei aber gesagt, dass es nie so einfach war, einfach darauf loszukaufen.
So vieles ist so verdammt gut und insbesondere, wenn dann einer dieser Weine allein im Glas vor Euch steht, ist es doch vollkommen egal, was es noch gibt oder um welche Nuancen und Entwicklungspotentiale ein paar Weinverrückte streiten, Hauptsache der Tropfen rockt und bringt Spaß. Das tun sie, die Rieslinge aus 2012!

Mosel-Saar-Ruwer
An der Saar eine unfassbare erste Grosse Gewächs Kollektion von Neu-VDP-Mitglied Peter Lauer. Die Weine ruhig, erhaben, ohne jeglichen Ansatz sich auch nur irgendwie aufzudrängen. Aber sie tun es genau deswegen, sie reißend mit und nehmen uns in ihren Bann, klar und geschliffen. Der „Schonfels“ sensationell. Überragend die Weine von van Volxem. Getragen von Balance und Noblesse, in gewisser Weise majestätisch. Begehrenswert und verzaubernd. Imposant von Hövel, mit stoffigen, kernigen und herb-kräutrig würzigen Weinen. Das macht an. Nicht ganz auf dem Level aber ebenfalls erstklassig und spannend von Othegraven und Geltz-Zilliken. Die Saar brilliert.
An der Mosel verkosteten wir vier Weingüter und alle vier Trümpfe stachen. Heymann-Löwenstein phantastisch. Kraft, die vor Feinheiten und Komplexität nur so strotzt. Der „Uhlen L“ fabelhaft. Fritz Haag ganz anders, eher an die klassische Mosel erinnernd. Typische Frucht und Leichtigkeit – endlich mit dem passenden Rückgrat versehen. Die „Juffer-Sonnenuhr“ anmutig und betörend. Dass die Mosel trocken kann zeigt Reinhold Haart. Frisch, schlank, knackig mit grandioser Mineralik. Verlockend und reizvoll. Und dass die Mosel nochmal anders kann, zeigt Clemens Busch. Völlig unverfälschte, authentische Weine aus dem Weinberg herausgekitzelt mit einer immensen inneren Dichte. Der „Rothenpfad“ kolossal. Es geht doch Mosel, viermal völlig verschieden und viermal brilliert.

Nahe
An der Nahe ist und bleibt ebenfalls oben. Phänomenale Weine, wo wir auch nur hinschauen. Ehrwürdige, galante, zutiefst harmonische Weine vom Schlossgut Diel. Schlichtweg einzigartig. Dönnhoff mit druckvoller Mineralität und einer großartigen „Hermannshöhle“. Emrich-Schönleber reiht sich nahtlos mit genialer Trinkfreude und seinem monumentalen „Halenberg“ ein. Die Weine vom „Gut Hermannsberg“ und „Schäfer-Fröhlich“ ebenfalls prächtig bis phantastisch. Festzuhalten die starken, schwefligen, Spontiaromen, die man mögen muss, um diese Weine zu lieben (extrem in der „Bastei“ – das reinste Zündholz). Die Weine sind kerniger, frischer und aggressiver als jene des Establishments.

Rheingau
Im Rheingau führt nach wie vor kein Weg vorbei an Peter Jakob Kühn. „Doosberg“ und „Sankt Nikolaus“ sind vollkommene Weine, extrem komplex und mit sublimer Finesse sowie Mineralität. Gewaltig voran marschiert Balthasar Ress. Erfrischend anders und saugut. Von der Lage geprägte Weine, spannend, unverfälscht, mit sehr viel Mineralik und Würze. Der „Berg Schlossberg“ beeindruckend. Erstklassige, tendenziell das klassische Rheingau verkörpernde Weine, gibt es bei Kesseler, Künstler, Weil und Schloss Johannisberg.

Spätburgunder

An der Ahr bildschöne Weine von Adeneuer und Meyer-Näkel. Der eine mit eher warmer Frucht, der andere kühl und unaufgeregt. In Baden überzeugen Dr. Heger mit gehaltvollen, körperreichen Weinen und Seeger mit viel Feinheit und Schliff. Franken spielt auch oben mit. Fürst mit drei grandiosen Weinen (kühl, mineralisch, frisch) und die Stadt Klingenberg mit einem sehr individuellen, faszinierenden Schlossberg, der noch Zeit benötigt.

Lemberger

Die Lemberger 2011 aus Württemberg sind super gelungen. Wer beerige, herzerwärmende Kaminweine sucht, ist komplett an der richtigen Stelle. Der „Lämmler Bergmandel“ von Schnaitmann ist einen Schritt voraus, mit Neipperg, Haidle oder Ellwanger trefft Ihr ebenfalls eine hervorragende Wahl.

Grosse Gewächse Pfalz: Riesling 2012

Am vergangenen Freitag war es wieder soweit, die Grossen Gewächse der Pfalz wurden im Gesellschaftshaus der BASF in Ludwigshafen präsentiert. Gut zwei Wochen zuvor konnten wir bereits die Vertreter aus Rheinhessen begutachten und gestern in Frankfurt die Repräsentanten der weiteren Weinbauregionen (Artikel folgt).

