Kategorie Archiv: Tastings

Barrique-Haus Verkostung zum 82.

Wir kehren noch einmal zurück ins Bolgheri, genauer gesagt in die Nähe der Gemeinde Suvereto. Dort liegt, eingebettet ins Val di Cornia, das Weingut „Gualdo del Re“. Die Entfernung zur Küste beträgt etwa 20km. Die Weine, die wir bisher probierten, wissen zu überzeugen. Das Weingut keltert überwiegend rebsortenreine Weine und ist um kontinuierliche Qualitätssteigerung bemüht.

Der „Federico Primo“, ein reiner Cabernet Sauvignon (15 Monate im Barrique), gefällt uns ausgesprochen gut. Modern, aber er schießt nicht übers Ziel hinaus. Einfach schön. Sehr trinkig, mit toller Mineralität, die den Wein um eine weitere Dimension bereichert. Präsentiert sich noch jung und ist im Silberbereich genau richtig aufgehoben, für mehr „fehlt“ es dann doch an Vielschichtigkeit, Länge und Persönlichkeit. Absolute Empfehlung unsererseits, für diejenigen unter Euch, die an internationalen Rebsorten aus der Toskana interessiert sind. Exzellenter Wein, sehr gekonnt gemacht.

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Dass Feingefühl und die Eleganz, die dem aromatisch-typischen Cabernet eine ganz eigene Handschrift verleihen. So was von gekonnt, eindrucksvoller Schliff. Die Nase intensiv mit markanter Cassis-Note. Perfekt reife rote und in der Mehrheit dunkle Beeren sowie eine schmeichelnde, subtile Würze. Filigranes, röstiges Holz, Paprika, getrocknete Kräuter und erdige Nuancen. Feiner Tabak, Gewürze und eine Spur Kakao. Kühle Elemente, fast spürbare Mineralität und gute Frische. Wirkt schlank und fest mit sehr konzentrierter Kraft. Lebt von bester Balance, enorm galant und gefühlvoll. Gewisse Komplexität, zeigt Tiefe, gekonnt und einfach reizvoll. Am Gaumen kühl und merklich mineralisch. Sehr saftig und mit reichlich Schliff versehen. Richtig konzentrierte Power, trotzdem leichtfüßig, sanft und mit feinstem Samt. Die sehr feine, lebendige Säure und die sehr feinen Gerbstoffe tragen beispielhaft zur eleganten Harmonie bei. Erneut die vielschichtige Aromatik mit ein Bisschen Bitterschokolade und Kakao im Vordergrund. Der Abgang fest, schmelzig, sehr gut und sehr lang. Wärmend mit ein wenig spürbarem Alkohol und nachhaltig auf feinen Kakao mit Bitterschokolade. Abermals die bekannte Aromatik, feinfühlig, zart und filigran.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 17-19°C), verkostet im “Bordeaux Grand Cru” (Riedel Sommeliers)

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Wein198                                Gold

Bezugsquellen (Beispiele)
Wein auf Wein Darmstadt / Suche auf Wine-Searcher.com

Barrique-Haus Verkostung zum 81.

Erstklassiges aus Down Under – dafür steht „The Dead Arm“ von d’Arenberg. Ein Big-Player Weingut, das es immer wieder schafft, exzellente Weine in jeder Qualitätsstufe zu erzeugen. Bis jetzt hat uns jeder Wein sehr gut gefallen, den wir von d’Arenberg im Glas hatten. Der heutige 100% Shiraz macht erwartungsgemäß keine Ausnahme.

Perfekte Machart, hochreife und süßliche Fruchtfülle, bleibt immer elegant bei enormen Druck und Konzentration. Dazu kommt eine immenses Reifepotential (das Alter ist momentan kaum anzumerken) und ein grandioses Alkoholmanagement (wo sind die 15% ?). Für eine höhere Wertung „mangelt“ es an allerletzter Komplexität und Tiefe. Dies ist aber gewollt und zeigt das Können der Weinmacher, schließlich gibt es ja noch Weine in der Kollektion, die qualitativ und preislich noch eine ganze Schippe drauf legen.

„The Dead Arm“ ist ein Musterbeispiel für die süßliche Fruchtigkeit Australiens in Kombination mit beeindruckender Balance. Und somit eine optimaler Gradmesser, ob Ihr drauf steht oder nicht. Spannung, Überraschung, Persönlichkeit oder Authentizität sieht heutzutage jedoch anders aus und passiert zumeist in anderen Regionen. Dafür spricht ebenfalls der Rückgang des Interesses an australischen Weinen. Das „The Dead Arm“ ein grandioser Wein ist, steht fern jeder Diskussion. Eine verlässliche Konstante, schön das es sie gibt!

