Kategorie Archiv: Tastings

Barrique-Haus Verkostung zum 102.

Der Weiße BurgunderKastanienbusch“ vom Weingut Gies-Düppel ist/war einer unserer Lieblingsburgunder. Er bringt die einmalige, enorm kräuterwürzige Mineralität des „Birkweiler Kastanienbuschs“ mit und ist gleichzeitig durch seine glasklare, frische, vibrierende und saftige Art ein echter Gies-Düppel. Unschwer zu erkennen, das sowohl Weinlage als auch Weingut zu unseren persönlichen Favoriten zählen. Dem 2009 merkt man nach ein paar Jahren der Reife nun deutlich den Jahrgang an.

Der Wein hat alles was ihn auszeichnet, der Jahrgang verleiht ihm jedoch eine reifere, fülligere Frucht und einen ausladenden Körper. Da ist einfach zu viel Speck auf den Rippen. Ziemlich fett. Sehr präsent im Abgang der hohe Alkohol. Nichtsdestotrotz ein exzellenter Wein.

Leider wird es diesen Wein nicht mehr geben. Volker Gies arbeitet fortwährend mit großer Leidenschaft an seinem Sortiment, um seine Idee von Wein umzusetzen und Jahr für Jahr noch präziser zu gestalten. Die Weißburgundereben im Kastanienbusch wichen so aus mehreren Gründen dem Riesling. Den freien Platz nimmt nun ein ausgezeichneter Weißer Burgunder aus dem Stückfass ein. Der ebenbürtige Bruder aus dem „Birkweiler Mandelberg“ ist weiterhin erhältlich.

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Die Mineralität, Saftigkeit und Frische dieses Weißburgunders. Die Nase intensiv, sehr nussig, kühl und enorm frisch. Hochreife Äpfel und Birnen mit ein paar Südfrüchten und ein wenig Zitrus. Spürbar mineralisch und eine Spur erdig. Feine, herbkräutrige und etwas pikante Würze. Komplex, schlank, fest und gestählt. Glasklar, elegante Züge, hat Zug, anregend. Am Gaumen kühl und viel Mineralik. Schmelzig, sehr saftig, druckvoll, zupackend, dicht und gehaltvoll. Wird deutlich ausladender. Feine, belebende Säure und merkliche Kohlensäure. Nussig, sehr kräutrig und die Aromen der Nase. Erneut vielschichtig, geschliffen und klar. Der Abgang sehr schmelzig, sehr gut, sehr lang und nachhaltig. Eine Idee Salz, nussig, pikante Würze und herbe Kräuter. Wärmend mit deutlichen Alkohol.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Der Alkohol leider sehr präsent, ebenfalls am Gaumen zu fett.
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 13-14°C), verkostet im “Hermitage” (Riedel Sommeliers)

Die Weine (bitte anklicken)
Wein231                                Silber

Bezugsquellen (Beispiele)
Weinrefugium Heidelberg / Wein-Konzept Köln / Suche auf Wine-Searcher.com
Weinlage
Birkweiler Kastanienbusch

Barrique-Haus Verkostung zum 101.

In Heilbronn, in direkter Nachbarschaft zur Stadt Weinsberg und der dort ansässigen „Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau“ (Staatsweingut Weinsberg), befindet sich mit dem Weingut Kistenmacher-Hengerer der qualitative Motor dieser Region. Geführt wird der um die 9ha große württembergische Betrieb von Hans Hengerer, der hier seine internationalen Erfahrungen mit der heimatlichen Weinbautradition unter höchsten Qualitätsansprüchen verbindet.

Seine Aufmerksamkeit gilt sowohl einheimischen wie auch internationalen Rebsorten. Ein breiter Rebsortenspiegel (insbesondere im Rotweinbereich) ist daher nicht verwunderlich. Neben Trollinger, Lemberger, Spätburgunder und Samtrot finden sich bspw. ebenso Merlot und Cabernet Franc. Dieser wird übrigens reinsortig zu einem exzellenten Tropfen („Frederic“) ausgebaut. Der Anspruch von Hans Hengerer ist die Erzeugung authentischer und regionaltypischer Weine, die nicht unbedingt stets dem allgemein gewünschten Geschmack entsprechen, sondern durchaus Ecken und Kanten aufweisen dürfen. Dieses Ziel erfüllt er voll und ganz!

