Grosse Gewächse Pfalz: Riesling 2012

Am vergangenen Freitag war es wieder soweit, die Grossen Gewächse der Pfalz wurden im Gesellschaftshaus der BASF in Ludwigshafen präsentiert. Gut zwei Wochen zuvor konnten wir bereits die Vertreter aus Rheinhessen begutachten und gestern in Frankfurt die Repräsentanten der weiteren Weinbauregionen (Artikel folgt).

Riesling

Zunächst ziehen wir unseren Hut und werden ein wenig und ein Bisschen mehr sentimental. Bisher hatten es die Weine vom Weingut von Winning etwas schwer bei uns. Nicht wegen der Qualität, irgendwie passte der Holzeinsatz mit der je nach Wein manchmal süßlichen, tropisch wirkenden Frucht für uns nicht perfekt zusammen. Aus und vorbei, 2012 stellt von Winning für uns, nicht nur in der Pfalz, sondern in ganz Deutschland die Kollektion des Jahres! Stilsicher, unwiderstehlich, packend, betörend und mitreißend. Bereits „Langenmorgen“, „Kalkofen“ und „Kieselberg“ machen Gänsehaut und sprachlos. Das „Ungeheuer“ noch unnahbar aber großartig. Überragend der „Pechstein“ und meisterhaft das „Kirchenstück“. Was ist das „Kirchenstück“ für ein Wein, unser Riesling des Jahrgangs 2012, bei dem wir durchaus gegen Freudentränen ankämpfen müssen. Unfassbar berührend. Vielleicht der größte Wein, den wir jemals im Glas hatten. Selbst das Schreiben dieser Zeilen rüttelt innerlich wieder auf, uns so umzuwerfen bei den Voraussetzungen – unser tiefster Respekt!

So, Zeit sich zu beruhigen aber weiter bezaubern lassen, was uns direkt zu Bürklin-Wolf führt. Alle Weine von beeindruckender bis sensationeller Qualität. Dabei sehr typisch im einzigartigen Stile des Weingutes, über alles erhaben, in sich ruhend und in gewisser Weise klassisch-puristisch. Unverwechselbare Unikate mit dem „Pechstein“ und „Kirchenstück“ an vorderster Front. In diesem Jahr nicht ohne Konkurrenz in den Lagen, denn Georg Mosbacher mit einer prächtigen Kollektion macht mächtig Druck. Bildschöne, phantastische Weine voller Harmonie und Balance. Weich und sanft bei aller Kraft und Mineralität, die Weine bereits jetzt herrlich zu trinken mit selbstverständlich weiterem Potential. „Pechstein“, „Jesuitengarten“ und „Freundstück“ ragen ein wenig heraus.

In der Südpfalz vorn wie eh und je Rebholz mit einem phänomenalen „Kastanienbusch“, dicht verfolgt von Dr. Wehrheim, dessen Weine uns in diesem Jahr außerordentlich gut gefielen. Auch in diesem Jahr eigen und besonders der „Kalmit“ von Kranz. Klar, schlank, kühl und schlichtweg fesselnd. Die Weine von VDP-Präsident Christmann mit richtig viel Substanz, leider waren alle so verschlossen und hefig, dass eine Beurteilung nicht im Geringsten möglich war, müssen wir unbedingt nachverkosten. Das ganz große Kino spielt in diesem Jahr allerdings in der Mittelhaardt.

Weitere, wirklich erstklassige, teils brillante Grosse Gewächse gab es bei Knipser, Bergdolt St. Lamprecht, Mugler, Siben Erben (Zuckerschwänzchen) und Bassermann-Jordan. Der „Herrenberg“ von Karl Schaefer ist knochentrockener, genialer Freakstoff, man liebt oder hasst es. Einzig mit den Weinen von Buhl konnten wir in diesem Jahr nicht wirklich etwas anfangen. Konzentriert und von hoher Qualität ganz sicher, aber es wirkte altbacken und ohne den letzten Schliff.
Insgesamt haben wir natürlich nicht alle Weine probieren können, festzuhalten bleibt, dass der Jahrgang 2012 bei den Top-Rieslingen ein Geschenk an alle Weinfreunde ist. Einerseits in der Breite, wir probierten keinen Wein, der die Auszeichnung Grosses Gewächs nicht verdient hätte. Und andererseits in der absoluten Spitze, die umfangreicher und noch überragender geworden ist.