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Dass “The Dead Arm” par excellence zeigt, was erstklassigen Wein aus Australien auszeichnet. Nahezu grenzenlose Fruchtigkeit und Reife, aber so mit Schliff versehen, dass „Marmelade“ nicht ein einziges Mal in den Sinn kommt. Balance, Gefühl und Eleganz, einfach gekonnt. Die Nase intensiv mit hochreifer, teils eingemachter dunkler Frucht (Schwarzkirsche, Pflaume, Brom- und Heidelbeere). Warm, hat auch kühle Elemente, wirkt fast „schlank“ bei enorm konzentrierter Power. Dazu eine schmeichelnde, subtile Holzwürze. Feiner Tabak, Kakao, Zartbitterschokolade, Gewürze (Pfeffer, Nelke) und Lakritz. Beeindruckende Abstimmung, vielschichtig, geschmeidig, galant und geschliffen. Am Gaumen eine leichte, seidige Kühle und filigraner Samt. Weich und sanft. Feinsaftig mit präsenter Frucht und schöner Würze. Reichlich herbe, noble Bitterschokolade, Kakao und ein Touch Tabak. „Pralinig“. Eine feine, lebendige Säure und die Gerbstoffe voll integriert. Was ein Extrakt, Konzentration und Kraft. Erneut die Komplexität und Noblesse. Imposante Fruchtsüße, abermals perfekt ausgewogen. Der Abgang schmelzig, sehr gut und sehr lang. Die bekannte, süßliche Aromatik setzt sich fort (Kirsche in Richtung Amarena). Herbe Bitterschokolade und Kakao, eine Idee Vanille. Leicht trocknend und ein Bisschen wärmender Alkohol.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 17-18°C), verkostet im “Bordeaux Grand Cru” (Riedel Sommeliers)

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Wein197                                Gold

Bezugsquellen (Beispiele)
Belvini / Vinexus / Suche auf Wine-Searcher.com

Barrique-Haus Verkostung zum 80.

Einen Tag vor Weihnachten bleiben wir im Bolgheri, in der bezaubernden Toskana. Seit ein paar Jahren gibt es bei Knauf neben allerhand Baustoffen auch Wein zu kaufen. 1998 erfüllte sich der Weingutstraum und seit 2004 sind die Weine von Knauf in Eurem örtlich ansässigen Baumarkt erhältlich. Okay, Spaß beiseite, denn der Adèo 2006 des von Knauf gegründeten Weingutes Campo alla Sughera ist schlichtweg exzellent.

Im Gegensatz zu vielen anderen Supertoskanern ist er nicht nur gut gemacht, sondern zeigt darüber hinaus Persönlichkeit und Herkunft. Er steht mit seiner Wärme, seiner markant herben Würze und seiner rassigen Säure für die Toskana. Das erinnert an Sangiovese und macht den Wein authentischer. Vielleicht würde ein weiter reduzierter Holzeinsatz noch mehr zu diesem Gefühl beitragen. Das Alterungspotential ist ebenfalls ausgezeichnet. Der Adèo präsentiert sich jung und kann bestimmt das eine oder andere Jährchen dran hängen.

Nun aber widmen wir uns voll und ganz den anstehenden Feiertagen. Wir wünschen Euch und Euren Familien eine fröhliche und wundervolle Weihnachtszeit. Lasst es Euch gut gehen!

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Dass dieser Supertoskaner deutlich Charakter und Herkunft zeigt. Tendenziell viel wärmende Frucht mit präsenter Holzprägung. Kakao und Bitterschokolade in Hülle und Fülle, dazu eine lebendige Säure. Die Nase intensiv, beginnt sich langsam zu entwickeln (eher noch jung). Reife, teils angetrocknete dunkle Beeren (Cassis, Heidelbeere) sowie markante Schwarzkirsche und Pflaume. Reichlich Tabak, mittelkräftige und röstige Holzwürze (Spur Kokos), getrocknete Kräuter, etwas gegrillte Paprika, Lakritz und Gewürze (Nelke, Muskat). Auffallender Kakao und Bitterschokolade. Komplex mit einer leichten Süße und warm. Sehr konzentriert, fest und kräftig. Zeigt gewisse Eleganz, animierend. Am Gaumen moderate Kühle, weich, saftig und mit reifen, fast komplett integrierten Gerbstoffen (ein wenig trocknend). Wirkt schlank und fest mit mittelkräftigem Bau, hat aber richtig Kraft und Konzentration. Frische Säure, trotzdem eher warm. Zeigt durchaus Stil und Feinheiten, erneut die vielschichtige Aromatik der Nase. Im Vordergrund das röstige Holz mit Bitterschokolade und Kakao (Frucht stark Richtung Cassis). Der Abgang sehr gut, sehr lang, schmelzig und mit wärmendem, merklichen Alkohol. Der Nachhall recht herb auf die bekannte Bitterschokolade und Kakao. Süßlicher Touch, bekannte Aromatik mit wieder deutlicherer Frucht.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 17-18°C), verkostet im “Bordeaux Grand Cru” (Riedel Sommeliers)

