Barrique-Haus Verkostung zum 65.

Wir machen weiter mit unserer Kanada-Tour und widmen uns heute eindeutig „Merlove“ und nicht „I am not drinking any fucking Merlot“ aus dem Film Sideways. Übrigens ein sehr empfehlenswerter Film mit grandiosen Weinszenen (Miles on Pinot , Maya on Wine).

Das Weingut „Quinta Ferreira“ wird geführt von einer portugiesischen Einwandererfamilie im Okanagan Tal, British Columbia. Ihr Merlot ist nicht von der Stange, sondern zeigt sehr deutlich den hochwertigen Anspruch. Null Fett oder Marmelade, wirklich sehr gut gemacht und ein richtiger Spaßbringer, besonders an kalten Tagen im kuscheligen Heim. Die exzellente Mischung von reifer, dunkler Frucht und dezentem, röstigen Holz macht enormen Spaß. Toller Wein!

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Die eindrucksvolle Ausgewogenheit zwischen Kraft, Schlankheit und Dichte dieses nordamerikanischen Herzenswärmer, sehr anregender Merlot mit deutlichem Anspruch. Die Nase intensiv mit reifer, dunkler Frucht (Schwarzkirsche, Pflaume, Cassis) und gefühlvoller, animierender, röstiger Holzwürze. Dazu Gewürze (Nelke, Muskat), getrocknete Kräuter, Lakritz, Tabak und Kakao. Einen Hauch süßlich, etwas Vanille und herrlich wärmend. Gute Kraft, gewisse Komplexität, elegant – ist sehr gut balanciert und enorm stimmig. Am Gaumen wundervoller Samt, warm und geschmeidig, ja sanft. Noch letzte feine Gerbstoffreste. Erneut viel der reifen Frucht, das röstige Holz, die Würze und der Tabak. Galant, muskulös und fest gebaut, wirkt aber gleichzeitig schlank mit kühlen Elementen. Der Abgang schmelzig, sehr gut und lang. Wieder beste Frucht und Holzwürze, daneben insbesondere Lakritz und Vanille. Der Nachhall mit einer Idee wärmenden Alkohol auf Kakao und Bitterschokolade.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 16-18°C), verkostet im “Bordeaux Grand Cru” (Riedel Sommeliers)

Die Weine (bitte anklicken)
Wein175                                Silber

Barrique-Haus Verkostung zum 64.

Heute kurz und knapp, ein „Grosses Gewächs“ auf den Tisch gestellt und los geht’s. Es ist ein typischer „Pechstein“ vom Weingut Georg Mosbacher.

Prägend die dunkle Würze der immensen Mineralität. Null Petrol, absolut frisch, wahnsinnig gehaltvoll und massiv. Überwältigend. Ein Erlebnis, wenn auch nicht ganz so präzise wie andere Jahrgänge, bspw. der 2012er. Es „fehlt“ ein wenig an Eleganz und innerer Ausgeglichenheit. Wer urpfälzische Kraft sucht ist 100% richtig!

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Dass wir einen imposanten pfälzer Charakterkopf mit grenzenloser urwüchsiger Kraft und Mineralität im Glas haben. Dieser Riesling macht keine Gefangenen, kompromisslos. Überbordende Power, Opulenz und die einzigartige Pechstein-Würze. Die Nase intensiv mit deutlicher Reife. Haufenweise Kräuter, viel Honig, sehr kühl, mineralisch und erdig-dunkel-würzig (Pechstein). Dazu reifes Kern- und Steinobst sowie eine Spur Zitrus. Ungemein frisch, wuchtig, gehaltvoll, mächtig, komplex und Tiefe zeigend. Am Gaumen saftig und ein Maul voll Wein. Prächtig diese Kühle und zupackende Mineralität mit dieser außergewöhnlichen Pechstein-Aromatik. Erneut Kräuter, Honig und die reife Frucht. Frisch und präsent die feine, belebende Säure. Ordentlich Schmelz, dicht, üppig und massiv. Der Abgang sehr gut und sehr lang mit verschwenderisch viel Schmelz. Mineralisch-bissig, Salz, Griff und Druck in Hülle und Fülle. Wieder die Pechstein-Würze, Kräuter, gute Frucht und Zitrus. Beeindruckend.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 13-15°C), verkostet im “Hermitage” (Riedel Sommeliers)

Die Weine (bitte anklicken)
Wein174                                Gold

Bezugsquellen
Direkt im Barrique-Haus / Suche auf Wine-Searcher.com
Weinlage
Forster Pechstein

Barrique-Haus Verkostung zum 63.

Bisher konnten rote Burgunder im Barrique-Haus nicht überzeugen. Zeit dies zu ändern und der heutige Wein ist uns dabei sehr behilflich. Ins Glas wandert der Gevrey-Chambertin 2006 von der Domaine Rossignol-Trapet.

Der Gevrey-Chambertin ist ein „Dorflagenwein“. Die Trauben stammen nicht von einer einzelnen Parzelle wie bei den Premier Cru oder Grand Cru, sondern von verschiedenen Parzellen der Gemeinde. Mit der Handschrift des Winzers entsteht ein „Terroir-Wein“, der zeigt, welche grundsätzliche Aromatik und Stilistik von den Lagen und dem Winzer in diesem geographischen Bereich zu erwarten sind, eine Visitenkarte. Oft wird (wurde) diese im Burgund sehr vernachlässigt oder als „Traubenentsorgung“ genutzt, dabei sind diese Weine oftmals der erste Berührungspunkt mit dem Weinkonsumenten. Hier muss somit überzeugt, ja fasziniert werden. Die Preise tragen selbstverständlich zu dieser Erwartungshaltung bei.

