Kategorie Archiv: Tastings

Barrique-Haus Verkostung zum 62.

Das Weingut Siener in der Südpfalz (Birkweiler) gehört schon lange zu unseren Lieblingen. Seit dem Jahr 2000 führt Peter Siener Regie im sehr herzlichen Familienbetrieb und steigert die Qualität der Weine von einem Level zum Nächsten. Um die 11ha Weinberge werden bewirtschaftet, 40% der Rebflächen befinden sich in der großartigen Lage „Birkweiler Kastanienbusch“. Der Fokus liegt auf Riesling und Spätburgunder aber auch Weiß-/Grauburgunder spielen eine gewichtige Rolle.

Peter ist überzeugter Purist. Die Weine werden seiner Philosophie entsprechend im Weinberg gemacht, nicht im Keller. So wenig wie möglich eingreifen sowie schonendes und biologisches Arbeiten sind für ihn selbstverständlich. Ebenso die Handlese, das Arbeiten ohne Pumpen im Keller mit reinem Falldruck und die Spontangärung. Jeder Riesling sowie die Lagenweine sind spontan vergoren. Oft brauchen die Weine sehr viel Luft, um zu zeigen, was sie wirklich können (ebenso beim heutigen Wein).

Die Weine von Peter Siener sind charaktervolle, jahrgangstypische, authentische Herkunftsweine ohne Firlefanz und Schnickschnack. Stets mit viel reifer Frucht, immer im Verbund mit der intensiven, bodentypischen, sehr würzigen Mineralität. Spannend, knackig, frisch und sehr animierend.

Unsere ganz persönlichen Lieblinge sind die Rieslinge und Spätburgunder mit der ganz eigenen und urtypischen Bodenprägung vom „Rotliegenden“ des Birkweiler Kastanienbuschs. Schon der einfache Riesling „Rotliegend“ ein Charakterkopf – nimmt richtig Fahrt auf, erdig-kräutrige Würze und er ist knochentrocken. Wie es mit ein wenig Restsüße geht, beweist der „Taschberg“, sehr animierend und mit ausgeprägter Fruchtaromatik. Eins drauf setzt noch der „Schiefer“ mit seiner dunklen, erdigen Würze (bis hin zu Feuerstein) und Tiefe. Ein Riesenwein! Selbiges Urteil gilt für den Spätburgunder aus dem Kastanienbusch der neben seiner reifen, präzisen Frucht sehr kühl und mineralisch durchwirkt ist. Dadurch ein eleganter, feiner und filigraner Wein.

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Dass dieser Wein Charakter hat, einfach ein richtiger Typ ist. Er besitzt alles und zeigt es offensiv: griffige Mineralität, ausladende Frucht und einen sehr deutlichen Holzton vom Barrique-Ausbau. Komplex und elegant, sehr animierend. Die Nase sehr intensiv, leicht nussig und mit markantem Holz. Haufenweise reife Frucht, insbesondere Maracuja, dazu kommen weitere Kern- und Steinobstaromen (Birne). Im Hintergrund sehr deutlich auch rote Beeren. Dezente Würze und vegetabile Aromen. Wuchtig, fast schwer wirkend, Tiefe zeigend, gewisse Kühle und spürbare Mineralik. Fasziniert und baut Spannung auf. Am Gaumen kühl und zupackend-mineralisch. Sehr saftig, viel Schmelz, dicht sowie schlanker und frischer als von der Nase vermutet. Reichlich Kraft, eine geschmeidige Säure, stilvoll und komplex. Erneut die präsente Frucht, das prägende Holz und nun auch eine typische, herb-kräutrige Würze. Der Abgang sehr gut und sehr lang. Schmelz in Hülle und Fülle, griffig-mineralisch, ein wenig Salz und etwas wärmender Alkohol. Wieder alle Aromen dabei (komplex), gute Frische und Eleganz.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 12-14°C), verkostet im “Hermitage” (Riedel Sommeliers)

Die Weine (bitte anklicken)
Wein172                                Silber

Bezugsquellen
Direkt im Barrique-Haus (Riesling) / Weinrefugium Heidelberg / Suche auf Wine-Searcher.com
Weinlage
Birkweiler Mandelberg / Birkweiler Kastanienbusch

Barrique-Haus Verkostung zum 61.

Im traditionsreichen Familienweingut Peter Lauer wird seit 1830 Weinbau betrieben. Seit 2005 ist Florian Lauer für die Weine verantwortlich und hat ihnen einen richtigen Stempel aufgedrückt. Der VDP-Neuling spielt mit seinen ersten „Grossen Gewächsen“ sofort ganz oben mit und auch die restliche Kollektion begeistert mit eindrucksvollen, ausgezeichneten Weinen. Wir ziehen unseren Hut.

Das Weingut befindet sich in Ayl an der Saar. Bewirtschaftet werden Steillagen mit überwiegend Schieferböden und alten Rebstöcken mit bis zu über 100 Jahren. Der klassische Saarriesling zeichnet sich häufig durch eine pikante, mineralische Würze und die elegante, fruchtige Leichtigkeit aus. Diese Elemente finden wir auch in den Weinen von Florian Lauer, natürlich mit handwerklichen Geschick, naturnahem Arbeiten und Ideenreichtum auf die Spitze getrieben.
Die Grundidee hinten den Weinen ist im Prinzip sehr einfach und am Natürlichsten – den Weinberg unverfälscht in die Flasche bringen. Einzelne Parzellen unterscheiden sich in ihren Böden, der Sonneneinstrahlung, der Hangneigung, dem Alter der Reben, dem Mikroklima und vielen weiteren kleinen Bausteinen. Daher baut Florian Lauer alle Weine (mit Ausnahme der Gutsweine) je individuellen Weinbergsteil separat aus und füllt sie unter der Fassnummer ab. Die Weine tragen ein grünes Etikett, den besten Parzellen sind goldene Etiketten vorbehalten.
Das Ergebnis sind authentische, charaktervolle und ursprüngliche Weine, wie es sie zum Glück immer häufiger gibt – insgesamt leider jedoch noch viel zu selten.