Riesling

Zunächst ziehen wir unseren Hut und werden ein wenig und ein Bisschen mehr sentimental. Bisher hatten es die Weine vom Weingut von Winning etwas schwer bei uns. Nicht wegen der Qualität, irgendwie passte der Holzeinsatz mit der je nach Wein manchmal süßlichen, tropisch wirkenden Frucht für uns nicht perfekt zusammen. Aus und vorbei, 2012 stellt von Winning für uns, nicht nur in der Pfalz, sondern in ganz Deutschland die Kollektion des Jahres! Stilsicher, unwiderstehlich, packend, betörend und mitreißend. Bereits „Langenmorgen“, „Kalkofen“ und „Kieselberg“ machen Gänsehaut und sprachlos. Das „Ungeheuer“ noch unnahbar aber großartig. Überragend der „Pechstein“ und meisterhaft das „Kirchenstück“. Was ist das „Kirchenstück“ für ein Wein, unser Riesling des Jahrgangs 2012, bei dem wir durchaus gegen Freudentränen ankämpfen müssen. Unfassbar berührend. Vielleicht der größte Wein, den wir jemals im Glas hatten. Selbst das Schreiben dieser Zeilen rüttelt innerlich wieder auf, uns so umzuwerfen bei den Voraussetzungen – unser tiefster Respekt!

So, Zeit sich zu beruhigen aber weiter bezaubern lassen, was uns direkt zu Bürklin-Wolf führt. Alle Weine von beeindruckender bis sensationeller Qualität. Dabei sehr typisch im einzigartigen Stile des Weingutes, über alles erhaben, in sich ruhend und in gewisser Weise klassisch-puristisch. Unverwechselbare Unikate mit dem „Pechstein“ und „Kirchenstück“ an vorderster Front. In diesem Jahr nicht ohne Konkurrenz in den Lagen, denn Georg Mosbacher mit einer prächtigen Kollektion macht mächtig Druck. Bildschöne, phantastische Weine voller Harmonie und Balance. Weich und sanft bei aller Kraft und Mineralität, die Weine bereits jetzt herrlich zu trinken mit selbstverständlich weiterem Potential. „Pechstein“, „Jesuitengarten“ und „Freundstück“ ragen ein wenig heraus.

In der Südpfalz vorn wie eh und je Rebholz mit einem phänomenalen „Kastanienbusch“, dicht verfolgt von Dr. Wehrheim, dessen Weine uns in diesem Jahr außerordentlich gut gefielen. Auch in diesem Jahr eigen und besonders der „Kalmit“ von Kranz. Klar, schlank, kühl und schlichtweg fesselnd. Die Weine von VDP-Präsident Christmann mit richtig viel Substanz, leider waren alle so verschlossen und hefig, dass eine Beurteilung nicht im Geringsten möglich war, müssen wir unbedingt nachverkosten. Das ganz große Kino spielt in diesem Jahr allerdings in der Mittelhaardt.

Weitere, wirklich erstklassige, teils brillante Grosse Gewächse gab es bei Knipser, Bergdolt St. Lamprecht, Mugler, Siben Erben (Zuckerschwänzchen) und Bassermann-Jordan. Der „Herrenberg“ von Karl Schaefer ist knochentrockener, genialer Freakstoff, man liebt oder hasst es. Einzig mit den Weinen von Buhl konnten wir in diesem Jahr nicht wirklich etwas anfangen. Konzentriert und von hoher Qualität ganz sicher, aber es wirkte altbacken und ohne den letzten Schliff.
Insgesamt haben wir natürlich nicht alle Weine probieren können, festzuhalten bleibt, dass der Jahrgang 2012 bei den Top-Rieslingen ein Geschenk an alle Weinfreunde ist. Einerseits in der Breite, wir probierten keinen Wein, der die Auszeichnung Grosses Gewächs nicht verdient hätte. Und andererseits in der absoluten Spitze, die umfangreicher und noch überragender geworden ist.

Spätburgunder

Wir verkosteten 2010er von Becker, 2009er von Knipser und einen 2011er von Kranz – alles bildschöne Spätburgunder, so stellen wir uns Grosse Gewächse dieser Rebsorte vor! Spannend, die unterschiedlichen Auffassungen:
erhaben/tief/ursprünglich – animalisch/fruchtig/warm – ruhevoll/mineralisch/weich.
So macht das Freude.

Lagenweine Rheinhessen: Riesling 2012

Gestern präsentierte der VDP Rheinhessen zusammen mit einigen (noch) nicht im VDP befindlichen Weingütern die Lagenweine aus 2012 in Mainz. Das bedeutet, die Mitgliedsbetriebe des VDP zeigten ihre Grossen Gewächse aus Grosser Lage und alle anderen ihre Lagenweine aus teils den gleichen, aber auch aus anderen Lagen, denn der Begriff Grosses Gewächs (GG) für den qualitativ höchstwertigen trockenen Wein ist den VDP-Winzern vorbehalten. In Rheinhessen sind für das Grosse Gewächs die Rebsorten Riesling und Spätburgunder zugelassen, wobei aus unserer Sicht kein gestern vorgestellter Spätburgunder diese Bezeichnung verdient hat.
Da Anfang der Woche die Grossen Gewächse erstmals in Wiesbaden präsentiert wurden, gibt es schon empfehlenswerte Artikel über die Weine und generelle Tendenzen. Dirk Würtz, Blogger und Kellermeister des Weingutes Balthasar Ress (Rheingau) berichtet hier über die GGs aus Rheinhessen. Viel interessanter aber sein Fazit der Veranstaltung, dazu passt ebenfalls dieser Beitrag auf CaptainCork.

