Kategorie Archiv: Tastings

Barrique-Haus Verkostung zum 92.

Das es unseren heutigen Wein überhaupt gibt ist allein Mut, Verrücktheit, Entschlossenheit und der Leidenschaft für Wein zu verdanken. Fünf Weinfreaks hatten sich vorgenommen, die Rotweinbombe schlechthin aus Österreich auf die Flasche zu bringen. Das Ergebnis war der „X 2006“ und wir sagen: „Mission erfüllt“.

Das Cuvée aus Blaufränkisch, Zweigelt und Syrah war ein Projekt der Extreme. Nur 1-2 Trauben hangen an jedem Weinstock. Der fertige Wein wanderte zweimal in neue, stark getoastete Barrique-Fässer (double oaked) und strotzt nur so vor Konzentration. Es ist ein sehr moderner Wein, mit der vollen Konzentration auf Frucht und Extraktsüße sowie schokoladigen Aromen. Absolut gekonnt umgesetzt, die Mineralik und Säure bringen nötige Frische in den Wein. Trotz seiner Power zeigt er sich elegant und finessenreich. Hut ab! Die 15% Alkohol sind nur im Kopf zu merken.

Insgesamt zeigt er sich etwas wechselhaft, vielleicht weiß die Kraft nicht immer wohin. Mit viel Luft entwickelt sich die Aromatik mehr und mehr in Richtung Kakao und Schokolade. Aufmachen und nach wenigen Minuten direkt trinken lohnt sich am meisten. Der „X 2006“ präsentiert sich noch sehr jung geblieben. Eine wunderbare Weinerfahrung, mit dem persönlichen Urteil, dass es uns dann doch ein wenig „too much“ ist.

Das Motto „Leidenschaft inside“ passt wie die Faust aufs Auge, denn wirtschaftlich macht dieser Aufwand keinen Sinn. Dazu gehört auch die sehr aufwendige Verpackung. Hochwertige Flasche, verziert mit Airbrush und die Seriennummer ist von Hand graviert. Aktuell steht die Fortsetzung des Projektes, der „X 2011“ zum Verkauf. Gerade einmal ca. 1200 Flaschen gibt es davon.

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Dass dieser Wein keinen Hehl daraus macht ein „moderner Fruchthammer“ zu sein und dabei zeigt, wie es richtig gemacht wird, wenn man es macht. Prächtige Mineralität und Balance inbegriffen. Die Nase intensiv, noch leicht wild (durcheinander) und mit viel hochreifer, teils eingemachter Frucht. Markante Kirsche, dahinter rote und schwarze Beeren. Dazu eine röstige Holzwürze in Richtung dezent. Reichlich Würze, getrocknete Kräuter, Pfeffer, Nelke, Spuren von Tabak, Kakao, Schokolade und eine Idee Vanille. Deutlich blumig und pflanzliche Aromen (grüne Paprika). Kühl und spürbar mineralisch. Enorm konzentriert, fest, geballte Kraft. Trotzdem zeigt er sich ruhevoll, elegant und mit gewisser Feinheit. Vielschichtig, verspielt und eher schlank – kein Fett. Super Balance. Am Gaumen sehr kühl und haufenweise Mineralik. Packt zu, saftig, seidig, sanft, fest und dicht. Nahezu massive Konzentration. Stark wie leichtfüßig der Wein bleibt. Belebt von einer höchstfeinen Säure. Herbwürzig, die Aromatik der Nase setzt sich fort. Erstklassiger Schliff, Gerbstoffe voll integriert. Durchaus finessenreich und filigran-stilvoll abgestimmt. Der Abgang schmelzig, komplex, sehr gut und sehr lang. Sehr nachhaltig auf Edelkakao und Zartbitterschokolade. Süßlich-herbwürzig, frisch und wärmend.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 18-19°C), verkostet im “Bordeaux Grand Cru” (Riedel Sommeliers)

Die Weine (bitte anklicken)
Wein213                                Gold

Bezugsquellen (Beispiele)
Direkt vom Erzeuger

Barrique-Haus Verkostung zum 91.

Das Weingut Philipp Kuhn in Laumersheim (Nordpfalz) gehört sicherlich nicht mehr zu den unbekanntesten Erzeugern in Deutschland. Sowohl unzählige Auszeichnungen und Siegerweine als auch die Tatsache, dass die Weine in den besten Restaurants genauso wie in hippen Weinbars zu finden sind, sprechen dafür, dass hier jemand ein richtig gutes Händchen hat. Philipp Kuhn übernahm mit 20 Jahren 1992 die Verantwortung für den Betrieb. Heute gehört er mit Recht zu den allerbesten Weinmachern Deutschlands.