Spätburgunder

Wir verkosteten 2010er von Becker, 2009er von Knipser und einen 2011er von Kranz – alles bildschöne Spätburgunder, so stellen wir uns Grosse Gewächse dieser Rebsorte vor! Spannend, die unterschiedlichen Auffassungen:
erhaben/tief/ursprünglich – animalisch/fruchtig/warm – ruhevoll/mineralisch/weich.
So macht das Freude.

Barrique-Haus Verkostung zum 56.

Riesling einmal nicht trocken. Wir schlagen ein neues Kapitel im Barrique-Haus auf und stellen Euch in der nächsten Zeit eindrucksvolle Rieslinge mit Restsüße vor. Unser erster Wein soll selbstverständlich etwas Besonderes sein. Gesagt getan, ins Glas wanderte der Riesling Kabinett „Graacher Domprobst“ 2012 vom Weingut Willi Schaefer.

Das kleine, sehr sympathische Familienweingut wird von Sohn Christoph und Vater Willi geführt. Bewirtschaftet werden um die 4 ha steilste Weinberge in den sensationellen Graacher Lagen Domprobst und Himmelreich (dazu kommt ein wenig Wehlener Sonnenuhr). Das bedeutet enorm anstrengende, fordernde und aufwendigste Weinbergs- und Lesearbeit. Hier gibt es ausschließlich Riesling, größtenteils von sehr alten Reben und teils sogar wurzelecht. Die Weine werden mit keller- bzw. weinbergseigenen Hefen spontan vergoren, i.d.R. schon in alten Fudern, in denen ebenfalls der weitere Ausbau erfolgt.
Das Weingut ist meilenweit davon entfernt ein „Marktschreier“ zu sein. Seit vielen Jahren geht es einzig und allein um die Weine, deren Qualität und Trinkfreude. Selbst eine Homepage gibt es (noch) nicht. Die Schaefers nutzen die traumhaften Eigenheiten ihrer Lagen und haben eine exakte Vorstellung, wie ein Kabinett, eine Spätlese oder eine Auslese auszusehen haben. Langweilige, von der Süße dominierte Weine gibt es nicht. Ganz im Gegenteil, sie strotzen mit Frische, Mineralität und Lebendigkeit. Sind schlank, dicht, stilvoll und subtil mit finessenreicher Komplexität und Tiefe. Beeindruckende Weine mit Herkunft und großartiger Qualität. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die Jahresproduktion von circa 30.000 Flaschen stets sehr schnell vergriffen ist.
Grundlage im Weingut Willi Schaefer ist das Schmecken und das Bauchgefühl. Nur darauf wird sich hundertprozentig in Verbindung mit der Erfahrung und den eigenen Weinvorstellungen verlassen, Analysewerte sind wichtig, aber nicht alles. Mehrfaches tägliches Probieren während der Lese und dem Ausbau hilft der Familie einerseits nur perfekte Trauben im jeweiligen Lesedurchgang zu ernten und andererseits die Gärung just in dem Moment zu stoppen, wenn der Kabinett, die Spätlese oder eben die Auslese so sind, wie sie sein sollen.

Dass im Weingut Willi Schaefer alles passt, konnten wir eindrucksvoll bei einer grandiosen Weinprobe im Weingut erleben. Eine bärenstarke Kollektion 2012, animierend, berührend und einfach großes Rieslingkino.

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Dass wir einen beispielhaften Mosel-Kabinett im Glas haben. Herrliches Süß-Säure-Spiel, bestens balanciert, perfekte reife Frucht und sehr deutlich die Lage, den Graacher Domprobst, zeigend. Die Nase intensiv mit viel Frische und glasklar wie ein Gebirgsbach. Spürbar mit Anspruch und Ernsthaftigkeit. Kühl, sehr mineralisch und reichlich Würze (erdig-steinig + Kräuter). Dazu haufenweise reifes Steinobst (Pfirsich, Aprikose) und Südfrüchte (Melone, Maracuja, Ananas) sowie etwas Zitrus. Das hat Schliff und Stil, durchaus straff, schlank, leicht und belebend. Feine Süße, wahrlich animierend. Am Gaumen ungemein schmelzig und sehr viel der wunderbar reifen Frucht. Dicht, feinsaftig, stoffig, fest gebaut, schlank und leicht. Hat guten Zug und ist exzellent ausgewogen. Herrliche Würze, gewisse Kühle und präsente Mineralität. Belebt von einer feinen Säure und unterlegt von einer spielerisch-anregenden Süße. Der sehr gute Abgang lang und schmelzig. Erneut im Vordergrund die Frucht und Würze. Mineralisch, stoffig, süßlich, eine Idee Salz, ein sehr dezenter „Säurekick“ und gut nachhaltig. Insgesamt stilvoll und präzise.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 12-14°C), verkostet im “Hermitage” (Riedel Sommeliers)