Die Domaine Rossignol-Trapet erfüllt diese Aufgabe mit Bravour. Das Weingut wird von den Brüdern David und Nicolas betrieben und verfügt über 13ha Rebfläche. Qualitätsorientierung vom Anfang bis zum Ende ist für die Brüder eine Selbstverständlichkeit. Im Weinberg durch bspw. strenge Selektion der besten Klone, enorme Ertragsreduktion, Handlese und Dichtpflanzung. Dabei verteilt sich die nötige Traubenmenge auf mehr Rebstöcke, die ihrerseits den Trauben mehr Aroma und Extrakt mitgeben können. Gleichzeitig wird tieferes Wurzeln angeregt, was zu mehr Bodencharakter in den Weinen führt. Im Keller wird die moderne Technik bewusst eingesetzt, ebenso nicht auf Schönung verzichtet. Die Brüder verlassen sich auf ihre Erfahrung, um den Weinen die richtige Mischung zwischen Kraft, Eleganz und Feinheit mit auf den Weg zu geben. So schwankt je nach Jahrgang, Zustand der Trauben und Qualitätsstufe der Prozentsatz der Entrappung und des Neuholzanteils beim Barrique-Ausbau (zwischen 20% und 50%, wohl dosiert). Das Weingut arbeitet biodynamisch und ist Demeter zertifiziert.

Aller Aufwand trägt im Gevrey-Chambertin Früchte. Ein Pinot mit bester Substanz und Kraft (innere Konzentration, sehr fest gewirkt). Diese kommt stets erst im zweiten Schritt, denn zuvor lockt die Finesse und Eleganz sowie die reife Frucht und Aromatik. Dieser Balanceakt macht einen Pinot erst zu einem Pinot. Die Domaine zeigt was sie kann und weckt mit diesem „Dorfwein“ Begehrlichkeiten nach höherwertigen Weinen aus Einzellagen. Zu jederzeit wird stets rechtzeitig die Handbremse gezogen, um über die Kategorie der „Dorflage“ nicht hinaus zu schießen. Komplexität, Balance zwischen Feinheit und Kraft, Reife, Mineralität, Länge und Eleganz – alles da, aber nicht endlos und teils noch mit ein paar Ecken und Kanten. Viel Spaß macht dieser bodenständige, unaufdringliche, klassisch angehauchte Wein sehr wohl, kein Zirkus oder die große Show, sondern ein angenehmes, gelassenes Zwiegespräch. Äußerst charmant und Faszination ausübend. Auf diese Art und Weise, mit dieser Stilistik keine Konkurrenz von deutschen Spätburgundern!

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Dass wir einen sehr schönen, ungekünstelten Pinot im Glas haben, der mit seinem erhabenen Understatement nicht jedem gefallen will, aber genau dadurch reizt und Spannung aufbaut. Zeigt sehr viel, vor allem einen eigenen Stil. Die Nase intensiv mit markantem erdigem Altholz (bestens eingebunden). Pilze und die Idee von Waldboden. Dazu eine pikante Würze von Piment und Muskat, Lakritz, etwas Ruß und Noten von Kaffee. Stützend die reifen roten und schwarzen Beeren, die dunkle Seite dominierend aber ebenfalls sehr deutlich die süßliche Kirsche. Ein paar getrocknete Kräuter und vegetabile Töne. Gute Kraft, fest gewirkt, eher warm und durchaus fein. Gewisse Komplexität und Eleganz. Am Gaumen kühl, schlank und spürbare Mineralik. Dabei kräftig, fest und eine sehr gute Substanz. Tolle Balance zwischen der reifen Frucht und dem Altholz. Feine, merkliche Gerbstoffe und eine Spur grüner Elemente. Elegant und fein – aber nicht unendlich. Der Abgang schmelzig, sehr gut und sehr lang. Nachhaltig mit herber Bitterschokolade und einer Prise Kaffee. Leicht trocknende Gerbstoffe und etwas wärmender Alkohol. Erneut sehr passend die Abstimmung zwischen der Frucht und dem Holz, fest und Komplexität zeigend.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 16-18°C), verkostet im “Bordeaux Grand Cru” (Riedel Sommeliers)

Die Weine (bitte anklicken)
Wein173                                Silber

Bezugsquellen
Pinard de Picard / Suche auf Wine-Searcher.com

Barrique-Haus Verkostung zum 62.

Das Weingut Siener in der Südpfalz (Birkweiler) gehört schon lange zu unseren Lieblingen. Seit dem Jahr 2000 führt Peter Siener Regie im sehr herzlichen Familienbetrieb und steigert die Qualität der Weine von einem Level zum Nächsten. Um die 11ha Weinberge werden bewirtschaftet, 40% der Rebflächen befinden sich in der großartigen Lage „Birkweiler Kastanienbusch“. Der Fokus liegt auf Riesling und Spätburgunder aber auch Weiß-/Grauburgunder spielen eine gewichtige Rolle.

Peter ist überzeugter Purist. Die Weine werden seiner Philosophie entsprechend im Weinberg gemacht, nicht im Keller. So wenig wie möglich eingreifen sowie schonendes und biologisches Arbeiten sind für ihn selbstverständlich. Ebenso die Handlese, das Arbeiten ohne Pumpen im Keller mit reinem Falldruck und die Spontangärung. Jeder Riesling sowie die Lagenweine sind spontan vergoren. Oft brauchen die Weine sehr viel Luft, um zu zeigen, was sie wirklich können (ebenso beim heutigen Wein).

Die Weine von Peter Siener sind charaktervolle, jahrgangstypische, authentische Herkunftsweine ohne Firlefanz und Schnickschnack. Stets mit viel reifer Frucht, immer im Verbund mit der intensiven, bodentypischen, sehr würzigen Mineralität. Spannend, knackig, frisch und sehr animierend.