Die heutigen Weine haben Charakter und sind deutlich vom Terroir geprägt. Die erdige Mineralität bildet das Fundament. Prägend sind jeweils eine herbe, ins pikante gehendende Würze sowie eine kühle Frucht. Ein markanter Holzeinsatz lässt die Weine rustikal wirken, ist aber stets passend abgestimmt und erdrückt zu keiner Zeit Komplexität oder Aromatik. Kräftige und straffe Weine, teils mit animalischen Tönen unterlegt. Elegant in ihrem Auftreten und herrlich unaufgeregt. Die gemeinsame Handschrift der Weine ist klar ersichtlich und ziemlich einzigartig. Allesamt sind sie auf Langlebigkeit ausgelegt, können und dürfen reifen.

Basis der ausgezeichneten Weine sind geringe Erträge und die Arbeit in Einklang mit der Natur. Nachhaltig und umweltfreundlich werden die Weinberge sorgfältig bearbeitet und gepflegt. Die Lese erfolgt von Hand. Die Weine werden nach schonender Verarbeitung ungeschönt und unfiltriert abgefüllt. Neben Weine werden auch flaschenvergorene Sekte produziert.

Die große Stärke von Hans Hengerer liegt beim Spätburgunder, mit dieser Rebsorte erzeugt er seine ausdruckstärksten Weine. Der Blaue SpätburgunderJunges Schwaben“ macht richtig was her. Bester Schliff und wunderbar elegant. Die Rebsorte Clevner ist eine in Württemberg heimische Varietät des Frühburgunders. Die Rebstöcke der Trauben für den „Clevner R“ sind 42 Jahre alt. Ein hervorragender Wein. Sehr gut auch das CuvéeMaximilian“, eine gelungene Kombination von Merlot und Spätburgunder.

Mit dem Jahr 2013 wurde das Weingut Kistenmacher-Hengerer verdienterweise in den Verband der deutschen Prädikatsweingüter (VDP) aufgenommen. Im höchstdekorierten Restaurant Deutschlands, der Traube Tonbach in Baiersbronn, wurden und werden sie ohnehin schon ausgeschenkt. Gemeinsam mit 4 weiteren Winzern bildet das Weingut die Gruppe „Junges Schwaben“, die 2010 den ARTVINUM-Preis als europäische Nachwuchswinzer des Jahres verliehen bekam.

Die Weine (bitte anklicken)

Wein228   Wein229   Wein230
Kistenmacher & Hengerer – Cuvée “Maximilian”   2011 (zur VKN)   Silber

Kistenmacher & Hengerer – Clevner “R”   2009 (zur VKN)   Silber

K. & H. – Blauer Spätburgunder “Junges Schwaben”   2009 (zur VKN)   Gold

Bezugsquellen (Beispiele)
Kreis Stuttgart / Wein-Konzept Köln / Suche auf Wine-Searcher.com

Barrique-Haus Verkostung zum 100.

Mit Vorschusslorbeeren von 97+ Parker Punkten kommt der „Selección de Vinedos de la Familia“ von Felix Callejo auf den Tisch. Es ist reinsortiger Tempranillo aus dem Ribera del Duero.

Der Wein strotzt vor Kraft, Konzentration und dunkler Frucht. Dazu kommt ein immens präsentes Holz, dass dem Wein mehr nimmt (vor allem Komplexität), als es ihm gibt. Irgendwo einfach unverständlich. Oder braucht es das Holz für die Power, da die Traubenbasis wohl doch nicht ganz so streng selektiert war? Denn ansonsten sind viele Stellschrauben sehr gekonnt justiert. Trotz des Holzes und der merklichen Gerbstoffe besitzt der Wein eine sehr schöne Saftigkeit.

Im Endeffekt ist und bleibt dieser Tempranillo eine Enttäuschung. Wer mit Auftreten, Punkten und Preis etwas verspricht, sollte es auch halten können. Richtig Freude macht er momentan beim Trinken nicht. Sicherlich ist noch einiges an Reifepotential vorhanden, aber ob sich dieser Holzhammer noch einbindet ist äußerst fragwürdig.