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Wein162                                Silber

Bezugsquellen
Weinhandlung Kreis Stuttgart / Suche auf Wine-Searcher.com
Weinlagen
Graacher Domprobst / Graacher Himmelreich / Wehlener Sonnenuhr

Barrique-Haus Verkostung zum 55.

Zum Abschluss unserer kleinen Frankreich Reihe kehren wir zu unserem Ausgangspunkt zurück, dem Roussillon. Wir entkorken den „Patrimoine“ 2006 der Domaine Boudau. Das Weingut können wir allen nur ans Herz legen, wenn fruchtige, wärmende und schmeichelnde südfranzösische Weine ins Beuteschema passen. Exemplarisch dafür unser heutiger Wein, geprägt von der wärmenden, süßlichen, reifen und sogar teils überreifen Frucht. Rund, schokoladig und etwas röstig. Wahrlich ein Herzenswärmer für den kommenden Herbst.
Wer mehr Spannung, Mineralität und authentische Herkunft sucht, dem rufen wir zu: „Ab ins Faugères!“. Der „Patrimoine“ ist ganz bewusst auf die Frucht getrimmt, wirkt dadurch internationaler, weniger komplex und entsteht unserer Meinung nach eher aus einer Idee als aus dem Weinberg.

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Die hervorragende Harmonie dieses schmeichelnden Charmeurs. Ein Herzenswärmer mit prägnanter Fruchtprägung. Die Nase intensiv und voll von hochreifen, teils überreifen roten und schwarzen Beeren, markant ebenfalls sehr viel Kirsche. Dazu eine ausgiebige, röstige Holzwürze, Kräuter und Lakritz. Ordentlich Kraft, jeweils gewisse Frische und Komplexität zeigend. Sehr ausgewogen. Am Gaumen etwas Kühle aber insgesamt eher warm und süßlich/fruchtig verführend. Dazu das röstige Holz und Lakritz. Schokoladig, leichter Schmelz, mittlere Kraft, absolut rund sowie weich, fast etwas glatt wirkend. Die mittelfeinen Gerbstoffe merklich und ins Trocknende gehend. Der gute Abgang schmelzig und sehr lang. Erneut dominant die süßliche, ins Überreife gehende Frucht, röstiges Holz, Lakritz und Schokolade. Eine Spur wärmender Alkohol.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 16-18°C), verkostet im “Bordeaux Grand Cru” (Riedel Sommeliers)

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Wein161                                Silber

Bezugsquellen
Wein Kern Aachen / Suche auf Wine-Searcher.com

Barrique-Haus Verkostung zum 54.

Wir bleiben im Faugères und fahren vom Château Estanilles aus ein kleines Stück nach Norden. Da liegt das Familienweingut Château De La Liquiere mit 60 ha Rebfläche. Wir verkosten und genießen den Tucade aus 2005.
Ein besonderes und sehr eigenständiges Cuvée, da es zu einem großen Anteil aus Mourvèdre besteht. In 2005 zu 70% und dazu kommen 30% Syrah. Sehr selten, denn meist wird Mourvèdre nur als Beigabe verwendet. Der Tucade beweist (unbedingt Luft geben!), dass die Rebsorte absolut mehr sein kann als „bloßer Verschnittwein“. Ein außergewöhnlicher, prächtiger Wein voll wunderbarer dunkler Frucht und mit animalischer, wilder Art. Dazu kommt der geniale Schiefer des Faugères. Wieder ein Wein zum Verlieben in diese Region!