Unsere ganz persönlichen Lieblinge sind die Rieslinge und Spätburgunder mit der ganz eigenen und urtypischen Bodenprägung vom „Rotliegenden“ des Birkweiler Kastanienbuschs. Schon der einfache Riesling „Rotliegend“ ein Charakterkopf – nimmt richtig Fahrt auf, erdig-kräutrige Würze und er ist knochentrocken. Wie es mit ein wenig Restsüße geht, beweist der „Taschberg“, sehr animierend und mit ausgeprägter Fruchtaromatik. Eins drauf setzt noch der „Schiefer“ mit seiner dunklen, erdigen Würze (bis hin zu Feuerstein) und Tiefe. Ein Riesenwein! Selbiges Urteil gilt für den Spätburgunder aus dem Kastanienbusch der neben seiner reifen, präzisen Frucht sehr kühl und mineralisch durchwirkt ist. Dadurch ein eleganter, feiner und filigraner Wein.

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Dass dieser Wein Charakter hat, einfach ein richtiger Typ ist. Er besitzt alles und zeigt es offensiv: griffige Mineralität, ausladende Frucht und einen sehr deutlichen Holzton vom Barrique-Ausbau. Komplex und elegant, sehr animierend. Die Nase sehr intensiv, leicht nussig und mit markantem Holz. Haufenweise reife Frucht, insbesondere Maracuja, dazu kommen weitere Kern- und Steinobstaromen (Birne). Im Hintergrund sehr deutlich auch rote Beeren. Dezente Würze und vegetabile Aromen. Wuchtig, fast schwer wirkend, Tiefe zeigend, gewisse Kühle und spürbare Mineralik. Fasziniert und baut Spannung auf. Am Gaumen kühl und zupackend-mineralisch. Sehr saftig, viel Schmelz, dicht sowie schlanker und frischer als von der Nase vermutet. Reichlich Kraft, eine geschmeidige Säure, stilvoll und komplex. Erneut die präsente Frucht, das prägende Holz und nun auch eine typische, herb-kräutrige Würze. Der Abgang sehr gut und sehr lang. Schmelz in Hülle und Fülle, griffig-mineralisch, ein wenig Salz und etwas wärmender Alkohol. Wieder alle Aromen dabei (komplex), gute Frische und Eleganz.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 12-14°C), verkostet im “Hermitage” (Riedel Sommeliers)

Die Weine (bitte anklicken)
Wein172                                Silber

Bezugsquellen
Direkt im Barrique-Haus (Riesling) / Weinrefugium Heidelberg / Suche auf Wine-Searcher.com
Weinlage
Birkweiler Mandelberg / Birkweiler Kastanienbusch

Barrique-Haus Verkostung zum 61.

Im traditionsreichen Familienweingut Peter Lauer wird seit 1830 Weinbau betrieben. Seit 2005 ist Florian Lauer für die Weine verantwortlich und hat ihnen einen richtigen Stempel aufgedrückt. Der VDP-Neuling spielt mit seinen ersten „Grossen Gewächsen“ sofort ganz oben mit und auch die restliche Kollektion begeistert mit eindrucksvollen, ausgezeichneten Weinen. Wir ziehen unseren Hut.

Das Weingut befindet sich in Ayl an der Saar. Bewirtschaftet werden Steillagen mit überwiegend Schieferböden und alten Rebstöcken mit bis zu über 100 Jahren. Der klassische Saarriesling zeichnet sich häufig durch eine pikante, mineralische Würze und die elegante, fruchtige Leichtigkeit aus. Diese Elemente finden wir auch in den Weinen von Florian Lauer, natürlich mit handwerklichen Geschick, naturnahem Arbeiten und Ideenreichtum auf die Spitze getrieben.
Die Grundidee hinten den Weinen ist im Prinzip sehr einfach und am Natürlichsten – den Weinberg unverfälscht in die Flasche bringen. Einzelne Parzellen unterscheiden sich in ihren Böden, der Sonneneinstrahlung, der Hangneigung, dem Alter der Reben, dem Mikroklima und vielen weiteren kleinen Bausteinen. Daher baut Florian Lauer alle Weine (mit Ausnahme der Gutsweine) je individuellen Weinbergsteil separat aus und füllt sie unter der Fassnummer ab. Die Weine tragen ein grünes Etikett, den besten Parzellen sind goldene Etiketten vorbehalten.
Das Ergebnis sind authentische, charaktervolle und ursprüngliche Weine, wie es sie zum Glück immer häufiger gibt – insgesamt leider jedoch noch viel zu selten.

Voraussetzung für Qualität ist somit der Weinberg, sind die Trauben die letztendlich in den Keller gelangen. Florian Lauer verfolgt einen ganzheitlichen, naturnahen Ansatz, der über eine rein biologische Arbeitsweise (im Sinne der Öko-Zertifizierung) hinausgeht. Weinberg, Keller und auch die Flaschen gehören ins Gesamtkonzept. Im Weinberg die Förderung des Kräuterwachstums und der natürlich vorhandenen Tiervielfalt (Insekten, Milben, Regenwürmer, Kleinstlebewesen), Verzicht auf Schwermetalle (Kupfer), Verwendung organischer Dünger und Verzicht auf schwere Landwirtschaftsmaschinen (intensivste Handarbeit, keine unnötige Bodenverdichtung). Ausschließlich Spontangärung kommt im Keller zum Einsatz und somit die Wildhefen aus der Natur und der Kellerluft. Schönung und Filtration gibt es nicht. Das Weingut nimmt Weinflaschen gerne zur Wiederverwendung zurück, die Etiketten bestehen aus Naturpapier und eine Kunststoffkapsel über dem Kork sucht man vergebens. Vorbildlich!

