Kategorie Archiv: Tastings

Barrique-Haus Verkostung zum 52.

Zwei Wochen französischer Rotwein, da ist es einfach an der Zeit, für einen kurzen Abstecher zu unseren Wurzeln. Zurück zum Riesling, zurück in die Pfalz, direkt nach Forst.
Wir sind beim Weingut Georg Mosbacher, “Grosse Gewächse” können sie hier, dass konnten wir bereits in Folge 24 bestaunen. Ein wichtiges Standbein des Weingutes sind trockene Kabinett-Weine aus hervorragenden Lagen. 2009 gab es einen Riesling aus dem „Wachenheimer Königswingert“. Einfach exzellent, wunderbarer Riesling, so muss das sein!

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Dass wir einen hervorragend balancierten, sehr trinkigen und animierenden Tropfen im Glas haben. Erfrischend, schlank und leicht wirkend, trotz Reife und Üppgikeit der Frucht. Herrlich die erdig-kräutrige Würze und die Mineralität. Die Nase intensiv und enorm kräutrig. Erdig, mineralisch, pflanzlich, würzig, ein wenig Kühle und eine Spur Reife. Reifes Kern- und Steinobst mit Zitrusaromen. Gewisse Opulenz, durchaus mit Druck und schön klar. Am Gaumen kühl und mineralisch. Markant die erdig-kräutrige Würze sowie die üppige reife, süßliche Frucht. Leicht und schlank, dabei körperreich und dicht. Ordentlich Schmelz und eine lebhafte Säure. Der Abgang sehr gut und lang. Eine Prise Salz, schmelzig, stoffig und guter Zug. Erneut die Mineralität, erdig-kräutrige Würze und die süßliche, reife Frucht. Stimmig von vorn bis hinten.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 12-14°C), verkostet im “Hermitage” (Riedel Sommeliers)

Die Weine (bitte anklicken)
Wein158                                Silber

Bezugsquellen
Weinrefugium Heidelberg / Suche auf Wine-Searcher.com
Weinlage
Wachenheimer Königswingert

Barrique-Haus Verkostung zum 51.

Da wir beim letzten Mal an der Rhône waren, bleiben wir doch gleich da und ziehen weiter nach Châteauneuf-du-Pape. Im östlichen Bereich liegt die Domaine de Cristia. Ein seit dem Jahrgang 2008 zertifiziertes Bio-Weingut mit 21 ha Rebfläche. 85% davon sind mit Grenache bestückt, ihre Robustheit gegen Hitze, Trockenheit und Wind prädestiniert die Rebsorte für den verbreiteten Anbau in dieser Region. Dazu kommen noch Syrah (10%) und Mourvèdre (5%). Die Böden hier sind sehr sandig, teils lehmig.
Die Domaine versucht so natürlich und schonend zu arbeiten, wie nur möglich. Dazu gehört bspw. die Nutzung eigener, in den Weinbergen und dem Keller vorkommender, wilder Hefen. Die Gärung und Maischung erfolgt in Beton-Bottichen bei niedrigen Temperaturen, um insbesondere aromatische Weine zu erzeugen.
Uns gefällt der heutige Einstiegs-Grenache wirklich gut. Ein einfacher Wein, niemals banal, sondern mit gewissem Anspruch und Charakter. Fehlerfrei, keine Schwachstelle, rundum lecker und ein Spaßbringer mit guter, süßlicher Fruchtprägung am Gaumen. Beispielhafter “Vin de Pays“, da zücken wir doch glatt 90 Punkte dafür. Das alles motiviert uns, weitere Weine der Domaine de Cristia anzuschauen.

