Kategorie Archiv: France

Barrique-Haus Verkostung zum 67.

Ein Glücksgriff im Abverkauf, beeindruckender Pinot im Barrique-Haus. Erfreulicherweise scheinen wir immer mehr Glück mit unseren „Burgund-Probanden“ zu haben. Zuvor Rossignol-Trapet und nun Jacques-Frédéric Mugnier.

Der „Clos de la Maréchale“ 2004 aus dem Weinbaugebiet Nuits-Saint-Georges ist ein erstklassiger Pinot Noir nach unserem Geschmack. Ein tiefes, komplexes, filigranes und raffiniertes Zusammenspiel von bildschöner und präziser Frucht, perfektem Holzeinsatz sowie prächtiger Mineraltät. Alles ist im Fluss, gefühlvoll, bescheiden und gelassen tritt er auf, ohne schwierig oder kompliziert zu sein. Berührt und die Flasche ist schneller leer als uns lieb ist…

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Die perfekte Abstimmung und die berührende, würdevolle und bescheidene Art und Weise dieses prächtigen Pinots. Genial wie sich Frucht und Mineralität präsentieren, absolut gekonnt der Holzeinsatz. Durchaus kräftig, aber nie aufdringlich oder irgendetwas unterdrückend. Viel Boden und der Gedanke eines Herbsttages im Wald. Die Nase intensiv mit leichter Reife. Beeindruckend geschliffene, süßliche, sehr reife Frucht (rote und schwarze Beeren). Fleischig, animalisch, vielschichtig und mit Tiefe. Eher warm mit kühlen, mineralischen Elementen. Mittelkräftiges Holz und herbe, pikante Würze. Getrocknete Kräuter, florale Aromen, Erde, Gewürze, etwas Lakritz und feiner Tabak. Dazu Kakao, ein wenig Waldboden und Ruß. Null aufdringlich oder laut. Stil, Harmonie, kräftig und kompakt. Spannend und reizvoll. Am Gaumen kühl und enorme Mineralik. Schlank, fest und muskulös. Dunkel wirkend mit animalischer, getrocknet-pflanzlicher Würze. Eher kräftiges, bestens integriertes Holz. Bildschöne, süßlich-schmelzige Frucht, Tabak, Bitterschokolade und Kakao. Sehr feiner Samt mit Substanz und Raffinesse. Viel Gefühl und Schliff, ausgewogen, galant und komplex. Der Abgang schmelzig, sehr gut und sehr lang. Warm (Feuer) und sehr nachhaltig auf Kakao und Bitterschokolade. Erneut die traumhafte, schnörkellose, süßlich-schmelzige Frucht. Mineralität, Holz, gute Frische, vielschichtig und mit wilder Note.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 17-19°C), verkostet im “Bordeaux Grand Cru” (Riedel Sommeliers)

Die Weine (bitte anklicken)
Wein179                                Gold

Bezugsquellen (Beispiele)
N+M Mönchengladbach / Noble Wine München / Suche auf Wine-Searcher.com

Barrique-Haus Verkostung zum 63.

Bisher konnten rote Burgunder im Barrique-Haus nicht überzeugen. Zeit dies zu ändern und der heutige Wein ist uns dabei sehr behilflich. Ins Glas wandert der Gevrey-Chambertin 2006 von der Domaine Rossignol-Trapet.

Der Gevrey-Chambertin ist ein „Dorflagenwein“. Die Trauben stammen nicht von einer einzelnen Parzelle wie bei den Premier Cru oder Grand Cru, sondern von verschiedenen Parzellen der Gemeinde. Mit der Handschrift des Winzers entsteht ein „Terroir-Wein“, der zeigt, welche grundsätzliche Aromatik und Stilistik von den Lagen und dem Winzer in diesem geographischen Bereich zu erwarten sind, eine Visitenkarte. Oft wird (wurde) diese im Burgund sehr vernachlässigt oder als „Traubenentsorgung“ genutzt, dabei sind diese Weine oftmals der erste Berührungspunkt mit dem Weinkonsumenten. Hier muss somit überzeugt, ja fasziniert werden. Die Preise tragen selbstverständlich zu dieser Erwartungshaltung bei.