Das Ergebnis all der Mühe sind Typen, Weine die unverwechselbar und eigen sind. Weine, die wie bereits in dem einen oder anderen Artikel erwähnt, irgendwo mehr sind als nur Wein: Sie sind Natur, Erbe, Kultur und Einstellung. Die Qualität ist sowieso über jeden Zweifel erhaben.
Die Weine von Florian Lauer sind zutiefst geprägt von den Böden und der Mineralität. Daher viel Würze, die herrlich filigran und fein daher kommt. Prinzipiell etwas mehr Restzucker als man es für trocken oder feinherb erwarten würde, die herbe Mineralik schafft es aber spielend diese Süße im Nachgang einzufangen. Bestens stützend eingebunden die reife Frucht, die sich nicht künstlich aufspielt, aber sich auch niemals versteckt. Balance, Schliff, Stil und natürliche, innere Dichte sowie Tiefe. Die Konzentration stets spür- und schmeckbar, trotzdem bleiben die Weine immer leicht und schlank. Wichtig dabei die sehr feinen, rassigen, vibrierenden Säuren. Ganz besonders wirken die Weine raffiniert und verspielt. Dazu trägt die vorbildliche Spontangärung bei, kein vordergründiger Schwefel, sondern kitzelnde Wildheit.

Wie so oft sind diese Unikate langsame Weine, es macht jetzt schon Spaß sie nach ausreichend Luftzufuhr zu genießen, sie zeigen aber noch ihre Ecken und Kanten, sind noch merklich hefig vom langen Ausbau. Ihr solltet, ja müsst ihnen Zeit geben. Sie sind lebendig, genauso wie die Weinberge, in denen sie wachsen. Sie verändern sich über die Stunden, in denen Ihr sie trinkt. Soviel Facettenreichtum gibt es nicht bei „herkömmlichen Weinen“. Die Weine von Florian Lauer, perfekt zum Genießen, genauso perfekt zum Beobachten und Sinnieren. Lebhaft, authentisch und naturnah.

Die Weine (bitte anklicken)

Wein169   Wein170   Wein171
Peter Lauer – Faß 25 Ayler Riesling (trocken)”   2012 (zur VKN)   Silber

Peter Lauer – Faß 12 “Unterstenberg” (trocken/feinherb)”   2012 (zur VKN)   Gold

Peter Lauer – Faß 15 “Stirn” (feinherb)”   2012 (zur VKN)   Gold

Bezugsquellen (Beispiele)
Direkt im Barrique-Haus (GG) / Spies Losheim am See / Suche auf Wine-Searcher.com
Weinlagen
Ayler Kupp

Barrique-Haus Verkostung zum 60.

Vor einigen Jahren erlebten wir einen großartigen Urlaub im Westen Kanadas. Wir können nur empfehlen: Flüge buchen, Route planen, Auto mieten, bezahlbare Unterkünfte (Bed and Breakfast, Motel) reservieren und sich dieser traumhaften Landschaft und den einzigartigen, vielfältigen Städten hingeben – so ist das zur Not auch irgendwie bezahlbar. Die besten und naturnahesten Erlebnisse gibt es sowieso meist abseits der touristischen, im Sommer oft überlaufenen Attraktionen.

Einige wundervolle Tage verbrachten wir mitten in den Weinbergen des Okanagan Tals. Je nachdem mit wem man sich unterhält wird das Tal als das Tessin, die Provence oder die Toskana Kanadas bezeichnet. Kurz gesagt: es ist warm, trocken und sonnenreich, wie man es so nicht erwarten würde. Unsere Unterkunft lag inmitten der Weinberge, das “D’Angelos’s Vineyard View Bed and Breakfast“. Damals noch deutlich günstiger und kleiner, es scheint mächtig angebaut worden zu sein. Sei’s drum, es war genial. Frühstück, Abendessen und den kanadischen Sunset Wein inmitten der Reben mit Blick auf den Okanagan Lake. Fast immer bei Sonne und frischer, vom See geprägter Luft. Über den Tag erkundeten wir die Umgebung und verschiedenste Weingüter. So lässt es sich leben.

Natürlich nahmen wir eine Flasche Wein des Weingutes mit. Der “Sette Coppa” ist der Top-Wein. Ein Bordeaux Blend aus 5 Rebsorten (Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Merlot, Petite Verdot, Malbec). Der Ausbau erfolgte 18 Monate lang behutsam in einem Mix französischer, ungarischer und amerikanischer Eiche. Nachdem der Plastikstopfen (man fasst es nicht) entfernt war, strömte ein faszinierender, sehr reifer Duft aus der Flasche. Anfangs wild, mit geschärften einzelnen Aromen, die mal mehr und mal weniger zum Vorschein kamen. Nach gut einer Stunde sehr harmonisch und in Balance. Der Wein ist völlig anders, als man es erwarten würde. Nicht fett, marmeladig und holzbetont, sondern das exakte Gegenteil. Schlank, frisch und belebend. Jetzt wahrscheinlich auf den Höhepunkt. Die Aromenvielfalt, insbesondere der schwarze Tee einfach mitreißend.

