Kategorie Archiv: Germany

Barrique-Haus Verkostung zum 76.

In Rheinhessen, quasi der Region des jungen und wilden Winzernachwuchses, gibt es nahezu ständig exzellente neue Weine zu entdecken. Wer hier mitmischen will, der muss was drauf haben und sich zu 100% auf die Qualität seiner Weine konzentrieren. So und nicht anders ist es bei den Braunewell Brüdern aus Essenheim bei Mainz im Selztal.

Ein Familienweingut mit Tradition. Vater Axel kümmert sich hauptsächlich um die Weinberge, Sohn Stefan pflegt das Marketing und sein Bruder Christian trägt die Verantwortung für den Ausbau der Weine im Keller. Wie nicht anders zu erwarten, haben die Brüder beide in Geisenheim studiert und sich durch viele Praktika im In- und Ausland weitergebildet. Mit ihrer Rückkehr in den elterlichen Betrieb kamen neuer Schwung, jugendliche Leidenschaft sowie Experimentierfreude in das Weingut, der Beginn einer enormen Qualitätsoffensive.

Der 18 ha große Betrieb verfügt über beste Lagen im milden, nördlichen Rheinhessen mit sehr unterschiedlichen Bödenprofilen. Daher verwundert es nicht, dass das Weingut über einen relativ großen Rebsortenspiegel verfügt. Einerseits wird eine breite, sehr solide Basis geboten und andererseits eine Steigerung bis hin zum Spitzenwein unter den Kategorien „Lagenwein“ sowie „François“ (regionale bzw. internationale Rebsorten). Es dürfte also jeder bei einem Besuch des Weingutes fündig werden!

Wie es heutzutage für Spitzenqualität einfach grundlegend nötig ist, entstehen die Weine mit enorm viel Aufwand im Weinberg. Ohne bestes Traubenmaterial ist alles Bemühen umsonst. Genauso wie beim Kochen, aus nach nichts schmeckendem Gemüse ist nichts Schmackhaftes zuzubereiten. Der Begriff „bio“ und dessen Richtlinien allein, sind dafür nicht mehr genügend oder von langer Dauer. Nachhaltigkeit rückt ins Zentrum. Leider ist dieser Begriff schon ähnlich strapaziert und verunglimpft. Trotzdem ist er richtig. Die Nachhaltigkeit umfasst stets mehrere Bereiche: die Wirtschaftlichkeit, die Umwelt, die Weinberge, die Kulturlandschaft, aber auch das Soziale. Alles spielt bei den Braunewells eine Rolle – vorbildlich!

Für die Weine bedeutet es naturnahes Arbeiten im Weinberg und natürliche Weinbereitung. Nur so entstehen für das Terroir typische und langlebige Weine. Dass die Weine richtig gut sind, davon kann und sollte sich jeder selbst überzeugen. Gewonnen haben die Weine auch schon einiges, z.B. den „Deutschen Rotweinpreis 2011“ der Zeitschrift VINUM mit dem 2009er Essenheimer St. Laurent „Gelber Sand“. Oder die Pinot Noir Trophy beim AWC Vienna mit dem 2008er Spätburgunder „Teufelspfad“ gegen ein internationales Spitzenfeld.

Bei den beiden vorgestellten Weißweinen überzeugt uns der Stil und die Handschrift von vorn bis hinten. Herrliche straffe Würze, reife Frucht sowie intensive und prägende, erdige Mineralität. Sie zeigen sich kräftig und dicht mit Druck, lassen aber keinesfalls Leichtfüßigkeit vermissen. Toller Schliff und gekonnt. Der RieslingTeufelspfad“ 2012 erst am Anfang seiner Entwicklung mit noch deutlich Hefe und Gerbstoffen, er könnte sogar noch zulegen. Wunderbar seine Feinheit und Komplexität. Im Weinkühlschrank wartet noch der SpätburgunderTeufelspfad“ 2011. Die Verkostung reichen wir so schnell wir möglich nach.

Die Weine (bitte anklicken)

Wein190   Wein191   Wein192
Braunewell – Essenheimer Grauer Burgunder “Kalkmergel”   2012 (zur VKN)   Bronze

Braunewell – Riesling “Teufelspfad”   2012 (zur VKN)   Gold

Braunewell – Spätburgunder “Teufelspfad”   2011 (zur VKN)

Bezugsquellen (Beispiele)
Weinkontor Keßler Oppenheim / Suche auf Wine-Searcher.com
Weinlagen
Essenheimer Teufelspfad

Barrique-Haus Verkostung zum 68.

Die Franken haben es nicht leicht in der deutschen Weinwelt. Das mag einerseits an der doch gewöhnungsbedürftigen Haptik und Ästhetik des Bocksbeutels liegen. Andererseits ist das Image des Silvaners nicht gerade sexy und auf die Frage, in welcher Region sich denn etwas bewegt, kommt kaum jemand auf Franken. Schauen wir einmal genauer hin, stellen wir fest, dass in Franken doch kein Stillstand herrscht. Auch dort gibt es hungrige, junge Winzer die experimentieren, mutig sind und die Qualitäten steigern. Seit wenigen Jahren gibt es ein Weingut, dass aus dem Nichts heraus Rotweine internationalen Formats erzeugt und quasi direkt in einem Atemzug mit dem Weingut Rudolf Fürst genannt werden muss – das Weingut der Stadt Klingenberg „Benedikt Baltes“.