Die Domaine Rossignol-Trapet erfüllt diese Aufgabe mit Bravour. Das Weingut wird von den Brüdern David und Nicolas betrieben und verfügt über 13ha Rebfläche. Qualitätsorientierung vom Anfang bis zum Ende ist für die Brüder eine Selbstverständlichkeit. Im Weinberg durch bspw. strenge Selektion der besten Klone, enorme Ertragsreduktion, Handlese und Dichtpflanzung. Dabei verteilt sich die nötige Traubenmenge auf mehr Rebstöcke, die ihrerseits den Trauben mehr Aroma und Extrakt mitgeben können. Gleichzeitig wird tieferes Wurzeln angeregt, was zu mehr Bodencharakter in den Weinen führt. Im Keller wird die moderne Technik bewusst eingesetzt, ebenso nicht auf Schönung verzichtet. Die Brüder verlassen sich auf ihre Erfahrung, um den Weinen die richtige Mischung zwischen Kraft, Eleganz und Feinheit mit auf den Weg zu geben. So schwankt je nach Jahrgang, Zustand der Trauben und Qualitätsstufe der Prozentsatz der Entrappung und des Neuholzanteils beim Barrique-Ausbau (zwischen 20% und 50%, wohl dosiert). Das Weingut arbeitet biodynamisch und ist Demeter zertifiziert.

Aller Aufwand trägt im Gevrey-Chambertin Früchte. Ein Pinot mit bester Substanz und Kraft (innere Konzentration, sehr fest gewirkt). Diese kommt stets erst im zweiten Schritt, denn zuvor lockt die Finesse und Eleganz sowie die reife Frucht und Aromatik. Dieser Balanceakt macht einen Pinot erst zu einem Pinot. Die Domaine zeigt was sie kann und weckt mit diesem „Dorfwein“ Begehrlichkeiten nach höherwertigen Weinen aus Einzellagen. Zu jederzeit wird stets rechtzeitig die Handbremse gezogen, um über die Kategorie der „Dorflage“ nicht hinaus zu schießen. Komplexität, Balance zwischen Feinheit und Kraft, Reife, Mineralität, Länge und Eleganz – alles da, aber nicht endlos und teils noch mit ein paar Ecken und Kanten. Viel Spaß macht dieser bodenständige, unaufdringliche, klassisch angehauchte Wein sehr wohl, kein Zirkus oder die große Show, sondern ein angenehmes, gelassenes Zwiegespräch. Äußerst charmant und Faszination ausübend. Auf diese Art und Weise, mit dieser Stilistik keine Konkurrenz von deutschen Spätburgundern!

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Dass wir einen sehr schönen, ungekünstelten Pinot im Glas haben, der mit seinem erhabenen Understatement nicht jedem gefallen will, aber genau dadurch reizt und Spannung aufbaut. Zeigt sehr viel, vor allem einen eigenen Stil. Die Nase intensiv mit markantem erdigem Altholz (bestens eingebunden). Pilze und die Idee von Waldboden. Dazu eine pikante Würze von Piment und Muskat, Lakritz, etwas Ruß und Noten von Kaffee. Stützend die reifen roten und schwarzen Beeren, die dunkle Seite dominierend aber ebenfalls sehr deutlich die süßliche Kirsche. Ein paar getrocknete Kräuter und vegetabile Töne. Gute Kraft, fest gewirkt, eher warm und durchaus fein. Gewisse Komplexität und Eleganz. Am Gaumen kühl, schlank und spürbare Mineralik. Dabei kräftig, fest und eine sehr gute Substanz. Tolle Balance zwischen der reifen Frucht und dem Altholz. Feine, merkliche Gerbstoffe und eine Spur grüner Elemente. Elegant und fein – aber nicht unendlich. Der Abgang schmelzig, sehr gut und sehr lang. Nachhaltig mit herber Bitterschokolade und einer Prise Kaffee. Leicht trocknende Gerbstoffe und etwas wärmender Alkohol. Erneut sehr passend die Abstimmung zwischen der Frucht und dem Holz, fest und Komplexität zeigend.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 16-18°C), verkostet im “Bordeaux Grand Cru” (Riedel Sommeliers)

Die Weine (bitte anklicken)
Wein173                                Silber

Bezugsquellen
Pinard de Picard / Suche auf Wine-Searcher.com

Barrique-Haus Verkostung zum 55.

