Bisher konnten rote Burgunder im Barrique-Haus nicht überzeugen. Zeit dies zu ändern und der heutige Wein ist uns dabei sehr behilflich. Ins Glas wandert der Gevrey-Chambertin 2006 von der Domaine Rossignol-Trapet.
Der Gevrey-Chambertin ist ein „Dorflagenwein“. Die Trauben stammen nicht von einer einzelnen Parzelle wie bei den Premier Cru oder Grand Cru, sondern von verschiedenen Parzellen der Gemeinde. Mit der Handschrift des Winzers entsteht ein „Terroir-Wein“, der zeigt, welche grundsätzliche Aromatik und Stilistik von den Lagen und dem Winzer in diesem geographischen Bereich zu erwarten sind, eine Visitenkarte. Oft wird (wurde) diese im Burgund sehr vernachlässigt oder als „Traubenentsorgung“ genutzt, dabei sind diese Weine oftmals der erste Berührungspunkt mit dem Weinkonsumenten. Hier muss somit überzeugt, ja fasziniert werden. Die Preise tragen selbstverständlich zu dieser Erwartungshaltung bei.
Die Domaine Rossignol-Trapet erfüllt diese Aufgabe mit Bravour. Das Weingut wird von den Brüdern David und Nicolas betrieben und verfügt über 13ha Rebfläche. Qualitätsorientierung vom Anfang bis zum Ende ist für die Brüder eine Selbstverständlichkeit. Im Weinberg durch bspw. strenge Selektion der besten Klone, enorme Ertragsreduktion, Handlese und Dichtpflanzung. Dabei verteilt sich die nötige Traubenmenge auf mehr Rebstöcke, die ihrerseits den Trauben mehr Aroma und Extrakt mitgeben können. Gleichzeitig wird tieferes Wurzeln angeregt, was zu mehr Bodencharakter in den Weinen führt. Im Keller wird die moderne Technik bewusst eingesetzt, ebenso nicht auf Schönung verzichtet. Die Brüder verlassen sich auf ihre Erfahrung, um den Weinen die richtige Mischung zwischen Kraft, Eleganz und Feinheit mit auf den Weg zu geben. So schwankt je nach Jahrgang, Zustand der Trauben und Qualitätsstufe der Prozentsatz der Entrappung und des Neuholzanteils beim Barrique-Ausbau (zwischen 20% und 50%, wohl dosiert). Das Weingut arbeitet biodynamisch und ist Demeter zertifiziert.
Aller Aufwand trägt im Gevrey-Chambertin Früchte. Ein Pinot mit bester Substanz und Kraft (innere Konzentration, sehr fest gewirkt). Diese kommt stets erst im zweiten Schritt, denn zuvor lockt die Finesse und Eleganz sowie die reife Frucht und Aromatik. Dieser Balanceakt macht einen Pinot erst zu einem Pinot. Die Domaine zeigt was sie kann und weckt mit diesem „Dorfwein“ Begehrlichkeiten nach höherwertigen Weinen aus Einzellagen. Zu jederzeit wird stets rechtzeitig die Handbremse gezogen, um über die Kategorie der „Dorflage“ nicht hinaus zu schießen. Komplexität, Balance zwischen Feinheit und Kraft, Reife, Mineralität, Länge und Eleganz – alles da, aber nicht endlos und teils noch mit ein paar Ecken und Kanten. Viel Spaß macht dieser bodenständige, unaufdringliche, klassisch angehauchte Wein sehr wohl, kein Zirkus oder die große Show, sondern ein angenehmes, gelassenes Zwiegespräch. Äußerst charmant und Faszination ausübend. Auf diese Art und Weise, mit dieser Stilistik keine Konkurrenz von deutschen Spätburgundern!
Dem Barrique-Haus gefällt besonders: Dass wir einen sehr schönen, ungekünstelten Pinot im Glas haben, der mit seinem erhabenen Understatement nicht jedem gefallen will, aber genau dadurch reizt und Spannung aufbaut. Zeigt sehr viel, vor allem einen eigenen Stil. Die Nase intensiv mit markantem erdigem Altholz (bestens eingebunden). Pilze und die Idee von Waldboden. Dazu eine pikante Würze von Piment und Muskat, Lakritz, etwas Ruß und Noten von Kaffee. Stützend die reifen roten und schwarzen Beeren, die dunkle Seite dominierend aber ebenfalls sehr deutlich die süßliche Kirsche. Ein paar getrocknete Kräuter und vegetabile Töne. Gute Kraft, fest gewirkt, eher warm und durchaus fein. Gewisse Komplexität und Eleganz. Am Gaumen kühl, schlank und spürbare Mineralik. Dabei kräftig, fest und eine sehr gute Substanz. Tolle Balance zwischen der reifen Frucht und dem Altholz. Feine, merkliche Gerbstoffe und eine Spur grüner Elemente. Elegant und fein – aber nicht unendlich. Der Abgang schmelzig, sehr gut und sehr lang. Nachhaltig mit herber Bitterschokolade und einer Prise Kaffee. Leicht trocknende Gerbstoffe und etwas wärmender Alkohol. Erneut sehr passend die Abstimmung zwischen der Frucht und dem Holz, fest und Komplexität zeigend. Dem Barrique-Haus gefällt weniger: Fehlanzeige Allein oder zum Essen?: Beides (bei 16-18°C), verkostet im “Bordeaux Grand Cru” (Riedel Sommeliers)
Die Weine (bitte anklicken)
Bezugsquellen
Pinard de Picard / Suche auf Wine-Searcher.com
|