1912 durch die Stadt Klingenberg gegründet, blickte dieses fränkische Rotweinwunderland schon seit Jahrhunderten auf eine große Rotweintradition zurück (erste urkundliche Erwähnung 1261). Nach Jahren des Defizites im 21. Jahrhundert entschloss sich die Stadt zu einem Verkauf. Es gab 2 Bewerber, den jungen Winzer Benedikt Baltes (26), der sein Handwerk u.a. beim Weingut J.J. Adeneuer an der Ahr lernte und „die Chinesen“. Nach einem Treffen stellten sich „die Chinesen“ als Xianzhong Xu, 28 Jahre, Student in Dresden heraus. Bei 1-2 guten Flaschen Wein fanden sich viele Gemeinsamkeiten, Wünsche und Ziele, so dass kurzerhand aus beiden im Jahre 2010 Geschäftspartner wurden. Einher gingen und gehen höchste Ambitionen: der Ausbau zum Spitzenweingut, Erzielung der höchstmöglichen Qualität und Bewahrung der Verantwortung und Tradition.

Das Weingut bewirtschaftet Terrassensteilhänge, die über Jahrhunderte mit Trockenmauern aus rotem Buntsandstein (die vorherrschende Bodenart) errichtet wurden. Die beste Lage, der Klingenberger Schlossberg, steht sogar unter Denkmalschutz. Dieses Kulturerbe ist Inspiration und Qualitätsquelle zugleich. Optimale Ausrichtung zur Sonne, Kamineffekt, Frostschutz, Wärmespeicherung für die Nacht und rasche Abkühlung am Morgen helfen den alten Reben (bis zu 65 Jahre) sich perfekt zu entwickeln und einzigartige Weine hervorzubringen.

Der Fokus liegt auf dem Spätburgunder, ein längerfristiges Ziel ist die Umstellung des Rebsortenspiegels auf 100% Spätburgunder, wie es zur Gründung 1912 der Fall war.

Benedikt Baltes ist ein Mann mit einer Idee, einer Vision vom Spätburgunder. Es geht ihm um Finesse und Feinheit, Eleganz und Komplexität. Authentische, individuelle, Lagen-, Jahrgangs- und Rebsortentypische Spätburgunder mit Langlebigkeit. Dafür tut er das, was nötig ist. Das was viele Spitzenwinzer erfolgreich tun, aber was letztendlich auf die gesamte dt. Weinproduktion betrachtet, noch viel zu wenig, vor allem nicht konsequent genug, umgesetzt wird. Der Wein entsteht im Weinberg. Alles Handarbeit, bis zu 2500 Stunden Arbeitsaufwand je Hektar (die „Lehre“ im flachen Anbaubereich gibt um die 600 vor) und selbstverständlich nachhaltige und ökologische Arbeitsweise.

Im Keller dann das schonende Begleiten bzw. kontrolliertes Nichtstun. Eine ursprüngliche Weinerzeugung. Keine Reinzuchthefen, keine Filtration, geringe Erträge, lange Maischestandzeiten und ein langer Ausbau im Holzfass aus einheimischer Eiche.

Das Resultat? Spätburgunder, die in Ihrer Art und Weise sowie durch ihre Qualität nicht nur die deutsche Weinlandschaft bereichern, sondern sich sofort ganz oben mit einreihen. Den Spätburgundertrauben ringt Benedikt Baltes darüber hinaus einen raren, sehr eindrucksvollen Weißwein ab: den Blanc de NoirR“. Mit viel Holzeinsatz erschafft er einen lagerfähigen, rustikalen, sehr spannenden und burgundischen Charakterkopf.

Die Weine (bitte anklicken)

Wein180   Wein181   Wein182
Stadt Klingenberg – Blanc de Noir “R”   2012 (zur VKN)   Gold

Stadt Klingenberg – Spätburgunder “Buntsandstein”   2011 (zur VKN)   Silber

Stadt Klingenberg – Klingenberger Spätburgunder “R”   2011 (zur VKN)   Gold

Bezugsquellen (Beispiele)
K&M Gutsweine Frankfurt / Suche auf Wine-Searcher.com
Weinlagen
Klingenberger Schlossberg

Barrique-Haus Verkostung zum 66.

Das Weingut Peter Jakob Kühn in Oestrich-Winkel macht seit etwa 10 Jahren vieles anders gegenüber den meisten Winzern und Winzerinnen im Rheingau. Das tut und tat auch bitter Not, um das Rheingau wieder auf Vordermann zu bringen. Ein Prozess der anläuft, aber bei weitem noch Zeit und Veränderungen benötigt.

In den ersten Jahren des 21. Jahrhunderts vollzogen sich die fundamentalen Änderungen: weg von der Primärfruchteinerlei und hin zu naturnahen Charakterweinen höchster Qualität, die ein Abbild der lebendigen Weinberge sind, in denen ihre Trauben wachsen und reifen. Ein sehr mutiger Schritt, der einher ging mit Unverständnis bei vielen Personen in der Weinwelt, schlechter Presse und dem Verlust von Trauben im Gault Millau. Falsch lagen die Skeptiker! Denn was Peter Jakob Kühn mit unumstößlicher Konsequenz in seinem Tun auf die Flasche bringt, ist über alle Zweifel erhaben und einzigartig. Vergleichbare Weine in Stil und Entschlossenheit sind kaum zu finden. Allein schon die ersten Jahrgängen brachten grandiose Weine hervor, die wahrscheinlich an mancher Stelle so nicht gewollt oder auch nicht verstanden wurden.

Zugegebenermaßen gibt es auf den 1. Blick zugänglichere und offensiver-animierende Weine, als die von Peter Jakob Kühn. Damit wird man den Weinen aber nicht gerecht. „Das Wesentliche eines Weines tritt hervor, weil das Unwesentliche zurücktritt“, dieser Satz des Weingutes passt wie die Faust aufs Auge. Es geht um Weinbergs-/Bodentypizität, um Natur und die Natürlichkeit des Weines. Dafür arbeitet der Betrieb nach den Gesetzen der Biodynamie und ist seit 2009 Demeter zertifiziert.