Die Weine (bitte anklicken)
Wein196                                Gold

Bezugsquellen (Beispiele)
Jacovin Völklingen / Suche auf Wine-Searcher.com

Barrique-Haus Verkostung zum 79.

Es wird mal wieder Zeit für „Bella Italia“ im Barrique-Haus. Wir denken an einen wunderschönen Urlaub auf Elba zurück und öffnen eine seit dem im Keller lagernde Flasche eines nicht gänzlich Unbekannten. Mitte des Jahres verkosteten wir bereits den Einstiegswein, den „Poggio ai Ginepri“, der Tenuta Argentiera. Heute folgt der „Villa Donoratico“ aus dem Jahre 2006. Ein Blend aus 60% Cabernet Sauvignon, 30% Cabernet Franc und 10% Merlot. Der Ausbau erfolgte 12 Monate in neuen sowie gebrauchten französischen Barriques.

Der Wein zeigt sich nahezu auf den Punkt, so sehr, dass er uns in diesem Zustand sogar Gold-Status wert ist. Die Macher dieses Supertoskaners verstehen ihr Handwerk. Schliff und Balance an allen Ecken und Enden sowie in vielen Details. Enorm „trinkig“ von vorne bis hinten, abgerundet mit einem wunderbaren, süßlichen Schmelz. Dazu die komplexe und spannende Aromatik. Überzeugt auf ganzer Linie.

Wenn großer Produzent mit internationalen Rebsorten, dann sollte es so ausschauen. Die Frage nach Authentizität, Identifikation und dem Naturnahen/ Natürlichen ist selbstredend eine andere. Am Ende fällt uns noch passende Assoziation für den Wein ein. Er erinnert stark an eine alte Kirche. Den Duft der Gemäuer, der rustikalen Holzbänke und die Dämpfe des Weihrauches. Jetzt trinken und nicht weiter lagern.

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Der Schliff und die gefühlvolle Balance, die diesem Supertoskaner eine grandiose Trinkigkeit verleiht. Keine überbordende Kraft oder ein Holzhammer, sondern ausgewogen mit kaum Überreife. Vielschichtig und quasi jetzt auf dem Punkt. Die Nase intensiv, kraftvoll und dicht, trotzdem elegant und tendenziell eher schlank bleibend. Perfekt reife, dunkle Beeren (Cassis, Brom- und Heidelbeere) sowie eine schmeichelnde, dezente Holzwürze (Altholz). Viele frische, teils geröstete Kräuter (Lorbeer, Rosmarin). Dazu deutlich frische Teeblätter und florale/gemüsige Töne. Etwas Tabak, gute Komplexität, hat Schliff, sehr schön. Zeigt sich frisch, eher kühl und gut entwickelt. Am Gaumen kühl und ein wenig Mineralität. Super Mundgefühl. Weich und sanft mit zartem Samt. Gerbstoffe voll integriert und abgeschmolzen. Die Aromatik der Nase setzt sich fort, der Holz wird etwas präsenter und die Würze ein wenig herber. Dazu eine Idee Feuer, Kakao und Bitterschokolade. Erneut schlank und frisch, bei sehr guter Kraft und Konzentration. Galant, erstklassige Harmonie. Der Abgang sehr gut und sehr lang mit einem traumhaften süßlichen Schmelz. Wärmender Alkohol und eine Spur trocknend. Die breite Palette an Aromen setzt sich fort. Nachhaltig auf Bitterschokolade und Kakao.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 17-19°C), verkostet im “Bordeaux Grand Cru” (Riedel Sommeliers)

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Wein195                                Gold

Bezugsquellen (Beispiele)
Wein-Bastion Ulm / Suche auf Wine-Searcher.com

Barrique-Haus Verkostung zum 78.