Technik, Fortschritt, Rückbesinnung, biologisches Arbeiten, Vorbilder, Visionäre und einige weitere Dinge machen vieles möglich. Wie sieht ein Weingut, der Weinmacher das Grosse Gewächs? Wie werden die Weine „gemacht“, im Weinberg oder im Keller? 100% Bio oder doch nicht?
Ja sogar noch viel komplizierter, wofür steht das Grosse Gewächs eigentlich?
Was ist dem Weinmacher am Wichtigsten? Die Lage oder der Wiedererkennungswert? Das Individuelle und Extrovertierte? Neuartig, anders oder doch alt bewehrt? Leicht verständlich und zugänglich oder fordernd und zum Nachdenken anregend?
Alle Facetten gab es gestern zu erleben. Die GGs sind extrem vielfältig, wirklich schlechte Weine waren kaum dabei und die Spitze marschiert mit ordentlich Vorsprung voran. Wir selbst mögen diese Vielfalt. Wie bei allen Dingen muss jeder seine Vorlieben selbst finden und es ist das gute Recht des Weinmachers, seine Ideen und Vorstellung umzusetzen. Zum Glück tun sie das und an dieser Stelle einmal ein Dankeschön und Respekt an alle Winzer, die ihr Bestes geben und wir so überhaupt die Möglichkeit haben, diese tollen Weine zu genießen!

Uns liegt folgendes am Herzen: Steht auf einem Wein die Lage, muss diese sich auch im Wein wiederfinden. Ob rigoros zu 100% oder in eine Philosophie eingebettet, ist unserer Meinung nach eine Frage des persönlichen Geschmacks. Leider gab es einige Frucht/Konzentrationsweine mit sehr verschwommener Lagentypizität. Oftmals ließen sie gleichzeitig so gut wie jegliche Eleganz, Feinheit oder Spiel vermissen. Auf diesem Niveau, mit evtl. Anspruch auf den Titel GG, ist das zu wenig.
Einfach für uns Weintrinker gesagt und schwierig für die Winzer, es scheint an mancher Stelle der Mut zu fehlen. Wir suchen nach Spannung, dem Besonderen, dem Authentischen oder gar dem Kick, doch einige Weine bieten nur den braven Konsens.
Weiterhin fällt der vermehrte Ausbau im Holz auf, der ein ums andere Mal noch ein gutes Maß an Justierung benötigt. Wenn gekonnt gemacht für uns eine klare Bereicherung.

An der Spitze der Region Rheinhessen stehen die Weingüter Wittmann und Battenfeld-Spanier/Kühling-Gillot.
Wittmanns Weine kompromisslos, konsequent auf Lage getrimmt und zutiefst authentisch. Gigantische Herkunftsweine. Die Aulerde schon ein riesiger Einstieg. Kirchspiel, Brunnenhäuschen und Morstein sind Monumente.
Gleiches gilt für den Frauenberg, Schwarzen Herrgott und Rothenberg von Battenfeld-Spanier/Kühling-Gillot. Kirchenstück, Ölberg und Pettenthal stehen so gut wie in nichts nach.
Die Weine von Battenfeld-Spanier/Kühling-Gillot sind zunächst “Leisetreter”, galant und subtil. Ihr kommt nicht umher, Euch mit ihnen auseinander zu setzen. Sie erschließen sich nach und nach auf den 2. Blick, während die Weine von Philipp Wittmann sofort mit enormen Druck überwältigen.
Bärenstark ist Wagner-Stempel mit seinen beiden kraftstrotzenden Paradestücken Höllberg und Heerkretz. Ebenso VDP-Neuling Winter mit dem Leckerberg und Geyersberg. Nicht zu vergessen Keller, mit seinen sehr starken Weinen im barocken Stil.

Welche Weingüter solltet Ihr noch auf dem Schirm haben, wo passiert etwas?
Becker-Landgraf, Bischel, Braunewell, Dreissigacker, Johann Geil 1. Erben und Seehof.
Lagenweine dringendst ans Herz gelegt! Es tut sich was in Rheinhessen.

Mainzer Weinbörse 2013

Am 28. und 29. April fand in Mainz die Weinbörse des Verbands Deutscher Prädikatsweingüter (VDP) statt. Es ist die wichtigste Messe für den deutschen Wein, offen steht sie Fachbesuchern aus Handel und Gastronomie. Dieses Jahr war sie besonders, denn einerseits führt der VDP sein neues, 4-stufiges Klassifikationsmodell ein. Darüber wird noch viel zu reden und zu streiten sein, grundsätzlich gefällt es uns aber wirklich gut. Andererseits werden die Unterschiede in den Weinen, bezogen auf ihre Philosophie, immer gravierender. Denn die Erzeuger beherrschen ihre Vorgehensweisen mehr und mehr bis ins Detail und dies resultiert in steigender und steigender Qualität. Hier der gnadenlose, konzentrierte Fokus auf die Herkunft, oftmals in Verbund mit „natürlicher/schonender“ Weinbergs-/Kellerarbeit oder auch Spontangärung. Und dort die „traditionellen/unmutigen“ Weine mit einem zu erreichenden Weinbild dahinter, der Jahrgang oder die Herkunft sollen keine große, bedeutende Rolle spielen. Außerdem soll sich an diesen Weinen kaum etwas ändern. Natürlich gibt es auch Betriebe, die beides vermischen. Was haben wir davon? Ganz klar Spannung und Vielfalt. Unser Herz schlägt momentan eindeutig für die Herkunft und die Lage, für die angemessene Natürlichkeit und den damit verbundenen, ultraspannenden, charaktervollen Weinen mit einer ganz neuen Faszination und inneren Dichte. Was aber nicht bedeutet, dass es keine „Klassiker“ gibt, die nicht ebenso überzeugen können.

Nun aber zu den „harten“ Fakten. Unser Fokus lag diesmal auf restsüßen Rieslingen und Rotweinen aus dem Norden und dem Süden. Bei 1500 Weinen zur Auswahl, konnten wir natürlich nicht im Ansatz alles verkosten. Hier unsere Favoriten bzw. „to taste“ Empfehlungen.