Höchstes Gut ist der Weinberg, ihm wir die volle Aufmerksamkeit und Pflege geschenkt, um bestes, ja optimales Traubenmaterial zu erhalten. Im Keller folgt nur die schonende Begleitung („vollkommene Ruhe“). Alle Weine werden spontan mit eigenen Hefen vergoren und sehr lange auf der Maische belassen. Das alles führt zu enorm von der Mineralität geprägten Weinen, die teilweise nervig, fast unangenehm im jungen Wein auffallen kann. Ein kräftiges Gerbstoffgerüst und die teilweise kaum merkliche Frucht bilden das Rückgrat. Herbe Würze aus einerseits erdig-steinigen und andererseits getrocknet-vegetabilen Aromen ist die Visitenkarte der Weine. So finden wir getrocknete Kräuter, Tee, Trockenblumen, Heu und vieles mehr. Sie sind komplex und tief, strotzen vor innerer Kraft und sind doch so in sich ruhend und unaufgeregt. Nichts an ihnen ist erzwungen und genauso unaufdringlich präsentieren sie sich. Lässt man sich auf sie ein, reißen sie einen nahezu mit. Ganz eigen, authentisch und mit Strahlkraft.

So werden die Weine an andere Stelle mal als fordernd und mal als durchaus zugänglich beschrieben. Für unseren persönlichen Geschmack, der am Ende irgendwo der Maßstab für diese Einschätzungen ist, liegt die Wahrheit in der Mitte. Wir möchten diese Weine nicht nebenher trinken, wir wollen mit ihnen sprechen und zuhören. Nur dann offenbaren sie ausführlich, was in ihnen steckt. Zugänglich, aber nicht ohne die Aufmerksamkeit des Weinfreundes. Außerdem ist liegenlassen angesagt, die Weine haben und brauchen Zeit. Nur mit viel Luft, teilweise über 2-3 Tage, zeigen sie jetzt in Ansätzen, was noch alles kommt und wie harmonisch und spannend sie sich entwickeln. Innerlich müssen wir sofort an eines unsere Lieblingsweingüter denken: Bürklin-Wolf. Da gibt es einige Parallelen. Wir haben enorme Lust, uns mit den Weinen weiter zu beschäftigen. Was gibt es schöneres, als Weine die faszinieren und mit denen es sich lohnt näher zu beschäftigen, ja ihnen zuzuhören?

P.S. Die „Grossen Gewächse“ Doosberg und St. Nikolaus gibt es direkt im Barrique-Haus zu kaufen.

Die Weine (bitte anklicken)

Wein176   Wein177   Wein178
Peter Jakob Kühn – Riesling “Jacobus”   2012 (zur VKN)   Silber

Peter Jakob Kühn – Riesling “Rheinschiefer”   2012 (zur VKN)   Silber

Peter Jakob Kühn – Riesling “Klosterberg”   2012 (zur VKN)   Gold

Bezugsquellen (Beispiele)
Direkt im Barrique-Haus (GG) / Weinhalle Nürnberg / Suche auf Wine-Searcher.com
Weinlagen
Hallgartener Hendelberg / Oestricher Klosterberg / Oestricher Doosberg / Mittelheimer St. Nikolaus

Barrique-Haus Verkostung zum 64.

Heute kurz und knapp, ein „Grosses Gewächs“ auf den Tisch gestellt und los geht’s. Es ist ein typischer „Pechstein“ vom Weingut Georg Mosbacher.

Prägend die dunkle Würze der immensen Mineralität. Null Petrol, absolut frisch, wahnsinnig gehaltvoll und massiv. Überwältigend. Ein Erlebnis, wenn auch nicht ganz so präzise wie andere Jahrgänge, bspw. der 2012er. Es „fehlt“ ein wenig an Eleganz und innerer Ausgeglichenheit. Wer urpfälzische Kraft sucht ist 100% richtig!

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Dass wir einen imposanten pfälzer Charakterkopf mit grenzenloser urwüchsiger Kraft und Mineralität im Glas haben. Dieser Riesling macht keine Gefangenen, kompromisslos. Überbordende Power, Opulenz und die einzigartige Pechstein-Würze. Die Nase intensiv mit deutlicher Reife. Haufenweise Kräuter, viel Honig, sehr kühl, mineralisch und erdig-dunkel-würzig (Pechstein). Dazu reifes Kern- und Steinobst sowie eine Spur Zitrus. Ungemein frisch, wuchtig, gehaltvoll, mächtig, komplex und Tiefe zeigend. Am Gaumen saftig und ein Maul voll Wein. Prächtig diese Kühle und zupackende Mineralität mit dieser außergewöhnlichen Pechstein-Aromatik. Erneut Kräuter, Honig und die reife Frucht. Frisch und präsent die feine, belebende Säure. Ordentlich Schmelz, dicht, üppig und massiv. Der Abgang sehr gut und sehr lang mit verschwenderisch viel Schmelz. Mineralisch-bissig, Salz, Griff und Druck in Hülle und Fülle. Wieder die Pechstein-Würze, Kräuter, gute Frucht und Zitrus. Beeindruckend.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 13-15°C), verkostet im “Hermitage” (Riedel Sommeliers)

Die Weine (bitte anklicken)
Wein174                                Gold

Bezugsquellen
Direkt im Barrique-Haus / Suche auf Wine-Searcher.com
Weinlage
Forster Pechstein

Barrique-Haus Verkostung zum 62.

Das Weingut Siener in der Südpfalz (Birkweiler) gehört schon lange zu unseren Lieblingen. Seit dem Jahr 2000 führt Peter Siener Regie im sehr herzlichen Familienbetrieb und steigert die Qualität der Weine von einem Level zum Nächsten. Um die 11ha Weinberge werden bewirtschaftet, 40% der Rebflächen befinden sich in der großartigen Lage „Birkweiler Kastanienbusch“. Der Fokus liegt auf Riesling und Spätburgunder aber auch Weiß-/Grauburgunder spielen eine gewichtige Rolle.