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Der herrliche, verlockende Reifezustand dieses überraschend schlanken und kühlen Bordeaux-Blend aus Kanada. Keine Wuchtbrumme, sondern geschliffen und harmonisch. Die Nase intensiv und nachhaltig geprägt von sehr viel Reife. Süßliche, hochreife, teils getrocknete rote und schwarze Beeren. Reichlich schwarzer Tee und ofenfrische Schwarzbrotkruste. Dazu eine exzellent balancierte, animierende, tabakige Holzwürze. Vanille, Lakritz, Süßholz, Gewürze und getrocknete, herb-vegetabile Töne. Fest gebaut, wirkt sehr schlank und frisch. Hocharomatisch, vielschichtig, galant – enorm anregend. Am Gaumen seidig, kühl, schlank und lebendig. Fest, athletisch mit samtigen, feinen Gerbstoffen. Die reizvolle Aromenvielfalt der Nase setzt sich fort, zeigt Feinheiten und Eleganz. Der sehr gute und sehr lange Abgang schmelzig, kompakt und mit ausgiebiger Wärme (nicht negativ). Erneut die komplexe Aromenmischung, ein Bisschen süßliche Vanille, Kakao und herbe Bitterschokolade.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 16-18°C), verkostet im “Bordeaux Grand Cru” (Riedel Sommeliers)

Die Weine (bitte anklicken)
Wein168                                Silber

Barrique-Haus Verkostung zum 59.

Das beschauliche Örtchen Laumersheim in der Pfalz, quasi das Rotweineldorado im Land, ist aus der deutschen Weinlandschaft nicht mehr wegzudenken. Zwar gibt es hier keine Herrenhäuser und Villen wie im berühmten Forst und Deidesheim, auch reichen die Lagen rein vom “klangvollen Namen” her nicht an Klassiker wie das Forster Kirchenstück oder den Forster Pechstein heran, aber es gibt hier erstklassige Rotweine. In Laumersheim begann das „Deutsche Rotweinmärchen“ mit dem Weingut Knipser, später kam das Weingut Philipp Kuhn dazu und seit einigen Jahren mit dem Weingut Zelt eines unserer allerliebsten.

Das sehr sympathische und gastfreundliche Familienweingut (12ha) befindet sich mittlerweile in der 4. Generation. 2005 übernahm Mario Zelt die Verantwortung nach seinem Önologiestudium in Geisenheim und mehreren, enorm bildenden Auslandsaufenthalten. Vor Mario handelte es sich um einen traditionellen, pfälzer „Gemischtwarenladen“. Neben Weinbau gehörten Landwirtschaft und Obstbau dazu. Für die komplette Ausrichtung auf den Wein, insbesondere qualitativ hochwertigen Wein, musste einiges getan werden. Rebflächen wurden bereinigt und neu angelegt mit sowohl einheimischen als auch internationalen Rebsorten. Ebenso wurde aufwendig in die Kellertechnik investiert. Es hat sich gelohnt, denn was Mario auf die Flasche bringt ist über jeden Zweifel erhaben. Bestätigt wird dies durch die Mitgliedschaft im VDP-Talente-Programm oder dem Gewinn des Deutschen Rotweinpreises 2008 mit einem St. Laurent aus dem Jahre 2005.

Die meisten Weinberge des Weingutes liegen im Bereich von Laumersheim und Großkarlbach, dazu kommen noch einige Flächen in Bissersheim und Dirmstein. In den meisten Fällen bedeutet das sehr viel Sonne durch südorientierte Hänge, Schutz vor Winden und größtenteils Lehmböden mit mal mehr und mal weniger Kalkanteil. Aus diesen Voraussetzungen wird Wein in 3 Qualitätsstufen erzeugt. Zum Ersten die Gutsweine, bei denen die Rebsortentypizität klar im Fokus steht. Unkomplizierte und trinkanimierende Weine mit gewissem Anspruch, die einfach reichlich Spaß bringen. Besonders empfehlen wir den wunderbaren Cabernet Sauvignon und den schmeichelnden Merlot. Es folgen die Ortsweine, in denen mehr Wert gelegt wird auf die Verbindung der Rebsorte mit dem Boden, auf denen sie wachsen. Die Weine sind ein wenig dichter, mit mehr Substanz, büßen aber keinerlei der „zelt-eigenen Trinkfreude“ ein. Der Gipfel wird mit den Lagenweinen erreicht. Kraftvolle, von der Lage geprägte Weine, gepaart mit Eleganz, Leichtigkeit und Finesse sowie formgebender Mineralität. Wieder mit dem „zeltschenTrinkvergnügen.
Alle Lagenweine sind uns sehr ans Herz gewachsen, ganz besonders jedoch die beiden Spätburgunder aus dem Großkarlbacher Burgweg und dem Laumersheimer Kirschgarten. Saftig, geschmeidig, reizvoll und mit sehr präziser Frucht. Wir empfehlen dringendst einen Besuch auf dem Weingut. Ist es kalt lockt die rustikale Probierstube mit Fachwerk und urigen Sitzbänken am Ofen, ist es warm geht es ab hinaus in den sehr einladenden Innenhof bei strahlendem Sonnenschein. Herz was willst du mehr.

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Dass wir einen hervorragenden Spätburgunder mit feinem Stil und sehr gekonnten Holzeinsatz im Glas haben. Die Nase sehr intensiv mit prägnanter röstig-toastiger Holzwürze. Dazu wunderbar reife rote und schwarze Beeren mit deutlicher Sauerkirsche. Präzise, subtile Frucht. Erdig, gewisse Kühle, vegetabile Aromen, ein paar Kräuter, je etwas Lakritz und Kakao. Schöne Komplexität und eine exzellente Mischung aus Kraft, Feinheit und Eleganz. Animierend. Am Gaumen schlank und gefühlvoll bei guter Kraft und festem Bau. Merkliche Kühle und Mineralität. Harmonie von Frucht, Holz und der vegetabilen, teils gemüsigen Komponente. Erdig, saftig, frisch, sanft, galant, geruhsam und verführend. Der Abgang schmelzig, sehr gut, sehr lang und spürbar mineralisch. Wieder beispielhaft das Zusammenspiel von Frucht und Holz. Bitterschokolade, Kakao, erdig und ein wenig wärmend. Abermals fein, stilvoll, rund und ruhevoll. Bestens.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 16-18°C), verkostet im “Bordeaux Grand Cru” (Riedel Sommeliers)

Die Weine (bitte anklicken)
Wein167                                Gold

Bezugsquellen
Direkt im Barrique-Haus / Suche auf Wine-Searcher.com
Weinlage
Grosskarlbacher Burgweg / Laumersheimer Kirschgarten

Barrique-Haus Verkostung zum 58.