Riesling restsüß 2012: Kabinett, Spätlese, Auslese

An der Saar brillieren Geltz-Zilliken (süßer, opulenter Stil) und Peter Lauer (frischer, schlanker Stil) mit beispielhaften Kabinetten und prächtigen Spät- und Auslesen. Dahinter reihen sich von Hövel und von Othegraven (viel „schmeckbarer Zucker“) ein. An der Mosel ist Schloss Lieser unsere Nummer 1. Die brillanten Weine werden von einer sensationellen Auslese Goldkapsel „Juffer Sonnenuhr“ umrahmt. Hier stimmt durch die Palette einfach alles. Ebenfalls enorm stark Reinhold Haart. Fritz Haag auch auf durchweg hohem Niveau, aber uns fehlte etwas der letzte Kick, die Auslese „Juffer Sonnenuhr“ am stärksten. Unser Sympathiepreis für sehr geradlinige, trinkfreudige Exemplare geht an Weins-Prüm.

Und dann gab es da noch eine Auslese „Uhlen Roth Lay“ 2010 von Heymann-Löwenstein. Potz, Blitz und Donner – Wahnsinn. Dichte, Aroma, Salzigkeit und diese Balance, überragend.

Die üblichen Verdächtigen überzeugten an der Nahe, wenn gleich nicht mit der besonderen Faszination der Mosel und Saar. Führend Schäfer-Fröhlich und Diel. Gegensätzlicher geht auch kaum: stinkig und steinig gegen ruhend und elegant. Auch exzellent die Steinberg Spätlese vom
Gut Hermannsberg.

Im Rheingau fanden wir wundervolle Weine bei P.J.Kühn, Ress, Künstler und Schloss Schönborn. Auf dem Thron aber Schloss Johannisberg. Die schon grandiosen Spät- und Auslese gipfelten in der „Rosa-Goldlack Beerenauslese“ und „Goldlack Trockenbeerenauslese“. Giganten für die Ewigkeit. Einzigartig, meisterhaft und vollkommen. Zu beschreiben ist das nicht, nur erlebbar mit eigenen Gefühlen.

Riesling trocken 2012

Hier konnten wir gezielt nur 2 Weingüter und einige exemplarische Rieslinge verkosten.

Durch die Bank komplett überzeugend Van Volxem von der Saar. Qualität, Trinkfluss, das macht einfach Spaß. Dies gilt auch für die Ortsweine von Battenfeld-Spanier und Kühling-Gillot. Wunderbare Struktur, Noblesse und Mineralität. Ebenfalls erwähnenswert aus Rheinhessen der VDP-Neuling Winter. Die Rieslinge “Geyersberg” und “Leckerberg” (beide aus 2011) sind hervorragend. Ein „Aha“-Effekt dann beim Riesling „Schiefergestein“ von Schäfer-Fröhlich, leider geil!

Phänomenal die Kollektion von Heymann-Löwenstein 2011. Kolossale Rieslingunikate, wie wir sie nur selten im Glas hatten. Das ist groß! „Uhlen Laubach“ und „Uhlen Roth Lay“ von einem anderen Stern. Das muss man probieren um Riesling zu verstehen!

Spätburgunder 2009, 2010, 2011 (etwas Lemberger)

Manchmal muss man einfach durch. So müssen wir unsere Reise durch Baden, Württemberg und an die Ahr beschreiben. Es passt zur aktuellen Diskussion in der deutschen Weinonlinewelt wie die Faust aufs Auge. Es gibt nur ganz weniger Weingüter, die Rotwein, insbesondere Spätburgunder können. Viele halten anscheinend konzentrierten, holzigen Kirschsaft für ein Großes Gewächs. Mal ein bisschen Feuerholz dazu, mal ein wenig Kräutertee. Was soll das, würde Herbert Grönemeyer fragen? Und mit der Haltbarkeit dieser Weine ist es auch nicht weit her. Nahezu halbtote Weine aus 2009 und auch 2010 gab es zu verkosten – für das Preissegment und die Ansprüche katastrophal!

Eine blauäugige Reise an die Ahr können wir nur bedingt empfehlen. Irgendwie fühlen wir uns mehr und mehr wie in einem weintechnischen Versuchslabor. Wieso versucht man hier nicht einfach schiefergeprägte, elegante Spätburgunder zu erzeugen? Ein Rätsel. Durch die Bank sehr gut gefielen uns die Weine von Meyer-Näkel. „Blauschiefer“ und „S“ aus 2011 wurden ergänzt durch das GG „Pfarrwingert“ 2010. Aller Diskussionen um 2010 und das dieses Weingut als einziges überhaupt GGs abfüllte zu trotz – der Wein kann voll (bis auf die 2010er dünne Mitte) überzeugen. Nicht ganz überzeugend diesmal Adeneuer, aber die No.1 2011 wieder ein Top-Wein.

In Baden können es richtig gut Huber, Dr. Heger und Seeger (der 2009 RRR famos!). Sehr interessant auch Wöhrle (Stadt Lahr). In Württemberg gefielen uns Aldinger, Dautel, Kistenmacher-Hengerer (u.a. ein ausgezeichneter reinsortiger Cabernet Franc) und das Staatsweingut Weinsberg macht enorme Fortschritte.