Unsere letzte Flasche der Domaine Lécheneaut wanderte vom Keller aus in die bereitgestellten großen Weingläser. Es handelte sich um den „Les Damodes2006. Ein fast Premier Cru, da ein kleiner Teil der Trauben aus dem nicht dafür zertifiziertem Bereich dieser Lage stammt.

Quasi eins zu eins können wir unseren letzten Artikel zu diesem Weingut wieder hervorholen. Der Qualitätssprung zum Morey-Saint-Denis ist deutlich, schlüssig zeigt sich der identische, äußerst moderne Stil. Ganz klare Betonung der Frucht und Verzicht auf jegliches Konfliktpotential. Ecken oder Kanten gibt es nicht.

Es ist schon schlüssig, dass es hier um Parker, Gastronomie und vorzugsweise den US-Markt geht. Um authentischen Wein und Tradition geht es jedenfalls nicht. Für uns persönlich fühlt es sich einfach nicht nach Pinot Noir aus dem Burgund an. Böse gesagt, wirken die Weine sehr geglättet und nur bedingt charakterfähig.

Es muss selbstverständlich auch gesagt werden, dass die Weine richtig gut sind. Und je nach Anlass und Erwartungshaltung auch nicht verkehrt. Sie können ein Türöffner sein durch ihre schmeichelnde Trinkigkeit.

Hervorzuheben ist das Alterungspotential des „Les Damodes“. Er zeigte sich noch jung und frisch, als wären keine 7 Jahre bereits vergangen.

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Dass dieser moderne Burgunder sich nicht die geringste Blöße gibt. Ein perfekt gemachter Wein, noch absolut jung, nichts stört oder eckt an. Die Nase intensiv, fruchtbetont und modern. Markante Kirsche, weiterhin reife rote aber auch dunkle Beeren, teilweise überreif wirkend. Dazu ein sehr dezentes, röstiges Holz. Präsentiert sich jung und frisch. Prägend die floralen, blumigen Aromen. Etwas Erde, Kakao und Spuren von Tabak. Durchaus eine ausgeprägte Würze mit gewisser Straffheit. Komplex aber nicht ewig. Eher leichtgewichtig mit Konzentration. Geschmeidig und galant. Am Gaumen sanft und weich mit gewisser Mineralik. Sehr leicht und enorm schlank. Viel Frische von der sehr feinen Säure. Feinsaftig mit wärmender, reifer Frucht. Floral/blumig, Kakao und herbe Würze. Das Holz kaum merklich. Geradliniger Schliff, rund und harmonisch. Der Abgang schmelzig, sehr gut und sehr lang. Abermals fruchtbetont mit spürbarem Säurebiss. Nachhaltig auf Kakao und Bitterschokolade. Leicht und schlank.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 17-18°C), verkostet im “Bordeaux Grand Cru” (Riedel Sommeliers)

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Wein194                                Gold

Bezugsquellen (Beispiele)
N+M Mönchengladbach / Suche auf Wine-Searcher.com
Weinlage
Les Damodes

Barrique-Haus Verkostung zum 77.

Wie bereits beim Dorflagen Gevrey-Chambertin kann die Domaine Rossignol-Trapet nun auch mit einem Premier Cru vollends überzeugen. Insbesondere der klassisch-traditionell orientierte Stil und die Philosophie des Weingutes haben es uns angetan. Eine Aromatik, wie sie nur im Burgund zu finden ist, vor allem in Verbindung mit dem kongenialen Holz. So muss das sein. Darüber hinaus zeigt der „Clos Prieur“ eine enorme Mineralität. Das ist schlichtweg erstklassig.

Jetzt trinken scheint angesagt, alles wirkt entwickelt und das Holz könnte sich von nun an in den Vordergrund spielen. Etwas Obacht, er ist nicht unbedingt ein einfacher Wein. Ein unaufgeregter Charakterkopf der mitnichten jedem gefallen will. Wer sich auf ihn einlässt, dem offenbart er insbesondere, was Vielschichtigkeit und Tiefgründigkeit tatsächlich bedeuten. Mit Hektik und mal nebenher geht gar nichts, Slow Wine im wahrsten Sinne. Nicht ganz schafft er es, die Klasse der Nase am Gaumen und im Abgang weiterleben zu lassen. Ein beeindruckender Wein allemal.

