Vor einigen Jahren erlebten wir einen großartigen Urlaub im Westen Kanadas. Wir können nur empfehlen: Flüge buchen, Route planen, Auto mieten, bezahlbare Unterkünfte (Bed and Breakfast, Motel) reservieren und sich dieser traumhaften Landschaft und den einzigartigen, vielfältigen Städten hingeben – so ist das zur Not auch irgendwie bezahlbar. Die besten und naturnahesten Erlebnisse gibt es sowieso meist abseits der touristischen, im Sommer oft überlaufenen Attraktionen.
Einige wundervolle Tage verbrachten wir mitten in den Weinbergen des Okanagan Tals. Je nachdem mit wem man sich unterhält wird das Tal als das Tessin, die Provence oder die Toskana Kanadas bezeichnet. Kurz gesagt: es ist warm, trocken und sonnenreich, wie man es so nicht erwarten würde. Unsere Unterkunft lag inmitten der Weinberge, das “D’Angelos’s Vineyard View Bed and Breakfast“. Damals noch deutlich günstiger und kleiner, es scheint mächtig angebaut worden zu sein. Sei’s drum, es war genial. Frühstück, Abendessen und den kanadischen Sunset Wein inmitten der Reben mit Blick auf den Okanagan Lake. Fast immer bei Sonne und frischer, vom See geprägter Luft. Über den Tag erkundeten wir die Umgebung und verschiedenste Weingüter. So lässt es sich leben.
Natürlich nahmen wir eine Flasche Wein des Weingutes mit. Der “Sette Coppa” ist der Top-Wein. Ein Bordeaux Blend aus 5 Rebsorten (Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Merlot, Petite Verdot, Malbec). Der Ausbau erfolgte 18 Monate lang behutsam in einem Mix französischer, ungarischer und amerikanischer Eiche. Nachdem der Plastikstopfen (man fasst es nicht) entfernt war, strömte ein faszinierender, sehr reifer Duft aus der Flasche. Anfangs wild, mit geschärften einzelnen Aromen, die mal mehr und mal weniger zum Vorschein kamen. Nach gut einer Stunde sehr harmonisch und in Balance. Der Wein ist völlig anders, als man es erwarten würde. Nicht fett, marmeladig und holzbetont, sondern das exakte Gegenteil. Schlank, frisch und belebend. Jetzt wahrscheinlich auf den Höhepunkt. Die Aromenvielfalt, insbesondere der schwarze Tee einfach mitreißend.
Dem Barrique-Haus gefällt besonders: Der herrliche, verlockende Reifezustand dieses überraschend schlanken und kühlen Bordeaux-Blend aus Kanada. Keine Wuchtbrumme, sondern geschliffen und harmonisch. Die Nase intensiv und nachhaltig geprägt von sehr viel Reife. Süßliche, hochreife, teils getrocknete rote und schwarze Beeren. Reichlich schwarzer Tee und ofenfrische Schwarzbrotkruste. Dazu eine exzellent balancierte, animierende, tabakige Holzwürze. Vanille, Lakritz, Süßholz, Gewürze und getrocknete, herb-vegetabile Töne. Fest gebaut, wirkt sehr schlank und frisch. Hocharomatisch, vielschichtig, galant – enorm anregend. Am Gaumen seidig, kühl, schlank und lebendig. Fest, athletisch mit samtigen, feinen Gerbstoffen. Die reizvolle Aromenvielfalt der Nase setzt sich fort, zeigt Feinheiten und Eleganz. Der sehr gute und sehr lange Abgang schmelzig, kompakt und mit ausgiebiger Wärme (nicht negativ). Erneut die komplexe Aromenmischung, ein Bisschen süßliche Vanille, Kakao und herbe Bitterschokolade. Dem Barrique-Haus gefällt weniger: Fehlanzeige Allein oder zum Essen?: Beides (bei 16-18°C), verkostet im “Bordeaux Grand Cru” (Riedel Sommeliers)
Die Weine (bitte anklicken)
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