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Dass dieser Wein eine sehr individuelle Persönlichkeit mit wilder, teils animalischer Herkunft ist. Tiefdunkel, große Balance und imposantes Terroir. Brillante Mineralität steht über allem, knapp dahinter die prächtige Frucht mit viel Abstand vor der Würze und dem perfekten Holz. Die Nase intensiv und voll von bildschönen, hochreifen schwarzen Beeren (Cassis, Brombeere, Schwarzkirsche). Beeindruckende Frische, Kühle und Mineralität. Dazu wunderbar würzig, ein Bisschen Pfeffer und feines Holz im Hintergrund. Einige florale Aromen, Kräuter, reichlich Kakao und Noten von jeweils Lakritz, Tabak, Teer sowie Fleisch. Komplex und Tiefe zeigend. Konzentrierte Kraft und dicht, dennoch schlank und elegant wirkend. Am Gaumen enorme Frische und herrlich mineralisch. In bester Harmonie mit der dunklen Frucht und der moderaten Würze. Schlank wirkend, sogar eine Idee leicht, selbstverständlich aber gute Kraft und fester Bau. Etwas Schmelz, Bitterschokolade, Kakao und sehr feine Gerbstoffe, sie hüllen den Wein in leichten Samt, er wirkt geschmeidig, mitunter sogar überraschend sanft. Der Abgang schmelzig, sehr gut und sehr lang. Erneut die Frische, Mineralik, die dunkle Frucht und die schmückende Würze. Hat Zug, eine Prise Salz, Bitterschokolade und Kakao. Wieder elegant und schlank. Erstklassig.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 16-18°C), verkostet im “Bordeaux Grand Cru” (Riedel Sommeliers)

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Wein160                                Gold

Bezugsquellen
Kierdorf Wein Reichshof / Suche auf Wine-Searcher.com

Barrique-Haus Verkostung zum 53.

Neben bspw. der Domaine Piquemal und der Domaine Boudau im Roussillon besuchten wir einige Weingüter in der nördlich von der Stadt Beziers gelegenen Region Faugères während unseres Urlaubes in Südfrankreich. Wir fanden eine bildschöne, urwüchsige Landschaft vor. Wälder soweit das Auge reicht und alte Weinreben, die ihr Wurzelwerk tief in die mageren Schieferböden versenkt haben. Die Böden hier, gehören zu den ältesten Gesteinsformationen Frankreichs. Nirgends sonst im Großbereich des Languedoc-Roussillon gibt es solche genialen Schieferböden wie hier. Die tiefen Wurzeln nehmen die Mineralität des Bodens eindrucksvoll auf und schützen gleichzeitig vor Trockenstress in der heißen Sommerdürre.
Die Aufgabe und Passion qualitätsorientierter Winzer ist es, die Wildheit, den Schiefer und das Berührende dieses Gebietes in authentische, natürliche und herkunftstypische Weine einzufangen.
Genau das tut der „Le Clos du Fou“ des Château Estanilles, dem Vorreiter in Sachen Wein der Region Faugères. Dieser Spitzenwein zieht uns unwiderstehlich an. Sensationelle Gerbstoffe bezaubern, erschaffen zusammen mit der frischen Mineralität eine schlichtweg imposante samtige Eleganz. Der Holzausbau in Perfektion, kaum spürbar, sondern nur schmückend und Form gebend im Hintergrund. Tiefdunkel, quasi schwarz in der Farbe und noch Potential für viele weitere Jahre.
Das Château Estanilles wurde 1976 von Michel Louison gegründet, gleichzeitig wurde damit der Weg für Spitzenweine aus dem Faugères geebnet. Auf etwa 300m Höhe werden 35 ha Berghänge bewirtschaftet, von Anfang an naturnah und seit dem Jahrgang 2010 offiziell Bio-zertifiziert (AB = Agriculture Biologique = französische Version des deutschen Bio-Siegels). 2009 wurde das Weingut verkauft und Julien Seydoux führt es seither mit den Zielen und Idealen des Gründers weiter. Das bedeutet höchste Qualitätsansprüche in Einheit mit der Natur, die Weine entstehen im Weinberg und zeichnen sich insbesondere durch Frische, reife Frucht und elegante Tannine aus. Weine aus dem Faugères sollen auf einer Ebene mit den besten Vertretern aus dem Bordeaux und Burgund stehen. Hohe Messlatten, aber in keinster Weise unangebracht. So beschreibt Julien Seydoux seine Philosophie:

“I want to make wines to lay down; complex, expressive, fine wines with soft, silky tannins that will be savoured fifteen years later, displaying the same elegant texture and ripe fruit flavours as today; wines which are the perfect, authentic reflection of this superb Faugères terroir.”