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Dass wir einen tadellosen, seriösen, einfachen und wunderbar süffigen Wein in Glas haben. Einer zum Wegschlürfen, genau dafür ist er gemacht. Die Nase intensiv und animalisch geprägt (etwas Wild). Kräutrig und deutlich pflanzliche Aromen. Reife, etwas diffuse rote Frucht und dezente, würzige Anklänge. Leicht wirkend. Am Gaumen dominant die reife, süßliche Frucht. Leichter Schmelz und ein Hauch Würze. Sehr schlank, ein wenig ins Wässrige gehend. Der Abgang ordentlich, kurz mit einer gewissen Nachhaltigkeit. Schmelzig, erneut süßliche Frucht und die Prise Würze. Bitterschokolade und etwas trocknend.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 16-17°C), verkostet im “Hermitage” (Riedel Sommeliers)

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Wein157                                Bronze

Bezugsquellen
Karl Kerler Nürnberg / Suche auf Wine-Searcher.com

Barrique-Haus Verkostung zum 50.

Es geht weiter mit unserer französischen Lebensfreude. Wir wandern heute an die Rhône, ganz genau gesagt in das Gebiet Gigondas. Im Glas: der Gigondas „Alte Reben“ (Vieilles Vignes) der Domaine Saint Damien. Ein Cuvée aus 80% Grenache (gepflanzt 1964) und 20% Mourvédre (gepflanzt 1977). Die Reben wachsen auf steinigen Kiesterrassen, die Gärung fand in Betontanks statt (5 Wochen). Danach eine 12-monatige Reife in Barriques, die Abfüllung erfolgte ohne Schönung oder Filtration. Seit 2009 arbeitet der Betrieb ökologisch.
Uns gefällt der Wein richtig gut. Viel Trinkfreude, rund und sehr solide. Die 15% Alkohol bestens integriert. So gut wie nicht zu schmecken, aber die Wirkung umso mehr zu spüren. Hier müssen sich die Produzenten in den „Alkohol gefährdeten Regionen“ wirklich etwas einfallen lassen und dem, mit den bereits jetzt zur Verfügung stehenden Mitteln, gegenübertreten.

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Dass wir eine vorbildliche kleine „Wuchtbrumme“ im Glas haben. Lässt die Muskeln spielen. Trotz der Stärke und dem merklichen Holzausbau wunderbar zu trinken. Gutes Mundgefühl, Samt und genügend Reifepotential. Einfach, ehrlich, macht Spaß. Die Nase sehr intensiv, mit viel Kraft und deutlicher Holzwürze. Gewürze (Nelke, Pfeffer), herbe Kräuter, Lakritz und Kaffee. Dazu reife rote und schwarze Beeren sowie ein Hauch Kühle und Frische. Gehaltvoll, stimmig. Am Gaumen wuchtig, Power und mit festem Bau. Überraschend geschmeidig, samtig und mittelfeine, gut integrierte Gerbstoffe. Reife Frucht, reichlich Würze, Holz, Kaffee und ein Bisschen Schokolade. Leichter Schmelz und eine belebende Säure. Der Abgang sehr gut, schmelzig und mit mittlerer Länge. Erneut gute Frucht und Würze sowie das Holz. Kaffee, Bitterschokolade, dezent trocknend und kraftvoll.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 16-18°C), verkostet im “Hermitage” (Riedel Sommeliers)

Die Weine (bitte anklicken)
Wein156                                Silber

Bezugsquellen
Feine Weine Saarbrücken / Suche auf Wine-Searcher.com

Barrique-Haus Verkostung zum 49.

Nach dem Vergnügen, das uns der „Pygmalion“ bereitet hat, konnten wir nicht weiter abwarten und öffneten nahtlos den zweiten Topwein der Domaine Piquemal, den „Galatée“. Dieser zeigt sich noch femininer und weicher, ein großer Schmeichler aus dem heißen Süden Frankreichs. Viel Frucht, deutlich ins Überreife gehend, aber zu keinem Zeitpunkt kitschig oder banal. Er hat nicht die Spannung, Komplexität und Kraft des „Pygmalion“, steht aber mit seiner äusserst reizvollen Art und Weise nur sehr wenig nach. Die „größte Baustelle“ beider Weine dürfte der merkliche Alkohol im Abgang sein.