Peter ist überzeugter Purist. Die Weine werden seiner Philosophie entsprechend im Weinberg gemacht, nicht im Keller. So wenig wie möglich eingreifen sowie schonendes und biologisches Arbeiten sind für ihn selbstverständlich. Ebenso die Handlese, das Arbeiten ohne Pumpen im Keller mit reinem Falldruck und die Spontangärung. Jeder Riesling sowie die Lagenweine sind spontan vergoren. Oft brauchen die Weine sehr viel Luft, um zu zeigen, was sie wirklich können (ebenso beim heutigen Wein).

Die Weine von Peter Siener sind charaktervolle, jahrgangstypische, authentische Herkunftsweine ohne Firlefanz und Schnickschnack. Stets mit viel reifer Frucht, immer im Verbund mit der intensiven, bodentypischen, sehr würzigen Mineralität. Spannend, knackig, frisch und sehr animierend.

Unsere ganz persönlichen Lieblinge sind die Rieslinge und Spätburgunder mit der ganz eigenen und urtypischen Bodenprägung vom „Rotliegenden“ des Birkweiler Kastanienbuschs. Schon der einfache Riesling „Rotliegend“ ein Charakterkopf – nimmt richtig Fahrt auf, erdig-kräutrige Würze und er ist knochentrocken. Wie es mit ein wenig Restsüße geht, beweist der „Taschberg“, sehr animierend und mit ausgeprägter Fruchtaromatik. Eins drauf setzt noch der „Schiefer“ mit seiner dunklen, erdigen Würze (bis hin zu Feuerstein) und Tiefe. Ein Riesenwein! Selbiges Urteil gilt für den Spätburgunder aus dem Kastanienbusch der neben seiner reifen, präzisen Frucht sehr kühl und mineralisch durchwirkt ist. Dadurch ein eleganter, feiner und filigraner Wein.

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Dass dieser Wein Charakter hat, einfach ein richtiger Typ ist. Er besitzt alles und zeigt es offensiv: griffige Mineralität, ausladende Frucht und einen sehr deutlichen Holzton vom Barrique-Ausbau. Komplex und elegant, sehr animierend. Die Nase sehr intensiv, leicht nussig und mit markantem Holz. Haufenweise reife Frucht, insbesondere Maracuja, dazu kommen weitere Kern- und Steinobstaromen (Birne). Im Hintergrund sehr deutlich auch rote Beeren. Dezente Würze und vegetabile Aromen. Wuchtig, fast schwer wirkend, Tiefe zeigend, gewisse Kühle und spürbare Mineralik. Fasziniert und baut Spannung auf. Am Gaumen kühl und zupackend-mineralisch. Sehr saftig, viel Schmelz, dicht sowie schlanker und frischer als von der Nase vermutet. Reichlich Kraft, eine geschmeidige Säure, stilvoll und komplex. Erneut die präsente Frucht, das prägende Holz und nun auch eine typische, herb-kräutrige Würze. Der Abgang sehr gut und sehr lang. Schmelz in Hülle und Fülle, griffig-mineralisch, ein wenig Salz und etwas wärmender Alkohol. Wieder alle Aromen dabei (komplex), gute Frische und Eleganz.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 12-14°C), verkostet im “Hermitage” (Riedel Sommeliers)

Die Weine (bitte anklicken)
Wein172                                Silber

Bezugsquellen
Direkt im Barrique-Haus (Riesling) / Weinrefugium Heidelberg / Suche auf Wine-Searcher.com
Weinlage
Birkweiler Mandelberg / Birkweiler Kastanienbusch

Barrique-Haus Verkostung zum 61.

Im traditionsreichen Familienweingut Peter Lauer wird seit 1830 Weinbau betrieben. Seit 2005 ist Florian Lauer für die Weine verantwortlich und hat ihnen einen richtigen Stempel aufgedrückt. Der VDP-Neuling spielt mit seinen ersten „Grossen Gewächsen“ sofort ganz oben mit und auch die restliche Kollektion begeistert mit eindrucksvollen, ausgezeichneten Weinen. Wir ziehen unseren Hut.

Das Weingut befindet sich in Ayl an der Saar. Bewirtschaftet werden Steillagen mit überwiegend Schieferböden und alten Rebstöcken mit bis zu über 100 Jahren. Der klassische Saarriesling zeichnet sich häufig durch eine pikante, mineralische Würze und die elegante, fruchtige Leichtigkeit aus. Diese Elemente finden wir auch in den Weinen von Florian Lauer, natürlich mit handwerklichen Geschick, naturnahem Arbeiten und Ideenreichtum auf die Spitze getrieben.
Die Grundidee hinten den Weinen ist im Prinzip sehr einfach und am Natürlichsten – den Weinberg unverfälscht in die Flasche bringen. Einzelne Parzellen unterscheiden sich in ihren Böden, der Sonneneinstrahlung, der Hangneigung, dem Alter der Reben, dem Mikroklima und vielen weiteren kleinen Bausteinen. Daher baut Florian Lauer alle Weine (mit Ausnahme der Gutsweine) je individuellen Weinbergsteil separat aus und füllt sie unter der Fassnummer ab. Die Weine tragen ein grünes Etikett, den besten Parzellen sind goldene Etiketten vorbehalten.
Das Ergebnis sind authentische, charaktervolle und ursprüngliche Weine, wie es sie zum Glück immer häufiger gibt – insgesamt leider jedoch noch viel zu selten.