Bewirtschaftet werden etwas über 20 Hektar, die zur einen Hälfte mit Rotwein und zur anderen Hälfte mit Weißwein bepflanzt sind. Der Schwerpunkt liegt auf Spätburgunder, Riesling (grandiose „Grosse Gewächse“!) und den weißen Burgundersorten. Jedoch verfügt er gleichzeitig über eine große Anzahl nationaler wie internationaler Rebsorten. So ist es nicht verwunderlich, dass für diese Region seltene Besonderheiten wie Viognier, Blaufränkisch oder auch Sangiovese zu entdecken sind. Der Ausbau erfolgt reinsortig oder in Form von Cuvées. Hier liegt eine der Stärken von Philipp Kuhn und ein Grund für seinen Erfolg. Er schafft es, jeden Wein in hervorragender Qualität –je nach Kategorie und Anspruch – in die Flasche zu bringen. Respekt! Dem Kunden steht ein breites Angebot bester Weine zur Auswahl und letztendlich ist für jeden Geschmack etwas dabei.

Bei Philipp Kuhn wird stets von Hand geerntet, oftmals in mehreren Lesedurchgängen, um die allerbeste Qualität zu gewährleisten. Die Weine werden traditionell und schonend verarbeitet, teilweise spielen Spontangärung oder verlängerte Maischestandzeiten eine wichtige Rolle. Der naturnahe, umweltschonende Weinbau steht im Mittelpunkt. Nachhaltigkeit ist im Weingut ein zentrales Thema. Philipp Kuhn ist Gründungsmitglied des neuen Nachhaltigkeitssiegels für Weinbau „Fair and Green“. Ein sehr spannendes Projekt, das Nachhaltigkeit als Gesamtkonzept sieht. Dazu gehört neben der biologischen Nachhaltigkeit auch die soziale sowie wirtschaftliche Nachhaltigkeit. Eine völlig richtige und konsequente Weiterentwicklung der Bio-Bewegung, die eben Fragen wie faire Löhne, Erhalt der Kulturlandschaft oder soziales Engagement nicht beantwortet. Sehr Löblich auch der Ansatz, die eigenen Kriterien ständig weiter zu entwickeln und anzupassen. Genauso werden verschiedene Wege der Zielerreichung diskutiert und akzeptiert. Mit dieser Mitgliedschaft nimmt Philipp Kuhn eine weitere Vorbildfunktion ein, die sein Weingut sowieso schon bei sehr vielen jungen Winzertalenten, die er selbst z.T. ausbildete (bspw. Jürgen Krebs), inne hat.

Die heutigen beiden Spätburgunder zeigen einen internationalen Stil mit pfälzischer Bodenerdung. Es sind keine puristischen, säurebetonten, tiefgründigen und mit spielerischer, ja filigraner Leichtigkeit versehene Vertreter, sondern kraftvolle, warme, fruchtige und neuholzbetonte Kandidaten. Sehr gekonnt gemacht, das rauchig-röstige Holz ist stets präsent, dabei jedoch durchlässig. Es gibt sowohl der reifen, teils überreifen Frucht als auch der deutlichen Mineralität (Bodenprägung) den nötigen Freiraum. Am Gaumen zeigen sie sich sanft und gefühlvoll mit feinsten Gerbstoffen, das Barrique perfekt integriert. Eine eigene Stilistik die sicherlich über einiges an Reifepotential verfügt. Gerade der „Kirschgarten“ braucht noch etwas Zeit.

Die Weine (bitte anklicken)

Wein211   Wein212
Philipp Kuhn – Spätburgunder “Vom Kalksteinfels”   2009 (zur VKN)   Silber

Philipp Kuhn – Pinot Noir GG “Kirschgarten”   2010 (zur VKN)   Gold

Bezugsquellen (Beispiele)
Weinrefugium Heidelberg / Suche auf Wine-Searcher.com
Weinlage
Laumersheimer Kirschgarten

Barrique-Haus Verkostung zum 90.