Heute geht es wieder ostwärts, wir verlassen Dhron und fahren über Zeltingen entlang der Mosel nach Enkirch. Vorbei an kolossalen Weinbergen wie dem Ürziger Würzgarten oder dem Erdener Treppchen. Was für eine Landschaft und welche Demut und Faszination stellen sich bei dieser berührenden Einzigartigkeit ein!

In Enkirch gibt es seit dem Jahrgang 2009 wieder Wein vom Weingut Immich-Batterieberg. Es ist eines der ältesten Weingüter in Deutschland (erste urkundliche Erwähnung im Jahre 908) und wurde von 1425 bis 1989 durch die Familie Immich geführt. Es folgte der Verkauf und stete Niedergang. Zum Glück fanden sich neue Eigentümer und sie stellten mit Gernot Kollmann einen Weinmacher ein, der anscheinend wie die Faust aufs Auge passt. Gernot arbeitete zuvor bei Dr. Loosen, dem Fürstlich Castell’schem Domänenamt und war maßgeblich am Wiederaufbau von Van Volxem mit Roman Niewodniczanski beteiligt. Zusätzlich war er lange als freier Berater im In- und Ausland tätig und verfügt daher über einen enorm breiten Erfahrungsschatz.
Der heutige Name des Weingutes geht zurück auf Carl August Immich (ihm ist der Kabinett C.A.I. gewidmet). Dieser lies im 19. Jahrhundert die Weinberge rekultivieren und legte mittels Sprengbatterien den Batterieberg an. Immich-Batterieberg verfügt über einen sensationellen Schatz. Dabei handelt es sich um 5ha extremste Steilhänge in den Lagen Steffensberg, Ellergrub, Zeppwingert und Batterieberg.

Reiner Schieferboden, so dass nicht einmal die Reblaus hier siedeln konnte. 90% wurzelechte, alte Reben mit natürlicher Dichte bei geringen Erträgen. Die Schieferböden unterscheiden sich von Lage zu Lage von grau über blau bis rot, außerdem durch wechselnde Eisen- sowie Quarzanteile. Daher ist es nur logisch und konsequent worum es Gernot Kollmann geht, wie er arbeitet und welche Weine er erzeugt: klassisch-puristische Lagenweine mit prägender Jahrgangstypizität. Authentisch, langlebig mit reifer, rassiger Säure und auf gewisse Weise urwüchsig, ja wild. Ganz eigene, spannende Weine mit Persönlichkeit, Spiel und Tiefgang ohne unnötige Konzentration oder übermäßiger Komplexität.
Zur Erzeugung der Weine passiert das dafür Nötige: Spontangärung, langes Hefelager und ökologische Weinbergsarbeit. Die Ertragsreduzierung wird philosophiegemäß allein über den Winterschnitt erzielt. Der Ausbau erfolgt im Edelstahl und zugekauften gebrauchten Barriques, da die alten Fuder nicht mehr zu verwenden waren. Jederzeit der schonende Umgang mit den Trauben und dem Wein, keine Schönung und insgesamt führt das alles zu lagerfähigen, sehr reduktiven Weinen. Im Jungstadium daher unbedingt in der Flasche oder in einer Karaffe belüften. Sie brauchen Luft und Zeit!
Die Weine sind meistens nicht trocken (oft zwischen 10g und 20g Restzucker), tendieren aber sensorisch sehr stark dahin. Wenn man denn so will trocken mit dem „deutschen Zuckerschwänzchen“. Eindrucksvolle Moselunikate und die Etiketten der Weine sind schlichtweg großartig.

Nochmals auf den Punkt gebracht, hier haben wir wirklich das Gefühl, den puren Weinberg zu schmecken. Vollkommene, einzigartige Natürlichkeit. Lernstoff und aufgrund aller einzelner Bausteine in gewisser Weise mehr als nur Wein. Die Weine allesamt mit Potential nach oben, sie momentan zu bewerten mehr als schwierig. Mit genügend Luft bereits jetzt ein Erlebnis!

Die Weine (bitte anklicken)

Wein164   Wein165   Wein166
Immich-Batterieberg – Riesling “Zeppwingert”   2012 (zur VKN)   Gold

Immich-Batterieberg – Riesling “Ellergrub”   2012 (zur VKN)   Gold

Immich-Batterieberg – Riesling “Batterieberg”   2012 (zur VKN)   Gold

Bezugsquellen (Beispiele)
K&U Weinhalle Nürnberg / Suche auf Wine-Searcher.com
Weinlagen
Enkircher Zeppwingert / Enkircher Ellergrub / Enkircher Batterieberg

Barrique-Haus Verkostung zum 57.

