Kategorie Archiv: Tastings

Barrique-Haus Verkostung zum 72.

Wie heißt es doch so schön, man sieht sich immer zweimal im Leben. Wir treffen erneut auf die Domaine Lécheneaut, die beim ersten Mal nicht überzeugen konnte.

Beim heutigen Morey-Saint-Denis 2006 gibt es keinen Grund für Beanstandungen. Der Wein hat sich sehr gut entwickelt und steht bestens im Glas. Dieser Pinot liegt ganz klar auf der sehr gefühlvollen, geschmeidigen und grazilen Seite. Nichts ist straff oder herb. Reichlich Frucht und florale Aromen. Dazu zarte Würze und Mineralik (dezent erdig). Eine ungemein moderne Interpretation, exzellent gemacht.

Ausgesprochen vielen Weintrinkern wird dieser Charmeur bestens gefallen. Für uns persönlich ist er einen Tick zu „modern“, im Sinne von, wir haben zu sehr das Gefühl einen „Konzeptwein“ zu trinken. Wir mögen es rustikaler, wilder und bodengeprägter. Ein schönes Einmalerlebnis, Verbundenheit baut sich dennoch keine auf. Wir sitzen lieber an einem altehrwürdigen, abgenutzten Holztisch als am designten, blitzblankpolierten Glastisch. An der Qualität gibt es nichts zu mäkeln, eine reine Stilfrage. Wir stehen erneut zur Aussage des Ursprungartikels. Es gibt für weniger Geld spannendere und individuellere Spätburgunder aus Deutschland, die letztendlich mehr Emotionen bei uns wecken.

Wenn Burgund, dann Burgund. (bspw. Mugnier / Rossignol-Trapet)

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Dass dieser Wein ein Charmeur allererster Güte ist. Fruchtfokus mit ausgiebiger Eleganz und Feinheit. Äußerst modern und unkompliziert. Die Nase intensiv. Markante reife, roten Beeren (besonders viel Kirsche) und vegetabile Aromen. Zartes, dezent rauchige Holz. Sehr gefühlvoll eingebunden. Galant und fein, schlank wirkend. Gewisse Komplexität und hervorragende Harmonie. Etwas Erde, ein paar Gewürze, Lakritz sowie Anklänge von Bitterschokolade und Kakao. Ein fruchtiger Verführer. Am Gaumen kühl und Mineralität zeigend. Feinsaftig, weich und sanft. Schmeichelnd die dominierende, filigrane Frucht. Blumig-vegetabil, hauchzarte Würze und Kakao. Das Holz ganz zurückhaltend im Hintergrund. Belebt von einer sehr feinen Säure. Gute Substanz, federleichte Athletik und überall Noblesse. Der sehr gute Abgang schmelzig und lang. Erneut reichlich Frucht und die vegetabilen Töne. Subtiles Holz sowie Würze. Der Nachhall auf Kakao und Bitterschokolade.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 16-18°C), verkostet im “Bordeaux Grand Cru” (Riedel Sommeliers)

Die Weine (bitte anklicken)
Wein186                                Silber

Bezugsquellen (Beispiele)
N+M Mönchengladbach / Suche auf Wine-Searcher.com

Barrique-Haus Verkostung zum 71.

Die erste Begegnung mit der Bodega Jiménez Landi verlief nicht allzu erfolgreich (Folge 30). Bei all den positiven Voraussetzungen war uns aber klar, dass hier das letzte Wort noch nicht gesprochen ist. Mit dem Piélago 2006 startet das Weingut richtig durch. 94 Parker -Punkte „werben“ für diesen Wein und diese sind tatsächlich im Glas.

Der Pièlago ist ein Melting-Pot durch die Welt des Weines. Die spanische Herkunft deutlich, unübersehbar der französische Einfluss aus den „Wanderjahren“ von Daniel Jiménez Landi sowie die Natürlichkeit des Weines/der Weinbereitung, die er u.a. durch Nicolas Joly, dem Papst des biodynamischen Weinbaus, kennen lernte.

Fruchtbetont in seinem Stil mit viel Würze und eben gleichzeitig Authentizität und Individualität. Wenn „modern“, dann bitte genauso!

Der Piélago steht ausgezeichnet da, kaum Alterstöne, kraftvoll und intensiv. Er kann noch ein paar Jährchen. In 2006 bestand der Wein zu 60% aus Garnacha und 40% Syrah. Soweit wir wissen, änderte sich das von 2007 an (100% Garnacha).