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Dass dieser prächtige Pinot mit graziler Noblesse nicht geizt und vollkommen in sich ruht. Bildschöner Stil, perfekter Holzeinsatz. Ein Charakter. Die Nase intensiv mit ungemein viel Feinheit und Eleganz. Alles ist filigran, enorm komplex und deutlich Tiefe zeigend. Er wirkt verspielt, lebendig und leichtfüßig, dahinter ist aber stets die nötige Power und Konzentration. Gewisse Wildheit (fleischig), markantes Leder und Tabak. Dazu eine ausgeprägte getrocknete/welke Komponente (Kräuter, Laub, Waldboden). Brillantes Holz, da und auch wieder nicht (Richtung wärmendes Altholz). Ebenfalls präsent die reifen roten und schwarzen Beeren mit einer zarten, leichten Süße. Viele Gewürze und kühle Elemente. Authentisch, ungekünstelt – betörende Nase. Am Gaumen unerwartete, beträchtliche Mineralität, sehr kühl. Seidig, frisch und wie bereits beim Duft, lebt dieser Wein von seiner Vielschichtigkeit, tiefgründig. Imposante Balance der Aromen bei mittlerer Kraft. Ein wenig spielt sich das Holz in den Vordergrund, gibt eine Richtung hin zu Kakao und Tabak. Die sehr feinen Gerbstoffe absolut rund, dennoch dezent trocknend. Der Abgang fest und schmelzig, sehr gut und sehr lang. Durchaus zupackend und kraftvoll. Enorm nachhaltig auf herben Kakao und edelste Bitterschokolade. Über alles erhaben. Abermals die grandiose Komplexität der Aromatik. Trocknet wieder etwas nach.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 17-18°C), verkostet im “Bordeaux Grand Cru” (Riedel Sommeliers)

Die Weine (bitte anklicken)
Wein193                                Gold

Bezugsquellen
Pinard de Picard / Suche auf Wine-Searcher.com
Weinlage
Clos Prieur

Barrique-Haus Verkostung zum 76.

In Rheinhessen, quasi der Region des jungen und wilden Winzernachwuchses, gibt es nahezu ständig exzellente neue Weine zu entdecken. Wer hier mitmischen will, der muss was drauf haben und sich zu 100% auf die Qualität seiner Weine konzentrieren. So und nicht anders ist es bei den Braunewell Brüdern aus Essenheim bei Mainz im Selztal.

Ein Familienweingut mit Tradition. Vater Axel kümmert sich hauptsächlich um die Weinberge, Sohn Stefan pflegt das Marketing und sein Bruder Christian trägt die Verantwortung für den Ausbau der Weine im Keller. Wie nicht anders zu erwarten, haben die Brüder beide in Geisenheim studiert und sich durch viele Praktika im In- und Ausland weitergebildet. Mit ihrer Rückkehr in den elterlichen Betrieb kamen neuer Schwung, jugendliche Leidenschaft sowie Experimentierfreude in das Weingut, der Beginn einer enormen Qualitätsoffensive.

Der 18 ha große Betrieb verfügt über beste Lagen im milden, nördlichen Rheinhessen mit sehr unterschiedlichen Bödenprofilen. Daher verwundert es nicht, dass das Weingut über einen relativ großen Rebsortenspiegel verfügt. Einerseits wird eine breite, sehr solide Basis geboten und andererseits eine Steigerung bis hin zum Spitzenwein unter den Kategorien „Lagenwein“ sowie „François“ (regionale bzw. internationale Rebsorten). Es dürfte also jeder bei einem Besuch des Weingutes fündig werden!

Wie es heutzutage für Spitzenqualität einfach grundlegend nötig ist, entstehen die Weine mit enorm viel Aufwand im Weinberg. Ohne bestes Traubenmaterial ist alles Bemühen umsonst. Genauso wie beim Kochen, aus nach nichts schmeckendem Gemüse ist nichts Schmackhaftes zuzubereiten. Der Begriff „bio“ und dessen Richtlinien allein, sind dafür nicht mehr genügend oder von langer Dauer. Nachhaltigkeit rückt ins Zentrum. Leider ist dieser Begriff schon ähnlich strapaziert und verunglimpft. Trotzdem ist er richtig. Die Nachhaltigkeit umfasst stets mehrere Bereiche: die Wirtschaftlichkeit, die Umwelt, die Weinberge, die Kulturlandschaft, aber auch das Soziale. Alles spielt bei den Braunewells eine Rolle – vorbildlich!