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Dass dieser Wein ein hervorragender Everybody`s Darling ist. Feminin, schmeichelnd, viel Gefühl, weich und reizvoll. Starke Fruchtprägung und eine herrliche, dezente Grenache-Würze. Ein Charakter. Die Nase intensiv, gefühlvoll, ja nahezu zärtlich. Sehr viel hoch- und überreife, getrocknete rote und dunkle Frucht. Zart röstig, vegetabile Aromen und deutlich getrocknete Kräuter. Schmeichelnde, sanfte Würze, etwas Holz, Lakritz, Gewürze und Kakao. Merkliche Reife, Malz, eine animalische Note sowie eine Spur Alkohol. Wirkt sehr feminin. Sehr reizend und anziehend. Am Gaumen leichte Kühle, schlank, leicht und mittlere Kraft. Geschmeidig und sanft, wunderbare Harmonie. Erneut reichlich der ins Überreife gehenden Frucht und die feine Würze. Getrocknete Kräuter, Kakao, Malz und ein Bisschen Schokolade. Wenige, feine, jetzt bestens integrierte Gerbstoffe. Der sehr gute und sehr lange Abgang schmelzig und mit merklichen Alkohol. Abermals die gute Frucht, Würze und die Kräuter. Bitterschokolade, Kakao und wieder gefühlvoll und ausgewogen.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 17-18°C), verkostet im “Bordeaux Grand Cru” (Riedel Sommeliers)

Die Weine (bitte anklicken)
Wein155                                Silber

Bezugsquellen
Le WING Geldern / Suche auf Wine-Searcher.com

Barrique-Haus Verkostung zum 48.

Bereits kurz nach dem Start unseres Barrique-Hauses stellten wir Euch einen Wein aus unserem Urlaub im Roussillon, tief im Südwesten Frankreichs, vor. Es war der „Les Terres Grillées“ der Domaine Piquemal. Nun ist es an der Zeit, den Topweinen dieses Weingutes unsere Aufmerksamkeit zu widmen.

Das Roussillon ist eine atemberaubende Landschaft. Über 300 Sonnentage, ein häufig wehender (kühlender) Nordwestwind und die höchsten Jahresdurchschnittstemperaturen Frankreichs prägen das mediterrane Klima. Quasi an den Sandstränden des Mittelmeeres beginnend, schrauben sich die Pyrenäen empor und sind verantwortlich für eine nahezu einzigartige Bodenvielfalt. Dicht nebeneinander existieren Gesteine wie Schiefer, Tonmergel, Gneis, Granit, Kalk und Kiesel. Die große Aufgabe der Roussillon-Winzer bestand und besteht darin, dieses Terroir zu ordnen, charaktervolle, hochwertige und individuelle Weine mit Bodenprägung zu erzeugen, um aus der Uniformität der belanglosen, sehr einfachen Weine auszubrechen. Die Domaine Piquemal gehörte zu den Vorreitern, bereits in den 70ziger Jahren wurde mit den nötigen Neustrukturierungen begonnen. Der nicht kleine Betrieb (es werden über 50ha bewirtschaftet) liegt im Agly-Tal, das über sehr besondere, schwarze Schieferböden verfügt, die sich die Domaine Piquemal wunderbar zu Nutzen macht. Daher auch nicht verwunderlich: um die Ecke liegt das wohl bekannteste Weingut der Region, die Domaine Gauby.

Gerade die enorm charaktervollen „Côtes du Roussillon Villages“ der Domaine Piquemal können wir Euch nur ans Herz legen. Bodengeprägte, deutlich Herkunft zeigende Weine, wie wir sie uns wünschen. Heute wanderte der erste der beiden Topweine ins Glas, der „Pygmalion“. Eine vom Syrah markant würzige Persönlichkeit. Dabei auf eine gewisse Art feminin und sanft. Ein herrlicher Wein mit guter Komplexität, der die Anlagen hat, mit etwas Feintuning richtig durch zu starten. Den „Galatée“ gibt es diese oder nächste Woche, er steht schon temperiert Gewehr bei Fuß.