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Die sehr gekonnte Balance dieses modernen Weines zwischen Frucht in Hülle und Fülle und deutlicher Ernsthaftigkeit mit fester, frischer mineralischer Basis. Zu keiner Zeit kitschig oder marmeladig. Die Nase sehr intensiv, dominiert von hochreifer, teils eingetrockneter Frucht. Dunkle Beeren und präsente Schwarzkirsche. Reichlich Lakritz und eine markante röstige Holzwürze (sehr gefühlvoll integriert). Insgesamt sehr würzig – Gewürze wie Pfeffer und Nelke aber auch Kräuter. Noten von Vanille und Kokos, ausgiebig Schokolade und Kakao, ein wenig Tabak. Wärme ausstrahlend, hat Kraft und wirkt eher schwer mit gewisser wilder Note und Straffheit. Komplex, viel Harmonie und durchaus elegant. Ein Schmeichler. Am Gaumen überraschend kühl und deutlich mineralisch. Diese bringt dem an sonst wuchtigen, körperreichen Wein eine tolle Schlankheit und Frische. Die Aromen der Nase setzen sich fort. Spielerische Süße der Frucht, lebhaft und feine, samtige Gerbstoffe. Sehr gute Substanz mit Schliff und Finesse. Viel Kakao und Schokolade. Der sehr gute und sehr lange Abgang ist schmelzig mit mineralischen Anklängen. Erneut setzt sich die vielschichtige Aromatik fort. Wärmend und stilvoll. Nachhaltig auf Bitterschokolade, Kakao und Lakritz.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 16-18°C), verkostet im “Bordeaux Grand Cru” (Riedel Sommeliers)

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Wein185                                Silber

Bezugsquellen (Beispiele)
inBarrique.de Eisingen / Suche auf Wine-Searcher.com

Barrique-Haus Verkostung zum 70.

Seit Anfang September diesen Jahres ist unsere Begeisterung für die Region Faugères öffentlich. Nun wanderte schon wieder so ein genialer Wein vom markanten Schieferboden dieser urwüchsigen Landschaft ins Glas.

Der „Nos Racines“ 2007 vom Château de la Liquiere. Größtenteils Carignan mit ein wenig Grenache versetzt. Einige Rebstöcke wurden vor 1900 gepflanzt, wahrlich alte Reben. Zutiefst geprägt von der Wildheit der Natur, der heißen Sonne und der Kühle des kargen Schieferbodens. Der Wein hat keine Ansprüche in höhere Sphären vorzudringen, aber das was er sein will, ist er zu 100% – in perfekter Umsetzung! Ein Charakter, ein Terroirwein, der mit einem irre guten Mundgefühl versehen ist. Kühle Seide der Mineralität wandelt sich in feinen Samt der Gerbstoffe, untermalt von der spannenden, süßlichen Frucht der alten Reben. Uns berührt das. Gerade einmal 3500 Flaschen gibt es davon, ein Jammer.

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Die ungekünstelte, ursprüngliche Art und Weise dieses tiefschwarzen Terroirweines. Eindrucksvolle Aromatik und Mineralität vom Schiefer. Perfekt gemacht, ein Wein ohne Makel. Herrlicher Stil, enorm animierend und die Seele berührend. Die Nase intensiv mit markantem Tabak und Kakao. Kühl und konzentriert mit deutlicher Mineralik. Viel urwüchsige Kraft und fester Bau. Herbwürzig nach Kräutern und Gewürzen, straff sowie animalisch. Dazu eine hochreife, schlanke und kühle dunkle Frucht (Brom-, Heidelbeere) und edle Bitterschokolade. Absolut stimmig, zeigt gewisse Feinheit und Komplexität. Athletisch, wild und Natürlichkeit. Dabei geschliffen und stilvoll. Macht an. Am Gaumen zunächst kühle Seide, die sich in feinsten Samt verwandelt. Enorm mineralisch, schlanke Power. Zeigt sich frisch und lebendig mit sehr feinen, nun voll integrierten Gerbstoffen. Vorbildliche Balance, elegant, raffiniert und fein. Vollreife, süßliche, präzise Frucht der uralten Rebstöcke mit dezenter Würze. In bester Abstimmung mit Bitterschokolade, Kakao und Tabak. Der sehr gute und sehr lange Abgang ist schmelzig, fest, schlank und frisch-mineralisch. Erneut süßliche Frucht, die gute Würze sowie Kakao und Bitterschokolade. Wärmend.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 17-18°C), verkostet im “Bordeaux Grand Cru” (Riedel Sommeliers)

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Wein184                                Silber

Bezugsquellen (Beispiele)
Kierdorf Wein Reichshof / Suche auf Wine-Searcher.com

Barrique-Haus Verkostung zum 69.