Für die Weine bedeutet es naturnahes Arbeiten im Weinberg und natürliche Weinbereitung. Nur so entstehen für das Terroir typische und langlebige Weine. Dass die Weine richtig gut sind, davon kann und sollte sich jeder selbst überzeugen. Gewonnen haben die Weine auch schon einiges, z.B. den „Deutschen Rotweinpreis 2011“ der Zeitschrift VINUM mit dem 2009er Essenheimer St. Laurent „Gelber Sand“. Oder die Pinot Noir Trophy beim AWC Vienna mit dem 2008er Spätburgunder „Teufelspfad“ gegen ein internationales Spitzenfeld.

Bei den beiden vorgestellten Weißweinen überzeugt uns der Stil und die Handschrift von vorn bis hinten. Herrliche straffe Würze, reife Frucht sowie intensive und prägende, erdige Mineralität. Sie zeigen sich kräftig und dicht mit Druck, lassen aber keinesfalls Leichtfüßigkeit vermissen. Toller Schliff und gekonnt. Der RieslingTeufelspfad“ 2012 erst am Anfang seiner Entwicklung mit noch deutlich Hefe und Gerbstoffen, er könnte sogar noch zulegen. Wunderbar seine Feinheit und Komplexität. Im Weinkühlschrank wartet noch der SpätburgunderTeufelspfad“ 2011. Die Verkostung reichen wir so schnell wir möglich nach.

Die Weine (bitte anklicken)

Wein190   Wein191   Wein192
Braunewell – Essenheimer Grauer Burgunder “Kalkmergel”   2012 (zur VKN)   Bronze

Braunewell – Riesling “Teufelspfad”   2012 (zur VKN)   Gold

Braunewell – Spätburgunder “Teufelspfad”   2011 (zur VKN)

Bezugsquellen (Beispiele)
Weinkontor Keßler Oppenheim / Suche auf Wine-Searcher.com
Weinlagen
Essenheimer Teufelspfad

Barrique-Haus Verkostung zum 75.

Zehn Jahre alter Wein, dies kann schwierig sein. Heute in Person des Brunello di MontalcinoPrime Donne2003 des Weingutes Donatella Cinelli Colombini. Ein bodenständiger, unverwechselbarer Terroirwein. Grazie.

Er hat alles, was es braucht, um ein erstklassiger Brunello zu sein. Beeindruckend diese einzigartige Aromatik, süßliche Saftigkeit, Kraft und Vielschichtigkeit. Dabei nicht schwer, sondern lebendig durch die forcierte Säure und Mineralität. Das macht an. Puristisch veranlagt, keine Schminke und kein Tamtam. Leider hält das Holz aktuell das Steuer in der Hand. Die Frucht und Komplexität wird in den Hintergrund gedrängt. Jammern auf hohem Niveau, aber doch einfach schade. Bescheiden momentan die Gerbstoffe, zupackend und enorm trocknend.

Diese Flasche würde die Gemüter spalten, von „Schatz, magst Du noch mein Glas Wein haben“ bis hin zu „Ups, Flasche schon leer?“. Einfach ganz sicher nicht, vielleicht in dieser Form als „fortgeschrittener Männerwein” einzustufen. Die Qualität, die Substanz ist da!

Was ist nun die Ursache?
Korkeinfluss? Schlechte Flasche? Miese Phase? Ob er nochmal richtig aufblüht?

Tja, so ist das Leben mit dem Wein. Mit Vorstellungskraft und einer gewissen Toleranz für Gerbstoffe macht er Spaß, ohne das, ein Satz mit X. Vor gut 2 Jahren gab es beste Harmonie, eine Flasche ist noch im Keller und wir freuen uns drauf (und drücken die Daumen)!