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Die Kraft, dunkle Furcht und Saftigkeit dieses reinsortigen Tempranillos. Die Nase intensiv mit hochreifer, teils eingemachter dunkler Frucht (Brom- und Heidelbeeren, Schwarzkirsche). Warm mit kühlen Elementen, Mineralik andeutend. Die röstig-rußige Holzwürze sehr markant. Ingesamt reichlich Würze: Nelke, Pfeffer, viel Tabak, ein paar Kräuter und ein leichter Stinker. Dazu ordentlich Kakao, Kokos und eine Spur Vanille. Konzentrierte, enorme Kraft mit gewisser Komplexität, das Holz dominiert die Aromatik. Am Gaumen kühl und mineralisch, sehr saftig, seidig mit präsentem, zartem Samt. Erneut enorme Kraft und Festigkeit. Das Holz spielt weiter die 1. Geige. Ausgeprägte dunkle Frucht (süßlich) und herbe Würzigkeit. Viel Kakao und Schokolade, die Vielschichtigkeit wieder eingeschränkt. Feine, kräftige Säure und sehr feine Gerbstoffen (präsent). Der Abgang sehr gut, sehr lang und süßlich-schmelzig. Nachhaltig auf Kakao in Hülle und Fülle sowie Bitterschokolade. Abermals viel dunkle Frucht und das Ton angebende röstig-rußige Holz.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Letztendlich macht die Holzbetonung den Wein schwer und nimmt viel Trinkfluss, die Komplexität wirkt eingeschränkt. Lebt nur von Kraft, viele Stellschrauben sind gekonnt, wieso diese Verholzung?
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 16-17°C), verkostet im “Bordeaux Grand Cru” (Riedel Sommeliers)

Die Weine (bitte anklicken)
Wein227                                Silber

Bezugsquellen (Beispiele)
Karl Kerler Nürnberg / Suche auf Wine-Searcher.com

Barrique-Haus Verkostung zum 99.

Im süd-westlichen Zipfel Deutschlands, im Dreiländereck, liegt Efringen-Kirchen. Nicht einmal 15 km sind es bis Basel. Hier, im Markgräflerland, entstehen Weinpersönlichkeiten, wie wir sie uns wünschen. Verantwortlich dafür ist Hans-Peter Ziereisen, der gemeinsam mit seiner Familie das Weingut Ziereisen leitet. Bewirtschaftet werden knapp 10ha in der Lage „Efringer Ölberg“, auf seinen Weinen sind alte Gewannennamen (z.B. Tschuppen, Schulen oder Gestad) zu finden, die bestimmte Bereiche des Weinberges kennzeichnen. Der Boden ist von Kalk aus dem Jura durchzogen, Löss und Lehm bilden die Oberschicht.

Der Schwerpunkt liegt auf Pinot Noir, Gutedel (Chasselas) und den Burgundersorten (Grau-, Weißburgunder, Chardonnay). Hinzu kommt noch etwas Syrah, Regent und Gewürztraminer. Die Vorbilder von Hans-Peter Ziereisen liegen im Burgund. Dies ist in seinen Weinen auch deutlich zu erkennen, nichtsdestotrotz sind es eigenständige, herkunftsverbundene Charaktere die allesamt eine gemeinsame Handschrift des Winzers tragen. Weine, die das Terroir und den Jahrgang authentisch und unaufdringlich transportieren.

Die Grundlagen dafür liegen einerseits im Keller und andererseits im Weinberg. Konsequenter Ausbau der Weine in Fässern aus heimischer Eiche von der Büttnerei Assmann und ausnahmslos Spontangärung. Weiterhin lange Maischestandzeiten und ein langes Hefelager. Filtriert oder geschönt wird nicht, die Weine werden unverfälscht per „kontrolliertem Nichtstun“ auf die Flasche gebracht. Im Weinberg wird alles für perfekte Trauben getan. Aufwendigste Handarbeit am Laub, am Stock, zur Ertragsminimierung und für die Selektion der Trauben. Die Handlese ist selbstverständlich.

Die Qualität der Weine ist schlichtweg herausragend. Es sind enorm reizvolle, gelassene Weine, die mit Ursprünglichkeit und Natürlichkeit faszinieren. Alle Elemente sind in Balance, nichts sticht hervor oder verschwindet im Hintergrund. Kühl in ihrer Ausrichtung mit prägender Würze und markanter erdiger Mineralik. Sie verfügen über Kraft und erstklassigen Schliff. Leichtfüßig und elegant. Der Holzeinsatz ist sehr dezent, überwiegend werden gebrauchte Fässer eingesetzt (Neuholzanteil der heutigen Weine zwischen 20% und 25%, Ausbaudauer zwischen 16 und 20 Monaten). Sehr schön die moderaten Alkoholwerte.

Alle Weine brauchen Luft, können und dürfen reifen. Besonders der „Jaspis“ braucht noch Zeit, der etwas „internationaler“ wirkt durch deutliche Fruchtsüße, konzentrierterer Kraft und ausgeprägterem Holzeinsatz mit den verbundenen Kaffeetönen. „Schulen“ und „Gestad“ reißen mit durch Feinheit und Eleganz. Grandioses „Terroir-Kino“.