Voraussetzung für Qualität ist somit der Weinberg, sind die Trauben die letztendlich in den Keller gelangen. Florian Lauer verfolgt einen ganzheitlichen, naturnahen Ansatz, der über eine rein biologische Arbeitsweise (im Sinne der Öko-Zertifizierung) hinausgeht. Weinberg, Keller und auch die Flaschen gehören ins Gesamtkonzept. Im Weinberg die Förderung des Kräuterwachstums und der natürlich vorhandenen Tiervielfalt (Insekten, Milben, Regenwürmer, Kleinstlebewesen), Verzicht auf Schwermetalle (Kupfer), Verwendung organischer Dünger und Verzicht auf schwere Landwirtschaftsmaschinen (intensivste Handarbeit, keine unnötige Bodenverdichtung). Ausschließlich Spontangärung kommt im Keller zum Einsatz und somit die Wildhefen aus der Natur und der Kellerluft. Schönung und Filtration gibt es nicht. Das Weingut nimmt Weinflaschen gerne zur Wiederverwendung zurück, die Etiketten bestehen aus Naturpapier und eine Kunststoffkapsel über dem Kork sucht man vergebens. Vorbildlich!

Das Ergebnis all der Mühe sind Typen, Weine die unverwechselbar und eigen sind. Weine, die wie bereits in dem einen oder anderen Artikel erwähnt, irgendwo mehr sind als nur Wein: Sie sind Natur, Erbe, Kultur und Einstellung. Die Qualität ist sowieso über jeden Zweifel erhaben.
Die Weine von Florian Lauer sind zutiefst geprägt von den Böden und der Mineralität. Daher viel Würze, die herrlich filigran und fein daher kommt. Prinzipiell etwas mehr Restzucker als man es für trocken oder feinherb erwarten würde, die herbe Mineralik schafft es aber spielend diese Süße im Nachgang einzufangen. Bestens stützend eingebunden die reife Frucht, die sich nicht künstlich aufspielt, aber sich auch niemals versteckt. Balance, Schliff, Stil und natürliche, innere Dichte sowie Tiefe. Die Konzentration stets spür- und schmeckbar, trotzdem bleiben die Weine immer leicht und schlank. Wichtig dabei die sehr feinen, rassigen, vibrierenden Säuren. Ganz besonders wirken die Weine raffiniert und verspielt. Dazu trägt die vorbildliche Spontangärung bei, kein vordergründiger Schwefel, sondern kitzelnde Wildheit.

Wie so oft sind diese Unikate langsame Weine, es macht jetzt schon Spaß sie nach ausreichend Luftzufuhr zu genießen, sie zeigen aber noch ihre Ecken und Kanten, sind noch merklich hefig vom langen Ausbau. Ihr solltet, ja müsst ihnen Zeit geben. Sie sind lebendig, genauso wie die Weinberge, in denen sie wachsen. Sie verändern sich über die Stunden, in denen Ihr sie trinkt. Soviel Facettenreichtum gibt es nicht bei „herkömmlichen Weinen“. Die Weine von Florian Lauer, perfekt zum Genießen, genauso perfekt zum Beobachten und Sinnieren. Lebhaft, authentisch und naturnah.

Die Weine (bitte anklicken)

Wein169   Wein170   Wein171
Peter Lauer – Faß 25 Ayler Riesling (trocken)”   2012 (zur VKN)   Silber

Peter Lauer – Faß 12 “Unterstenberg” (trocken/feinherb)”   2012 (zur VKN)   Gold

Peter Lauer – Faß 15 “Stirn” (feinherb)”   2012 (zur VKN)   Gold

Bezugsquellen (Beispiele)
Direkt im Barrique-Haus (GG) / Spies Losheim am See / Suche auf Wine-Searcher.com
Weinlagen
Ayler Kupp

Barrique-Haus Verkostung zum 60.

Vor einigen Jahren erlebten wir einen großartigen Urlaub im Westen Kanadas. Wir können nur empfehlen: Flüge buchen, Route planen, Auto mieten, bezahlbare Unterkünfte (Bed and Breakfast, Motel) reservieren und sich dieser traumhaften Landschaft und den einzigartigen, vielfältigen Städten hingeben – so ist das zur Not auch irgendwie bezahlbar. Die besten und naturnahesten Erlebnisse gibt es sowieso meist abseits der touristischen, im Sommer oft überlaufenen Attraktionen.

Einige wundervolle Tage verbrachten wir mitten in den Weinbergen des Okanagan Tals. Je nachdem mit wem man sich unterhält wird das Tal als das Tessin, die Provence oder die Toskana Kanadas bezeichnet. Kurz gesagt: es ist warm, trocken und sonnenreich, wie man es so nicht erwarten würde. Unsere Unterkunft lag inmitten der Weinberge, das “D’Angelos’s Vineyard View Bed and Breakfast“. Damals noch deutlich günstiger und kleiner, es scheint mächtig angebaut worden zu sein. Sei’s drum, es war genial. Frühstück, Abendessen und den kanadischen Sunset Wein inmitten der Reben mit Blick auf den Okanagan Lake. Fast immer bei Sonne und frischer, vom See geprägter Luft. Über den Tag erkundeten wir die Umgebung und verschiedenste Weingüter. So lässt es sich leben.