Voraussetzung für Qualität ist somit der Weinberg, sind die Trauben die letztendlich in den Keller gelangen. Florian Lauer verfolgt einen ganzheitlichen, naturnahen Ansatz, der über eine rein biologische Arbeitsweise (im Sinne der Öko-Zertifizierung) hinausgeht. Weinberg, Keller und auch die Flaschen gehören ins Gesamtkonzept. Im Weinberg die Förderung des Kräuterwachstums und der natürlich vorhandenen Tiervielfalt (Insekten, Milben, Regenwürmer, Kleinstlebewesen), Verzicht auf Schwermetalle (Kupfer), Verwendung organischer Dünger und Verzicht auf schwere Landwirtschaftsmaschinen (intensivste Handarbeit, keine unnötige Bodenverdichtung). Ausschließlich Spontangärung kommt im Keller zum Einsatz und somit die Wildhefen aus der Natur und der Kellerluft. Schönung und Filtration gibt es nicht. Das Weingut nimmt Weinflaschen gerne zur Wiederverwendung zurück, die Etiketten bestehen aus Naturpapier und eine Kunststoffkapsel über dem Kork sucht man vergebens. Vorbildlich!

Das Ergebnis all der Mühe sind Typen, Weine die unverwechselbar und eigen sind. Weine, die wie bereits in dem einen oder anderen Artikel erwähnt, irgendwo mehr sind als nur Wein: Sie sind Natur, Erbe, Kultur und Einstellung. Die Qualität ist sowieso über jeden Zweifel erhaben.
Die Weine von Florian Lauer sind zutiefst geprägt von den Böden und der Mineralität. Daher viel Würze, die herrlich filigran und fein daher kommt. Prinzipiell etwas mehr Restzucker als man es für trocken oder feinherb erwarten würde, die herbe Mineralik schafft es aber spielend diese Süße im Nachgang einzufangen. Bestens stützend eingebunden die reife Frucht, die sich nicht künstlich aufspielt, aber sich auch niemals versteckt. Balance, Schliff, Stil und natürliche, innere Dichte sowie Tiefe. Die Konzentration stets spür- und schmeckbar, trotzdem bleiben die Weine immer leicht und schlank. Wichtig dabei die sehr feinen, rassigen, vibrierenden Säuren. Ganz besonders wirken die Weine raffiniert und verspielt. Dazu trägt die vorbildliche Spontangärung bei, kein vordergründiger Schwefel, sondern kitzelnde Wildheit.

Wie so oft sind diese Unikate langsame Weine, es macht jetzt schon Spaß sie nach ausreichend Luftzufuhr zu genießen, sie zeigen aber noch ihre Ecken und Kanten, sind noch merklich hefig vom langen Ausbau. Ihr solltet, ja müsst ihnen Zeit geben. Sie sind lebendig, genauso wie die Weinberge, in denen sie wachsen. Sie verändern sich über die Stunden, in denen Ihr sie trinkt. Soviel Facettenreichtum gibt es nicht bei „herkömmlichen Weinen“. Die Weine von Florian Lauer, perfekt zum Genießen, genauso perfekt zum Beobachten und Sinnieren. Lebhaft, authentisch und naturnah.

Die Weine (bitte anklicken)

Wein169   Wein170   Wein171
Peter Lauer – Faß 25 Ayler Riesling (trocken)”   2012 (zur VKN)   Silber

Peter Lauer – Faß 12 “Unterstenberg” (trocken/feinherb)”   2012 (zur VKN)   Gold

Peter Lauer – Faß 15 “Stirn” (feinherb)”   2012 (zur VKN)   Gold

Bezugsquellen (Beispiele)
Direkt im Barrique-Haus (GG) / Spies Losheim am See / Suche auf Wine-Searcher.com
Weinlagen
Ayler Kupp

Barrique-Haus Verkostung zum 59.

Das beschauliche Örtchen Laumersheim in der Pfalz, quasi das Rotweineldorado im Land, ist aus der deutschen Weinlandschaft nicht mehr wegzudenken. Zwar gibt es hier keine Herrenhäuser und Villen wie im berühmten Forst und Deidesheim, auch reichen die Lagen rein vom “klangvollen Namen” her nicht an Klassiker wie das Forster Kirchenstück oder den Forster Pechstein heran, aber es gibt hier erstklassige Rotweine. In Laumersheim begann das „Deutsche Rotweinmärchen“ mit dem Weingut Knipser, später kam das Weingut Philipp Kuhn dazu und seit einigen Jahren mit dem Weingut Zelt eines unserer allerliebsten.

Das sehr sympathische und gastfreundliche Familienweingut (12ha) befindet sich mittlerweile in der 4. Generation. 2005 übernahm Mario Zelt die Verantwortung nach seinem Önologiestudium in Geisenheim und mehreren, enorm bildenden Auslandsaufenthalten. Vor Mario handelte es sich um einen traditionellen, pfälzer „Gemischtwarenladen“. Neben Weinbau gehörten Landwirtschaft und Obstbau dazu. Für die komplette Ausrichtung auf den Wein, insbesondere qualitativ hochwertigen Wein, musste einiges getan werden. Rebflächen wurden bereinigt und neu angelegt mit sowohl einheimischen als auch internationalen Rebsorten. Ebenso wurde aufwendig in die Kellertechnik investiert. Es hat sich gelohnt, denn was Mario auf die Flasche bringt ist über jeden Zweifel erhaben. Bestätigt wird dies durch die Mitgliedschaft im VDP-Talente-Programm oder dem Gewinn des Deutschen Rotweinpreises 2008 mit einem St. Laurent aus dem Jahre 2005.