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Der authentische, unverfälschte Charakter dieses Weines. Das ist Italien, das ist Brunello. Die Nase intensiv mit animalischer Note, ein wenig Stall. Reichlich Würze dominiert. Präsentes röstiges Holz, etliche getrocknete Kräuter und Gewürze wie Nelke, Muskat und Piment. Dazu Tabak, Kaffee, Kakao und Spuren von Leder, Teer sowie Lakritz. Hochreife dunkle Beeren mit ganz zarter Süße im Hintergrund. Wild und urwüchsig mit Wucht und Kraft. Eher kühl mit guter Frische, Mineralität andeutend. Stilvoll, balanciert, vielschichtig und Tiefe zeigend. Prächtige Nase, bezaubert. Am Gaumen geradliniger mit gewisser Saftigkeit. Kühl und mineralisch, was den Wein schlank erscheinen lässt. Dabei ist er nahezu ungestüm, konzentriert und packt mit Druck zu. Das Holz spielt sich in den Vordergrund und verschleiert die Komplexität. Die Aromatik der Nase aber noch da, mit ganz leichter Süße und Kakao-Prägung. Samtig, gefühlvoll in Verbindung mit einer rassigen Säure. Die Gerbstoffe fein aber sehr präsent in trocknender Form. Der Abgang schmelzig, sehr gut und sehr lang. Mineralität und eine Idee von Salz. Nachhaltig auf Bitterschokolade und Kakao. Gute Frucht und Würze, leider wieder etwas vom Holz überlagert. Enorm nachtrocknend durch die Gerbstoffe.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Das Holz hat sich in den Vordergrund gespielt und nimmt dem Wein eine Menge seines Charmes. Jetzt ruppig und mit Ecken und Kanten, er zeigt aber, dass er anders kann. Die Gerbstoffe machen es gerade sehr schwierig, erstklassig ist das alles trotzdem. Herrlich die Aromatik, Kategorie „fortgeschrittener Männerwein“.
Allein oder zum Essen?:
Tendenz zum Essen (bei 16-18°C), verkostet im “Bordeaux Grand Cru” (Riedel Sommeliers)

Die Weine (bitte anklicken)
Wein185                                Gold

Bezugsquellen (Beispiele)
VIF Weinhandel / Suche auf Wine-Searcher.com

Barrique-Haus Verkostung zum 74.

Es ist wieder an der Zeit für einen Wein aus Kanada. Unsere Urlaubsmitbringsel halten den Jahren leider doch nicht so stand wie erhofft. Behutsames aber stetiges Aufbrauchen der Reserven ist angesagt. Mit der Jackson-Triggs Winery sind wir bei einem der großen Platzhirsche angekommen. Mehr Auszeichnungen hat kein anderes kanadisches Weingut. Bewirtschaftet werden Rebflächen in Niagara und im Okanagan Tal.

Ein Besuch ist ein Ausflug in die perfekte, nordamerikanische Serviceindustrie. Ein Schauspiel aus Ambiente, Awards, Prices und erstklassigem Verkaufspersonal. Das brauchen und wollen wir nicht jeden Tag. Wenn aber, dann muss es genauso sein. Oftmals kopiert, nicht im Geringsten auf diesem Level erreicht. Wir übersprangen recht zügig alles unterhalb der „Sunrock Vineyard“ Linie. Es war uns zu kitschig und/oder banal. Bei dieser Kategorie mischte sich dann Frucht mit Anspruch. Typisch nordamerikanische Weine der besseren Sorte zu im Verhältnis akzeptablen Preisen.

Wir legten 4 Weine für die Heimreise zurück, um uns mit diesen, wieder zurück in der Heimat, an diesen unvergesslichen Urlaub zu erinnern. Der Cabernet Sauvignon 2006 war nicht mehr ganz in Ordnung (wahrscheinlich Kork), zum Essen aber noch ganz ok. Eine Verkostung hätte keinen Sinn gemacht. Anders beim heutigen Merlot 2006. Dieser Wein präsentierte noch seine Gene, auch wenn er schon über seinen Zenit war und die Gerbstoffe das Vergnügen sehr schmälerten. Ein unkomplizierter Spaßwein und wahrscheinlich perfekt zu amerikanischem Barbecue. Beileibe nicht banal, den Charakter und Anspruch des Merlots der Quinta Ferreira erreicht er jedoch keinesfalls.

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Der schmeichelnde „Kaminweincharakter“ dieses sehr gut gemachten, typisch-nordamerikanischen Vertreters. Viel Frucht trifft auf Vanille und Schokolade. Gute Balance und ausgewogen. Die Nase intensiv mit reifer, süßlicher, dunkler Frucht. Eine Spur Marmeladen-Touch, hält sich aber gut in Grenzen. Heidelbeere, Brombeere und Pflaume. Deutlich Vanille, Schokolade, Lakritz, Kaffee, Gewürze (Piment) und Kräuter. Das Holz bestens integriert und dezent röstig. Warm, kraft- und gehaltvoll. Dabei mit Anspruch, stimmig, elegantes Auftreten und reizvoll. Am Gaumen erneut reichlich süßliche, reife Frucht, Vanille, Schokolade, Kakao und Kaffee. Leichter Schmelz, hat Kraft und Konzentration. Das Holz merklich, ebenso die feinen, trocknenden Tannine. Wirkt ein wenig glatt. Der gute Abgang schmelzig mit mittlere Länge und trocknend. Wärmend mit präsentem Alkohol. Wieder fruchtig-vanillig mit Holz. Der Nachhall auf Kaffee, Kakao und Bitterschokolade.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Für uns einen Tick „too much“ Nordamerika-Style. Die allpräsente Frucht bügelt die sehr schönen Anlagen ein wenig glatt. Die Gerbstoffe sind nervig-trocknend, das liegt aber wohl eher daran, dass der Wein 2-3 Jahre eher hätte getrunken werden sollen.
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 16-17°C), verkostet im “Bordeaux Grand Cru” (Riedel Sommeliers)