Wir fahren von Graach aus eine halbe Stunde entlang der Mosel nach Westen und gelangen so zu unserem heutigen restsüßen Riesling. Er stammt aus einem Nebental. Dort fließt das kleine Flüsschen Dhron in die große Mosel. Unser Wein kommt aus einer der besten Weinlagen der Mittelmosel, dem Dhroner Hofberg. Ins Glas wandert der Riesling feinherb „Dhroner Hofberg“ von A.J. Adam.
Andreas Adam gehört zu einer recht überschaubaren Generation junger Winzer an der Mosel. Anders als bspw. in der Pfalz oder Rheinhessen gibt es weniger „junge Wilde“, die mit gnadenlos guten Weinen auf den Bildschirm drängen. Die Gründe sind vielfältig. Körperlich härtere Arbeit durch die Steillagen, nahezu ausschließlich der Anbau von Riesling und schwieriges, exportorientiertes Vermarkten sind wohl die Hauptursachen. Ein wenig schade, denn Andreas Adam und zum Beispiel Julian Haart zeigen das es geht. Und was sind das für Weine die beide erzeugen, mehr davon! (u.a. arbeiten sie gemeinsam im Piesporter Goldtröpfchen)

Schon während seines Studiums in Geisenheim begann Andreas Adam das aufgegebene Weingut seines Großvaters wieder zum Leben zu erwecken. Im Jahre 2000 begann er mit nur 1 ha und keinem wirklichen Plan, wo es denn hinführen sollte, ein Spaßprojekt. Nach und nach wurde aus dem Spaß ein Geschäft und seine Weine wurden ihm quasi aus den Händen gerissen. Durch Zukäufe und Rücknahme von verpachteten Flächen wuchs die Rebfläche auf um die 3 ha an. Viel gab es dabei zu tun, die Weinberge waren teilweise in einem sehr schlechten Zustand und mussten aufwendig rekonstruiert werden. Unter anderem richtete Andreas Adam eine alte Terrassenanlage im Hofberg wieder her, von dieser stammt im Übrigen unser heutiger Wein. In Zukunft soll die Rebfläche einerseits durch Zukauf von besten Steillagen mit alten Reben und andererseits durch Neupflanzungen Schritt für Schritt gesteigert werden, um die Nachfrage zu bedienen. Der Hofberg windet sich entlang der Dhron in SW-S-SO Ausrichtung, auf der gegenüberliegende Seite Wald und die Aussicht auf den Hunsrück, kühle Winde aus dem Gebirge verdrängen gerade in der Erntezeit den sich bildenden Nebel und schützen vor Fäulnis. Er besitzt kühlere und wärmere Bereiche, der Schieferboden enthält mal weniger und mal mehr Erde. Sehr kennzeichnend sind die großen Gesteinsbrocken mit Quarz- oder auch Eiseneinschlüssen. Man muss somit sehr genau schauen, welche Bereiche eher für trockene und welche Bereiche eher für restsüße Weine (Kabinett, Spätlese, Auslese) geeignet sind.

Andreas Adam will und erzeugt Terroirweine. Selbstverständlich dafür schonendes, traditionell orientiertes und naturnahes Arbeiten. Weiterhin Handlese, Spontangärung sowie der Ausbau im Edelstahl und großem Holz – je nach Charakter der Lage und des Jahrgangs. Zur Philosophie gehört ebenfalls, so wenig wie möglich einzugreifen, die Weine werden nicht geschönt oder filtriert.
2012 gewann Adams Gutsriesling den BerlinGutsrieslingCup. In Amerika erhalten seine Weine Punktwertungen, die für deutschen Riesling nahezu unvorstellbar waren. Beides bestätigt die außerordentliche Qualität der Weine. Es sind enorm spannende, schlanke und ungemein animierende Tropfen mit tendenziell etwas weniger Restzucker aber stets gemäßigtem Alkohol, die offen ihre Herkunft zeigen. Gleichzeitig sind sie fein, haben Tiefgang, Eleganz und Frische. Wirken verspielt und sind geprägt von einer subtilen Mineralität. Chapeau!

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Alles was dieser vorbildliche feinherbe Charakter von der Mosel zeigt und besitzt. Präzision, Klarheit, Harmonie und Stil – sehr reizvoll. Die Nase sehr intensiv, sehr kühl und mit viel markanter Mineralität. Enorme Spannung von der Spontangärung, Tiefe zeigend. Herrliche erdig-tabakige Würze, ein paar Kräuter und florale Töne. Dominierendes reifes gelbes Steinobst (Pfirsich), aber auch Südfrucht und Zitrus. Leicht, die Kraft jedoch mehr als deutlich, körperreich und stoffig. Klar, geschliffen, frisch und dezente Süße. Zeigt Feinheiten und Stil. Sehr animierend. Am Gaumen kraftvoll, fest, dicht und schmelzig. Dazu frisch, kühl und mineralisch. Erneut die reife, süßliche Frucht, insbesondere ins üppige gehender gelber Pfirsich. Wunderbare Würze, tolles Spiel, komplex und bestens balanciert. Beflügelt von einer sehr feinen, lebendigen Säure. Hat Substanz. Der Abgang sehr gut, sehr lang und schmelzig. Mineralität, Salz, fruchtig-würzig, Zitrus, vielschichtig, guter Zug und belebend. Perfekt feinherb.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 12-14°C), verkostet im “Hermitage” (Riedel Sommeliers)

Die Weine (bitte anklicken)
Wein163                                Gold

Bezugsquellen
Noble Wine München / Suche auf Wine-Searcher.com
Weinlagen
Dhroner Hofberg / Piesporter Goldtröpfchen

„Grosse Gewächse“ in Frankfurt

Vorgestern präsentierten alle Regionalverbände des VDP ihre Grossen Gewächse im Gesellschaftshaus des Palmengartens in Frankfurt am Main. Der Historische Festsaal bildete das einmalige, spektakuläre Ambiente für die allerbesten, trockenen Weine Deutschlands, die in ihrer Spitze auch weltweit Maßstäbe setzen. Wir berichteten bereits von den Weinen aus Rheinhessen und der Pfalz, heute widmen wir uns einigen weiteren Regionen.
Eins vornweg, es ist unmöglich alle Weine auf einer solchen Veranstaltung zu probieren, wir bereiteten uns gut vor und versuchten alles zu verkosten, was man sich nicht entgehen lassen darf. Zugegebenermaßen weniger Risiko und kaum das Testen uns unbekannter Erzeuger, dafür eine beeindruckende Sicht auf das, was der Jahrgang wirklich zu bieten hatte und in welcher Art und Weise die „üblichen und neuen Verdächtigen“ sich ihn zu Nutze machten.