Die meisten Weinberge des Weingutes liegen im Bereich von Laumersheim und Großkarlbach, dazu kommen noch einige Flächen in Bissersheim und Dirmstein. In den meisten Fällen bedeutet das sehr viel Sonne durch südorientierte Hänge, Schutz vor Winden und größtenteils Lehmböden mit mal mehr und mal weniger Kalkanteil. Aus diesen Voraussetzungen wird Wein in 3 Qualitätsstufen erzeugt. Zum Ersten die Gutsweine, bei denen die Rebsortentypizität klar im Fokus steht. Unkomplizierte und trinkanimierende Weine mit gewissem Anspruch, die einfach reichlich Spaß bringen. Besonders empfehlen wir den wunderbaren Cabernet Sauvignon und den schmeichelnden Merlot. Es folgen die Ortsweine, in denen mehr Wert gelegt wird auf die Verbindung der Rebsorte mit dem Boden, auf denen sie wachsen. Die Weine sind ein wenig dichter, mit mehr Substanz, büßen aber keinerlei der „zelt-eigenen Trinkfreude“ ein. Der Gipfel wird mit den Lagenweinen erreicht. Kraftvolle, von der Lage geprägte Weine, gepaart mit Eleganz, Leichtigkeit und Finesse sowie formgebender Mineralität. Wieder mit dem „zeltschenTrinkvergnügen.
Alle Lagenweine sind uns sehr ans Herz gewachsen, ganz besonders jedoch die beiden Spätburgunder aus dem Großkarlbacher Burgweg und dem Laumersheimer Kirschgarten. Saftig, geschmeidig, reizvoll und mit sehr präziser Frucht. Wir empfehlen dringendst einen Besuch auf dem Weingut. Ist es kalt lockt die rustikale Probierstube mit Fachwerk und urigen Sitzbänken am Ofen, ist es warm geht es ab hinaus in den sehr einladenden Innenhof bei strahlendem Sonnenschein. Herz was willst du mehr.

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Dass wir einen hervorragenden Spätburgunder mit feinem Stil und sehr gekonnten Holzeinsatz im Glas haben. Die Nase sehr intensiv mit prägnanter röstig-toastiger Holzwürze. Dazu wunderbar reife rote und schwarze Beeren mit deutlicher Sauerkirsche. Präzise, subtile Frucht. Erdig, gewisse Kühle, vegetabile Aromen, ein paar Kräuter, je etwas Lakritz und Kakao. Schöne Komplexität und eine exzellente Mischung aus Kraft, Feinheit und Eleganz. Animierend. Am Gaumen schlank und gefühlvoll bei guter Kraft und festem Bau. Merkliche Kühle und Mineralität. Harmonie von Frucht, Holz und der vegetabilen, teils gemüsigen Komponente. Erdig, saftig, frisch, sanft, galant, geruhsam und verführend. Der Abgang schmelzig, sehr gut, sehr lang und spürbar mineralisch. Wieder beispielhaft das Zusammenspiel von Frucht und Holz. Bitterschokolade, Kakao, erdig und ein wenig wärmend. Abermals fein, stilvoll, rund und ruhevoll. Bestens.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 16-18°C), verkostet im “Bordeaux Grand Cru” (Riedel Sommeliers)

Die Weine (bitte anklicken)
Wein167                                Gold

Bezugsquellen
Direkt im Barrique-Haus / Suche auf Wine-Searcher.com
Weinlage
Grosskarlbacher Burgweg / Laumersheimer Kirschgarten

Barrique-Haus Verkostung zum 58.

Heute geht es wieder ostwärts, wir verlassen Dhron und fahren über Zeltingen entlang der Mosel nach Enkirch. Vorbei an kolossalen Weinbergen wie dem Ürziger Würzgarten oder dem Erdener Treppchen. Was für eine Landschaft und welche Demut und Faszination stellen sich bei dieser berührenden Einzigartigkeit ein!

In Enkirch gibt es seit dem Jahrgang 2009 wieder Wein vom Weingut Immich-Batterieberg. Es ist eines der ältesten Weingüter in Deutschland (erste urkundliche Erwähnung im Jahre 908) und wurde von 1425 bis 1989 durch die Familie Immich geführt. Es folgte der Verkauf und stete Niedergang. Zum Glück fanden sich neue Eigentümer und sie stellten mit Gernot Kollmann einen Weinmacher ein, der anscheinend wie die Faust aufs Auge passt. Gernot arbeitete zuvor bei Dr. Loosen, dem Fürstlich Castell’schem Domänenamt und war maßgeblich am Wiederaufbau von Van Volxem mit Roman Niewodniczanski beteiligt. Zusätzlich war er lange als freier Berater im In- und Ausland tätig und verfügt daher über einen enorm breiten Erfahrungsschatz.
Der heutige Name des Weingutes geht zurück auf Carl August Immich (ihm ist der Kabinett C.A.I. gewidmet). Dieser lies im 19. Jahrhundert die Weinberge rekultivieren und legte mittels Sprengbatterien den Batterieberg an. Immich-Batterieberg verfügt über einen sensationellen Schatz. Dabei handelt es sich um 5ha extremste Steilhänge in den Lagen Steffensberg, Ellergrub, Zeppwingert und Batterieberg.

Reiner Schieferboden, so dass nicht einmal die Reblaus hier siedeln konnte. 90% wurzelechte, alte Reben mit natürlicher Dichte bei geringen Erträgen. Die Schieferböden unterscheiden sich von Lage zu Lage von grau über blau bis rot, außerdem durch wechselnde Eisen- sowie Quarzanteile. Daher ist es nur logisch und konsequent worum es Gernot Kollmann geht, wie er arbeitet und welche Weine er erzeugt: klassisch-puristische Lagenweine mit prägender Jahrgangstypizität. Authentisch, langlebig mit reifer, rassiger Säure und auf gewisse Weise urwüchsig, ja wild. Ganz eigene, spannende Weine mit Persönlichkeit, Spiel und Tiefgang ohne unnötige Konzentration oder übermäßiger Komplexität.
Zur Erzeugung der Weine passiert das dafür Nötige: Spontangärung, langes Hefelager und ökologische Weinbergsarbeit. Die Ertragsreduzierung wird philosophiegemäß allein über den Winterschnitt erzielt. Der Ausbau erfolgt im Edelstahl und zugekauften gebrauchten Barriques, da die alten Fuder nicht mehr zu verwenden waren. Jederzeit der schonende Umgang mit den Trauben und dem Wein, keine Schönung und insgesamt führt das alles zu lagerfähigen, sehr reduktiven Weinen. Im Jungstadium daher unbedingt in der Flasche oder in einer Karaffe belüften. Sie brauchen Luft und Zeit!
Die Weine sind meistens nicht trocken (oft zwischen 10g und 20g Restzucker), tendieren aber sensorisch sehr stark dahin. Wenn man denn so will trocken mit dem „deutschen Zuckerschwänzchen“. Eindrucksvolle Moselunikate und die Etiketten der Weine sind schlichtweg großartig.