Heute schauen wir etwas weiter über den Tellerrand. Pinot Noir aus Chile steht auf dem Programm. Vermutlich ist diese Rebsorte nicht die erste die einem einfällt, wenn man an das vorherrschende heiße und trockene Klima denkt. Es gibt jedoch einzelne Bereiche in Chile, die einem Cool-Climate-Gebiet recht nahe kommen. Kühle Einflüsse durch den riesigen, wilden Pazifik bilden die Grundlage für bspw. Sauvignon Blanc oder eben auch Pinot Noir.

In Chile läuft es nicht anders wie in weiten Teilen der Weinwelt. Wer Geld hat gönnt sich ein eigenes Weingut. So bildete wirtschaftlicher Erfolg die Grundlage für „Vina Garces Silva“. Ein schmucker Bau passt sich in die Landschaft ein und jährlich produziert das Weingut etwa 180.000 Flaschen Wein. Über 40.000 fallen davon auf den AmaynaPinot Noir“, der 12 Monate in einer Mischung aus neuen und alten französischen Barrique-Fässern ausgebaut wird. Die Fässer stammen aus Beaune (Burgund).

Der 2007 kommt mit Vorschusslorbeeren der amerikanischen Verkosterelite daher. 91 Punkte von Robert Parker und 90 von Stephen Tanzer. In diesem Fall vollkommen zu recht. Ein gekonnter Charmeur, der mit Frucht, Gefühl und Sanftheit überzeugt. Ab dem 2. Glas wirkt der Wein schon mehr und mehr süß und sättigend, Spaß hat die Flasche trotzdem gemacht. Eine tolle Empfehlung in Sachen Fortbildung Wein weltweit.

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Dass die Reife Chiles gekonnt mit viel Eleganz und Gefühl kombiniert wurde. Ein eher einfacher, offener Schmeichler mit viel Trinkfluss. Die Nase ein wenig zurückhaltend, feinfühlig und galant. Reife, teils eingemachte rote und schwarze Beeren mit markanter Kirsche. Zarte Holzwürze, ein paar Kräuter, Lakritz, etwas Süßholz, Schokolade und eine Idee Karamell. Mittelkräftig mit festem Bau, sehr stimmig. Am Gaumen reichlich Frucht (süßlich), mit zartfühliger, jetzt präsenterer Holzwürze. Erneut elegant, sanft und weich. Stoffig mit mittlerer Konzentration, schön Struktur, die nicht ins Fette gleitet. Schokolade und Lakritz. Der Abgang schmelzig, gut und sehr lang. Schön nachhaltig. Reife, süßliche Frucht, Schokolade, Lakritz und Karamell. Stilvoll. Ein wenig wärmender Alkohol.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 17-18°C), verkostet im “Bordeaux Grand Cru” (Riedel Sommeliers)

Die Weine (bitte anklicken)
Wein210                                Silber

Bezugsquellen (Beispiele)
Belvini Dresden / Suche auf Wine-Searcher.com

Barrique-Haus Verkostung zum 89.

Das Weingut „Zumstein“ im pfälzischen Bad Dürkheim blickt auf eine fast 600 jährige Weinbaugeschichte zurück. Eine so lange Zeit ist immer mit Höhen und Tiefen verbunden. Nur wer für Veränderungen bereit ist, dem ist ein solch langes Leben vergönnt. Wieder einmal war es an der Zeit einen Schritt vorwärts zu tun, mutig zu sein und sich neu zu orientieren. Nach den von uns verkosteten Weinen können wir zu dieser Entscheidung nur gratulieren!

Mit Tanja Hehner hat das Weingut eine sehr engagierte Kellermeisterin gefunden, die den Weinen eine exzellente neue Stilistik verleiht. Eingreifende Veränderungen waren nötig und Tanja, die neuen Dingen gegenüber sehr aufgeschlossen ist, brachte mit dem nötigen Mut und dem erforderlichen handwerklichem Geschick alles in die richtige Bahn.

Die beiden Weißweine stehen exemplarisch für eine glücklicherweise immer häufiger anzutreffende Stilrichtung, vor allem bei jungen, aufstrebenden Weingütern. Kühl und lebendig, klar und würzig. Frische und griffige Weine, die ihre Mineralität und Saftigkeit über den Fruchtfokus stellen. Trocken und ohne Zuckerschwänzchen. Durch die längere Lagerung auf der Hefe darüber hinaus stoffig, schmelzig und aromatisch spannender. Das trinkt sich hervorragend und animiert. Selbiges gilt für den „Easy-Drinking“ RotweinStella“. Herrlich süffig, aber mit nötiger Ernsthaftigkeit versehen. Der Ausbau erfolgte teilweise in französischen und amerikanischen Barriques.