Zum Abschluss unserer kleinen Frankreich Reihe kehren wir zu unserem Ausgangspunkt zurück, dem Roussillon. Wir entkorken den „Patrimoine“ 2006 der Domaine Boudau. Das Weingut können wir allen nur ans Herz legen, wenn fruchtige, wärmende und schmeichelnde südfranzösische Weine ins Beuteschema passen. Exemplarisch dafür unser heutiger Wein, geprägt von der wärmenden, süßlichen, reifen und sogar teils überreifen Frucht. Rund, schokoladig und etwas röstig. Wahrlich ein Herzenswärmer für den kommenden Herbst.
Wer mehr Spannung, Mineralität und authentische Herkunft sucht, dem rufen wir zu: „Ab ins Faugères!“. Der „Patrimoine“ ist ganz bewusst auf die Frucht getrimmt, wirkt dadurch internationaler, weniger komplex und entsteht unserer Meinung nach eher aus einer Idee als aus dem Weinberg.

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Die hervorragende Harmonie dieses schmeichelnden Charmeurs. Ein Herzenswärmer mit prägnanter Fruchtprägung. Die Nase intensiv und voll von hochreifen, teils überreifen roten und schwarzen Beeren, markant ebenfalls sehr viel Kirsche. Dazu eine ausgiebige, röstige Holzwürze, Kräuter und Lakritz. Ordentlich Kraft, jeweils gewisse Frische und Komplexität zeigend. Sehr ausgewogen. Am Gaumen etwas Kühle aber insgesamt eher warm und süßlich/fruchtig verführend. Dazu das röstige Holz und Lakritz. Schokoladig, leichter Schmelz, mittlere Kraft, absolut rund sowie weich, fast etwas glatt wirkend. Die mittelfeinen Gerbstoffe merklich und ins Trocknende gehend. Der gute Abgang schmelzig und sehr lang. Erneut dominant die süßliche, ins Überreife gehende Frucht, röstiges Holz, Lakritz und Schokolade. Eine Spur wärmender Alkohol.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 16-18°C), verkostet im “Bordeaux Grand Cru” (Riedel Sommeliers)

Die Weine (bitte anklicken)
Wein161                                Silber

Bezugsquellen
Wein Kern Aachen / Suche auf Wine-Searcher.com

Barrique-Haus Verkostung zum 54.

Wir bleiben im Faugères und fahren vom Château Estanilles aus ein kleines Stück nach Norden. Da liegt das Familienweingut Château De La Liquiere mit 60 ha Rebfläche. Wir verkosten und genießen den Tucade aus 2005.
Ein besonderes und sehr eigenständiges Cuvée, da es zu einem großen Anteil aus Mourvèdre besteht. In 2005 zu 70% und dazu kommen 30% Syrah. Sehr selten, denn meist wird Mourvèdre nur als Beigabe verwendet. Der Tucade beweist (unbedingt Luft geben!), dass die Rebsorte absolut mehr sein kann als „bloßer Verschnittwein“. Ein außergewöhnlicher, prächtiger Wein voll wunderbarer dunkler Frucht und mit animalischer, wilder Art. Dazu kommt der geniale Schiefer des Faugères. Wieder ein Wein zum Verlieben in diese Region!

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Dass dieser Wein eine sehr individuelle Persönlichkeit mit wilder, teils animalischer Herkunft ist. Tiefdunkel, große Balance und imposantes Terroir. Brillante Mineralität steht über allem, knapp dahinter die prächtige Frucht mit viel Abstand vor der Würze und dem perfekten Holz. Die Nase intensiv und voll von bildschönen, hochreifen schwarzen Beeren (Cassis, Brombeere, Schwarzkirsche). Beeindruckende Frische, Kühle und Mineralität. Dazu wunderbar würzig, ein Bisschen Pfeffer und feines Holz im Hintergrund. Einige florale Aromen, Kräuter, reichlich Kakao und Noten von jeweils Lakritz, Tabak, Teer sowie Fleisch. Komplex und Tiefe zeigend. Konzentrierte Kraft und dicht, dennoch schlank und elegant wirkend. Am Gaumen enorme Frische und herrlich mineralisch. In bester Harmonie mit der dunklen Frucht und der moderaten Würze. Schlank wirkend, sogar eine Idee leicht, selbstverständlich aber gute Kraft und fester Bau. Etwas Schmelz, Bitterschokolade, Kakao und sehr feine Gerbstoffe, sie hüllen den Wein in leichten Samt, er wirkt geschmeidig, mitunter sogar überraschend sanft. Der Abgang schmelzig, sehr gut und sehr lang. Erneut die Frische, Mineralik, die dunkle Frucht und die schmückende Würze. Hat Zug, eine Prise Salz, Bitterschokolade und Kakao. Wieder elegant und schlank. Erstklassig.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 16-18°C), verkostet im “Bordeaux Grand Cru” (Riedel Sommeliers)