Natürlich nahmen wir eine Flasche Wein des Weingutes mit. Der “Sette Coppa” ist der Top-Wein. Ein Bordeaux Blend aus 5 Rebsorten (Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Merlot, Petite Verdot, Malbec). Der Ausbau erfolgte 18 Monate lang behutsam in einem Mix französischer, ungarischer und amerikanischer Eiche. Nachdem der Plastikstopfen (man fasst es nicht) entfernt war, strömte ein faszinierender, sehr reifer Duft aus der Flasche. Anfangs wild, mit geschärften einzelnen Aromen, die mal mehr und mal weniger zum Vorschein kamen. Nach gut einer Stunde sehr harmonisch und in Balance. Der Wein ist völlig anders, als man es erwarten würde. Nicht fett, marmeladig und holzbetont, sondern das exakte Gegenteil. Schlank, frisch und belebend. Jetzt wahrscheinlich auf den Höhepunkt. Die Aromenvielfalt, insbesondere der schwarze Tee einfach mitreißend.

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Der herrliche, verlockende Reifezustand dieses überraschend schlanken und kühlen Bordeaux-Blend aus Kanada. Keine Wuchtbrumme, sondern geschliffen und harmonisch. Die Nase intensiv und nachhaltig geprägt von sehr viel Reife. Süßliche, hochreife, teils getrocknete rote und schwarze Beeren. Reichlich schwarzer Tee und ofenfrische Schwarzbrotkruste. Dazu eine exzellent balancierte, animierende, tabakige Holzwürze. Vanille, Lakritz, Süßholz, Gewürze und getrocknete, herb-vegetabile Töne. Fest gebaut, wirkt sehr schlank und frisch. Hocharomatisch, vielschichtig, galant – enorm anregend. Am Gaumen seidig, kühl, schlank und lebendig. Fest, athletisch mit samtigen, feinen Gerbstoffen. Die reizvolle Aromenvielfalt der Nase setzt sich fort, zeigt Feinheiten und Eleganz. Der sehr gute und sehr lange Abgang schmelzig, kompakt und mit ausgiebiger Wärme (nicht negativ). Erneut die komplexe Aromenmischung, ein Bisschen süßliche Vanille, Kakao und herbe Bitterschokolade.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 16-18°C), verkostet im “Bordeaux Grand Cru” (Riedel Sommeliers)

Die Weine (bitte anklicken)
Wein168                                Silber

Barrique-Haus Verkostung zum 59.

Das beschauliche Örtchen Laumersheim in der Pfalz, quasi das Rotweineldorado im Land, ist aus der deutschen Weinlandschaft nicht mehr wegzudenken. Zwar gibt es hier keine Herrenhäuser und Villen wie im berühmten Forst und Deidesheim, auch reichen die Lagen rein vom “klangvollen Namen” her nicht an Klassiker wie das Forster Kirchenstück oder den Forster Pechstein heran, aber es gibt hier erstklassige Rotweine. In Laumersheim begann das „Deutsche Rotweinmärchen“ mit dem Weingut Knipser, später kam das Weingut Philipp Kuhn dazu und seit einigen Jahren mit dem Weingut Zelt eines unserer allerliebsten.

Das sehr sympathische und gastfreundliche Familienweingut (12ha) befindet sich mittlerweile in der 4. Generation. 2005 übernahm Mario Zelt die Verantwortung nach seinem Önologiestudium in Geisenheim und mehreren, enorm bildenden Auslandsaufenthalten. Vor Mario handelte es sich um einen traditionellen, pfälzer „Gemischtwarenladen“. Neben Weinbau gehörten Landwirtschaft und Obstbau dazu. Für die komplette Ausrichtung auf den Wein, insbesondere qualitativ hochwertigen Wein, musste einiges getan werden. Rebflächen wurden bereinigt und neu angelegt mit sowohl einheimischen als auch internationalen Rebsorten. Ebenso wurde aufwendig in die Kellertechnik investiert. Es hat sich gelohnt, denn was Mario auf die Flasche bringt ist über jeden Zweifel erhaben. Bestätigt wird dies durch die Mitgliedschaft im VDP-Talente-Programm oder dem Gewinn des Deutschen Rotweinpreises 2008 mit einem St. Laurent aus dem Jahre 2005.