Nochmals auf den Punkt gebracht, hier haben wir wirklich das Gefühl, den puren Weinberg zu schmecken. Vollkommene, einzigartige Natürlichkeit. Lernstoff und aufgrund aller einzelner Bausteine in gewisser Weise mehr als nur Wein. Die Weine allesamt mit Potential nach oben, sie momentan zu bewerten mehr als schwierig. Mit genügend Luft bereits jetzt ein Erlebnis!

Die Weine (bitte anklicken)

Wein164   Wein165   Wein166
Immich-Batterieberg – Riesling “Zeppwingert”   2012 (zur VKN)   Gold

Immich-Batterieberg – Riesling “Ellergrub”   2012 (zur VKN)   Gold

Immich-Batterieberg – Riesling “Batterieberg”   2012 (zur VKN)   Gold

Bezugsquellen (Beispiele)
K&U Weinhalle Nürnberg / Suche auf Wine-Searcher.com
Weinlagen
Enkircher Zeppwingert / Enkircher Ellergrub / Enkircher Batterieberg

Barrique-Haus Verkostung zum 57.

Wir fahren von Graach aus eine halbe Stunde entlang der Mosel nach Westen und gelangen so zu unserem heutigen restsüßen Riesling. Er stammt aus einem Nebental. Dort fließt das kleine Flüsschen Dhron in die große Mosel. Unser Wein kommt aus einer der besten Weinlagen der Mittelmosel, dem Dhroner Hofberg. Ins Glas wandert der Riesling feinherb „Dhroner Hofberg“ von A.J. Adam.
Andreas Adam gehört zu einer recht überschaubaren Generation junger Winzer an der Mosel. Anders als bspw. in der Pfalz oder Rheinhessen gibt es weniger „junge Wilde“, die mit gnadenlos guten Weinen auf den Bildschirm drängen. Die Gründe sind vielfältig. Körperlich härtere Arbeit durch die Steillagen, nahezu ausschließlich der Anbau von Riesling und schwieriges, exportorientiertes Vermarkten sind wohl die Hauptursachen. Ein wenig schade, denn Andreas Adam und zum Beispiel Julian Haart zeigen das es geht. Und was sind das für Weine die beide erzeugen, mehr davon! (u.a. arbeiten sie gemeinsam im Piesporter Goldtröpfchen)

Schon während seines Studiums in Geisenheim begann Andreas Adam das aufgegebene Weingut seines Großvaters wieder zum Leben zu erwecken. Im Jahre 2000 begann er mit nur 1 ha und keinem wirklichen Plan, wo es denn hinführen sollte, ein Spaßprojekt. Nach und nach wurde aus dem Spaß ein Geschäft und seine Weine wurden ihm quasi aus den Händen gerissen. Durch Zukäufe und Rücknahme von verpachteten Flächen wuchs die Rebfläche auf um die 3 ha an. Viel gab es dabei zu tun, die Weinberge waren teilweise in einem sehr schlechten Zustand und mussten aufwendig rekonstruiert werden. Unter anderem richtete Andreas Adam eine alte Terrassenanlage im Hofberg wieder her, von dieser stammt im Übrigen unser heutiger Wein. In Zukunft soll die Rebfläche einerseits durch Zukauf von besten Steillagen mit alten Reben und andererseits durch Neupflanzungen Schritt für Schritt gesteigert werden, um die Nachfrage zu bedienen. Der Hofberg windet sich entlang der Dhron in SW-S-SO Ausrichtung, auf der gegenüberliegende Seite Wald und die Aussicht auf den Hunsrück, kühle Winde aus dem Gebirge verdrängen gerade in der Erntezeit den sich bildenden Nebel und schützen vor Fäulnis. Er besitzt kühlere und wärmere Bereiche, der Schieferboden enthält mal weniger und mal mehr Erde. Sehr kennzeichnend sind die großen Gesteinsbrocken mit Quarz- oder auch Eiseneinschlüssen. Man muss somit sehr genau schauen, welche Bereiche eher für trockene und welche Bereiche eher für restsüße Weine (Kabinett, Spätlese, Auslese) geeignet sind.

Andreas Adam will und erzeugt Terroirweine. Selbstverständlich dafür schonendes, traditionell orientiertes und naturnahes Arbeiten. Weiterhin Handlese, Spontangärung sowie der Ausbau im Edelstahl und großem Holz – je nach Charakter der Lage und des Jahrgangs. Zur Philosophie gehört ebenfalls, so wenig wie möglich einzugreifen, die Weine werden nicht geschönt oder filtriert.
2012 gewann Adams Gutsriesling den BerlinGutsrieslingCup. In Amerika erhalten seine Weine Punktwertungen, die für deutschen Riesling nahezu unvorstellbar waren. Beides bestätigt die außerordentliche Qualität der Weine. Es sind enorm spannende, schlanke und ungemein animierende Tropfen mit tendenziell etwas weniger Restzucker aber stets gemäßigtem Alkohol, die offen ihre Herkunft zeigen. Gleichzeitig sind sie fein, haben Tiefgang, Eleganz und Frische. Wirken verspielt und sind geprägt von einer subtilen Mineralität. Chapeau!