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Wein160                                Gold

Bezugsquellen
Kierdorf Wein Reichshof / Suche auf Wine-Searcher.com

Barrique-Haus Verkostung zum 53.

Neben bspw. der Domaine Piquemal und der Domaine Boudau im Roussillon besuchten wir einige Weingüter in der nördlich von der Stadt Beziers gelegenen Region Faugères während unseres Urlaubes in Südfrankreich. Wir fanden eine bildschöne, urwüchsige Landschaft vor. Wälder soweit das Auge reicht und alte Weinreben, die ihr Wurzelwerk tief in die mageren Schieferböden versenkt haben. Die Böden hier, gehören zu den ältesten Gesteinsformationen Frankreichs. Nirgends sonst im Großbereich des Languedoc-Roussillon gibt es solche genialen Schieferböden wie hier. Die tiefen Wurzeln nehmen die Mineralität des Bodens eindrucksvoll auf und schützen gleichzeitig vor Trockenstress in der heißen Sommerdürre.
Die Aufgabe und Passion qualitätsorientierter Winzer ist es, die Wildheit, den Schiefer und das Berührende dieses Gebietes in authentische, natürliche und herkunftstypische Weine einzufangen.
Genau das tut der „Le Clos du Fou“ des Château Estanilles, dem Vorreiter in Sachen Wein der Region Faugères. Dieser Spitzenwein zieht uns unwiderstehlich an. Sensationelle Gerbstoffe bezaubern, erschaffen zusammen mit der frischen Mineralität eine schlichtweg imposante samtige Eleganz. Der Holzausbau in Perfektion, kaum spürbar, sondern nur schmückend und Form gebend im Hintergrund. Tiefdunkel, quasi schwarz in der Farbe und noch Potential für viele weitere Jahre.
Das Château Estanilles wurde 1976 von Michel Louison gegründet, gleichzeitig wurde damit der Weg für Spitzenweine aus dem Faugères geebnet. Auf etwa 300m Höhe werden 35 ha Berghänge bewirtschaftet, von Anfang an naturnah und seit dem Jahrgang 2010 offiziell Bio-zertifiziert (AB = Agriculture Biologique = französische Version des deutschen Bio-Siegels). 2009 wurde das Weingut verkauft und Julien Seydoux führt es seither mit den Zielen und Idealen des Gründers weiter. Das bedeutet höchste Qualitätsansprüche in Einheit mit der Natur, die Weine entstehen im Weinberg und zeichnen sich insbesondere durch Frische, reife Frucht und elegante Tannine aus. Weine aus dem Faugères sollen auf einer Ebene mit den besten Vertretern aus dem Bordeaux und Burgund stehen. Hohe Messlatten, aber in keinster Weise unangebracht. So beschreibt Julien Seydoux seine Philosophie:

“I want to make wines to lay down; complex, expressive, fine wines with soft, silky tannins that will be savoured fifteen years later, displaying the same elegant texture and ripe fruit flavours as today; wines which are the perfect, authentic reflection of this superb Faugères terroir.”