Die meisten Weinberge des Weingutes liegen im Bereich von Laumersheim und Großkarlbach, dazu kommen noch einige Flächen in Bissersheim und Dirmstein. In den meisten Fällen bedeutet das sehr viel Sonne durch südorientierte Hänge, Schutz vor Winden und größtenteils Lehmböden mit mal mehr und mal weniger Kalkanteil. Aus diesen Voraussetzungen wird Wein in 3 Qualitätsstufen erzeugt. Zum Ersten die Gutsweine, bei denen die Rebsortentypizität klar im Fokus steht. Unkomplizierte und trinkanimierende Weine mit gewissem Anspruch, die einfach reichlich Spaß bringen. Besonders empfehlen wir den wunderbaren Cabernet Sauvignon und den schmeichelnden Merlot. Es folgen die Ortsweine, in denen mehr Wert gelegt wird auf die Verbindung der Rebsorte mit dem Boden, auf denen sie wachsen. Die Weine sind ein wenig dichter, mit mehr Substanz, büßen aber keinerlei der „zelt-eigenen Trinkfreude“ ein. Der Gipfel wird mit den Lagenweinen erreicht. Kraftvolle, von der Lage geprägte Weine, gepaart mit Eleganz, Leichtigkeit und Finesse sowie formgebender Mineralität. Wieder mit dem „zeltschenTrinkvergnügen.
Alle Lagenweine sind uns sehr ans Herz gewachsen, ganz besonders jedoch die beiden Spätburgunder aus dem Großkarlbacher Burgweg und dem Laumersheimer Kirschgarten. Saftig, geschmeidig, reizvoll und mit sehr präziser Frucht. Wir empfehlen dringendst einen Besuch auf dem Weingut. Ist es kalt lockt die rustikale Probierstube mit Fachwerk und urigen Sitzbänken am Ofen, ist es warm geht es ab hinaus in den sehr einladenden Innenhof bei strahlendem Sonnenschein. Herz was willst du mehr.

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Dass wir einen hervorragenden Spätburgunder mit feinem Stil und sehr gekonnten Holzeinsatz im Glas haben. Die Nase sehr intensiv mit prägnanter röstig-toastiger Holzwürze. Dazu wunderbar reife rote und schwarze Beeren mit deutlicher Sauerkirsche. Präzise, subtile Frucht. Erdig, gewisse Kühle, vegetabile Aromen, ein paar Kräuter, je etwas Lakritz und Kakao. Schöne Komplexität und eine exzellente Mischung aus Kraft, Feinheit und Eleganz. Animierend. Am Gaumen schlank und gefühlvoll bei guter Kraft und festem Bau. Merkliche Kühle und Mineralität. Harmonie von Frucht, Holz und der vegetabilen, teils gemüsigen Komponente. Erdig, saftig, frisch, sanft, galant, geruhsam und verführend. Der Abgang schmelzig, sehr gut, sehr lang und spürbar mineralisch. Wieder beispielhaft das Zusammenspiel von Frucht und Holz. Bitterschokolade, Kakao, erdig und ein wenig wärmend. Abermals fein, stilvoll, rund und ruhevoll. Bestens.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 16-18°C), verkostet im “Bordeaux Grand Cru” (Riedel Sommeliers)

Die Weine (bitte anklicken)
Wein167                                Gold

Bezugsquellen
Direkt im Barrique-Haus / Suche auf Wine-Searcher.com
Weinlage
Grosskarlbacher Burgweg / Laumersheimer Kirschgarten

Barrique-Haus Verkostung zum 58.

Heute geht es wieder ostwärts, wir verlassen Dhron und fahren über Zeltingen entlang der Mosel nach Enkirch. Vorbei an kolossalen Weinbergen wie dem Ürziger Würzgarten oder dem Erdener Treppchen. Was für eine Landschaft und welche Demut und Faszination stellen sich bei dieser berührenden Einzigartigkeit ein!

In Enkirch gibt es seit dem Jahrgang 2009 wieder Wein vom Weingut Immich-Batterieberg. Es ist eines der ältesten Weingüter in Deutschland (erste urkundliche Erwähnung im Jahre 908) und wurde von 1425 bis 1989 durch die Familie Immich geführt. Es folgte der Verkauf und stete Niedergang. Zum Glück fanden sich neue Eigentümer und sie stellten mit Gernot Kollmann einen Weinmacher ein, der anscheinend wie die Faust aufs Auge passt. Gernot arbeitete zuvor bei Dr. Loosen, dem Fürstlich Castell’schem Domänenamt und war maßgeblich am Wiederaufbau von Van Volxem mit Roman Niewodniczanski beteiligt. Zusätzlich war er lange als freier Berater im In- und Ausland tätig und verfügt daher über einen enorm breiten Erfahrungsschatz.
Der heutige Name des Weingutes geht zurück auf Carl August Immich (ihm ist der Kabinett C.A.I. gewidmet). Dieser lies im 19. Jahrhundert die Weinberge rekultivieren und legte mittels Sprengbatterien den Batterieberg an. Immich-Batterieberg verfügt über einen sensationellen Schatz. Dabei handelt es sich um 5ha extremste Steilhänge in den Lagen Steffensberg, Ellergrub, Zeppwingert und Batterieberg.

Reiner Schieferboden, so dass nicht einmal die Reblaus hier siedeln konnte. 90% wurzelechte, alte Reben mit natürlicher Dichte bei geringen Erträgen. Die Schieferböden unterscheiden sich von Lage zu Lage von grau über blau bis rot, außerdem durch wechselnde Eisen- sowie Quarzanteile. Daher ist es nur logisch und konsequent worum es Gernot Kollmann geht, wie er arbeitet und welche Weine er erzeugt: klassisch-puristische Lagenweine mit prägender Jahrgangstypizität. Authentisch, langlebig mit reifer, rassiger Säure und auf gewisse Weise urwüchsig, ja wild. Ganz eigene, spannende Weine mit Persönlichkeit, Spiel und Tiefgang ohne unnötige Konzentration oder übermäßiger Komplexität.
Zur Erzeugung der Weine passiert das dafür Nötige: Spontangärung, langes Hefelager und ökologische Weinbergsarbeit. Die Ertragsreduzierung wird philosophiegemäß allein über den Winterschnitt erzielt. Der Ausbau erfolgt im Edelstahl und zugekauften gebrauchten Barriques, da die alten Fuder nicht mehr zu verwenden waren. Jederzeit der schonende Umgang mit den Trauben und dem Wein, keine Schönung und insgesamt führt das alles zu lagerfähigen, sehr reduktiven Weinen. Im Jungstadium daher unbedingt in der Flasche oder in einer Karaffe belüften. Sie brauchen Luft und Zeit!
Die Weine sind meistens nicht trocken (oft zwischen 10g und 20g Restzucker), tendieren aber sensorisch sehr stark dahin. Wenn man denn so will trocken mit dem „deutschen Zuckerschwänzchen“. Eindrucksvolle Moselunikate und die Etiketten der Weine sind schlichtweg großartig.