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Wein224   Wein225   Wein226
Ziereisen – Pinot Noir “Schulen”   2011 (zur VKN)   Gold

Ziereisen – Syrah “Gestad”   2011 (zur VKN)   Gold

Ziereisen – Pinot Noir “Jaspis”   2010 (zur VKN)   Gold

Bezugsquellen (Beispiele)
K&M Frankfurt / Weinrefugium Heidelberg / Suche auf Wine-Searcher.com

Barrique-Haus Verkostung zum 98.

Da stolpern wir doch mir nichts dir nichts über einen eindrucksvollen Rotwein aus Deutschland. Nicht unüberraschend kommt dieser Wein aus der Nordpfalz, wo sich nicht-einheimische , internationale Rebsorten durchaus sehr wohl fühlen. So wanderten Cabernet Sauvignon, Merlot, Cabernet Franc und Petit Verdot in das Bordeaux-Cuvée des Weingutes Wageck-Pfaffmann aus Bissersheim.

Das „Cuvée W“ 2007 zeigt in hervorragender Weise, wie ein solcher Wein in Deutschland gemacht werden sollte. Schliff und Mineralität sorgen für eine eindeutige Herkunftsbeziehung. Herrlich zu trinken, eine Ansage.

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Das dieser Wein eine eindrucksvolle dt. Rotweinansage ist. Sehr geschliffen, sehr gekonnt. Ein ernsthafter, gewollter Rotwein, herrlich zu trinken. Die Nase intensiv mit präsenter röstig-rauchiger Holzwürze, ohne jedoch zu dominant zu sein. Dazu eine perfekt reife, dunkle Frucht (vor allem Cassis und Schwarzkirsche). Kühl und sehr galant. Gegrillte rote Paprika, getrocknete Kräuter/Pflanzen, Gewürze (Piment), Tabak, erdige Töne, ein Hauch Kokos und ein wenig Kakao. Gute Komplexität, viel Kraft und Konzentration. Athletischer Bau mit bester Balance. Zeigt Feinheiten, vorbildlicher Schliff, sehr reizvoll. Am Gaumen und deutliche Mineralität. Viel Schliff. Saftig, dicht, fest und gestählt. Sanft mit hauchfeinem Samt. Alles in Harmonie, stilvoll. Die vielschichtige Aromatin setzt sich fort. Dazu Kakao und Schokolade, das Holz geht sogar etwas mehr in den Hintergrund. Gerbstoffe voll integriert, gestützt von einer sehr feinen, belebenden Säure. Der Abgang schmelzig, sehr gut und sehr lang. Erneut alles da, Cassisaroma drängt etwas hervor. Nachhaltig auf edlen, herben Kakao und Bitterschokolade. Verlockend die Eleganz und das Gefühlvolle. Süßlich und wärmend.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 17-19°C), verkostet im “Bordeaux Grand Cru” (Riedel Sommeliers)

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Wein223                                Silber

Bezugsquellen (Beispiele)
Tour du Vin Trippstadt / Suche auf Wine-Searcher.com

Barrique-Haus Verkostung zum 97.

Die nahezu unglaubliche Entwicklung des Weingut Rings in Freinsheim ist schlichtweg sensationell. Vom Fassweinerzeuger zum Spitzenproduzenten innerhalb allerkürzester Zeit. Im Jahre 2000 stieg Steffen mit in den elterlichen Betrieb ein. 2008 übernahm er gemeinsam mit seinem Bruder Andreas das komplette Weingut. Bewirtschaftet werden 24ha Rebfläche, dazu gehören beste Lagen wie der Kallstadter Saumagen, der Ungsteiner Weilberg oder das Freinsheimer Schwarze Kreuz. Bestockt sind die Weinberge mit nationalen wie auch internationalen Rebsorten.

Bekannt wurden die Brüder zunächst über ihre außergewöhnlichen Rotweine.

Das Kreuz“ (Bordeaux-Cuvée) und der SyrahReserve“ sind imposante Rotweine, wie es sie extrem selten in Deutschland gibt. Einen internationalen Vergleich brauchen sie zu keiner Zeit zu scheuen. Die Visitenkarte „Das kleine Kreuz“ wurde zum Liebling vieler Weinfreunde. Darüber hinaus bringen die Brüder einen der besten Portugieser des Landes auf die Flasche. Siege sowie hervorragende Platzierungen beim Deutschen Rotweinpreis wurden zur Selbstverständlichkeit. Der SpätburgunderSaumagen“ 2011 gewann im Herbst 2013 auf Anhieb den erstmalig veranstalteten „BerlinSpätburgunderCup“.