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Dass dieser Wein seine Herkunft in jeder Phase lebt. Faugères in allen Genen, vereint in einer Gelassenheit und Noblesse, wie sie nur selten anzutreffen ist. Eine enorme Persönlichkeit mit herrlicher Frische und Mineralität vom Schieferboden. Die Nase intensiv, wahnsinnig elegant und fein. Hinter grandioser Balance und Harmonie die Wildheit und urwüchsige Kraft spürbar. Würze in Hülle und Fülle, dabei der Holzausbau kaum wahrnehmbar. Pfeffer, Nelke, feinste Zartbitterschokolade, edelster Kaffee und Tabak. Dazu getrocknete Kräuter, “keine südliche Wärme”, sondern frische Kühle und merkliche Mineralität. Perfekt reife, hochkonzentrierte dunkle Frucht (Brombeere, Heidelbeere, Schwarzkirsche), komplex und gute Tiefe. Faszinierend, spielerisch, in sich ruhend – traumhafte Nase! Am Gaumen galanter Samt, subtil, zarte Kühle und deutlich mineralisch. Nahezu geschmeidig. Außergewöhnliche, feinste Gerbstoffe, sehr reizvoll. Leichter Schmelz, viel Kraft, aber mit so viel Gefühl und Eleganz verwoben. Erneut die Gewürze, Kaffee, Tabak und die erstklassige Frucht. Wieder verspielt, tief und ruhevoll. Alles findet sich wieder im sehr guten, schmelzigen und sehr langen Abgang. Eine Spur Salz und Mineralität. Der prächtige Nachhall auf Bitterschokolade und Kaffee. Brillant!
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 17-19°C), verkostet im “Bordeaux Grand Cru” (Riedel Sommeliers)

Die Weine (bitte anklicken)
Wein159                                Gold

Bezugsquellen
la Kaaf Rietberg / Suche auf Wine-Searcher.com

Barrique-Haus Verkostung zum 51.

Da wir beim letzten Mal an der Rhône waren, bleiben wir doch gleich da und ziehen weiter nach Châteauneuf-du-Pape. Im östlichen Bereich liegt die Domaine de Cristia. Ein seit dem Jahrgang 2008 zertifiziertes Bio-Weingut mit 21 ha Rebfläche. 85% davon sind mit Grenache bestückt, ihre Robustheit gegen Hitze, Trockenheit und Wind prädestiniert die Rebsorte für den verbreiteten Anbau in dieser Region. Dazu kommen noch Syrah (10%) und Mourvèdre (5%). Die Böden hier sind sehr sandig, teils lehmig.
Die Domaine versucht so natürlich und schonend zu arbeiten, wie nur möglich. Dazu gehört bspw. die Nutzung eigener, in den Weinbergen und dem Keller vorkommender, wilder Hefen. Die Gärung und Maischung erfolgt in Beton-Bottichen bei niedrigen Temperaturen, um insbesondere aromatische Weine zu erzeugen.
Uns gefällt der heutige Einstiegs-Grenache wirklich gut. Ein einfacher Wein, niemals banal, sondern mit gewissem Anspruch und Charakter. Fehlerfrei, keine Schwachstelle, rundum lecker und ein Spaßbringer mit guter, süßlicher Fruchtprägung am Gaumen. Beispielhafter “Vin de Pays“, da zücken wir doch glatt 90 Punkte dafür. Das alles motiviert uns, weitere Weine der Domaine de Cristia anzuschauen.

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Dass wir einen tadellosen, seriösen, einfachen und wunderbar süffigen Wein in Glas haben. Einer zum Wegschlürfen, genau dafür ist er gemacht. Die Nase intensiv und animalisch geprägt (etwas Wild). Kräutrig und deutlich pflanzliche Aromen. Reife, etwas diffuse rote Frucht und dezente, würzige Anklänge. Leicht wirkend. Am Gaumen dominant die reife, süßliche Frucht. Leichter Schmelz und ein Hauch Würze. Sehr schlank, ein wenig ins Wässrige gehend. Der Abgang ordentlich, kurz mit einer gewissen Nachhaltigkeit. Schmelzig, erneut süßliche Frucht und die Prise Würze. Bitterschokolade und etwas trocknend.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 16-17°C), verkostet im “Hermitage” (Riedel Sommeliers)

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Wein157                                Bronze

Bezugsquellen
Karl Kerler Nürnberg / Suche auf Wine-Searcher.com

Barrique-Haus Verkostung zum 50.