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Alles was dieser vorbildliche feinherbe Charakter von der Mosel zeigt und besitzt. Präzision, Klarheit, Harmonie und Stil – sehr reizvoll. Die Nase sehr intensiv, sehr kühl und mit viel markanter Mineralität. Enorme Spannung von der Spontangärung, Tiefe zeigend. Herrliche erdig-tabakige Würze, ein paar Kräuter und florale Töne. Dominierendes reifes gelbes Steinobst (Pfirsich), aber auch Südfrucht und Zitrus. Leicht, die Kraft jedoch mehr als deutlich, körperreich und stoffig. Klar, geschliffen, frisch und dezente Süße. Zeigt Feinheiten und Stil. Sehr animierend. Am Gaumen kraftvoll, fest, dicht und schmelzig. Dazu frisch, kühl und mineralisch. Erneut die reife, süßliche Frucht, insbesondere ins üppige gehender gelber Pfirsich. Wunderbare Würze, tolles Spiel, komplex und bestens balanciert. Beflügelt von einer sehr feinen, lebendigen Säure. Hat Substanz. Der Abgang sehr gut, sehr lang und schmelzig. Mineralität, Salz, fruchtig-würzig, Zitrus, vielschichtig, guter Zug und belebend. Perfekt feinherb.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 12-14°C), verkostet im “Hermitage” (Riedel Sommeliers)

Die Weine (bitte anklicken)
Wein163                                Gold

Bezugsquellen
Noble Wine München / Suche auf Wine-Searcher.com
Weinlagen
Dhroner Hofberg / Piesporter Goldtröpfchen

Barrique-Haus Verkostung zum 56.

Riesling einmal nicht trocken. Wir schlagen ein neues Kapitel im Barrique-Haus auf und stellen Euch in der nächsten Zeit eindrucksvolle Rieslinge mit Restsüße vor. Unser erster Wein soll selbstverständlich etwas Besonderes sein. Gesagt getan, ins Glas wanderte der Riesling Kabinett „Graacher Domprobst“ 2012 vom Weingut Willi Schaefer.

Das kleine, sehr sympathische Familienweingut wird von Sohn Christoph und Vater Willi geführt. Bewirtschaftet werden um die 4 ha steilste Weinberge in den sensationellen Graacher Lagen Domprobst und Himmelreich (dazu kommt ein wenig Wehlener Sonnenuhr). Das bedeutet enorm anstrengende, fordernde und aufwendigste Weinbergs- und Lesearbeit. Hier gibt es ausschließlich Riesling, größtenteils von sehr alten Reben und teils sogar wurzelecht. Die Weine werden mit keller- bzw. weinbergseigenen Hefen spontan vergoren, i.d.R. schon in alten Fudern, in denen ebenfalls der weitere Ausbau erfolgt.
Das Weingut ist meilenweit davon entfernt ein „Marktschreier“ zu sein. Seit vielen Jahren geht es einzig und allein um die Weine, deren Qualität und Trinkfreude. Selbst eine Homepage gibt es (noch) nicht. Die Schaefers nutzen die traumhaften Eigenheiten ihrer Lagen und haben eine exakte Vorstellung, wie ein Kabinett, eine Spätlese oder eine Auslese auszusehen haben. Langweilige, von der Süße dominierte Weine gibt es nicht. Ganz im Gegenteil, sie strotzen mit Frische, Mineralität und Lebendigkeit. Sind schlank, dicht, stilvoll und subtil mit finessenreicher Komplexität und Tiefe. Beeindruckende Weine mit Herkunft und großartiger Qualität. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die Jahresproduktion von circa 30.000 Flaschen stets sehr schnell vergriffen ist.
Grundlage im Weingut Willi Schaefer ist das Schmecken und das Bauchgefühl. Nur darauf wird sich hundertprozentig in Verbindung mit der Erfahrung und den eigenen Weinvorstellungen verlassen, Analysewerte sind wichtig, aber nicht alles. Mehrfaches tägliches Probieren während der Lese und dem Ausbau hilft der Familie einerseits nur perfekte Trauben im jeweiligen Lesedurchgang zu ernten und andererseits die Gärung just in dem Moment zu stoppen, wenn der Kabinett, die Spätlese oder eben die Auslese so sind, wie sie sein sollen.

Dass im Weingut Willi Schaefer alles passt, konnten wir eindrucksvoll bei einer grandiosen Weinprobe im Weingut erleben. Eine bärenstarke Kollektion 2012, animierend, berührend und einfach großes Rieslingkino.

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Dass wir einen beispielhaften Mosel-Kabinett im Glas haben. Herrliches Süß-Säure-Spiel, bestens balanciert, perfekte reife Frucht und sehr deutlich die Lage, den Graacher Domprobst, zeigend. Die Nase intensiv mit viel Frische und glasklar wie ein Gebirgsbach. Spürbar mit Anspruch und Ernsthaftigkeit. Kühl, sehr mineralisch und reichlich Würze (erdig-steinig + Kräuter). Dazu haufenweise reifes Steinobst (Pfirsich, Aprikose) und Südfrüchte (Melone, Maracuja, Ananas) sowie etwas Zitrus. Das hat Schliff und Stil, durchaus straff, schlank, leicht und belebend. Feine Süße, wahrlich animierend. Am Gaumen ungemein schmelzig und sehr viel der wunderbar reifen Frucht. Dicht, feinsaftig, stoffig, fest gebaut, schlank und leicht. Hat guten Zug und ist exzellent ausgewogen. Herrliche Würze, gewisse Kühle und präsente Mineralität. Belebt von einer feinen Säure und unterlegt von einer spielerisch-anregenden Süße. Der sehr gute Abgang lang und schmelzig. Erneut im Vordergrund die Frucht und Würze. Mineralisch, stoffig, süßlich, eine Idee Salz, ein sehr dezenter „Säurekick“ und gut nachhaltig. Insgesamt stilvoll und präzise.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 12-14°C), verkostet im “Hermitage” (Riedel Sommeliers)

Die Weine (bitte anklicken)
Wein162                                Silber

Bezugsquellen
Weinhandlung Kreis Stuttgart / Suche auf Wine-Searcher.com
Weinlagen
Graacher Domprobst / Graacher Himmelreich / Wehlener Sonnenuhr