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Die gewisse „feminine“ Art und Weise dieses Weines. Selbstverständlich die sehr reife, dunkle Frucht und die pfeffrige Gewürzwelt mit viel Kaffee. Klar auch kraftvoll, alles ist so herrlich abgestimmt, dass der Wein als schmeichelnder Leisetreter daher kommt. Stil- und gefühlvoll mit ein Bisschen Kühle und Mineralität. Dazu eine animalische Seite, wirklich sehr individuell, ein Charakter. Die Nase intensiv, animalisch und geprägt von verschwenderisch vielen Gewürzen, besonders Pfeffer. Weiterhin röstige und tabakige Töne, blumige Noten, Kräuter, Lakritz, deutlich Kaffee sowie einen Hauch Vanille und Kokos. Ebenfalls in Hülle und Fülle die sehr reife, dunkle Frucht (Heidelbeere, Pflaume) und Kirsche. Dezente Kühle, elegant, konzentrierte Kraft, gewisse Komplexität und Feinheit. Sehr stimmig und charmant. Am Gaumen kühl, schöne Frische und etwas Mineralität. Erneut markant die reife Frucht und die pfeffrige Würze. Schokolade, eine Prise Vanille und reichlich Kaffee. Kraft, aber der Wein kommt einfach über die Eleganz, wirkt subtil. Feine, jetzt vollständig integrierte Gerbstoffe, sanft und samtig. Der sehr gute und sehr lange Abgang schmelzig und mit merklichem Alkohol. Abermals die dunkle Frucht (+ Kirsche), die Gewürze (Pfeffer!), haufenweise Kaffee und je etwas Lakritz und Bitterschokolade. Kräftig, schokoladig und eine Idee Vanille.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 17-19°C), verkostet im “Bordeaux Grand Cru” (Riedel Sommeliers)

Die Weine (bitte anklicken)
Wein154                                Silber

Bezugsquellen
Le WING Geldern / Suche auf Wine-Searcher.com

Barrique-Haus Verkostung zum 47.

Im beschaulichen Örtchen Mörzheim, einem Stadtteil von Landau (Pfalz), begegneten wir den Weinen von Sven Klundt im Spätjahr 2012 zum allerersten Mal. Sofort war klar: Augen auf und aufgepasst, hier tut sich etwas! Denn seit 2009 mischt der Junior nun mit im elterlichen Weingut, er hat einiges umgekrempelt und auf die Beine gestellt. Sven Klundt studierte, wie fast alle nachkommenden Winzertalente in Deutschland, in Geisenheim (Weinbau und Önologie). Den letzten Schliff holt er sich in Österreich, in der Hochburg des Riesling und des Grünen Veltliner, der Wachau. Er arbeitete bei der sehr bekannten Domäne Wachau.
Die Sortimentsstruktur ist klar und schlüssig. Neben der Obsession-Linie, die gleichzeitig den Einstieg in das wunderbare Weinsortiment darstellt, gibt es seit 2011 noch 3 exzellente Lagenweine. Es sind die Rieslinge „Steinweg“ (Kalk) und „Kastanienbusch“ (Rotliegendes) sowie der Weiße Burgunder „Wacholderberg“.
Allen Weinen ist gemein, der Philosophie entsprechend, der Fokus auf die Mineralität und die Böden, auf denen Sie wachsen. Die Weine wirken frisch und leicht trotz ihrer Kraft und sind trocken, hier gibt es kein „deutsches Zuckerschwänzchen“. Die Obsession-Weine besitzen ebenfalls einen gewisse Ausrichtung auf die Frucht hin, während es bei den Lagenweinen allein um den Transport der Lage geht – vollkommen richtig und hervorragend umgesetzt in allen 3 Exemplaren.

Kontrolliert umweltschonender Weinanbau ist für Sven Klundt selbstverständlich. Ebenso die selektive Handlese sowie der jederzeit schonende und vorsichtige Umgang mit den Trauben, bspw. beim Pressen. Soviel wie nötig, so wenig wie möglich. Selbst bezeichnet er seine Arbeitsweise daher als „spartanisch“. Während beim Winterschnitt nicht bis auf die letzte Klinge zurückgeschnitten wird, nähert sich Sven Klundt mit sehr viel aufwendiger Außenarbeit (Ausbrechen der Triebe, Grünlese) und Blick auf die Reben und das Wetter in jedem Jahrgang seinem Ertragsziel an. Das schafft den nötigen Spielraum, um auf alle Einflüsse reagieren zu können. Auch sind Maischestandzeiten je nach Jahrgang und Traubenmaterial von 6-12h möglich, aber kein Muss. Die Natur gibt vor, was zu tun ist.