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Dass dieser Wein seine Herkunft in jeder Phase lebt. Faugères in allen Genen, vereint in einer Gelassenheit und Noblesse, wie sie nur selten anzutreffen ist. Eine enorme Persönlichkeit mit herrlicher Frische und Mineralität vom Schieferboden. Die Nase intensiv, wahnsinnig elegant und fein. Hinter grandioser Balance und Harmonie die Wildheit und urwüchsige Kraft spürbar. Würze in Hülle und Fülle, dabei der Holzausbau kaum wahrnehmbar. Pfeffer, Nelke, feinste Zartbitterschokolade, edelster Kaffee und Tabak. Dazu getrocknete Kräuter, “keine südliche Wärme”, sondern frische Kühle und merkliche Mineralität. Perfekt reife, hochkonzentrierte dunkle Frucht (Brombeere, Heidelbeere, Schwarzkirsche), komplex und gute Tiefe. Faszinierend, spielerisch, in sich ruhend – traumhafte Nase! Am Gaumen galanter Samt, subtil, zarte Kühle und deutlich mineralisch. Nahezu geschmeidig. Außergewöhnliche, feinste Gerbstoffe, sehr reizvoll. Leichter Schmelz, viel Kraft, aber mit so viel Gefühl und Eleganz verwoben. Erneut die Gewürze, Kaffee, Tabak und die erstklassige Frucht. Wieder verspielt, tief und ruhevoll. Alles findet sich wieder im sehr guten, schmelzigen und sehr langen Abgang. Eine Spur Salz und Mineralität. Der prächtige Nachhall auf Bitterschokolade und Kaffee. Brillant!
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 17-19°C), verkostet im “Bordeaux Grand Cru” (Riedel Sommeliers)

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Wein159                                Gold

Bezugsquellen
la Kaaf Rietberg / Suche auf Wine-Searcher.com

Lagenweine Rheinhessen: Riesling 2012

Gestern präsentierte der VDP Rheinhessen zusammen mit einigen (noch) nicht im VDP befindlichen Weingütern die Lagenweine aus 2012 in Mainz. Das bedeutet, die Mitgliedsbetriebe des VDP zeigten ihre Grossen Gewächse aus Grosser Lage und alle anderen ihre Lagenweine aus teils den gleichen, aber auch aus anderen Lagen, denn der Begriff Grosses Gewächs (GG) für den qualitativ höchstwertigen trockenen Wein ist den VDP-Winzern vorbehalten. In Rheinhessen sind für das Grosse Gewächs die Rebsorten Riesling und Spätburgunder zugelassen, wobei aus unserer Sicht kein gestern vorgestellter Spätburgunder diese Bezeichnung verdient hat.
Da Anfang der Woche die Grossen Gewächse erstmals in Wiesbaden präsentiert wurden, gibt es schon empfehlenswerte Artikel über die Weine und generelle Tendenzen. Dirk Würtz, Blogger und Kellermeister des Weingutes Balthasar Ress (Rheingau) berichtet hier über die GGs aus Rheinhessen. Viel interessanter aber sein Fazit der Veranstaltung, dazu passt ebenfalls dieser Beitrag auf CaptainCork.