Prowein 2013

Die Prowein 2013 ist gerade so eine Woche Vergangenheit, gefühlsmäßig sind es bereits Jahre. Wir setzten unsere Schwerpunkte in Rotwein außerhalb Europas, Österreich und eine kleine Abschlussrunde Riesling Kabinett – ohne geht natürlich nicht!
Werfen wir ein kleines Fazit vornweg: Eine neue Liebe gefunden, „to drink and discover“ Liste enorm angewachsen und Pläne für einen 2. oder auch 3. Job (zur Finanzierung der Liebe und Liste) sollten konkrete Formen annehmen. Spaß beiseite, einerseits strömt dem Verbraucher mehr und mehr „beeindruckende Qualität“ entgegen, er kann sich kaum davor retten. Wir finden das großartig! Andererseits entwickelt sich das Verhältnis zwischen dem verfügbaren Geld der Verbraucher und dem, was er sich davon kaufen kann, mehr und mehr auseinander. Wie bei fast allen Dingen in der heutigen Zeit. Vor 5-10 Jahren konnte sich eine Person im Verhältnis viel mehr hochwertige Weine leisten, als das momentan der Fall ist. Wir finden das sehr schade!
Die lange Verfügbarkeit der Top-Weine unterstreicht dieses ganze Dilemma. Wir hoffen die Weinbranche schafft es auf Kurs zu kommen. Das erfordert sowohl Kunden, die die Qualitäten schätzen und bereit sind, angemessene Preise dafür zu bezahlten. Denn gut Essen und Trinken ist Leben! Und es erfordert auch Preispolitiken, die nachhaltig Kunden versorgt, behält und neue gewinnt. Es kann nur im Interesse aller liegen, dass all diese grandiosen Weine getrunken werden, sie den Weintrinkern viel Vergnügen bereiten und die Produzenten/der Handel – auch finanziell – Lob, Anerkennung und letztendlich ihren Lebensunterhalt bekommen.

Dicke Pluspunkte konnte Kalifornien für sich verbuchen. Egal ob Cabernet Sauvignon, Merlot oder Zinfandel – sind die Gerbstoffe gut und der Alkohol im Zaum macht uns das richtig an. Uns gefielen besonders Ridge, Pine Ridge und Buccella (Importeur gesucht). Die Weine sind rund, haben Power und eine exzellente Textur. Ebenfalls dicke, dicke Pluspunkte für Oregon. Erzeuger wie Ponzi oder Adelsheim liefern eigenständige, leichte, fruchtbetonte und druckvolle Pinots. Wirklich sehr schön, anders und hoffentlich bald in Deutschland verfügbar. Vor allem zusammen mit Essen geht hier einiges! Die überwiegenden Bordeaux-Blends aus Washington mit viel Tannin konnten uns vorerst nicht überzeugen.
Schwer tun wir uns auch mit den Pinots aus Neuseeland, definitiv einige gute und probierenswerte Weine (Ata Rangi, Nautilus, Pegasus Bay, Felton Road, Craggy Range), aber der „Aha“-Effekt stellte sich bei uns nicht ein. Australien widmeten wir uns zeitbedingt nur mittels Penfolds – ganz klar ein großartiger Erzeuger. Aus Südafrika konnten uns insbesondere die Weine von Kleine Salze beeindrucken. Insgesamt ist hier Vorsicht geboten, oftmals sind die Weine unrund, etwas plump und strotzen vor nicht gerade feinen Gerbstoffen – der Händler des Vertrauens ist gefragt.
Sehr angetan waren wir von Chile (Carmen, Vina el Principal) und Argentinien (Dona Paula, Achaval Ferrer). Carmenere und Malbec sind leider geil. Wer feine, verspielte Weine sucht ist hier falsch. Wer aber reife, faszinierende Charakterköpfe sucht ist mehr als richtig.

Die Liebe trifft einen oft unerwartet und aus dem nichts. Eigentlich wollten wir nur kurz Portugal besuchen – wir blieben fast einen Tag allein in dieser Halle. Liebe Leute, was sind diese Weine gut und individuell! Uralte Rebstöcke, gemischte Weingärten autochthoner Rebsorten, steinige Steillagen, Sonne und ein Charme, wie er nur selten zu finden ist. In Portugal gibt es zu so gut wie jeder Mahlzeit Wein und kaum jemand sucht den Wein nach dem Essen aus, sondern es kommt einfach ein Wein auf den Tisch – davor, währenddessen und danach. Vielleicht liegt gerade darin das Geheimnis, wieso diese Weine so sind wie sie eben sind. Sie wollen gar nicht immer und jeden gefallen, sie wollen nicht „glatt“ sein und das ist gut so!
Hier einige Tipps: Quinta Vale D. Maria (Van Zellers), Quinta do Vallado, Quinta do Vale Meo, Quinta do Crasto, Quinta Nova, Niepoort, Bulas, Quinta de Lemos….
Und die Liebe hat eine weitere wundervolle Eigenschaft, sie hält stets aufs neue Überraschungen parat. In unserem Fall Portwein. Liebe Leute, lange Zeit hielten wir Portwein für ein „sehr alkoholisches, süßliches Getränk“ welches nicht oft wirklich rund und stimmig ist. Das lag aber daran, dass wir die falschen Exemplare getrunken haben. Es war/ist eben wie immer, man braucht dringend gute Händler und Empfehlungen. Wir probierten Tawnys und Colheitas – unbeschreiblich. Viel mehr Glück geht fast nicht. Einzigartige Weinmomente.

Hier noch 4 Empfehlungen aus Italien und Spanien. Grandiose Barolo erzeugen Borgogno und Mirafiore. Wen es eher zu Brunello zieht, sollte sich Poggio Antico merken und die Bodegas Muga ist ein ausgezeichneter Erzeuger aus dem Rioja.