Für individuelle und herausragende Rieslinge ist die Nordpfalz nicht unbedingt als erste Adresse zu nennen. Steffen und Andreas sind dabei dies nachhaltig zu ändern. Die Weiterentwicklung ihrer Lagenrieslinge ist atemberaubend. Bedingungslose Orientierung an der Herkunft und höchste Qualitätsansprüche bringen prächtige Charakterweine mit einer eigenen Handschrift hervor. Stets konsequent trocken.

Das Weingut betreibt naturnahen, umweltschonenden Weinbau. Anders sind Weine dieser Güte auch gar nicht möglich. Aufwendigste Handarbeit begleitet das gesamte Weinjahr. Strenge Reduktion des Ertrages, unzählige Weinbergsgänge zur Selektion der Trauben sowie letztendlich die Handlese fressen Stunde um Stunde. Immer Keller das „kontrollierte Nichts tun“ (weniger ist mehr).

Das Ergebnis gibt den Brüdern Recht. Von der Stilistik her finden wir im Weingut Herkunftsweine, Weine internationaler Ausrichtung sowie eine Vermischung beider Welten. Je nach Rebsorte und Idee hinter dem Wein. Diese Vielfalt in dieser Qualität hinzubringen – brillant.

Die heutigen beiden Rotweine sind sehr modern bis international ausgerichtet, verhehlen mit ihrer kühlen Aromatik aber nicht ihre Herkunft. Der Spätburgunder deutlich mehr durch eine typische, erdige Mineralik. Wo mag der Weg der Brüder Rings wohl enden? Wir denken der Aufstieg ist noch lange nicht zu Ende. Jahr für Jahr wird an den Lagenweinen mit Erfolg gefeilt und feingeschliffen. Die Einzellagen werden präziser und individueller. Wir sind gespannt und genießen das, was bereits jetzt auf der Flasche ist.

Die Weine (bitte anklicken)

Wein221   Wein222
Rings – Das kleine Kreuz   2012 (zur VKN)   Silber

Rings – Spätburgunder “Gottesacker”   2011 (zur VKN)   Gold

Bezugsquellen (Beispiele)
Vinello Dresden / Suche auf Wine-Searcher.com
Weinlage
Freinsheimer Gottesacker (Teil vom “Schwarzen Kreuz”)

Barrique-Haus Verkostung zum 96.

Es ist einmal mehr an der Zeit ins Burgund zu schauen. Grundsätzlich trifft unser heutiger Wein zunächst eine Wunde die sehr schmerzt, für deren Heilung ein Mittel jedoch schwierig festzulegen ist. Umso größer sind die Schmerzen, je teurer die Weine sind. Es geht uns um die Stilistik.

Bei einem Weinkauf im Supermarkt ist relativ klar, dass er eine massenkonforme, sehr moderne und international orientierte Ausrichtung haben wird. Bei hochwertigem Wein aus dem Handel ist es leider extrem schwierig bis kaum zu erkennen, der „einfachen Weintrinker“ ist quasi chancenlos. Dabei reicht die Spanne von voluminösen Fruchtbomben bis hin zu den kargsten Puristen. Es besteht Handlungsbedarf! Der Kunde kauft die Katze im Sack.

Wie erkennt der Kunde in kürzester Zeit, ob ein Wein ihm zusagen könnte? Für unseren heutigen Fall beispielsweise, ob der Burgunder eine internationale, fruchtbetonte Stilistik aufweist oder ein vehementer sowie klassischer Vertreter seiner Herkunft ist? Aus unserer Sicht bleibt genau diese Frage fast immer unbeantwortet. Ein Unding. So hatten wir leider wieder einen Burgunder im Glas, wie wir ihn nicht mögen. Schade ums Geld, völlig unabhängig von möglichen oder tatsächlichen Punkten.

Der „Vosne-Romanée“ 2007 von Alain Jeanniard zeigt in einigen Details sehr gutes handwerkliches Geschick. Die blumigen und getrocknet-pflanzlichen Aromen gefallen. Insgesamt harmonisch und mit Feinheiten. Dazu kommen jedoch eine ins Kitschige abdriftende Frucht, grünliche Töne, wenig wirkliche Substanz und spürbarer Alkohol. Kurzum, deutlich ein Prämiumwein und damit Barrique-Haus „Silber“. Nicht mehr und nicht weniger. Pinot-Spaß geht anders.