Der Weiße BurgunderObsession“ 2012 ist ein herrlich erfrischender Vertreter im wunderbaren, eigenen Stil. Beste Mineralität vom Kalk-Boden und geprägt von einer intensiven Würze. Ein perfekter Begleiter zu unzähligen Gerichten genauso wie an heißen Sommertagen.
Der zum großen Teil spontan vergorene RieslingKastanienbusch“ 2012 ist ein zutiefst authentischer, genialer Riesling von einem beachtenswerten Winzertalent. 2012 zeigt sich noch präziser und geschliffener als der schon exzellente 2011er. Der Wein ist noch in seiner Entwicklung, genauso wie der Winzer, wir sind gespannt wie es weiter geht und können jedem die Weine von Sven Klundt nur ans Herz legen!

Im Barrique-Haus sind folgende Weine zu erwerben:
Riesling „Kastanienbusch“ 2011 und 2012, Weißer Burgunder „Wacholderberg“ 2011, Pinot Noir „Obsession“ 2009

Die Weine (bitte anklicken)

Wein153   Wein152
Sven Klundt – Weißer Burgunder “Obsession”   2012 (zur VKN)   Bronze

Sven Klundt – Riesling “Kastanienbusch”   2012 (zur VKN)   Gold

Bezugsquellen (Beispiele)
Direkt im Barrique-Haus
Weinlage
Birkweiler Kastanienbusch

Barrique-Haus Verkostung zum 46.

Mit dem Weinhof Scheu befindet sich ein, ja man darf noch sagen, „Geheimtipp“ am äußersten Ende der Südpfalz. Genauer gesagt liegt das Weingut in Schweigen, das Örtchen ist durch das Weingut Friedrich Becker wohl nicht allzu unbekannt.
Zwei Drittel seiner Rebflächen bewirtschaftet Klaus Scheu auf französischem Boden. So stammen seine besten Weine aus den Lagen „Raedling“ und „Strohlenberg“ gar nicht aus Deutschland. Der RieslingRaedling“ gehört jedes Jahr aufs Neue zu unseren Lieblingsweinen, unbedingt probieren! Und eine weitere, seltene Besonderheit hat der Weinhof zu bieten. Eine eigene, autochthone Rebsorte: Philipp Cuntz, benannt nach dem Großvater von Klaus Scheu, der diese Varietät entdeckte und veredelte. Nirgends anders auf der Welt ist ein Wein dieser Rebsorte zu bekommen außer genau hier. Ein empfehlenswerter, fruchtig-würziger Wein zum entspannten Genießen. Besonders die Rieslinge vom Weinhof Scheu besitzen wunderbares Reifepotential und Ihr solltet es ihnen unbedingt gewähren. Die enorme Kalk-Prägung braucht seine Zeit, um die herrlichen Aromen hervor zu bringen. Perfekt passte unser heutiger RieslingKalkstein“ aus dem Jahre 2008. Die jugendliche, fruchtige Schminke abgelegt und hervor kommt ein wahnsinnig animierender „Kalk-Saft“. Für eine höhere Wertung fehlt es dann doch an den Details, Feinheiten, Eleganz und der „gewissen Moderne“. Aber der Hammer Kalk-Fokus, und diese Saftigkeit….für uns ein Leckerbissen, ein Charakter. Der Wein ist nichts von der Stange, ist anders, brachialer Kalk, leider geil!
Kleiner Tipp: etwas Zeit in der geöffneten Flasche geben, ruhig den Apfel verfliegen lassen und sich dem Kalk hingeben….