Nochmals auf den Punkt gebracht, hier haben wir wirklich das Gefühl, den puren Weinberg zu schmecken. Vollkommene, einzigartige Natürlichkeit. Lernstoff und aufgrund aller einzelner Bausteine in gewisser Weise mehr als nur Wein. Die Weine allesamt mit Potential nach oben, sie momentan zu bewerten mehr als schwierig. Mit genügend Luft bereits jetzt ein Erlebnis!

Die Weine (bitte anklicken)

Wein164   Wein165   Wein166
Immich-Batterieberg – Riesling “Zeppwingert”   2012 (zur VKN)   Gold

Immich-Batterieberg – Riesling “Ellergrub”   2012 (zur VKN)   Gold

Immich-Batterieberg – Riesling “Batterieberg”   2012 (zur VKN)   Gold

Bezugsquellen (Beispiele)
K&U Weinhalle Nürnberg / Suche auf Wine-Searcher.com
Weinlagen
Enkircher Zeppwingert / Enkircher Ellergrub / Enkircher Batterieberg

Barrique-Haus Verkostung zum 57.

Wir fahren von Graach aus eine halbe Stunde entlang der Mosel nach Westen und gelangen so zu unserem heutigen restsüßen Riesling. Er stammt aus einem Nebental. Dort fließt das kleine Flüsschen Dhron in die große Mosel. Unser Wein kommt aus einer der besten Weinlagen der Mittelmosel, dem Dhroner Hofberg. Ins Glas wandert der Riesling feinherb „Dhroner Hofberg“ von A.J. Adam.
Andreas Adam gehört zu einer recht überschaubaren Generation junger Winzer an der Mosel. Anders als bspw. in der Pfalz oder Rheinhessen gibt es weniger „junge Wilde“, die mit gnadenlos guten Weinen auf den Bildschirm drängen. Die Gründe sind vielfältig. Körperlich härtere Arbeit durch die Steillagen, nahezu ausschließlich der Anbau von Riesling und schwieriges, exportorientiertes Vermarkten sind wohl die Hauptursachen. Ein wenig schade, denn Andreas Adam und zum Beispiel Julian Haart zeigen das es geht. Und was sind das für Weine die beide erzeugen, mehr davon! (u.a. arbeiten sie gemeinsam im Piesporter Goldtröpfchen)

Schon während seines Studiums in Geisenheim begann Andreas Adam das aufgegebene Weingut seines Großvaters wieder zum Leben zu erwecken. Im Jahre 2000 begann er mit nur 1 ha und keinem wirklichen Plan, wo es denn hinführen sollte, ein Spaßprojekt. Nach und nach wurde aus dem Spaß ein Geschäft und seine Weine wurden ihm quasi aus den Händen gerissen. Durch Zukäufe und Rücknahme von verpachteten Flächen wuchs die Rebfläche auf um die 3 ha an. Viel gab es dabei zu tun, die Weinberge waren teilweise in einem sehr schlechten Zustand und mussten aufwendig rekonstruiert werden. Unter anderem richtete Andreas Adam eine alte Terrassenanlage im Hofberg wieder her, von dieser stammt im Übrigen unser heutiger Wein. In Zukunft soll die Rebfläche einerseits durch Zukauf von besten Steillagen mit alten Reben und andererseits durch Neupflanzungen Schritt für Schritt gesteigert werden, um die Nachfrage zu bedienen. Der Hofberg windet sich entlang der Dhron in SW-S-SO Ausrichtung, auf der gegenüberliegende Seite Wald und die Aussicht auf den Hunsrück, kühle Winde aus dem Gebirge verdrängen gerade in der Erntezeit den sich bildenden Nebel und schützen vor Fäulnis. Er besitzt kühlere und wärmere Bereiche, der Schieferboden enthält mal weniger und mal mehr Erde. Sehr kennzeichnend sind die großen Gesteinsbrocken mit Quarz- oder auch Eiseneinschlüssen. Man muss somit sehr genau schauen, welche Bereiche eher für trockene und welche Bereiche eher für restsüße Weine (Kabinett, Spätlese, Auslese) geeignet sind.

Andreas Adam will und erzeugt Terroirweine. Selbstverständlich dafür schonendes, traditionell orientiertes und naturnahes Arbeiten. Weiterhin Handlese, Spontangärung sowie der Ausbau im Edelstahl und großem Holz – je nach Charakter der Lage und des Jahrgangs. Zur Philosophie gehört ebenfalls, so wenig wie möglich einzugreifen, die Weine werden nicht geschönt oder filtriert.
2012 gewann Adams Gutsriesling den BerlinGutsrieslingCup. In Amerika erhalten seine Weine Punktwertungen, die für deutschen Riesling nahezu unvorstellbar waren. Beides bestätigt die außerordentliche Qualität der Weine. Es sind enorm spannende, schlanke und ungemein animierende Tropfen mit tendenziell etwas weniger Restzucker aber stets gemäßigtem Alkohol, die offen ihre Herkunft zeigen. Gleichzeitig sind sie fein, haben Tiefgang, Eleganz und Frische. Wirken verspielt und sind geprägt von einer subtilen Mineralität. Chapeau!