Unumgänglich für solche Weine ist die „Weniger ist mehr“-Philosophie. Das betrifft einerseits den Weinberg, denn nur die naturnahe Arbeitsweise erzeugt das nötige, gesunde Lesegut. Andererseits den Keller, den Weinen muss die nötige Zeit und Ruhe zur Entwicklung eingeräumt werden. Sowohl beim Ausbau, als auch bspw. bei der Filtration, die nicht mit technischem „Hauruck“ erfolgt, sondern durch langsame Sedimentation.

Wir werden das Weingut sicher weiter verfolgen. Gerade der RieslingMichel“ verspricht einiges. Viel Wein für faires Geld. Seine Brüder wandern auf unsere „to taste“ Liste. Die neue Webseite des Weingutes sollte demnächst verfügbar sein.

Die Weine (bitte anklicken)

Wein207   Wein208   Wein209
Zumstein – Riesling “Michel”   2012 (zur VKN)   Silber

Zumstein – Grauer Burgunder   2012 (zur VKN)   Bronze

Zumstein – Cuvée “Stella”   (zur VKN)   Bronze

Bezugsquellen (Beispiele)
Direkt ab Weingut / Suche auf Wine-Searcher.com
Weinlage
Dürkheimer Michelsberg

Barrique-Haus Verkostung zum 88.

So gern wir hier im Barrique-Haus über kleine und mutige Weingüter berichten, so gehört es doch auch zu unserer Aufgabe ab und zu ein Auge auf die größeren Produzenten zu werfen. Das groß nicht gleichzeitig schlecht heißt ist dabei unbestritten. Man denke beispielsweise an das Weingut „Bürklin-Wolf“ aus der Pfalz!

Ein Big-Player im Chianti ist „Castello di Fonterutoli“. Vor allem der Spitzenwein „Siepi“ ist in der Weinwelt kein Unbekannter und hat sich einen gehörigen Status erarbeitet. Im Glas hatten wir ihn bisher noch nicht. Dafür jedoch die Chiantis „Fonterutoli“ und heute den „Castello Fonterutoli“.

Auf den Punkt gebracht: die Weine sind richtig gut, ja exzellent und eindrucksvoll. Der kleine Bruder etwas holzlastiger, aber nicht wirklich „schlechter“. Hier könnt Ihr bedenkenlos zugreifen. Ausgezeichnete Weine, aber Obacht – keine Chiantis im typischen Sinne. Moderne Kreationen die verführen, aber letztendlich nicht ihren Ursprung und ihre wilde Natürlichkeit ins Glas bringen. Für nicht-Puristen sind es dankenswerterweise allseits verfügbare, schmeichelnde Glücksbringer. Und das ist gut so.

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Die perfekte Machart dieses modernen, untypischen Chiantis. Er ist trotzdem eine Persönlichkeit, ausgezeichneter Trinkfluss und zurückhaltendes Holz. Geschliffen und an der Schnur gezogen mit viel Frucht und Süße. Die Nase intensiv, sehr würzig (herb-pikant) und voll mit getrockneten Kräutern. Warm mit prägnanten kühlen Elementen. Hochreife, teils getrocknete dunkle Frucht (Schwarzkirsche, Cassis) sowie wenige rote Beeren. Tabak, Erde, Zimt, Nelke, Pfeffer, Kakao und Süßholz. Dazu florale Aromen und ein dezentes röstig-rauchiges Altlholz. Kraftvoll, konzentriert und fest. Hocharomatisch, vielschichtig, galant und gefühlvoll. Exzellenter Schliff, verlockend und anregend. Am Gaumen kühl und mineralisch. Herrlich saftig, geschliffen, verspielt und leichtfüßig. Hat dennoch Druck und Dichte. Dunkle, süßliche Frucht und schmeichelnde Würze. Zurückhaltendes Holz, Kakao und Schokolade. Seidig-samtig mit einer sehr feinen, rassigen Säure. Die Gerbstoffe ebenfalls sehr fein und voll integriert. Vorbildlich balanciert und Tiefe zeigend. Der Abgang sehr gut, sehr lang und mit reichlich süßlichen Schmelz. Nachhaltig auf Kakao und Bitterschokolade. Viele Frucht, herbe Würze und eine Idee Salz.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 17-19°C), verkostet im “Bordeaux Grand Cru” (Riedel Sommeliers)

Die Weine (bitte anklicken)
Wein206                                Gold

Bezugsquellen (Beispiele)
Gute Weine Bremen / Suche auf Wine-Searcher.com

Barrique-Haus Verkostung zum 87.