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Wein188                                Silber

Barrique-Haus Verkostung zum 73.

Oh Freude, das Eis ist da. Eiskratzen am frühen Morgen ist angesagt. Da braucht es abends etwas kräftiges Rotes zum Wärmen und entspannen. Es wandert ein Spanier ins Glas, der diese Aufgabe mit Bravour meistert, bei dessen Nachforschungen bzgl. Weingut und Weinbereitung wir leider ein wenig ratlos zurückbleiben.

Der „Antonio Moral“ 2006 glänzt mit bester Reife (keine Überreife), intensiver Würze und viel Mineralität. Alles dran und sehr gekonnt vinifiziert. Ein sehr schöner Wein. Jetzt so langsam austrinken, die Gerbstoffe beginnen zu trocknen. Auch fehlt die Substanz, um noch länger diese schmeichelnde Form halten zu können.

Wenn wir richtig recherchiert haben, ist der Wein ein gemeinsames Projekt zweier junger Weinleute im Ribera del DueroJorge Moral und Xavier Iturria.

Jorge arbeitete u.a. mit Peter Sisseck (Kultwein „Pingus“) zusammen, Xavier arbeitete mit am San Román, dem Toro-Wein des Starönologen Mariano García (Vega Sicilia, Bodegas Mauro, Bodegas Aalto).

Jorge kümmerte sich um die Weinberge, der gebürtige Franzose Xavier um den Keller, sein französischer Einfluss ist im „Antonio Moral“ wieder zu finden. Barriques, welche die beiden in Zweit- und Drittbelegung nutzten, boten einst bspw. dem Pingus oder auch den Weinen von Romanée-Conti ein wohliges Plätzchen. Inzwischen scheint diese Zusammenarbeit nicht mehr zu existieren. Xavier gründete im Toro ein eigenes Weingut, die Bodegas Iturria. Wir haben dies im Hinterkopf notiert und die eine oder andere Begegnung sollte sich lohnen.

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Der animierende, positiv „süffige“ Stil dieses doch eher modern interpretierten Spaniers, ohne die Klassik ganz beiseite zu lassen. Zugänglich und unkompliziert mit gewissem Anspruch. Ein Charmeur. Die Nase intensiv mit markanter röstiger Holzwürze. Schmeichelnd und feinfühlig integriert. Reichlich herbe Würze. Kokos, getrocknete Kräuter und Gewürze. Dazu Spuren von Lakritz, Tabak und Kaffee. Sehr reife dunkle Beeren (Heidel-, Brom- und Johannisbeere). Warm wirkend mit kühlen, mineralischen Elementen. Muskulös, fest und kompakt mit guter Frische. Typisch französischer animalischer Touch. Gewisse Vielschichtigkeit, sehr anregend. Am Gaumen kühl und deutliche Mineralität. Dadurch wunderbar schlank wirkend, trotzdem druckvoll und mit Power, leichter Schmelz. Erneut die beste reife, süßliche Frucht und die herbe Würze von Holz und Kräutern. Stimmig und durchaus elegant. Wenige feine Gerbstoffe, weich und ein Bisschen Samt. Schokolade und Kaffee. Der schmelzige, wärmende Abgang ist gut und lang. Nachhaltig auf Bitterschokolade und Kaffee. Abermals mineralisch, süßlich, geprägt von reifer Frucht und herber Würze. Hauchzart trocknende Gerbstoffe.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 16-17°C), verkostet im “Bordeaux Grand Cru” (Riedel Sommeliers)

Die Weine (bitte anklicken)
Wein187                                Silber

Bezugsquellen (Beispiele)
Extraprima Mannheim (Bodegas Iturria) / Suche auf Wine-Searcher.com