Die Österreicher schaffen es Rieslinge und Grüne Veltliner auf die Flasche zu bringen – da legst di nieder. Größtenteils wurden 2012er Fassproben vorgestellt, da schlummert ganz großes! Vor allem die Wachau punktet mit Ihrer Einzigartigkeit und den renommierten Erzeugern. Besonders benennen möchten wir Veyder-Malberg und Martin Muthentaler. Eigene Stile, schlanke, ausdrucksvolle Weinunikate, Wahnsinn. Ebenfalls, weil irgendwie etwas anders, gefielen und Schloss Gobelsburg („Tradition“) und Kurt Angerer ganz hervorragend.
Im Rotweinbereich sah das schon wieder anders aus, 2010 hat deutlich Spuren hinterlassen. Wenn wir glücklich waren, dann mit 2009 oder 2011, und zwar richtig! Blaufränkisch (Leithaberg, Eisenberg) ist einfach sau gut. Am besten gefielen uns Toni Hartl, Prieler, Kollwentz, Uwe Schiefer, Nittnaus und Hans Moser.

Und ist der Magen noch so voll, ein Dessert geht immer. In Weinsprache, ein Riesling Kabinett geht immer. Beinahe konkurrenzlos vorn in der VDP-Ecke stand Geltz-Zilliken – so gut! Dahinter großes Drängeln auf sehr hohem Niveau mit sehr unterschiedlichen Stilrichtungen. Auf unsere persönliche Hitliste schafften es Othegraven, Joh. Jos. Christoffel, Schönborn und Ress.

Und da war sie auch schon zu Ende, die Prowein 2013. Anstrengend, manchmal nervig, voll, aber auch gut und lehrreich.

Tour der Großen Gewächse (Rieslinge 2011)

Eine beachtliche Auswahl „Großer Gewächse“ stand am Sonntag für Fachbesucher in Köln zur Verkostung parat. Wir machten uns auf den Weg, um Euch Informationen aus erster Hand zu liefern und vielleicht auch demnächst, den einen oder anderen Wein mit in unser Angebot aufzunehmen.

Dank dem VDP für die sehr gute Organisation – leider hatte die Veranstaltung an sich 2 grobe Schwächen, die einfach nicht sein müssen! Die Räumlichkeiten waren viel zu klein für die Menge der Besucher und die Vielzahl der Weine wurde „notdürftig“ in Schalen mit Eis gekühlt. Hier stehen also grandiose Weine auf der einen Seite und auf der anderen keine Rückzugsmöglichkeiten, keine saubere Luft und keine vernünftigen Trinktemperaturen. In Ruhe riechen war kaum möglich und brachte bei „Rotkäppchensekttemperaturen“ auch recht wenig. Einige Winzer bemühten sich mehr am Temperaturproblem etwas zu tun, andere weniger. Einfach schade. Insgesamt ergaben sich dann aber doch Eindrücke und Tendenzen, nachdem wir die Weine infolge des Kälteschocks im Mund erwärmt hatte…

Also denn, ran an die Weine. Wir pickten uns jeweils einige Erzeuger aus den verschiedenen Regionen und „Here are the results oft he Barrique-Haus Vote“.

In Rheinhessen könnt ihr mit Battenfeld-Spanier/Kühling-Gillot, Wittmann und Keller einfach nichts falsch machen, bei keinem Wein. Grandiose Weine – punkt. Wenn man denn will: schlank/glasklar vs. fetter/salzig vs. irgendwo dazwischen. Ebenfalls beeindruckend war Wagner-Stempel, wobei uns der „Heerkretz“ etwas besser als der „Höllberg“ gefiel. Gunderloch konnte uns leider nicht überzeugen.
Unsere heutigen Top-3: „Pettenthal“ von Kühling-Gillot (must have!!!), „Morstein“ von Wittmann, „Frauenberg“ von Battenfeld-Spanier. Ja, wir lieben Steine.

Tja, was sollen wir zur Nahe noch sagen, kein Anbaugebiet besitzt diese Qualität in der Breite. Fast jedes „Große Gewächs“ trägt seinen Namen mit Recht. Und die Weinstile können kaum unterschiedlicher sein. Den Weinfreund freut’s.
Ganz vorn dieses Jahr das Schlossgut Diel. In sich ruhende, harmonische und zutiefst elegante Rieslinge. „Goldloch“ und „Burgberg“ sind großartig. Ebenso die „Hermannshöhle“ (ein mineralischer Gigant) von Dönnhoff und das „Felseneck“ (Sponti, viel Frucht, viele Steine) von Schäfer-Fröhlich. Bei Dönnhoff sind die Weine rauer, rustikaler und zutiefst mineralisch, bei Schäfer-Fröhlich viel „leichter“ und fruchtiger. Auch erstklassig, aber knapp dahinter sind Emrich-Schönleber, Gut Hermannsberg und Prinz Salm.
Unsere heutigen Top-3: „Hermannshöhle“ von Dönnhoff, „Burgberg“ von Diel, „Dellchen“ von Dönnhoff (Kräuterwiese, salzig, mineralisches Monster).

Die Mosel, unser Sorgenkind. Bis heute sind uns einfach viel zu wenige Weine der Güte „Großes Gewächs“ über den Weg gelaufen. Viel zu oft werden wir enttäuscht, so auch in Köln. Eigentlich wollten wir möglichst viele Moselweine probieren, stellten das Projekt aber nach einigen Probanden ein. Guten Gewissens und mit viel Freude können wir die „Großen Gewächse“ von Clemens Busch empfehlen. Insgesamt sehen wir die Stärke der Mosel in anderen Bereichen.
Ganz anders sieht die Sache an der Saar und Ruwer aus. Von Othegraven beeindruckt mit „Altenberg“, „Herrenberg“ und „Bockstein“. Vor allem die ersten beiden haben enorme Substanz und brauchen Zeit. Auch von Hövel mit dem „Hörecker“ und „Scharzhofberg“ sowie der Karthäuserhof mit dem „Karthäuserhofberg“ sind erstklassig.
Unsere heutigen Top-3: „Altenberg“ von Othegraven, „Scharzhofberg“ von Hövel, „Bockstein“ von Othegraven.