Der Winter hält wohl doch noch Einzug? Die neuerliche „Kälte“ hält uns jedenfalls nicht davon ab, mal wieder einen Riesling aus dem Keller herauf zu holen. Mit einem „Grossen Gewächs“ vom Weingut Georg Mosbacher, insbesondere aus dem Jahr 2007, macht man nie etwas verkehrt.

Wie der „Kieselberg“ vor einiger Zeit, überzeugt und begeistert nun auch das „Ungeheuer“. Unverwechselbar, urpfälzisch, Steine über Steine, endlose Tiefe und schlicht ungeheuerlich.

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Dass dieser klassische, unverwechselbare Pfälzer nur so vor Kraft und beißender Mineralik strotzt. Überwältigend, enorme Tiefe und puristische Linie. Die Nase intensiv und deutlich entwickelt. Hoch- , teils überreifes Kern- und Steinobst (markanter Apfel, Pfirsich) sowie Zitrus. Kühl und ausgeprägt mineralisch. Komplex, tief, super Frische. Prächtige präsente herb-kräutrige/erdige Würze (leicht pikant), Heilkräuter, frischer Tee und Gewürze. Fordernd und straff. Enorme Kraft und Konzentration, massiv. Baut Druck und Spannung auf, ein Kraftprotz. Ursprünglich und unverfälscht. Am Gaumen kühl, extrem mineralisch mit deutlicher Kalk-Prägung. Zupackend, sehr saftig und ordentlich Schmelz. Kräftig zeigt sich die feine, lebhafte Säure. Die Aromatik der Nase setzt sich fort. Etwas Süße, üppig und Power. Der Abgang sehr gut, sehr lang und schmelzig. Enorm nachhaltig. Mineralität, Salz, pikant-herb, leichte Süße und etwas wärmend. Imposante Tiefe der Würze.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 13-15°C), verkostet im “Hermitage” (Riedel Sommeliers)

Die Weine (bitte anklicken)
Wein205                                Gold

Bezugsquellen (Beispiele)
Direkt im Barrique-Haus / Weinrefugium Heidelberg / Suche auf Wine-Searcher.com
Weinlage
Forster Ungeheuer

Barrique-Haus Verkostung zum 86.

Ein Skandalwein steht heute auf dem Tisch. Das Weingut Schloss Schönborn nahm vor einiger Zeit die geltenden Gesetzlichkeiten nicht allzu ernst und „würfelte“ Weine aus verschiedene Lagen und Regionen durcheinander. Deklariert wurden diese Verschnitte jedoch als Lagenweine – eine Schweinerei! Doch darum soll es uns heute nicht gehen, die diversesten Stellungsnahmen und Meinungen sind im Internet nachzulesen.

Wir haben einen dieser „garstigen“ Weine im Glas, den Spätburgunder „Assmannshäuser Höllenberg“ 2008. Wie hier nachzulesen ist, erfolgte ein Verschnitt mit Wein aus einer anderen Region. Wie viel Höllenberg da nun also drin ist – Blowin‘ in the Wind. Letztendlich ist die Lage bei diesem Pinot Noir auch völlig uninteressant. Willkommen in der Welt von Robert Parker.

Frucht, Toffee und Vanille. Konzentriert, fett, röstiges Holz, Marmelade. Durchaus ist zu spüren, dass Peter Barth das Weinmachen versteht. Der Wein hat einen sehr guten Rahmen mit passenden Details. Mag man die Art und Weise des Weines, ist er sehr gut und schmeckt sicherlich genauso. Jedoch wäre hier viel mehr möglich gewesen! Schluss mit diesem „Weinleitbild“. Es hat rein gar nichts mit deutschem Spätburgunder, Authentizität oder Herkunft zu tun. Unserer Meinung nach, schadet eine solche Interpretation sogar dem Spätburgunder aus Deutschland. Niemanden wollen wir eine solche Flasche hinstellen und sagen: „Schau an, deutscher Spätburgunder“. Ein Witz. Vielleicht orientiert man sich während der Neuausrichtung des Weingutes an dieser Stelle bei anderen Vorbildern, zu wünschen wäre es.