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Im Prinzip recht wenig. Himbeere und Kirsche überall, enorm moderne Ausrichtung. Das handwerkliche Geschick spürbar, sehr harmonisch. Auch die feinen, blumigen Aromen gefallen. Die Nase intensiv, einfach und insgesamt ein subtil-harmonischer Stil. Kirschsaft mit Pflanzentönen. Dazu Himbeere, blumige Aromen, eine Spur welkes Laub und getrocknete Kräuter. Gefühlvolles, mittelkräftiges Holz. Schlank und leichtgewichtig – ebenso am Gaumen mit ein wenig wässrigem Mundgefühl. Zartes Holz gibt den Körper. Herb-fruchtig, blumig-kräutrig und Bitterschokolade. Balance ist gut, Gerbstoffe und Säure (viel) sind fein. Gefühlvoll, wieder insgesamt einfach. Der Abgang gut, lang und schmelzig. Bekannte Aromatik setzt sich fort mit süßlicher Kirsche im Fokus. Etwas trocknend und merklicher Alkohol.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Der Pinot ist einfach nicht authentisch, wirkt gemacht und zusammengebaut für die Gastronomie. Die Traubenbasis war vielleicht auch nicht die Beste, grünliche Töne begleiten den gesamten Wein. Erinnert oftmals an Saft. Letztendlich schmeckt er schon, tut an keiner Stelle weh, verwöhnt oder fasziniert jedoch zu keinem Zeitpunkt. Jetzt langsam austrinken.
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 17-18°C), verkostet im “Bordeaux Grand Cru” (Riedel Sommeliers)

Die Weine (bitte anklicken)
Wein220                                Silber

Bezugsquellen (Beispiele)
Suche auf Wine-Searcher.com

Barrique-Haus Verkostung zum 95.

Wo geht die Reise hin? Sehr oft stellt sich diese Frage bei Weinen und Weingütern. Vor ein paar Jahren gewann der junge Jürgen Krebs aus Freinsheim mit seinem SpätburgunderBarrique“ 2007 aus dem Freinsheimer Musikantenbuckel den Deutschen Rotweinpreis 2010. Sowohl als bester Spätburgunder als auch bester Rotwein überhaupt, ein Novum in der Geschichte dieses prestigeträchtigen Wettbewerbes. Zeit erneut einen Blick auf das Weingut Krebs zu werfen.

Nach Jürgens Ausbildung bei Rotweingrößen wie Knipser oder Philipp Kuhn erkannte Vater Harald sofort das enorme Talent seines Sohnes. Jürgen übernahm direkt die Verantwortung für die Rotweine des Betriebes. Mittlerweile wird seine Handschrift auch bei den Weißweinen mehr als deutlich. Frische und kühle Mineralität prägt die Weißweine. Zu der spannenden, vielschichtigen Würze gesellt sich ein druckvoller, athletischer und aromatischer Körper. Die Frucht bleibt als präsente, stützende Kraft, spielt jedoch nicht die Hauptrolle. Ein Zuckerschwänzchen gibt es nicht. Wichtige Kriterien bei der Weinbereitung sind der lange Ausbau auf der Feinhefe einerseits und andererseits der Einsatz von Holz, eine ganz große Stärke von Jürgen Krebs. Er kann damit umgehen, wie es nur wenige können. Es kleidet seine Weine, drückt aber nie einen Stempel auf, macht sie zu keiner Zeit holzlastig. Das Fass als spielerisches Element. Unser Kompliment!

Der heutige RieslingHonigsack“ 2012 ist „brutal“. Er steht am extremen Ende dieses neuen, häufig bei jungen und ambitionierten Weinmachern anzutreffenden, mineralisch-griffigen Stils. Vollste Kompromisslosigkeit mit 0,6g Restzucker. Spontan vergoren. Mehr „Steinelutschen“ geht nicht, absolut nichts für Weicheier. Dabei schlank bleibend und geschliffen. Er zeigt den Mut zu experimentieren und Ideen zu verwirklichen als auch das Können von Jürgen Krebs. Der Wein hat Potential nach oben, ein wenig Feinschliff fehlt noch für höhere Punktesphären. Er braucht unbedingt Luft, Flasche auf und los ist nicht drin. Empfehlenswert ist eine etwas höhere Trinktemperatur. Etwas gemäßigter als der „Honigsack“ sind die ebenfalls exzellenten RieslingeHalbstück“ (Fassausbau) und „Gross“.