Technik, Fortschritt, Rückbesinnung, biologisches Arbeiten, Vorbilder, Visionäre und einige weitere Dinge machen vieles möglich. Wie sieht ein Weingut, der Weinmacher das Grosse Gewächs? Wie werden die Weine „gemacht“, im Weinberg oder im Keller? 100% Bio oder doch nicht?
Ja sogar noch viel komplizierter, wofür steht das Grosse Gewächs eigentlich?
Was ist dem Weinmacher am Wichtigsten? Die Lage oder der Wiedererkennungswert? Das Individuelle und Extrovertierte? Neuartig, anders oder doch alt bewehrt? Leicht verständlich und zugänglich oder fordernd und zum Nachdenken anregend?
Alle Facetten gab es gestern zu erleben. Die GGs sind extrem vielfältig, wirklich schlechte Weine waren kaum dabei und die Spitze marschiert mit ordentlich Vorsprung voran. Wir selbst mögen diese Vielfalt. Wie bei allen Dingen muss jeder seine Vorlieben selbst finden und es ist das gute Recht des Weinmachers, seine Ideen und Vorstellung umzusetzen. Zum Glück tun sie das und an dieser Stelle einmal ein Dankeschön und Respekt an alle Winzer, die ihr Bestes geben und wir so überhaupt die Möglichkeit haben, diese tollen Weine zu genießen!

Uns liegt folgendes am Herzen: Steht auf einem Wein die Lage, muss diese sich auch im Wein wiederfinden. Ob rigoros zu 100% oder in eine Philosophie eingebettet, ist unserer Meinung nach eine Frage des persönlichen Geschmacks. Leider gab es einige Frucht/Konzentrationsweine mit sehr verschwommener Lagentypizität. Oftmals ließen sie gleichzeitig so gut wie jegliche Eleganz, Feinheit oder Spiel vermissen. Auf diesem Niveau, mit evtl. Anspruch auf den Titel GG, ist das zu wenig.
Einfach für uns Weintrinker gesagt und schwierig für die Winzer, es scheint an mancher Stelle der Mut zu fehlen. Wir suchen nach Spannung, dem Besonderen, dem Authentischen oder gar dem Kick, doch einige Weine bieten nur den braven Konsens.
Weiterhin fällt der vermehrte Ausbau im Holz auf, der ein ums andere Mal noch ein gutes Maß an Justierung benötigt. Wenn gekonnt gemacht für uns eine klare Bereicherung.

An der Spitze der Region Rheinhessen stehen die Weingüter Wittmann und Battenfeld-Spanier/Kühling-Gillot.
Wittmanns Weine kompromisslos, konsequent auf Lage getrimmt und zutiefst authentisch. Gigantische Herkunftsweine. Die Aulerde schon ein riesiger Einstieg. Kirchspiel, Brunnenhäuschen und Morstein sind Monumente.
Gleiches gilt für den Frauenberg, Schwarzen Herrgott und Rothenberg von Battenfeld-Spanier/Kühling-Gillot. Kirchenstück, Ölberg und Pettenthal stehen so gut wie in nichts nach.
Die Weine von Battenfeld-Spanier/Kühling-Gillot sind zunächst “Leisetreter”, galant und subtil. Ihr kommt nicht umher, Euch mit ihnen auseinander zu setzen. Sie erschließen sich nach und nach auf den 2. Blick, während die Weine von Philipp Wittmann sofort mit enormen Druck überwältigen.
Bärenstark ist Wagner-Stempel mit seinen beiden kraftstrotzenden Paradestücken Höllberg und Heerkretz. Ebenso VDP-Neuling Winter mit dem Leckerberg und Geyersberg. Nicht zu vergessen Keller, mit seinen sehr starken Weinen im barocken Stil.

Welche Weingüter solltet Ihr noch auf dem Schirm haben, wo passiert etwas?
Becker-Landgraf, Bischel, Braunewell, Dreissigacker, Johann Geil 1. Erben und Seehof.
Lagenweine dringendst ans Herz gelegt! Es tut sich was in Rheinhessen.

Barrique-Haus Verkostung zum 52.

Zwei Wochen französischer Rotwein, da ist es einfach an der Zeit, für einen kurzen Abstecher zu unseren Wurzeln. Zurück zum Riesling, zurück in die Pfalz, direkt nach Forst.
Wir sind beim Weingut Georg Mosbacher, “Grosse Gewächse” können sie hier, dass konnten wir bereits in Folge 24 bestaunen. Ein wichtiges Standbein des Weingutes sind trockene Kabinett-Weine aus hervorragenden Lagen. 2009 gab es einen Riesling aus dem „Wachenheimer Königswingert“. Einfach exzellent, wunderbarer Riesling, so muss das sein!