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Bis auf die Andeutung seiner mineralischen Herkunft (Assm. Höllenberg?) recht wenig. Parker lässt grüßen. Die Nase intensiv, ein Karamellton (Toffee) überlagert einfach alles. Danach reiht sich eine röstige, dezente Holzwürze mit Kräutern ein. Dahinter kommen rote und schwarze Beeren, Vanille und Schokolade. Insgesamt süßlich-warm, fett, durchaus kräftig und doch mit einer gewissen Eleganz versehen. Am Gaumen überraschend kühl und Mineralik andeutend. Enormer Toffee und Vanille Fokus, etwas Lakritz. Kraft, schwer, fett und schokoladig. Das Holz erneut zurückhaltend und röstig. Die Frucht wird süßlicher und marmeladiger. Die feine Säure tut ihr Bestes alles noch im Rahmen zu halten. Der Abgang sehr schmelzig, gut und lang. Marmeladige und süße Frucht, Toffee, Vanille, Lakritz und reichlich Schokolade. Wärmend, gute Nachhaltigkeit und ein wenig trocknend.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Der Wein könnte bestimmt viel mehr. Auf diese Art und Weise jedoch letztendlich banal, fett und charakterlos. Kein Schliff. Marmeladenfrucht mit Toffee und Vanille.
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 17-18°C), verkostet im “Bordeaux Grand Cru” (Riedel Sommeliers)

Die Weine (bitte anklicken)
Wein204                                Silber

Bezugsquellen (Beispiele)
Suche auf Wine-Searcher.com
Weinlage
Assmannshäuser Höllenberg

Barrique-Haus Verkostung zum 85.

Manchmal gibt es Tage im persönlichen Weinleben, da entdeckt man für sich Neues, ist sofort elektrifiziert und kann der magischen Anziehungskraft der berührenden Weine die vor einem stehen nicht mehr standhalten. Heute ist für uns so ein Tag. Zu verdanken haben wir ihn Sven Enderle und Florian Moll.

Doch zunächst zum Anfang der Geschichte. Die beiden jungen Männer lernten sich während ihrer Winzerausbildung (2003 bis 2005) in Freiburg kennen und gingen danach zunächst jeder seines Weges. Wie das Schicksal so spielt, gründeten sie 2007 ihr kleines aber feines Weingut „Enderle Moll“ in der Ortenau/Baden mit einer glasklaren, simplen Philosophie – die Erzeugung erstklassiger, regional- und herkunftstypischer Spätburgunder in ausschließlich den Wein in seiner Entstehung begleitender Position. Mittlerweile gibt es ebenfalls ein wenig Weißwein und ihre bewirtschafteten Rebflächen sind auf etwas über 2ha angewachsen. Noch immer nicht mehr, als ein kleines Garagenweingut. Unzählige Nebenjobs zum über dem Wasser halten begleiteten diesen Weg. Hut ab! Wer lebt denn heute noch seinen Traum, arbeitet sich den Hintern wund im Weinberg und sorgt an anderer Stelle noch dafür, dass die nötigen Euros in die Tasche kommen.

Die Reben sind ihre Freunde. Richtige Schätze konnten sie erwerben, 25-45 Jahre alte Rebstöcke mit einer hohen Stockdichte auf Buntsandstein und bis zu 60 Jahre alte Rebstöcke auf Muschelkalk, sogar mit einem minimalen Terrassenanteil. Die beiden passen auf ihre Freunde auf. Keine Maschine kommt ihnen zu nahe, alles Handarbeit, d.h. bspw. Mähen mit der Sense. Eine ökologische Arbeitsweise mit zum Großteil biodynamischen Einflüssen ist für beide ebenso selbstverständlich. Die begleitende Tätigkeit umfasst natürlich auch den Keller. Keine Most- oder Farbkonzentration, kein Umpumpen, kein Umrühren, sanftes Pressen von Hand mit einer alten Korbpresse, Spontangärung, keinerlei Filtration und null Schönung.