Es geht weiter mit unserer französischen Lebensfreude. Wir wandern heute an die Rhône, ganz genau gesagt in das Gebiet Gigondas. Im Glas: der Gigondas „Alte Reben“ (Vieilles Vignes) der Domaine Saint Damien. Ein Cuvée aus 80% Grenache (gepflanzt 1964) und 20% Mourvédre (gepflanzt 1977). Die Reben wachsen auf steinigen Kiesterrassen, die Gärung fand in Betontanks statt (5 Wochen). Danach eine 12-monatige Reife in Barriques, die Abfüllung erfolgte ohne Schönung oder Filtration. Seit 2009 arbeitet der Betrieb ökologisch.
Uns gefällt der Wein richtig gut. Viel Trinkfreude, rund und sehr solide. Die 15% Alkohol bestens integriert. So gut wie nicht zu schmecken, aber die Wirkung umso mehr zu spüren. Hier müssen sich die Produzenten in den „Alkohol gefährdeten Regionen“ wirklich etwas einfallen lassen und dem, mit den bereits jetzt zur Verfügung stehenden Mitteln, gegenübertreten.

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Dass wir eine vorbildliche kleine „Wuchtbrumme“ im Glas haben. Lässt die Muskeln spielen. Trotz der Stärke und dem merklichen Holzausbau wunderbar zu trinken. Gutes Mundgefühl, Samt und genügend Reifepotential. Einfach, ehrlich, macht Spaß. Die Nase sehr intensiv, mit viel Kraft und deutlicher Holzwürze. Gewürze (Nelke, Pfeffer), herbe Kräuter, Lakritz und Kaffee. Dazu reife rote und schwarze Beeren sowie ein Hauch Kühle und Frische. Gehaltvoll, stimmig. Am Gaumen wuchtig, Power und mit festem Bau. Überraschend geschmeidig, samtig und mittelfeine, gut integrierte Gerbstoffe. Reife Frucht, reichlich Würze, Holz, Kaffee und ein Bisschen Schokolade. Leichter Schmelz und eine belebende Säure. Der Abgang sehr gut, schmelzig und mit mittlerer Länge. Erneut gute Frucht und Würze sowie das Holz. Kaffee, Bitterschokolade, dezent trocknend und kraftvoll.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 16-18°C), verkostet im “Hermitage” (Riedel Sommeliers)

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Wein156                                Silber

Bezugsquellen
Feine Weine Saarbrücken / Suche auf Wine-Searcher.com

Barrique-Haus Verkostung zum 49.

Nach dem Vergnügen, das uns der „Pygmalion“ bereitet hat, konnten wir nicht weiter abwarten und öffneten nahtlos den zweiten Topwein der Domaine Piquemal, den „Galatée“. Dieser zeigt sich noch femininer und weicher, ein großer Schmeichler aus dem heißen Süden Frankreichs. Viel Frucht, deutlich ins Überreife gehend, aber zu keinem Zeitpunkt kitschig oder banal. Er hat nicht die Spannung, Komplexität und Kraft des „Pygmalion“, steht aber mit seiner äusserst reizvollen Art und Weise nur sehr wenig nach. Die „größte Baustelle“ beider Weine dürfte der merkliche Alkohol im Abgang sein.

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Dass dieser Wein ein hervorragender Everybody`s Darling ist. Feminin, schmeichelnd, viel Gefühl, weich und reizvoll. Starke Fruchtprägung und eine herrliche, dezente Grenache-Würze. Ein Charakter. Die Nase intensiv, gefühlvoll, ja nahezu zärtlich. Sehr viel hoch- und überreife, getrocknete rote und dunkle Frucht. Zart röstig, vegetabile Aromen und deutlich getrocknete Kräuter. Schmeichelnde, sanfte Würze, etwas Holz, Lakritz, Gewürze und Kakao. Merkliche Reife, Malz, eine animalische Note sowie eine Spur Alkohol. Wirkt sehr feminin. Sehr reizend und anziehend. Am Gaumen leichte Kühle, schlank, leicht und mittlere Kraft. Geschmeidig und sanft, wunderbare Harmonie. Erneut reichlich der ins Überreife gehenden Frucht und die feine Würze. Getrocknete Kräuter, Kakao, Malz und ein Bisschen Schokolade. Wenige, feine, jetzt bestens integrierte Gerbstoffe. Der sehr gute und sehr lange Abgang schmelzig und mit merklichen Alkohol. Abermals die gute Frucht, Würze und die Kräuter. Bitterschokolade, Kakao und wieder gefühlvoll und ausgewogen.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 17-18°C), verkostet im “Bordeaux Grand Cru” (Riedel Sommeliers)

Die Weine (bitte anklicken)
Wein155                                Silber

Bezugsquellen
Le WING Geldern / Suche auf Wine-Searcher.com

Barrique-Haus Verkostung zum 48.