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Alles was dieser vorbildliche feinherbe Charakter von der Mosel zeigt und besitzt. Präzision, Klarheit, Harmonie und Stil – sehr reizvoll. Die Nase sehr intensiv, sehr kühl und mit viel markanter Mineralität. Enorme Spannung von der Spontangärung, Tiefe zeigend. Herrliche erdig-tabakige Würze, ein paar Kräuter und florale Töne. Dominierendes reifes gelbes Steinobst (Pfirsich), aber auch Südfrucht und Zitrus. Leicht, die Kraft jedoch mehr als deutlich, körperreich und stoffig. Klar, geschliffen, frisch und dezente Süße. Zeigt Feinheiten und Stil. Sehr animierend. Am Gaumen kraftvoll, fest, dicht und schmelzig. Dazu frisch, kühl und mineralisch. Erneut die reife, süßliche Frucht, insbesondere ins üppige gehender gelber Pfirsich. Wunderbare Würze, tolles Spiel, komplex und bestens balanciert. Beflügelt von einer sehr feinen, lebendigen Säure. Hat Substanz. Der Abgang sehr gut, sehr lang und schmelzig. Mineralität, Salz, fruchtig-würzig, Zitrus, vielschichtig, guter Zug und belebend. Perfekt feinherb.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 12-14°C), verkostet im “Hermitage” (Riedel Sommeliers)

Die Weine (bitte anklicken)
Wein163                                Gold

Bezugsquellen
Noble Wine München / Suche auf Wine-Searcher.com
Weinlagen
Dhroner Hofberg / Piesporter Goldtröpfchen

Barrique-Haus Verkostung zum 56.

Riesling einmal nicht trocken. Wir schlagen ein neues Kapitel im Barrique-Haus auf und stellen Euch in der nächsten Zeit eindrucksvolle Rieslinge mit Restsüße vor. Unser erster Wein soll selbstverständlich etwas Besonderes sein. Gesagt getan, ins Glas wanderte der Riesling Kabinett „Graacher Domprobst“ 2012 vom Weingut Willi Schaefer.

Das kleine, sehr sympathische Familienweingut wird von Sohn Christoph und Vater Willi geführt. Bewirtschaftet werden um die 4 ha steilste Weinberge in den sensationellen Graacher Lagen Domprobst und Himmelreich (dazu kommt ein wenig Wehlener Sonnenuhr). Das bedeutet enorm anstrengende, fordernde und aufwendigste Weinbergs- und Lesearbeit. Hier gibt es ausschließlich Riesling, größtenteils von sehr alten Reben und teils sogar wurzelecht. Die Weine werden mit keller- bzw. weinbergseigenen Hefen spontan vergoren, i.d.R. schon in alten Fudern, in denen ebenfalls der weitere Ausbau erfolgt.
Das Weingut ist meilenweit davon entfernt ein „Marktschreier“ zu sein. Seit vielen Jahren geht es einzig und allein um die Weine, deren Qualität und Trinkfreude. Selbst eine Homepage gibt es (noch) nicht. Die Schaefers nutzen die traumhaften Eigenheiten ihrer Lagen und haben eine exakte Vorstellung, wie ein Kabinett, eine Spätlese oder eine Auslese auszusehen haben. Langweilige, von der Süße dominierte Weine gibt es nicht. Ganz im Gegenteil, sie strotzen mit Frische, Mineralität und Lebendigkeit. Sind schlank, dicht, stilvoll und subtil mit finessenreicher Komplexität und Tiefe. Beeindruckende Weine mit Herkunft und großartiger Qualität. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die Jahresproduktion von circa 30.000 Flaschen stets sehr schnell vergriffen ist.
Grundlage im Weingut Willi Schaefer ist das Schmecken und das Bauchgefühl. Nur darauf wird sich hundertprozentig in Verbindung mit der Erfahrung und den eigenen Weinvorstellungen verlassen, Analysewerte sind wichtig, aber nicht alles. Mehrfaches tägliches Probieren während der Lese und dem Ausbau hilft der Familie einerseits nur perfekte Trauben im jeweiligen Lesedurchgang zu ernten und andererseits die Gärung just in dem Moment zu stoppen, wenn der Kabinett, die Spätlese oder eben die Auslese so sind, wie sie sein sollen.

Dass im Weingut Willi Schaefer alles passt, konnten wir eindrucksvoll bei einer grandiosen Weinprobe im Weingut erleben. Eine bärenstarke Kollektion 2012, animierend, berührend und einfach großes Rieslingkino.