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Dass wir einen hervorragend balancierten, sehr trinkigen und animierenden Tropfen im Glas haben. Erfrischend, schlank und leicht wirkend, trotz Reife und Üppgikeit der Frucht. Herrlich die erdig-kräutrige Würze und die Mineralität. Die Nase intensiv und enorm kräutrig. Erdig, mineralisch, pflanzlich, würzig, ein wenig Kühle und eine Spur Reife. Reifes Kern- und Steinobst mit Zitrusaromen. Gewisse Opulenz, durchaus mit Druck und schön klar. Am Gaumen kühl und mineralisch. Markant die erdig-kräutrige Würze sowie die üppige reife, süßliche Frucht. Leicht und schlank, dabei körperreich und dicht. Ordentlich Schmelz und eine lebhafte Säure. Der Abgang sehr gut und lang. Eine Prise Salz, schmelzig, stoffig und guter Zug. Erneut die Mineralität, erdig-kräutrige Würze und die süßliche, reife Frucht. Stimmig von vorn bis hinten.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 12-14°C), verkostet im “Hermitage” (Riedel Sommeliers)

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Wein158                                Silber

Bezugsquellen
Weinrefugium Heidelberg / Suche auf Wine-Searcher.com
Weinlage
Wachenheimer Königswingert

Barrique-Haus Verkostung zum 51.

Da wir beim letzten Mal an der Rhône waren, bleiben wir doch gleich da und ziehen weiter nach Châteauneuf-du-Pape. Im östlichen Bereich liegt die Domaine de Cristia. Ein seit dem Jahrgang 2008 zertifiziertes Bio-Weingut mit 21 ha Rebfläche. 85% davon sind mit Grenache bestückt, ihre Robustheit gegen Hitze, Trockenheit und Wind prädestiniert die Rebsorte für den verbreiteten Anbau in dieser Region. Dazu kommen noch Syrah (10%) und Mourvèdre (5%). Die Böden hier sind sehr sandig, teils lehmig.
Die Domaine versucht so natürlich und schonend zu arbeiten, wie nur möglich. Dazu gehört bspw. die Nutzung eigener, in den Weinbergen und dem Keller vorkommender, wilder Hefen. Die Gärung und Maischung erfolgt in Beton-Bottichen bei niedrigen Temperaturen, um insbesondere aromatische Weine zu erzeugen.
Uns gefällt der heutige Einstiegs-Grenache wirklich gut. Ein einfacher Wein, niemals banal, sondern mit gewissem Anspruch und Charakter. Fehlerfrei, keine Schwachstelle, rundum lecker und ein Spaßbringer mit guter, süßlicher Fruchtprägung am Gaumen. Beispielhafter “Vin de Pays“, da zücken wir doch glatt 90 Punkte dafür. Das alles motiviert uns, weitere Weine der Domaine de Cristia anzuschauen.

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Dass wir einen tadellosen, seriösen, einfachen und wunderbar süffigen Wein in Glas haben. Einer zum Wegschlürfen, genau dafür ist er gemacht. Die Nase intensiv und animalisch geprägt (etwas Wild). Kräutrig und deutlich pflanzliche Aromen. Reife, etwas diffuse rote Frucht und dezente, würzige Anklänge. Leicht wirkend. Am Gaumen dominant die reife, süßliche Frucht. Leichter Schmelz und ein Hauch Würze. Sehr schlank, ein wenig ins Wässrige gehend. Der Abgang ordentlich, kurz mit einer gewissen Nachhaltigkeit. Schmelzig, erneut süßliche Frucht und die Prise Würze. Bitterschokolade und etwas trocknend.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 16-17°C), verkostet im “Hermitage” (Riedel Sommeliers)

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Wein157                                Bronze

Bezugsquellen
Karl Kerler Nürnberg / Suche auf Wine-Searcher.com

Barrique-Haus Verkostung zum 50.