Bereits kurz nach dem Start unseres Barrique-Hauses stellten wir Euch einen Wein aus unserem Urlaub im Roussillon, tief im Südwesten Frankreichs, vor. Es war der „Les Terres Grillées“ der Domaine Piquemal. Nun ist es an der Zeit, den Topweinen dieses Weingutes unsere Aufmerksamkeit zu widmen.

Das Roussillon ist eine atemberaubende Landschaft. Über 300 Sonnentage, ein häufig wehender (kühlender) Nordwestwind und die höchsten Jahresdurchschnittstemperaturen Frankreichs prägen das mediterrane Klima. Quasi an den Sandstränden des Mittelmeeres beginnend, schrauben sich die Pyrenäen empor und sind verantwortlich für eine nahezu einzigartige Bodenvielfalt. Dicht nebeneinander existieren Gesteine wie Schiefer, Tonmergel, Gneis, Granit, Kalk und Kiesel. Die große Aufgabe der Roussillon-Winzer bestand und besteht darin, dieses Terroir zu ordnen, charaktervolle, hochwertige und individuelle Weine mit Bodenprägung zu erzeugen, um aus der Uniformität der belanglosen, sehr einfachen Weine auszubrechen. Die Domaine Piquemal gehörte zu den Vorreitern, bereits in den 70ziger Jahren wurde mit den nötigen Neustrukturierungen begonnen. Der nicht kleine Betrieb (es werden über 50ha bewirtschaftet) liegt im Agly-Tal, das über sehr besondere, schwarze Schieferböden verfügt, die sich die Domaine Piquemal wunderbar zu Nutzen macht. Daher auch nicht verwunderlich: um die Ecke liegt das wohl bekannteste Weingut der Region, die Domaine Gauby.

Gerade die enorm charaktervollen „Côtes du Roussillon Villages“ der Domaine Piquemal können wir Euch nur ans Herz legen. Bodengeprägte, deutlich Herkunft zeigende Weine, wie wir sie uns wünschen. Heute wanderte der erste der beiden Topweine ins Glas, der „Pygmalion“. Eine vom Syrah markant würzige Persönlichkeit. Dabei auf eine gewisse Art feminin und sanft. Ein herrlicher Wein mit guter Komplexität, der die Anlagen hat, mit etwas Feintuning richtig durch zu starten. Den „Galatée“ gibt es diese oder nächste Woche, er steht schon temperiert Gewehr bei Fuß.

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Die gewisse „feminine“ Art und Weise dieses Weines. Selbstverständlich die sehr reife, dunkle Frucht und die pfeffrige Gewürzwelt mit viel Kaffee. Klar auch kraftvoll, alles ist so herrlich abgestimmt, dass der Wein als schmeichelnder Leisetreter daher kommt. Stil- und gefühlvoll mit ein Bisschen Kühle und Mineralität. Dazu eine animalische Seite, wirklich sehr individuell, ein Charakter. Die Nase intensiv, animalisch und geprägt von verschwenderisch vielen Gewürzen, besonders Pfeffer. Weiterhin röstige und tabakige Töne, blumige Noten, Kräuter, Lakritz, deutlich Kaffee sowie einen Hauch Vanille und Kokos. Ebenfalls in Hülle und Fülle die sehr reife, dunkle Frucht (Heidelbeere, Pflaume) und Kirsche. Dezente Kühle, elegant, konzentrierte Kraft, gewisse Komplexität und Feinheit. Sehr stimmig und charmant. Am Gaumen kühl, schöne Frische und etwas Mineralität. Erneut markant die reife Frucht und die pfeffrige Würze. Schokolade, eine Prise Vanille und reichlich Kaffee. Kraft, aber der Wein kommt einfach über die Eleganz, wirkt subtil. Feine, jetzt vollständig integrierte Gerbstoffe, sanft und samtig. Der sehr gute und sehr lange Abgang schmelzig und mit merklichem Alkohol. Abermals die dunkle Frucht (+ Kirsche), die Gewürze (Pfeffer!), haufenweise Kaffee und je etwas Lakritz und Bitterschokolade. Kräftig, schokoladig und eine Idee Vanille.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 17-19°C), verkostet im “Bordeaux Grand Cru” (Riedel Sommeliers)

Die Weine (bitte anklicken)
Wein154                                Silber

Bezugsquellen
Le WING Geldern / Suche auf Wine-Searcher.com

Barrique-Haus Verkostung zum 37.