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Dass wir einen beispielhaften Mosel-Kabinett im Glas haben. Herrliches Süß-Säure-Spiel, bestens balanciert, perfekte reife Frucht und sehr deutlich die Lage, den Graacher Domprobst, zeigend. Die Nase intensiv mit viel Frische und glasklar wie ein Gebirgsbach. Spürbar mit Anspruch und Ernsthaftigkeit. Kühl, sehr mineralisch und reichlich Würze (erdig-steinig + Kräuter). Dazu haufenweise reifes Steinobst (Pfirsich, Aprikose) und Südfrüchte (Melone, Maracuja, Ananas) sowie etwas Zitrus. Das hat Schliff und Stil, durchaus straff, schlank, leicht und belebend. Feine Süße, wahrlich animierend. Am Gaumen ungemein schmelzig und sehr viel der wunderbar reifen Frucht. Dicht, feinsaftig, stoffig, fest gebaut, schlank und leicht. Hat guten Zug und ist exzellent ausgewogen. Herrliche Würze, gewisse Kühle und präsente Mineralität. Belebt von einer feinen Säure und unterlegt von einer spielerisch-anregenden Süße. Der sehr gute Abgang lang und schmelzig. Erneut im Vordergrund die Frucht und Würze. Mineralisch, stoffig, süßlich, eine Idee Salz, ein sehr dezenter „Säurekick“ und gut nachhaltig. Insgesamt stilvoll und präzise.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 12-14°C), verkostet im “Hermitage” (Riedel Sommeliers)

Die Weine (bitte anklicken)
Wein162                                Silber

Bezugsquellen
Weinhandlung Kreis Stuttgart / Suche auf Wine-Searcher.com
Weinlagen
Graacher Domprobst / Graacher Himmelreich / Wehlener Sonnenuhr

Barrique-Haus Verkostung zum 55.

Zum Abschluss unserer kleinen Frankreich Reihe kehren wir zu unserem Ausgangspunkt zurück, dem Roussillon. Wir entkorken den „Patrimoine“ 2006 der Domaine Boudau. Das Weingut können wir allen nur ans Herz legen, wenn fruchtige, wärmende und schmeichelnde südfranzösische Weine ins Beuteschema passen. Exemplarisch dafür unser heutiger Wein, geprägt von der wärmenden, süßlichen, reifen und sogar teils überreifen Frucht. Rund, schokoladig und etwas röstig. Wahrlich ein Herzenswärmer für den kommenden Herbst.
Wer mehr Spannung, Mineralität und authentische Herkunft sucht, dem rufen wir zu: „Ab ins Faugères!“. Der „Patrimoine“ ist ganz bewusst auf die Frucht getrimmt, wirkt dadurch internationaler, weniger komplex und entsteht unserer Meinung nach eher aus einer Idee als aus dem Weinberg.

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Die hervorragende Harmonie dieses schmeichelnden Charmeurs. Ein Herzenswärmer mit prägnanter Fruchtprägung. Die Nase intensiv und voll von hochreifen, teils überreifen roten und schwarzen Beeren, markant ebenfalls sehr viel Kirsche. Dazu eine ausgiebige, röstige Holzwürze, Kräuter und Lakritz. Ordentlich Kraft, jeweils gewisse Frische und Komplexität zeigend. Sehr ausgewogen. Am Gaumen etwas Kühle aber insgesamt eher warm und süßlich/fruchtig verführend. Dazu das röstige Holz und Lakritz. Schokoladig, leichter Schmelz, mittlere Kraft, absolut rund sowie weich, fast etwas glatt wirkend. Die mittelfeinen Gerbstoffe merklich und ins Trocknende gehend. Der gute Abgang schmelzig und sehr lang. Erneut dominant die süßliche, ins Überreife gehende Frucht, röstiges Holz, Lakritz und Schokolade. Eine Spur wärmender Alkohol.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 16-18°C), verkostet im “Bordeaux Grand Cru” (Riedel Sommeliers)

Die Weine (bitte anklicken)
Wein161                                Silber

Bezugsquellen
Wein Kern Aachen / Suche auf Wine-Searcher.com

Barrique-Haus Verkostung zum 54.

Wir bleiben im Faugères und fahren vom Château Estanilles aus ein kleines Stück nach Norden. Da liegt das Familienweingut Château De La Liquiere mit 60 ha Rebfläche. Wir verkosten und genießen den Tucade aus 2005.
Ein besonderes und sehr eigenständiges Cuvée, da es zu einem großen Anteil aus Mourvèdre besteht. In 2005 zu 70% und dazu kommen 30% Syrah. Sehr selten, denn meist wird Mourvèdre nur als Beigabe verwendet. Der Tucade beweist (unbedingt Luft geben!), dass die Rebsorte absolut mehr sein kann als „bloßer Verschnittwein“. Ein außergewöhnlicher, prächtiger Wein voll wunderbarer dunkler Frucht und mit animalischer, wilder Art. Dazu kommt der geniale Schiefer des Faugères. Wieder ein Wein zum Verlieben in diese Region!

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Dass dieser Wein eine sehr individuelle Persönlichkeit mit wilder, teils animalischer Herkunft ist. Tiefdunkel, große Balance und imposantes Terroir. Brillante Mineralität steht über allem, knapp dahinter die prächtige Frucht mit viel Abstand vor der Würze und dem perfekten Holz. Die Nase intensiv und voll von bildschönen, hochreifen schwarzen Beeren (Cassis, Brombeere, Schwarzkirsche). Beeindruckende Frische, Kühle und Mineralität. Dazu wunderbar würzig, ein Bisschen Pfeffer und feines Holz im Hintergrund. Einige florale Aromen, Kräuter, reichlich Kakao und Noten von jeweils Lakritz, Tabak, Teer sowie Fleisch. Komplex und Tiefe zeigend. Konzentrierte Kraft und dicht, dennoch schlank und elegant wirkend. Am Gaumen enorme Frische und herrlich mineralisch. In bester Harmonie mit der dunklen Frucht und der moderaten Würze. Schlank wirkend, sogar eine Idee leicht, selbstverständlich aber gute Kraft und fester Bau. Etwas Schmelz, Bitterschokolade, Kakao und sehr feine Gerbstoffe, sie hüllen den Wein in leichten Samt, er wirkt geschmeidig, mitunter sogar überraschend sanft. Der Abgang schmelzig, sehr gut und sehr lang. Erneut die Frische, Mineralik, die dunkle Frucht und die schmückende Würze. Hat Zug, eine Prise Salz, Bitterschokolade und Kakao. Wieder elegant und schlank. Erstklassig.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 16-18°C), verkostet im “Bordeaux Grand Cru” (Riedel Sommeliers)

Die Weine (bitte anklicken)
Wein160                                Gold

Bezugsquellen
Kierdorf Wein Reichshof / Suche auf Wine-Searcher.com

Barrique-Haus Verkostung zum 53.