Nach dem Burgunder-Glück folgt bedauerlicherweise fast stets der Burgunder-Fall. Abverkaufs-Freude die Abverkaufs-Tristesse.

Abwärts geht es mit dem Gevrey-Chambertin 2006 von Claude Dugat. Der Wein hat es einfach hinter sich. Aus und vorbei. Zu alt – Säure, Holz und sehr trocknende Gerbstoffe übernehmen das Ruder. Die Nase durchaus noch sehr ansprechend, am Gaumen und im Abgang herrscht dann keine Freude mehr. Das Ganze ist noch trinkbar, man ist aber sehr froh, wenn es dann doch vorbei ist. Bei dem Preis und gerade einmal 7 Jahren nach Ernte – völlig inakzeptabel.

Prinzipiell ist die gehobene Qualität deutlich zu erkennen. Ein Pinot mit prägendem rustikalen Stil und sehr präsentem Holzeinsatz (Altholz). Vermissen tun wir jedoch Spiel, Finesse und Mineralität.

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Gerade recht wenig, die Nase noch schön, aber am Gaumen und im Abgang passt nichts mehr zusammen. Kräftiges Holz steht neben trocknenden Gerbstoffen und einer dominanten Säure. Die Nase intensiv mit prägnanter herber, straffer Altholzwürze. Kräuter und vegetabile, deutlich florale Aromen. Dazu reife rote und schwarze Beeren, Tendenz Richtung dunkel (Cassis und Kirsche). Weiterhin Waldboden, Erde, Gewürze, Kaffee und eine Spur Leder. Warm und rustikal mit einer dezenten, animalischen Note. Kräftiger, eher schwerer Vertreter. Deutet Filigranität, Eleganz und Komplexität an, die wird aber ein wenig vom Holz und der Power verschleiert. Am Gaumen wieder kraftvoll mit fast wuchtiger Statur. Dominant die intensive, noch akzeptable Altholzwürze. Wiederzufinden auch die Aromen der Nase, samtig und Wärme ausstrahlend. Das Holz bügelt dann aber doch sehr glatt und die lebendige Säure bringt Frische, steht aber auch irgendwie nervig im Vordergrund. Die feinen Gerbstoffe leicht trocknend. Keine Balance mehr. Der gute Abgang schmelzig von mittlere Länge. Erneut die bekannten Aromen, der Nachhall auf Kaffee und Bitterschokolade. Wieder verwischt die Struktur zusehends, nachtrocknend, auch grüne Töne.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Wirkt hinten und vorne nicht mehr rund, wenig Trinkfluss, einfach anstrengend. Wahrscheinlich zu alt, hätte früher getrunken werden sollen, schlechte Entwicklung. Restflaschen jetzt mit kräftigen Fleischgerichten wegtrinken. So ist der Wein noch durchaus passabel zu verwerten.
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 16-18°C), verkostet im “Bordeaux Grand Cru” (Riedel Sommeliers)

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Wein183                                Silber

Bezugsquellen (Beispiele)
Extraprima Mannheim / Suche auf Wine-Searcher.com

Barrique-Haus Verkostung zum 68.

Die Franken haben es nicht leicht in der deutschen Weinwelt. Das mag einerseits an der doch gewöhnungsbedürftigen Haptik und Ästhetik des Bocksbeutels liegen. Andererseits ist das Image des Silvaners nicht gerade sexy und auf die Frage, in welcher Region sich denn etwas bewegt, kommt kaum jemand auf Franken. Schauen wir einmal genauer hin, stellen wir fest, dass in Franken doch kein Stillstand herrscht. Auch dort gibt es hungrige, junge Winzer die experimentieren, mutig sind und die Qualitäten steigern. Seit wenigen Jahren gibt es ein Weingut, dass aus dem Nichts heraus Rotweine internationalen Formats erzeugt und quasi direkt in einem Atemzug mit dem Weingut Rudolf Fürst genannt werden muss – das Weingut der Stadt Klingenberg „Benedikt Baltes“.