Es geht weiter mit unserer französischen Lebensfreude. Wir wandern heute an die Rhône, ganz genau gesagt in das Gebiet Gigondas. Im Glas: der Gigondas „Alte Reben“ (Vieilles Vignes) der Domaine Saint Damien. Ein Cuvée aus 80% Grenache (gepflanzt 1964) und 20% Mourvédre (gepflanzt 1977). Die Reben wachsen auf steinigen Kiesterrassen, die Gärung fand in Betontanks statt (5 Wochen). Danach eine 12-monatige Reife in Barriques, die Abfüllung erfolgte ohne Schönung oder Filtration. Seit 2009 arbeitet der Betrieb ökologisch.
Uns gefällt der Wein richtig gut. Viel Trinkfreude, rund und sehr solide. Die 15% Alkohol bestens integriert. So gut wie nicht zu schmecken, aber die Wirkung umso mehr zu spüren. Hier müssen sich die Produzenten in den „Alkohol gefährdeten Regionen“ wirklich etwas einfallen lassen und dem, mit den bereits jetzt zur Verfügung stehenden Mitteln, gegenübertreten.

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Dass wir eine vorbildliche kleine „Wuchtbrumme“ im Glas haben. Lässt die Muskeln spielen. Trotz der Stärke und dem merklichen Holzausbau wunderbar zu trinken. Gutes Mundgefühl, Samt und genügend Reifepotential. Einfach, ehrlich, macht Spaß. Die Nase sehr intensiv, mit viel Kraft und deutlicher Holzwürze. Gewürze (Nelke, Pfeffer), herbe Kräuter, Lakritz und Kaffee. Dazu reife rote und schwarze Beeren sowie ein Hauch Kühle und Frische. Gehaltvoll, stimmig. Am Gaumen wuchtig, Power und mit festem Bau. Überraschend geschmeidig, samtig und mittelfeine, gut integrierte Gerbstoffe. Reife Frucht, reichlich Würze, Holz, Kaffee und ein Bisschen Schokolade. Leichter Schmelz und eine belebende Säure. Der Abgang sehr gut, schmelzig und mit mittlerer Länge. Erneut gute Frucht und Würze sowie das Holz. Kaffee, Bitterschokolade, dezent trocknend und kraftvoll.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 16-18°C), verkostet im “Hermitage” (Riedel Sommeliers)

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Wein156                                Silber

Bezugsquellen
Feine Weine Saarbrücken / Suche auf Wine-Searcher.com

Barrique-Haus Verkostung zum 49.

Nach dem Vergnügen, das uns der „Pygmalion“ bereitet hat, konnten wir nicht weiter abwarten und öffneten nahtlos den zweiten Topwein der Domaine Piquemal, den „Galatée“. Dieser zeigt sich noch femininer und weicher, ein großer Schmeichler aus dem heißen Süden Frankreichs. Viel Frucht, deutlich ins Überreife gehend, aber zu keinem Zeitpunkt kitschig oder banal. Er hat nicht die Spannung, Komplexität und Kraft des „Pygmalion“, steht aber mit seiner äusserst reizvollen Art und Weise nur sehr wenig nach. Die „größte Baustelle“ beider Weine dürfte der merkliche Alkohol im Abgang sein.

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Dass dieser Wein ein hervorragender Everybody`s Darling ist. Feminin, schmeichelnd, viel Gefühl, weich und reizvoll. Starke Fruchtprägung und eine herrliche, dezente Grenache-Würze. Ein Charakter. Die Nase intensiv, gefühlvoll, ja nahezu zärtlich. Sehr viel hoch- und überreife, getrocknete rote und dunkle Frucht. Zart röstig, vegetabile Aromen und deutlich getrocknete Kräuter. Schmeichelnde, sanfte Würze, etwas Holz, Lakritz, Gewürze und Kakao. Merkliche Reife, Malz, eine animalische Note sowie eine Spur Alkohol. Wirkt sehr feminin. Sehr reizend und anziehend. Am Gaumen leichte Kühle, schlank, leicht und mittlere Kraft. Geschmeidig und sanft, wunderbare Harmonie. Erneut reichlich der ins Überreife gehenden Frucht und die feine Würze. Getrocknete Kräuter, Kakao, Malz und ein Bisschen Schokolade. Wenige, feine, jetzt bestens integrierte Gerbstoffe. Der sehr gute und sehr lange Abgang schmelzig und mit merklichen Alkohol. Abermals die gute Frucht, Würze und die Kräuter. Bitterschokolade, Kakao und wieder gefühlvoll und ausgewogen.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 17-18°C), verkostet im “Bordeaux Grand Cru” (Riedel Sommeliers)

Die Weine (bitte anklicken)
Wein155                                Silber

Bezugsquellen
Le WING Geldern / Suche auf Wine-Searcher.com