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Dass wir einen eher barocken, rustikalen Riesling im Glas haben, der auf seine Art und Weise doch ziemlich radikal und kompromisslos daher kommt. Ein Kalk-Charakterkopf mit ausgiebiger Frische, Kraft, extremer Saftigkeit und herber Würze. Kein Schmeichler für jedermann. Die Nase intensiv, frisch, kühl und dominiert von viel Mineralität. Die Herkunft vom Kalk schon erkennbar. Merkliche Reife (erinnert an eine Bachschublade – Rosinen, Orangeat, Zitronat, Rumaroma) mit Petrolaromen und Karamellspuren. Kernobst (Apfel), Zitrustöne und eine mittelkräftige, kräutrige Würze. Dazu vegetabile Aromen mit einer Idee von schwarzem Tee. Eher einfach, schlank, aber ins opulente gehend. Am Gaumen kühl und massenhaft kalkige Mineralität. Enormer Schmelz und Saftigkeit, getragen von einer ausgeprägten, lebendigen Säure. Apfel, Kräuter, gute Würze, dicht, Kraft, gehaltvoll – ein „Maul voll Wein“. Sehr guter, mittellanger Abgang mit mineralischem Biss und abermals nahezu wahnsinniger Kalk-Mineralik. Salz. Schmelzig, gute Frucht und Würze, herb-kräutrig, Zitrus und ein wenig aufrauender Gerbstoff.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 12-14°C), verkostet im “Hermitage” (Riedel Sommeliers)

Die Weine (bitte anklicken)
Wein151                                Silber

Bezugsquellen
Viniculture Berlin / Suche auf Wine-Searcher.com

Barrique-Haus Verkostung zum 45.

Wie bereits in unserem Artikel über das Weingut Aufricht geschrieben, verbrachten wir dieses Jahr eine wunderschöne Woche am Bodensee. Unser Lager schlugen wir in Immenstaad auf, welches direkt an das Zentrum des Weinbaus am Bodensee, zwischen Hagnau und Meersburg, grenzt. Die Landschaft ist einfach einmalig. Die Rebflächen (insgesamt ca. 1000 ha) befinden sich auf derselben Höhe wie das Burgund. Faszinierend, das bereits vor 1000 Jahren original-burgundische Spätburgunderklone hier, genauer gesagt im Bodmaner Weinberg, eingesetzt wurden.
Kein Anbaugebiet in Deutschland erreicht ähnliche Höhenlagen von bis zu 500m. Dieser Fakt und das Klima durch den See führen zu einer langen Vegetationszeit (langsame Aromenbildung) und damit zu den typisch fruchtigen und leichten „Seeweinen“. Die Wasseroberfläche sorgt für lange Frostfreiheit. Im Frühjahr bremst der kalte See die Reben, im Spätjahr verwöhnt er sie durch Abgabe der gespeicherten Sommerwärme. Die Hanglagen, teilweise Steillagen (z.B. Meersburger Rieschen des Staatsweingutes Meersburg), sorgen für viel Sonne am Tag und warme Luftströmungen in der Nacht. Die Böden, eiszeitliche Endmoräne mit hohem Kalkanteil, speichern einerseits hervorragend die Wärme der Sonne und anderseits das Wasser der Niederschläge. Bodenseewinzer haben keine Bewässerung nötig und die Trauben sind keinem möglichen Trockenstress ausgesetzt.
Die am häufigsten angebaute Rebsorte ist der Spätburgunder, gefolgt vom Müller-Thurgau, der hier wohl die besten Bedingungen vorfindet und bemerkenswerte Weine hervorbringt. Ebenfalls stark sind die Burgundersorten (Grau wie Weiß) vertreten. Weinbaugesetzlich gehört der Bodensee circa westlich von Friedrichshafen zu Baden und östlich davon zum Anbaugebiet Württemberg.
Mitgebracht vom Winzerverein Hagnau haben wir uns 2 ordentliche Weine als Urlaubserinnerung. Der Winzerverein ist der älteste Badens (gegründet am 20.10.1881) und der zweitälteste Deutschlands. 129 Mitglieder produzieren 1,2 Millionen Liter Wein auf 130 ha. Seit 1993 arbeitet man hier umweltschonend, d.h. auf den Einsatz von Herbiziden und Insektiziden wird verzichtet. Als erster Produzent am Bodensee erzeugt der Winzerverein auch Öko-Weine, wie unseren Spätburgunder. Die Weine werden wir uns später im Jahr schmecken lassen.
Bleibt noch abseits des Weins, den Bodensee als geniale Urlaubsregion für Familien zu empfehlen. Es war uns gar nicht bewusst, wie herrlich diese Landschaft ist und was hier alles an Aktivitäten und Sehenswürdigkeiten geboten wird. Unglaublich.
Und wer von Euch gutes Brot und Brötchen essen möchte, der muss zu Webers Backstube. Wieso können nicht alle Bäcker auch nur annähernd so arbeiten? Es schmeckt(e) so gut….