Der spontan vergorene WeissburgunderMusikantenbuckel“ 2011 zeigt eine wunderbare Abstimmung. Der Holzausbau (600l Halbstückfass) ist auf den ersten Blick nicht auffällig, prägt und kleidet den Wein sehr positiv. Tolle Balance, animierend und einfach lecker. Kein gleichgültiger, erdrückender Langweiler. Wieder ein Wein mit einer Idee und Orientierung an der Herkunft. (kleiner Geheimtipp am Rande: unbedingt den Viognier probieren)

Die Rotweine sind mehr in Richtung internationaler Stil angelegt mit markanter Holzprägung (röstig-rauchig). Typisch für Laumersheim und Winzer wie bspw. Philipp Kuhn oder die Brüder Rings. Ein schmeichelnder Stil, der nicht auf Lagentypizität oder feingliedrige Pinot-Puristik setzt. Charmante Rotweine mit tendenziell kühler Frucht und elegantem Auftreten.

Der SpätburgunderMusikantenbuckel“ 2011 kommt an seinen genialen Vorgänger aus 2007 nicht heran (wäre auch vermessen). Das liegt einerseits am Jahrgang. Das Jahr 2011 brachte sehr zugängliche, Richtung easy-drinking sowie mehr an der Frucht orientierte Weine hervor. Dazu kam ein Hagelschaden gegen Ende August. 2007 hingegen war ein nahezu perfektes Rotweinjahr aufgrund des Witterungsverlaufes. Andererseits kommt beim 2011er leider sehr viel Alkohol durch, zu merken ist er auch beim Weissburgunder. Das sind dann die Baustellen, die sich ergeben, wenn ein Talent wie Jürgen Krebs auf dem Weg ist, seine Weine dahin zu bringen, wo er sie hinhaben möchte. Der genau richtige Weg! Respekt! Das Potential dieses Spätburgunders ist mehr als deutlich.

Das Weingut Krebs befindet sich völlig zu Recht im VDP Talente-Programm. Wir bleiben dran und verfolgen die äußerst spannende Entwicklung weiter. Herrlich diese Dynamik, der Mut, die Entschlossenheit und letztendlich das Händchen für Wein von Jürgen Krebs.

Die Weine (bitte anklicken)

Wein217   Wein218   Wein219
Krebs – Weissburgunder “Musikantenbuckel”   2012 (zur VKN)   Silber

Krebs – Riesling “Honigsack”   2012 (zur VKN)   Silber

Krebs – Spätburgunder “Musikantenbuckel”   2011 (zur VKN)   Silber

Bezugsquellen (Beispiele)
Direkt ab Weingut / Suche auf Wine-Searcher.com
Weinlage
Freinsheimer Musikantenbuckel / Herxheimer Honigsack

Barrique-Haus Verkostung zum 94.

Ein perfekter Glückstreffer beim Blindkauf. So muss die Überschrift unseres heutigen Weines lauten. Etwas aus dem Südwesten Frankreichs sollte es sein und wir landeten bei Elian da Ros in der Appelation Côtes Du Marmandais.

Einer der Aufsteiger der letzten Jahre, wie wir nun erfahren haben. Nach seiner Lehre und Tätigkeit als Kellermeister bei der Domaine Zind-Humbrecht im Elsass übernahm er das schwächelnde Weingut seiner Eltern und brachte mit dem Jahrgang 1998 seine ersten Weine hervor. Glücklicherweise konnte er auf über 30 jährige Rebstöcke der typischen Sorten aus dem Bordeaux zurückgreifen.

Kompromisse gibt es nicht. Die Bewirtschaftung erfolgt nach den Grundsätzen der Biodynamik und das „kontrollierte Nichtstun“ prägt den gesamten Herstellungsprozess. Das bedeutet bspw. ausschließlich Handlese, Spontangärung, keine Schönung und keine Filtrierung. Darüber hinaus baut Elian da Ros seine Weine oxidativ aus und füllt sie möglichst ohne Schwefelung ab. Die Herkunft authentisch in die Flasche, nicht mehr und nicht weniger. Der Chante Coucou 2006 ist schlichtweg grandios. Ein bildschöner Wein. Bezaubernd.