Nur und ausschließlich so können in den Bann ziehende Charakterweine entstehen, wie wir sie heute im Glas haben. Persönlichkeiten mit Herkunft und natürlicher Ausstrahlung. Ursprünglich, zutiefst authentisch und nicht in kleinster Weise hingekünstelt oder verfälscht. Helle Farbe, trotzdem mit urwüchsiger Kraft entgegenschlagend und dabei so unglaublich leichtfüßig und schlank bleibend. Der „Buntsandstein“ nahezu schwerelos daherkommend. Eleganz und Feingliedrigkeit in Vollendung. Imposante Säurebetonung und der Fokus liegt ganz klar auf Würzigkeit und Mineralität. Die Frucht wird selbstverständlich nicht vergessen. Neues Holz spielt keine Rolle und hat hier auch nicht das Geringste zu suchen. Sven und Florian verwenden gebrauchte Fässer renommierter Erzeuger aus dem Burgund. Darin lagern die Weine zwischen 12 und 15 Monaten. Die Weine zeigen Verwandtschaft zu französischen Burgundern, ahmen aber nichts nach, sondern stehen für sich selbst. Die Spätburgunderreben sind keine Klone aus dem Burgund, sondern regionale Varietäten. Erfreulich die niedrigen Alkoholwerte von gerade einmal 13%.

Die Topweine „Muschelkalk“ und „Buntsandstein“ bauen eine irrsinnige Spannung auf. Wild und urwüchsig, ebenso eher noch verschlossen. Beide brauchen enorm viel Luft, um in Ansätzen zu zeigen, was in ihnen steckt. Vieles nur in Andeutung, aber was da ist, fasziniert und reißt mit. Pinot Noir von Weltformat. Ganz eigen, in Deutschland kennen wir kaum Vergleichbares. Die Weine schmecken so, wie sie in die Flasche gebraucht werden. Das ist die Kunst, dafür sind wir dankbar! Der perfekte Gegenpart zum röstigen Neuholz mit Kakao- und Schokoladenprägung – was auch seine Berechtigung hat.

Der „Muschelkalk“ ist deutlich mächtiger und wuchtiger als der schwebende „Buntsandstein“. Die „Liaison“ ist die Abstufung zu den beiden Gesteinsweinen. Sie zeigt den gleichen Stil und Fokus wie bereits beschrieben, verständlicherweise nicht in der Präzision und der Genialität wie die beiden großen Brüder es tun. Ein Wein, der die famose Handschrift des Weingutes in die Welt trägt.

Zurück zum Anfang der Geschichte, wir stehen unter Strom. „Muschelkalk“ und „Buntsandstein“ zaubern uns Glücksgefühle herbei und ein Lächeln ins Gesicht. Merci. Weingüter wie Enderle Moll sind ein Glücksfall. Wir wünschen uns noch viele mehr von dieser Sorte. Kaufen, kaufen, kaufen, damit Sven und Florian genauso weitermachen können wie bisher.

Die Weine (bitte anklicken)

Wein201   Wein202   Wein203
Enderle Moll – Pinot Noir “Liaison”   2012 (zur VKN)   Silber

Enderle Moll – Pinot Noir “Buntsandstein”   2012 (zur VKN)   Gold

Enderle Moll – Pinot Noir “Muschelkalk”   2012 (zur VKN)   Gold

Bezugsquellen (Beispiele)
Noble Wine München / Suche auf Wine-Searcher.com

Barrique-Haus Verkostung zum 84.

Heute endet unsere Reise der letzten Wochen zunächst. Schön und lehrreich war es im Bolgheri, einem Teil der Toskana. Bekannt ist die Region vor allem für den Anbau internationaler Rebsorten. Die Weine waren exzellent und hatten enorm viel zu bieten, dabei handelte es sich noch nicht einmal um die Top-Weine der jeweiligen Weingüter. Streiten ließe sich das ein oder andere Mal über die Intensität des Holzeinsatzes oder auch über die Authentizität. Vielleicht täte man gut daran, dem Sangiovese wieder vermehrt Aufmerksamkeit entgegen zu bringen. Spaß machten die Weine allesamt und erfüllten ebenso unsere Erwartungen an die Qualität. Daumen hoch und Empfehlung unsererseits.

Wir schließen mit einem Weingut, dessen Basiswein wir bereits vor über einem Jahr vorstellten (Link zum Artikel). Es gibt den „Dalleo“ von „Micheletti“. Ein Cuvée aus 70% Cabernet Sauvignon und 30% Syrah. Die Zusammensetzung scheint sich mittlerweile geändert zu haben. Ein toller Wein mit viel Frische, den man auf den ersten Blick nicht unbedingt in Italien vermuten würde. Eher französisch angehaucht. Hervorragender Trinkfluss, er reiht sich nahtlos in unsere durchweg positiven Erfahrungen der letzten Zeit ein.