Wieder einmal so ein Weinmoment! Etwas Unbekanntes wandert ins Glas und verwöhnt, ja berührt uns. Ein perfekter Augenblick. Keine Erwartungen -> und dann so etwas, Weinherz was willst du mehr. „Schuld“ war der „Les Châssis“ von der „Domaine des Hauts Châssis“ aus dem Jahre 2007. Ein Syrah aus der Appellation Crozes-Hermitage von der nördlichen Rhône. Leider finden wir keine Webseite zum Erzeuger, aber einige Informationen von unterschiedlichen Webseiten. Der Wein stammt aus einer Einzellage mit mehr als 60 Jahre alten Rebstöcken. Er wurde sehr behutsam in 600l Holzfässern (größtenteils gebraucht) ausgebaut. Die Rebsorte wird oftmals mit Syrah angegeben, aber da per Gesetz bis zu 15% Weißweinbeigabe für dieses Weinanbaugebiet erlaubt sind, können wir uns aufgrund des Aromenprofiles kaum vorstellen, dass es ein reinsortiger Syrah ist. Ist aber auch völlig egal, es ist ein ungemein beeindruckender Terroirwein mit herrlicher Mineralität und einer wahnsinnigen Eleganz. Er strotzt vor perfekt Reifen Trauben, Bodenprägung und verschmäht jede unnütze Konzentration oder Süße. Genial. Wer einen südfranzösischen Syrah-Protz sucht, ist komplett fehlt am Platze, Pinot-Liebhaber werden diesem Wein verfallen. Irgendwie anders und ein richtiger Charakter, Chapeau!

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Dass wir einen wunderbaren Wein mit großer Eleganz, Balance, Frische und Tiefe im Glas haben. Was für ein Charakter, dass ist Terroir. Geprägt von den großen Kieselsteinen, in denen die Reben wurzeln. Ein Syrah im Pinot-Gewand. Der Duft intensiv, komplex und tief, frisch, spürbare erste Reife und er hat etwas animalisches. Markant die herrliche Kühle und Mineralität. Die Kraft ist greifbar im Hintergrund, der Wein zeigt sich aber eindrucksvoll leicht, fein, ja nahezu zart. Auf den Punkt reife, hocharomatische Frucht – dunkel mit roten Einflüssen (vor allem Pflaume/Brombeere). Dazu ein außerordentlich schmeichelndes, gefühlvolles Holz (inklusive einer Idee Feuer) und dezente, vom Pfeffer geprägte, Würze. Weiterhin sehr charakteristisch sind auffällige blumige und florale Aromen (Veilchen) und vereinzelte Kräuter. Absolut edle und exzellente Nase, animierend und verspielt, fern jeder Schminke und unnützer Süße! Im Mund sehr kühl und enorme Mineralität. Erneut leicht, galant, grazil, verspielt, frisch und komplex. Perfekt ausgewogenes Zusammenspiel von Frucht, den blumigen Tönen sowie der milden Würze. Weich, saftig, begleitet von hochfeinen Gerbstoffen und einer milden Säure. Die Kraft hält sich bestens im Hintergrund und stützt den ganzen Wein. Abermals 0,0 Süße – genial. Der Abgang sehr gut und sehr lang. Leicht schmelzig, etwas Salz und extrem nachhaltig (Bitterschokolade). Zum wiederholten Male, es passt einfach hammermäßig zwischen Frucht, blumigen Aromen und der Würze – und das alles subtil, leicht und verschwenderisch graziös. 0,0 unnütze Süße als Selbstverständlichkeit. Perfekt dazu die „nur“ 13% Alkohol. Berührend.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 16-18°C)

Die Weine (bitte anklicken)
Wein132                                Gold

Bezugsquellen (Beispiele)
Extraprima Mannheim / Suche auf Wine-Searcher.com