Gegen Ende der Veranstaltung „überprüften“ wir noch einige Weine aus der Pfalz erneut. Es bleibt beim Alten, das Triumvirat aus Bürklin-Wolf, Rebholz und Christmann steht an der Spitze mit zum Teil phänomenalen Weinen. Die von Winning Weine zeigten sich viel besser als vor einem halben Jahr, absolut erstklassig – eben mit dem eigenen Stil, der nicht ganz unsere Vorlieben trifft. Wer denn vom Establishment abweichen möchte, dem sei Kranz und Siben Erben abermals ans Herz gelegt. Nicht alles in der Pfalz verdient die Bezeichnung „Großes Gewächs“.
Unsere heutigen Top-3: „Kastanienbusch“ von Rebholz, „Idig“ von Christmann, „Reiterpfad“ von Christmann
Zum ausführlichen Pfalzbericht.

Generell ist an dieser Stelle vielleicht einmal zu erwähnen, dass die „Großen Gewächse“ aus der Pfalz, insbesondere in diesem jungen Stadium, im Allgemeinen unzugänglicher sind als bspw. die Nahe oder das schmeichelnde Rheinhessen. Die Weine werden auch niemals sanfte Charmeure werden. Es bleiben aber beeindruckende, teils große Weine, die wir aufgrund ihrer Wildheit, Würze und frischen Mineralität in unser Herz geschlossen haben. Manchmal einfach sture, liebenswerte Charakterköpfe. Oft wird über die Weine einfach zu Unrecht hergezogen.

Der Weinguide 2013

Die Preisträger des diesjährigen Weinguides sind bekannt (Pressemeldung). Anlass für uns, sich mit den Siegern, zu denen wir Euch weiteres Details mitteilen können, zu beschäftigen.
Der beste trockene Riesling des Jahres ist der Pechstein G.C. vom Weingut Dr. Bürklin-Wolf – und dies völlig zurecht! Wir haben sehr viele Große Gewächse dieses Jahr probieren können, kennen auch viele aus älteren Jahrgängen und dieser Wein ist etwas ganz Besonderes. Vielleicht lässt sich dies an 2. Beispielen vermitteln. Auf der Probe der Großen Gewächse der Pfalz in Ludwigshafen haben wir gegen Ende der Veranstaltung unsere Favoriten nochmals direkt verglichen. Zuerst den Pechstein, danach direkt zu Rebholz und Christmann und wieder zum Pechstein. Der Wein hat eine solche Präsenz, mineralische Kraft, dass die folgenden -ebenfalls phänomenalen- Weine nicht standhalten konnten. Und beim Wechsel zurück, legte der Pechstein noch mal einen drauf. Ebenso erging es uns vor Ort auf dem Weingut. Große Gewächse vor und zurück und der Pechstein überstrahlt alles. Es liegt sicherlich nicht an einer „möglichen Schwäche“ der anderen Weine, sondern an der Größe des Pechsteins, die 2011 absolut herausragend in der Flasche ist. Warum dieser Wein nur 96 Punkte bekommt, ist wohl der historischen Entwicklung des Weinguides zuzuschreiben. Mit der 20. Auflage hätte man doch ein Zeichen setzen können! Die besten Rieslinge haben einfach höhere Wertungen verdient, um auch im internationalen Vergleich entsprechend wahrgenommen zu werden!
Schweifen wir kurz zur Kollektion 2011 von Dr. Bürklin-Wolf ab. Einfach traumhaft, ausgezeichnet die Qualitätsunterschiede zwischen „Basis“ = Ortswein VDP (für viele Weingüter ist das High-End), den Premier Crus = Lagenwein VDP (Stichwort GG-Niveau, unsere Favoriten waren die Wachenheimer Weine Altenburg und Böhlig) sowie den Grand Crus = Großes Gewächs VDP (alle grandios mit dem Pechstein an der Spitze).
Die Auszeichung der besten Kollektion für das Weingut Rebholz freut uns auch ganz besonders. Jedes Jahr aufs Neue kommen hier Weine auf die Flasche, die immer zur Spitze der Pfalz und Deutschlands gehören – egal ob Riesling, Weißburgunder oder Spätburgunder. Es spricht auch wieder für die Südpfalz (Boris Kranz stellt den besten Weißburgunder des Jahres 2011), besonders für die Region um Birkweiler mit der herausragenden Lage Kastanienbusch.
An dieser Stelle möchten wir nochmals auf unsere Weinpakete hinweisen. Nicht umsonst verfolgen wir seit Jahren genau diese Winzer und stellen den Birkweiler Kastanienbusch ins Zentrum unserer Pakete. Hier könnt Ihr die Faszination und Qualität selbst hautnah erleben, nicht ganz in der Perfektion wie Rebholz sie bietet, aber sicherlich auch nicht zu weit weg. Und das zur Hälfte des Preises und weniger :)
An der Nahe waren wir zur Jahrgangspräsentation des Gut Hermannsberg. Auch hier überzeugte die komplette Kollektion von Basis, über die Lagenweine bis hin zu den Großen Gewächsen. Bereits der Steinterrassen Riesling ist eine Wucht und alle drei Großen Gewächse gehören zur Spitze dieses Gebietes (Bastei, Hermannsberg, Kupfergrube – unser Favorit). Richtig angetan waren wir auch von der Kupfergrube Auslese, nicht umsonst finden wir diese auch unter den 10 besten Auslesen des Jahres wieder. Den Titel „Aufsteiger des Jahres“ gibt es als Lohn der Arbeit!
Überrascht es Euch, dass der Kellermeister Karsten Peter vom Gut Hermannsberg zusammen mit Volker Gies (Weingut Gies-Düppel) und Klaus Scheu (Weingut Scheu – unser „Geheimtipp“) studiert hat?
Wir gratulieren allen Gewinnern und sicherlich hätten auch andere diese Titel verdient. Aber auch ihre Zeit kommt bestimmt!
Wir freuen uns, dass der Weinguide auch uns und unsere Seite bestätigt. Wir bleiben für Euch am Puls der Zeit und suchen weiterhin tolle Weintipps für Euch!
Zum Schluss müssen wir unbedingt erwähnen, dass deutscher Wein in der Spitze und Breite Qualitäten erreicht hat, die früher kaum vorstellbar waren. Alle Winzer, insbesondere die jungen Talente, hängen sich voll rein und die Qualität explodiert geradezu. Es liegt an uns allen dies zu würdigen und zu erhalten. Geht zu den Weingütern und den Händlern und schaut Euch die Weine an. Es wäre sehr schade, diese Chance, die Vielfalt und Individualität dieses Kulturgutes, zu verspielen!