1912 durch die Stadt Klingenberg gegründet, blickte dieses fränkische Rotweinwunderland schon seit Jahrhunderten auf eine große Rotweintradition zurück (erste urkundliche Erwähnung 1261). Nach Jahren des Defizites im 21. Jahrhundert entschloss sich die Stadt zu einem Verkauf. Es gab 2 Bewerber, den jungen Winzer Benedikt Baltes (26), der sein Handwerk u.a. beim Weingut J.J. Adeneuer an der Ahr lernte und „die Chinesen“. Nach einem Treffen stellten sich „die Chinesen“ als Xianzhong Xu, 28 Jahre, Student in Dresden heraus. Bei 1-2 guten Flaschen Wein fanden sich viele Gemeinsamkeiten, Wünsche und Ziele, so dass kurzerhand aus beiden im Jahre 2010 Geschäftspartner wurden. Einher gingen und gehen höchste Ambitionen: der Ausbau zum Spitzenweingut, Erzielung der höchstmöglichen Qualität und Bewahrung der Verantwortung und Tradition.

Das Weingut bewirtschaftet Terrassensteilhänge, die über Jahrhunderte mit Trockenmauern aus rotem Buntsandstein (die vorherrschende Bodenart) errichtet wurden. Die beste Lage, der Klingenberger Schlossberg, steht sogar unter Denkmalschutz. Dieses Kulturerbe ist Inspiration und Qualitätsquelle zugleich. Optimale Ausrichtung zur Sonne, Kamineffekt, Frostschutz, Wärmespeicherung für die Nacht und rasche Abkühlung am Morgen helfen den alten Reben (bis zu 65 Jahre) sich perfekt zu entwickeln und einzigartige Weine hervorzubringen.

Der Fokus liegt auf dem Spätburgunder, ein längerfristiges Ziel ist die Umstellung des Rebsortenspiegels auf 100% Spätburgunder, wie es zur Gründung 1912 der Fall war.

Benedikt Baltes ist ein Mann mit einer Idee, einer Vision vom Spätburgunder. Es geht ihm um Finesse und Feinheit, Eleganz und Komplexität. Authentische, individuelle, Lagen-, Jahrgangs- und Rebsortentypische Spätburgunder mit Langlebigkeit. Dafür tut er das, was nötig ist. Das was viele Spitzenwinzer erfolgreich tun, aber was letztendlich auf die gesamte dt. Weinproduktion betrachtet, noch viel zu wenig, vor allem nicht konsequent genug, umgesetzt wird. Der Wein entsteht im Weinberg. Alles Handarbeit, bis zu 2500 Stunden Arbeitsaufwand je Hektar (die „Lehre“ im flachen Anbaubereich gibt um die 600 vor) und selbstverständlich nachhaltige und ökologische Arbeitsweise.

Im Keller dann das schonende Begleiten bzw. kontrolliertes Nichtstun. Eine ursprüngliche Weinerzeugung. Keine Reinzuchthefen, keine Filtration, geringe Erträge, lange Maischestandzeiten und ein langer Ausbau im Holzfass aus einheimischer Eiche.

Das Resultat? Spätburgunder, die in Ihrer Art und Weise sowie durch ihre Qualität nicht nur die deutsche Weinlandschaft bereichern, sondern sich sofort ganz oben mit einreihen. Den Spätburgundertrauben ringt Benedikt Baltes darüber hinaus einen raren, sehr eindrucksvollen Weißwein ab: den Blanc de NoirR“. Mit viel Holzeinsatz erschafft er einen lagerfähigen, rustikalen, sehr spannenden und burgundischen Charakterkopf.

Die Weine (bitte anklicken)

Wein180   Wein181   Wein182
Stadt Klingenberg – Blanc de Noir “R”   2012 (zur VKN)   Gold

Stadt Klingenberg – Spätburgunder “Buntsandstein”   2011 (zur VKN)   Silber

Stadt Klingenberg – Klingenberger Spätburgunder “R”   2011 (zur VKN)   Gold

Bezugsquellen (Beispiele)
K&M Gutsweine Frankfurt / Suche auf Wine-Searcher.com
Weinlagen
Klingenberger Schlossberg

Barrique-Haus Verkostung zum 67.

Ein Glücksgriff im Abverkauf, beeindruckender Pinot im Barrique-Haus. Erfreulicherweise scheinen wir immer mehr Glück mit unseren „Burgund-Probanden“ zu haben. Zuvor Rossignol-Trapet und nun Jacques-Frédéric Mugnier.