Die Weine (bitte anklicken)
Wein149     Wein150

Bezugsquellen
Direktbezug aus Hagnau / Suche auf Wine-Searcher.com

Barrique-Haus Verkostung zum 44.

Der kleine Bruder des „Brunello di Montalcino“, der „Rosso di Montalcino“ wandert heute in unser Glas. Er wird ebenso wie der Brunello zu 100% aus einem speziellen Sangiovese-Klon, Brunello oder auch Sangiovese Grosso, gekeltert. Anbaugebiet sind die wunderschönen Hügel um das Örtchen Montalcino in der Toskana, hier ist es trockener und wärmer als in der restlichen Region, bspw. dem Chianti. In früheren Jahren wanderten oft nur die (schlechten) Reste vom großen Bruder, oder auch miserable Jahrgänge in diesen Wein. Heute sieht es erfreulicherweise anders aus. Der Rosso hat sich als schnell in den Markt zu bringende, qualitativ hochwertige und günstige, kleine Alternative ein eigenes Standbein aufgebaut. Für viele Winzer ist er komplett selbstständig und bekommt seine individuelle Rolle zugestanden, was mit kontinuierlich steigender Qualität einhergeht. Ein Rosso muss mindestens 12 Monate im Holz ausgebaut werden, ein Brunello 24 Monate (Verkauf erst nach 48 Monaten). Unser heutiger Vertreter vom Weingut Canalicchio (Franco Pacenti) war uns bereits einmal hier positiv aufgefallen. Zeit also, sich diesen Wein genauer anzuschauen. Das Fazit: ein exzellenter Rosso mit Referenzqualität. Langsam übernimmt das Holz mehr und mehr das Ruder, aber die berauschende Frucht und Kräuterwürze sind noch gerade so auf der Pole Position. Jetzt also langsam mit viel Freude austrinken. Von diesem Rosso produziert das kleine Weingut (10 ha) 10.000 bis 15.000 Flaschen pro Jahr, der Ausbau erfolgt in großen Holzfässern aus slawonischer Eiche. Prinzipiell ist ein Rosso ein Wein, der enorm von einem Essen profitiert und weniger ein allein betörender Schmeichler. Wir empfehlen einfache, mediterrane Gerichte dazu und das Glück und Urlaubsgefühl stellen sich von ganz alleine ein.

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Dass wir einen vorbildlichen, stimmigen, sehr typischen, frischen und vorzüglichen Rosso di Montalcino im Glas haben. Gekonnter, balancierter Holzeinsatz sowie die präsente, reife Frucht prägen diesen Wein. Die Nase intensiv, sehr warm aber auch frisch. Leicht und schlank wirkend mit guter Konzentration und ordentlich Kraft. Rustikal ohne Moderne missen zu lassen, typisch, einfach charmant und sofort Italien in Gedanken bringend. Einerseits große Mengen von reifen, roten und schwarzen Beeren (Kirsche, Pflaume). Andererseits die starke Kräuter- und Holzwürze. Dazu duftige, florale sowie vegetabile Aromen. Reichlich erdige Töne, Gewürze, Kokos, eine Idee röstig und insgesamt gewisse Komplexität zeigend. Am Gaumen mit Leichtigkeit, Frische und Samtigkeit überzeugend. Getragen von einer lebhaften Säure, besitzt einige Feinheiten und ist einfach ausgewogen. Eine breite Palette an Aromen von der haufenweisen, reifen Frucht (trocken), über die markante Holz-Kräuterwürze bis hin zu Erde und Kaffee. Eine Spur Mineralität, mittlere Kraft. Der Abgang sehr gut, sehr nachhaltig, schmelzig und mit einem Quäntchen Alkohol. Spürbarer Säure-Biss, Frische und erneut die beste Frucht und Würze. Noch leichte, feine, etwas trocknende Gerbstoffe, Bitterschokolade, Kaffee und Kakao.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Eher zum Essen (bei 16-18°C), verkostet im “Hermitage” (Riedel Sommeliers)