Große Gewächse Pfalz 2011

Am 7.9.2012 konnten wir einige der Großen Gewächse der Pfalz im Rahmen einer Präsentation im Gesellschaftshaus der BASF verkosten. Leider reichte die Zeit nur für einen Großteil der Rieslinge und die Spätburgunder.

Riesling

Überragend waren für uns 3 Weingüter: Bürklin-Wolf, Christmann und Rebholz. Bürklin-Wolf stellte eine Serie vor, die uns einfach nur sprachlos macht (Jesuitengarten, Hohenmorgen, Gaisböhl, Kalkofen). Auf den Punkt gebracht: „Das ist Riesling“. In sich ruhende, zutiefst mineralische Unikate fern jeder modernen Schminke und Heuchelei, ganz großes Kino. Und der Pechstein setzt dem ganzen noch die Krone auf, das ist Lage, das ist Mineralität die fast weh tut, das ist Länge – für uns der Wein der Pfalz 2011. Völlig anders, die Weine von Christmann – perfekte, ausbalancierte Eleganz. Frucht spielt mit Würze und Mineralität, abgeschlossen mit einer unglaublichen Länge. Egal ob Reiterpfad (der „Männerwein“), Mandelgarten (eher Steinobst) oder Idig (eher Südfrüchte), das ist alles sau gut. Und irgendwo dazwischen liegt Rebholz (Sonnenschein, Kastanienbusch), wo dann doch meist die Kräuter- und Würznoten über die Frucht dominieren, unterlegt von der traumhaften Mineralik aus dem Rotliegenden.
Knapp dahinter von Buhl. Die Weine waren am schwierigsten zu verkosten (etwas zu kalt, viele Hefe und Gäraromen), sind aber auch richtig gut mit dem Kirchenstück an vorderster Front. Dazu gesellen sich Kuhn (zurückhaltende, aber phantastische Weine), Mosbacher (bitte wieder weniger Zucker, die Weine haben so ein Potential!), Bassermann-Jordan (uns fehlt noch ein Tick an Charakter der Weine für ganz nach oben) und das für mich bis dahin unbekannte Weingut Siben Erben (Ungeheuer, Grainhübel) – Hut ab, sowie VDP Neuling Kranz mit seinem Kalmit.
Ansonsten gab es noch ein paar Weine auf diesem Niveau, aber auch genügend Beispiele klar darunter. Die bekanntesten „Enttäuschungen“ waren Knipser (zu brav, zu verhalten?) und von Winning (zuviel gewollt, geschraubt?). Um es noch etwas klar zu stellen, die Weine gehören zu den stärkeren, insbesondere Kirchenstück und Pechstein von von Winning sind absolut Große Gewächse, aber gerade diese beiden fallen durch aus unserer Sicht unnötige Süße und fokussierte Aromen auf, die Lage rutscht in den Hintergrund. Wir wünschen uns einerseits etwas mehr Mut und andererseits Moderne ohne Brechstange.

Spätburgunder

Schwieriges Thema. Erwarten wir erstklassige Qualität, die Visitenkarte, dann fanden wir diese nur bei Becker, Christmann, Knipser und Rebholz (was für ein Wein, grandios). Dem Rest fehlt mal ein kleiner Tick bis hin zum großen Sprung.

Im Großen und Ganzen waren wir sehr angetan von der Qualität der vorgestellten Weine. Das Spektrum reichte von phänomenalen Unikaten über grandiose Große Gewächse, wie wir uns sie alle vorstellen, bis hin zu Weinen, denen es dann doch an dieser Güteklasse mangelt. Für uns steht der Begriff Großes Gewächs für grandios, beeindruckend und erstklassig. Einige (eindeutig zu viele) Weine waren aber „nur“ ausgezeichnet bis sehr gut. Wir denken hier sollte der VDP noch etwas justieren, jeder Käufer eines Großen Gewächses (im In- und Ausland) erwartet beim Kauf eines Großen Gewächses eine absolut erstklassige Qualität. Dem muss sich nach unserer Auffassung strikt unterworfen werden. Für Nachhaltigkeit, für Transparenz, für die Visitenkarte Großes Gewächs und für das Vertrauen der Käufer – mit allen Konsequenzen, kompromisslos.