Der „Clos de la Maréchale“ 2004 aus dem Weinbaugebiet Nuits-Saint-Georges ist ein erstklassiger Pinot Noir nach unserem Geschmack. Ein tiefes, komplexes, filigranes und raffiniertes Zusammenspiel von bildschöner und präziser Frucht, perfektem Holzeinsatz sowie prächtiger Mineraltät. Alles ist im Fluss, gefühlvoll, bescheiden und gelassen tritt er auf, ohne schwierig oder kompliziert zu sein. Berührt und die Flasche ist schneller leer als uns lieb ist…

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Die perfekte Abstimmung und die berührende, würdevolle und bescheidene Art und Weise dieses prächtigen Pinots. Genial wie sich Frucht und Mineralität präsentieren, absolut gekonnt der Holzeinsatz. Durchaus kräftig, aber nie aufdringlich oder irgendetwas unterdrückend. Viel Boden und der Gedanke eines Herbsttages im Wald. Die Nase intensiv mit leichter Reife. Beeindruckend geschliffene, süßliche, sehr reife Frucht (rote und schwarze Beeren). Fleischig, animalisch, vielschichtig und mit Tiefe. Eher warm mit kühlen, mineralischen Elementen. Mittelkräftiges Holz und herbe, pikante Würze. Getrocknete Kräuter, florale Aromen, Erde, Gewürze, etwas Lakritz und feiner Tabak. Dazu Kakao, ein wenig Waldboden und Ruß. Null aufdringlich oder laut. Stil, Harmonie, kräftig und kompakt. Spannend und reizvoll. Am Gaumen kühl und enorme Mineralik. Schlank, fest und muskulös. Dunkel wirkend mit animalischer, getrocknet-pflanzlicher Würze. Eher kräftiges, bestens integriertes Holz. Bildschöne, süßlich-schmelzige Frucht, Tabak, Bitterschokolade und Kakao. Sehr feiner Samt mit Substanz und Raffinesse. Viel Gefühl und Schliff, ausgewogen, galant und komplex. Der Abgang schmelzig, sehr gut und sehr lang. Warm (Feuer) und sehr nachhaltig auf Kakao und Bitterschokolade. Erneut die traumhafte, schnörkellose, süßlich-schmelzige Frucht. Mineralität, Holz, gute Frische, vielschichtig und mit wilder Note.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 17-19°C), verkostet im “Bordeaux Grand Cru” (Riedel Sommeliers)

Die Weine (bitte anklicken)
Wein179                                Gold

Bezugsquellen (Beispiele)
N+M Mönchengladbach / Noble Wine München / Suche auf Wine-Searcher.com

Barrique-Haus Verkostung zum 66.

Das Weingut Peter Jakob Kühn in Oestrich-Winkel macht seit etwa 10 Jahren vieles anders gegenüber den meisten Winzern und Winzerinnen im Rheingau. Das tut und tat auch bitter Not, um das Rheingau wieder auf Vordermann zu bringen. Ein Prozess der anläuft, aber bei weitem noch Zeit und Veränderungen benötigt.

In den ersten Jahren des 21. Jahrhunderts vollzogen sich die fundamentalen Änderungen: weg von der Primärfruchteinerlei und hin zu naturnahen Charakterweinen höchster Qualität, die ein Abbild der lebendigen Weinberge sind, in denen ihre Trauben wachsen und reifen. Ein sehr mutiger Schritt, der einher ging mit Unverständnis bei vielen Personen in der Weinwelt, schlechter Presse und dem Verlust von Trauben im Gault Millau. Falsch lagen die Skeptiker! Denn was Peter Jakob Kühn mit unumstößlicher Konsequenz in seinem Tun auf die Flasche bringt, ist über alle Zweifel erhaben und einzigartig. Vergleichbare Weine in Stil und Entschlossenheit sind kaum zu finden. Allein schon die ersten Jahrgängen brachten grandiose Weine hervor, die wahrscheinlich an mancher Stelle so nicht gewollt oder auch nicht verstanden wurden.