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Der eindrucksvolle kühle Stil in Verbindung mit bestem Trinkfluss. Reife Frucht, aber keinen Deut darüber hinaus. Schlank und leichtfüßig bei guter Kraft, sehr gekonnt balanciert. Die Nase sehr intensiv mit einem Mix von roten und schwarzen Beeren. Auffallend Cassis und dunkle Kirschen. Straff mit einer wilden Note. Merkliche Holzwürze, markant pfeffrig, reichlich Tabak, Kakao und ein wenig Erde. Strahlt viel Frische aus, kühle Elemente. Komplex, aber irgendwie auch wie an der Schnur gezogen, gute Kraft, animierende Art. Am Gaumen kühl und saftig. Leichtfüßig bei guter Kraft, belebt von einer feinen, frischen Säure. Ausgeprägte Cassis-Frucht, grüne Paprika und Tabak, dahinter Kakao, Bitterschokolade und die dezente, pfeffrige Holzwürze. Sanft mit ein Bisschen Samt. Der Abgang sehr gut und sehr lang mit süßlichem Schmelz. Bekannte Aromatik, vielschichtig und nachhaltig auf herben Kakao und Bitterschokolade. Leicht trocknend und wärmend mit spürbarem Alkohol. Wieder frisch wirkend mit grüner Paprika.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 17-18°C), verkostet im “Bordeaux Grand Cru” (Riedel Sommeliers)

Die Weine (bitte anklicken)
Wein200                                Gold

Bezugsquellen (Beispiele)
Sapori Italiani Strasslach / Suche auf Wine-Searcher.com

Barrique-Haus Verkostung zum 83.

Nach dem sehr überzeugenden Cabernet Sauvignon des Weingutes Gualdo del Re am Montag, ist heute der Sangiovese auf dem Prüfstand und besteht ebenso mit Bravour. Er muss zwar mehr um die 94 Punkte kämpfen als der Federico Primo, steht jedoch letztendlich mit seinem Charakter und seiner Art und Weise mehr für Italien, für seine Heimat. Ebenfalls eher ein moderner Wein, aber ohne die Tradition, ja das Ursprüngliche, zu brechen. Warme, süßliche Frucht in Kombination mit einer herben Würze und der typischen, sehr präsenten Säure. Das Holz gekonnt, dürfte aber etwas weniger sein.

Für uns liegt im Sangiovese die Zukunft der Toskana. Diese Rebsorte strotzt vor Authentizität und Charakter. Sie erzeugt die Spannung und Faszination der Weine. Sie macht uns an und verleitet zu einem Wiederkauf. Die internationalen Rebsorten tun sich unserer Meinung nach dabei viel schwerer.

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Dass dieser Wein einfach Italien, einfach Bolgheri ist und dies in vorbildlicher Art und Weise verkörpert. Charakter und Herkunft. Die Nase intensiv, kraftvoll, konzentriert und warm. Hochreife, teils angetrocknete rote und dunkle Beeren mit feiner Sauerkirsche. Anregende Süße und gute Frische. Mittelkräftiges, rauchig-röstiges Holz, getrocknete Kräuter und Gewürze. Gefühlvoll eingebunden sind ebenfalls Tabak, Kakao und Lakritz. Wirkt noch jung, mit Feinheiten und Eleganz. Ebenso gewisse Komplexität und ein Schuss Raffinesse. Ein authentischer Charakter mit Balance und Gefühl. Am Gaumen leichte Kühle und etwas Mineralität. Seidig-samtig, mit ordentlich Feingefühl dabei. Trotz Extrakt und Kraft galant und leichtfüßig. Belebt von einer feinen, knackigen Säure. Feine integrierte Gerbstoffe. Das Holz ein wenig im Vordergrund, ansonsten sehr stimmig mit Tabak/Kakao und Frucht. Herbe Würze, Bitterschokolade. Der Abgang sehr gut und sehr lang mit süßlichem Schmelz. Zart samtig und eine Spur trocknend. Beste Holzwürze und Frucht (Kirsche), nachhaltig auf Kakao und herbe Bitterschokolade. Wärmend.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 17-18°C), verkostet im “Bordeaux Grand Cru” (Riedel Sommeliers)

Die Weine (bitte anklicken)
Wein199                                Gold

Bezugsquellen (Beispiele)
Wein auf Wein Darmstadt / Suche auf Wine-Searcher.com