Riesling

Der Jahrgang 2012 ist ein wunderbares Geschenk an alle Weinliebhaber, bei den von uns probierten Weinen, war nicht ein einziger dabei, der die Bezeichnung Grosses Gewächs nicht verdient hätte. Und nicht nur das, in der Regel waren sie in der Breite so hochwertig wie vielleicht nie zuvor. Gleiches gilt für die absolute Spitze. Mehr Weine als sonst strahlten mit überragender bis meisterhafter Qualität, faszinierten, überwältigten und bezaubernden. Unser Weinherz sprang vor Freude auf und ab, wieder und immer wieder.
Deswegen wollen wir heute nicht meckern oder nörgeln. Die Baustellen sind den meisten Protagonisten bekannt, wir wollen heute den Wein loben und erleben. Natürlich gibt es Weine, die noch ein wenig heller strahlen als andere, allen Weinkäufern sei aber gesagt, dass es nie so einfach war, einfach darauf loszukaufen.
So vieles ist so verdammt gut und insbesondere, wenn dann einer dieser Weine allein im Glas vor Euch steht, ist es doch vollkommen egal, was es noch gibt oder um welche Nuancen und Entwicklungspotentiale ein paar Weinverrückte streiten, Hauptsache der Tropfen rockt und bringt Spaß. Das tun sie, die Rieslinge aus 2012!

Mosel-Saar-Ruwer
An der Saar eine unfassbare erste Grosse Gewächs Kollektion von Neu-VDP-Mitglied Peter Lauer. Die Weine ruhig, erhaben, ohne jeglichen Ansatz sich auch nur irgendwie aufzudrängen. Aber sie tun es genau deswegen, sie reißend mit und nehmen uns in ihren Bann, klar und geschliffen. Der „Schonfels“ sensationell. Überragend die Weine von van Volxem. Getragen von Balance und Noblesse, in gewisser Weise majestätisch. Begehrenswert und verzaubernd. Imposant von Hövel, mit stoffigen, kernigen und herb-kräutrig würzigen Weinen. Das macht an. Nicht ganz auf dem Level aber ebenfalls erstklassig und spannend von Othegraven und Geltz-Zilliken. Die Saar brilliert.
An der Mosel verkosteten wir vier Weingüter und alle vier Trümpfe stachen. Heymann-Löwenstein phantastisch. Kraft, die vor Feinheiten und Komplexität nur so strotzt. Der „Uhlen L“ fabelhaft. Fritz Haag ganz anders, eher an die klassische Mosel erinnernd. Typische Frucht und Leichtigkeit – endlich mit dem passenden Rückgrat versehen. Die „Juffer-Sonnenuhr“ anmutig und betörend. Dass die Mosel trocken kann zeigt Reinhold Haart. Frisch, schlank, knackig mit grandioser Mineralik. Verlockend und reizvoll. Und dass die Mosel nochmal anders kann, zeigt Clemens Busch. Völlig unverfälschte, authentische Weine aus dem Weinberg herausgekitzelt mit einer immensen inneren Dichte. Der „Rothenpfad“ kolossal. Es geht doch Mosel, viermal völlig verschieden und viermal brilliert.

Nahe
An der Nahe ist und bleibt ebenfalls oben. Phänomenale Weine, wo wir auch nur hinschauen. Ehrwürdige, galante, zutiefst harmonische Weine vom Schlossgut Diel. Schlichtweg einzigartig. Dönnhoff mit druckvoller Mineralität und einer großartigen „Hermannshöhle“. Emrich-Schönleber reiht sich nahtlos mit genialer Trinkfreude und seinem monumentalen „Halenberg“ ein. Die Weine vom „Gut Hermannsberg“ und „Schäfer-Fröhlich“ ebenfalls prächtig bis phantastisch. Festzuhalten die starken, schwefligen, Spontiaromen, die man mögen muss, um diese Weine zu lieben (extrem in der „Bastei“ – das reinste Zündholz). Die Weine sind kerniger, frischer und aggressiver als jene des Establishments.

Rheingau
Im Rheingau führt nach wie vor kein Weg vorbei an Peter Jakob Kühn. „Doosberg“ und „Sankt Nikolaus“ sind vollkommene Weine, extrem komplex und mit sublimer Finesse sowie Mineralität. Gewaltig voran marschiert Balthasar Ress. Erfrischend anders und saugut. Von der Lage geprägte Weine, spannend, unverfälscht, mit sehr viel Mineralik und Würze. Der „Berg Schlossberg“ beeindruckend. Erstklassige, tendenziell das klassische Rheingau verkörpernde Weine, gibt es bei Kesseler, Künstler, Weil und Schloss Johannisberg.

Spätburgunder

An der Ahr bildschöne Weine von Adeneuer und Meyer-Näkel. Der eine mit eher warmer Frucht, der andere kühl und unaufgeregt. In Baden überzeugen Dr. Heger mit gehaltvollen, körperreichen Weinen und Seeger mit viel Feinheit und Schliff. Franken spielt auch oben mit. Fürst mit drei grandiosen Weinen (kühl, mineralisch, frisch) und die Stadt Klingenberg mit einem sehr individuellen, faszinierenden Schlossberg, der noch Zeit benötigt.

Lemberger

Die Lemberger 2011 aus Württemberg sind super gelungen. Wer beerige, herzerwärmende Kaminweine sucht, ist komplett an der richtigen Stelle. Der „Lämmler Bergmandel“ von Schnaitmann ist einen Schritt voraus, mit Neipperg, Haidle oder Ellwanger trefft Ihr ebenfalls eine hervorragende Wahl.