Neben bspw. der Domaine Piquemal und der Domaine Boudau im Roussillon besuchten wir einige Weingüter in der nördlich von der Stadt Beziers gelegenen Region Faugères während unseres Urlaubes in Südfrankreich. Wir fanden eine bildschöne, urwüchsige Landschaft vor. Wälder soweit das Auge reicht und alte Weinreben, die ihr Wurzelwerk tief in die mageren Schieferböden versenkt haben. Die Böden hier, gehören zu den ältesten Gesteinsformationen Frankreichs. Nirgends sonst im Großbereich des Languedoc-Roussillon gibt es solche genialen Schieferböden wie hier. Die tiefen Wurzeln nehmen die Mineralität des Bodens eindrucksvoll auf und schützen gleichzeitig vor Trockenstress in der heißen Sommerdürre.
Die Aufgabe und Passion qualitätsorientierter Winzer ist es, die Wildheit, den Schiefer und das Berührende dieses Gebietes in authentische, natürliche und herkunftstypische Weine einzufangen.
Genau das tut der „Le Clos du Fou“ des Château Estanilles, dem Vorreiter in Sachen Wein der Region Faugères. Dieser Spitzenwein zieht uns unwiderstehlich an. Sensationelle Gerbstoffe bezaubern, erschaffen zusammen mit der frischen Mineralität eine schlichtweg imposante samtige Eleganz. Der Holzausbau in Perfektion, kaum spürbar, sondern nur schmückend und Form gebend im Hintergrund. Tiefdunkel, quasi schwarz in der Farbe und noch Potential für viele weitere Jahre.
Das Château Estanilles wurde 1976 von Michel Louison gegründet, gleichzeitig wurde damit der Weg für Spitzenweine aus dem Faugères geebnet. Auf etwa 300m Höhe werden 35 ha Berghänge bewirtschaftet, von Anfang an naturnah und seit dem Jahrgang 2010 offiziell Bio-zertifiziert (AB = Agriculture Biologique = französische Version des deutschen Bio-Siegels). 2009 wurde das Weingut verkauft und Julien Seydoux führt es seither mit den Zielen und Idealen des Gründers weiter. Das bedeutet höchste Qualitätsansprüche in Einheit mit der Natur, die Weine entstehen im Weinberg und zeichnen sich insbesondere durch Frische, reife Frucht und elegante Tannine aus. Weine aus dem Faugères sollen auf einer Ebene mit den besten Vertretern aus dem Bordeaux und Burgund stehen. Hohe Messlatten, aber in keinster Weise unangebracht. So beschreibt Julien Seydoux seine Philosophie:

“I want to make wines to lay down; complex, expressive, fine wines with soft, silky tannins that will be savoured fifteen years later, displaying the same elegant texture and ripe fruit flavours as today; wines which are the perfect, authentic reflection of this superb Faugères terroir.”

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Dass dieser Wein seine Herkunft in jeder Phase lebt. Faugères in allen Genen, vereint in einer Gelassenheit und Noblesse, wie sie nur selten anzutreffen ist. Eine enorme Persönlichkeit mit herrlicher Frische und Mineralität vom Schieferboden. Die Nase intensiv, wahnsinnig elegant und fein. Hinter grandioser Balance und Harmonie die Wildheit und urwüchsige Kraft spürbar. Würze in Hülle und Fülle, dabei der Holzausbau kaum wahrnehmbar. Pfeffer, Nelke, feinste Zartbitterschokolade, edelster Kaffee und Tabak. Dazu getrocknete Kräuter, “keine südliche Wärme”, sondern frische Kühle und merkliche Mineralität. Perfekt reife, hochkonzentrierte dunkle Frucht (Brombeere, Heidelbeere, Schwarzkirsche), komplex und gute Tiefe. Faszinierend, spielerisch, in sich ruhend – traumhafte Nase! Am Gaumen galanter Samt, subtil, zarte Kühle und deutlich mineralisch. Nahezu geschmeidig. Außergewöhnliche, feinste Gerbstoffe, sehr reizvoll. Leichter Schmelz, viel Kraft, aber mit so viel Gefühl und Eleganz verwoben. Erneut die Gewürze, Kaffee, Tabak und die erstklassige Frucht. Wieder verspielt, tief und ruhevoll. Alles findet sich wieder im sehr guten, schmelzigen und sehr langen Abgang. Eine Spur Salz und Mineralität. Der prächtige Nachhall auf Bitterschokolade und Kaffee. Brillant!
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 17-19°C), verkostet im “Bordeaux Grand Cru” (Riedel Sommeliers)

Die Weine (bitte anklicken)
Wein159                                Gold

Bezugsquellen
la Kaaf Rietberg / Suche auf Wine-Searcher.com