Die Weine (bitte anklicken)
Wein148                                Silber

Bezugsquellen
Weinrefugium Heidelberg / Suche auf Wine-Searcher.com

Barrique-Haus Verkostung zum 43.

Was gibt es schöneres als einen prächtigen Riesling aus dem Kastanienbusch? Richtig, einen gereiften, prächtigen Riesling aus dem Kastanienbusch. Diese Lage spielt eine ganz große Rolle für unseren kleinen Weinshop, denn das sind wir und das lieben wir. Es wanderte der 2008er vom Weingut Gies-Düppel ins Glas (bei uns der 2012er erhältlich). Damals noch mit Glasstopfen verschlossen, wo heute der Schrauber sich dreht. Daumen hoch dafür, denn Kork muss hier einfach nicht sein. Der Wein noch voll im Saft, also das gereift etwas revidieren. Und was für ein Saft! Es ist einfach schlichtweg außergewöhnlich was dieser Riesling bietet. Anspruch, Tiefe, Spannung und Trinkfreude so scheinbar leicht vereint. Eben nicht nur Kraft, nur Leichtigkeit, nur Eleganz, nur Frucht, nur Mineralität oder nur Würze – nein, alles spielt miteinander. Verwoben mit perfekter Detailarbeit. Jung zu trinken, jetzt zu trinken oder nochmal hinlegen, alles kein Problem.

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Dass wir einen imposanten Kastanienbusch, einen beeindruckenden Terroir-Riesling im Glas haben. Er vereint Stärke mit Leichtigkeit, strahlt Ruhe und Balance aus und bringt gleichzeitig die für die Lage Kastanienbusch typische, würzige, griffige Mineralität mit aufs Parkett. Richtig viel Saft und richtig viel Geschmack. Die Nase sehr intensiv, fordernd, springt nahezu aus dem Glas entgegen. Extreme Kühle und Mineralik. Rasiermesserscharfer Schliff und glasklar. Viel Kraft darin, aber super kompakt und gewisse Schlankheit. Erste, ganz leichte Reife und absolut markant die kräutrig-erdig-tabakige Würze. Ausgeprägte Apfel-Zitrusfrucht, im Hintergrund etwas Steinobst. Dazu ein Hauch Karamell sowie eine Idee von Honig und Nüssen. Lebendig, ruhevoll, Tiefe zeigend und enorme Spannung aufbauend. Am Gaumen sehr kühl und verschwenderische Mineralität. Prächtiger Druck und Schmelz, dicht. Gleichzeitig subtil, weich, stilvoll und saftig. Schlank und leicht wirkend, belebt von einer hochfeinen Säure. Grandioses Spiel zwischen erstklassiger, eine Nuance süßlicher Frucht, der Mineralik und der erdig-kräutrigen Würze. Traumhaftes Abbild des rotliegenden Schieferbodens. Brillanter Abgang, traumhafte Länge und Nachhaltigkeit. Mineralisch mit leichtem Biss, Salz, Zitrus, unglaublichen Zug aufbauend. Die griffige Würze bestens unterstützt durch die Frucht, abermals gute Tiefe und herrlicher Schmelz. Unwiderstehliche Art und Weise.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 13-15°C), verkostet im “Hermitage” (Riedel Sommeliers)

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Wein147                                Gold

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Direkt im Barrique-Haus
Weinlage
Birkweiler Kastanienbusch