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Die Eleganz und Feinheit, die dieser bildschöne Wein jederzeit ausstrahlt. Eine zutiefst authentische Persönlichkeit, völlig unaufdringlich, perfekt Balance und mit nobelsten Aromen. Ein Genuss. Die Nase intensiv, animalisch und mit verschwenderischer Würze. Feiner Tabak in Hülle und Fülle, Pfeffer, Nelke, Muskat, etwas Leder, Lakritz, Noten von Kakao und ein paar Kräuter. Unterlegt von einem dezenten, rauchig-röstigen Holz. Dazu eine perfekt reife, dunkle Frucht (Cassis, Heidelbeere, Sauerkirsche). Kraftvoll, kompakt und konzentriert. Vielschichtig, glänzt mit Noblesse und Filigranität. Kühl und Mineralität andeutend. Enorm anregend. Am Gaumen kühl und gute Mineralik. Sehr saftig und frisch. Graziler Tabak und Cassis im Vordergrund, die komplexe Aromatik setzt sich fort, Tiefe zeigend. Seidig mit zartem Samt, feinste Gerbstoffe. Stilvoll, subtil, leichtfüßig – trotz der Kraft und Festigkeit. Schokolade und edler Kakao. Der Abgang sehr gut, sehr lang mit einem süßlichen Schmelz. Frisch, kühl, mineralisch mit einem leichten Säurebiss. Erneut die vollständige, breite Palette an Aromen. Sehr nachhaltig auf Tabak, Kakao und Bitterschokolade mit noch deutlichen Gerbstoffen. Wärmend.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 17-19°C), verkostet im “Bordeaux Grand Cru” (Riedel Sommeliers)

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Wein216                                Gold

Bezugsquellen (Beispiele)
Karl Kerler Nürnberg / Suche auf Wine-Searcher.com

Barrique-Haus Verkostung zum 93.

Das Weingut Heid befindet sich in Fellbach, in unmittelbarer Nähe zu Stuttgart und gehört zum Weinanbaugebiet Württemberg. Es wurde 1699 von Jakob Melchisedec Heid, dem Namensgeber der Spitzencuvèe des Weingutes, gegründet. Markus Heid führt den Familienbetrieb mittlerweile in der zehnten Generation fort und hat den Betrieb in die qualitative Spitze katapultiert. 2013 erfolgte völlig verdient die Aufnahme in den Verband der deutschen Prädikatsweingüter (VDP).

Bewirtschaftet werden ca. 7,5 Hektar (70% Rotweinanteil) mit dem Schwerpunkt auf einheimischen Rebsorten. Die Ausnahmen bilden jeweils ein wenig Sauvignon Blanc und Syrah. Markus Heid erzeugt authentische, ursprüngliche und herkunftstypische Weine mit unverfälschter Bodenprägung. Daher gehört der Trollinger ebenso ins Programm wie bspw. Lemberger und Spätburgunder.

Jede Weinbergsparzelle wird separat ausgebaut, „klein aber fein“ lautet das entsprechende Motto. Das Bodagfährtle, schwäbisch für Terroir, steht im Mittelpunkt. Damit einher geht die naturnahe Weinbergsarbeit. Das Weingut setzt ausnahmslos auf ökologische Bewirtschaftung (Ecovin zertifiziert) und benutzt ausschließlich organische Dünger und Pflanzenschutzmittel, synthetische Stoffe kommen Markus Heid nicht in den Weinberg. Der Weinberg soll leben und sich durch eine reiche Artenvielfalt auszeichnen, um beste Trauben zu erzeugen.

Das Weingut erzeugt Weine in drei Qualitätsstufen, gekennzeichnet durch eine, zwei oder drei Trauben auf dem Etikett. Wir haben heute zwei Rotweine der höchsten Kategorie im Glas. Zum einen den Lemberger ***Fellbacher Lämmler“ 2011 und zum anderen den Melchisedec ***Grosse Reserve“ 2011.

Der Melchisedec ist ein Cuvée aus Lemberger und Spätburgunder. Beide Weine lagen für 15 bis 22 Monate im Holz und können auf ganzer Linie überzeugen, ja glänzen. Völlig unaufgeregte und authentische Charaktere. Geerdet und unverfälscht. Sie zeichnen sich durch eine tiefe, komplexe Würzaromatik und prägende Mineralität aus. Die Vielschichtigkeit zieht sich von vorne bis hinten durch die Weine. Spannend, faszinierend und wohlschmeckend. Eine dicke Empfehlung unsererseits.

Die Weine (bitte anklicken)

Wein214   Wein215
Heid – Lemberger *** “Fellbacher Lämmler”   2011 (zur VKN)   Gold

Heid – Melchisedec *** “Grosse Reserve”   2011 (zur VKN)   Gold

Bezugsquellen (Beispiele)
Direkt ab Weingut / Suche auf Wine-Searcher.com
Weinlage
Fellbacher Lämmler