Zugegebenermaßen gibt es auf den 1. Blick zugänglichere und offensiver-animierende Weine, als die von Peter Jakob Kühn. Damit wird man den Weinen aber nicht gerecht. „Das Wesentliche eines Weines tritt hervor, weil das Unwesentliche zurücktritt“, dieser Satz des Weingutes passt wie die Faust aufs Auge. Es geht um Weinbergs-/Bodentypizität, um Natur und die Natürlichkeit des Weines. Dafür arbeitet der Betrieb nach den Gesetzen der Biodynamie und ist seit 2009 Demeter zertifiziert.

Höchstes Gut ist der Weinberg, ihm wir die volle Aufmerksamkeit und Pflege geschenkt, um bestes, ja optimales Traubenmaterial zu erhalten. Im Keller folgt nur die schonende Begleitung („vollkommene Ruhe“). Alle Weine werden spontan mit eigenen Hefen vergoren und sehr lange auf der Maische belassen. Das alles führt zu enorm von der Mineralität geprägten Weinen, die teilweise nervig, fast unangenehm im jungen Wein auffallen kann. Ein kräftiges Gerbstoffgerüst und die teilweise kaum merkliche Frucht bilden das Rückgrat. Herbe Würze aus einerseits erdig-steinigen und andererseits getrocknet-vegetabilen Aromen ist die Visitenkarte der Weine. So finden wir getrocknete Kräuter, Tee, Trockenblumen, Heu und vieles mehr. Sie sind komplex und tief, strotzen vor innerer Kraft und sind doch so in sich ruhend und unaufgeregt. Nichts an ihnen ist erzwungen und genauso unaufdringlich präsentieren sie sich. Lässt man sich auf sie ein, reißen sie einen nahezu mit. Ganz eigen, authentisch und mit Strahlkraft.

So werden die Weine an andere Stelle mal als fordernd und mal als durchaus zugänglich beschrieben. Für unseren persönlichen Geschmack, der am Ende irgendwo der Maßstab für diese Einschätzungen ist, liegt die Wahrheit in der Mitte. Wir möchten diese Weine nicht nebenher trinken, wir wollen mit ihnen sprechen und zuhören. Nur dann offenbaren sie ausführlich, was in ihnen steckt. Zugänglich, aber nicht ohne die Aufmerksamkeit des Weinfreundes. Außerdem ist liegenlassen angesagt, die Weine haben und brauchen Zeit. Nur mit viel Luft, teilweise über 2-3 Tage, zeigen sie jetzt in Ansätzen, was noch alles kommt und wie harmonisch und spannend sie sich entwickeln. Innerlich müssen wir sofort an eines unsere Lieblingsweingüter denken: Bürklin-Wolf. Da gibt es einige Parallelen. Wir haben enorme Lust, uns mit den Weinen weiter zu beschäftigen. Was gibt es schöneres, als Weine die faszinieren und mit denen es sich lohnt näher zu beschäftigen, ja ihnen zuzuhören?

P.S. Die „Grossen Gewächse“ Doosberg und St. Nikolaus gibt es direkt im Barrique-Haus zu kaufen.

Die Weine (bitte anklicken)

Wein176   Wein177   Wein178
Peter Jakob Kühn – Riesling “Jacobus”   2012 (zur VKN)   Silber

Peter Jakob Kühn – Riesling “Rheinschiefer”   2012 (zur VKN)   Silber

Peter Jakob Kühn – Riesling “Klosterberg”   2012 (zur VKN)   Gold

Bezugsquellen (Beispiele)
Direkt im Barrique-Haus (GG) / Weinhalle Nürnberg / Suche auf Wine-Searcher.com
Weinlagen
Hallgartener Hendelberg / Oestricher Klosterberg / Oestricher Doosberg / Mittelheimer St. Nikolaus

Barrique-Haus Verkostung zum 65.

Wir machen weiter mit unserer Kanada-Tour und widmen uns heute eindeutig „Merlove“ und nicht „I am not drinking any fucking Merlot“ aus dem Film Sideways. Übrigens ein sehr empfehlenswerter Film mit grandiosen Weinszenen (Miles on Pinot , Maya on Wine).

Das Weingut „Quinta Ferreira“ wird geführt von einer portugiesischen Einwandererfamilie im Okanagan Tal, British Columbia. Ihr Merlot ist nicht von der Stange, sondern zeigt sehr deutlich den hochwertigen Anspruch. Null Fett oder Marmelade, wirklich sehr gut gemacht und ein richtiger Spaßbringer, besonders an kalten Tagen im kuscheligen Heim. Die exzellente Mischung von reifer, dunkler Frucht und dezentem, röstigen Holz macht enormen Spaß. Toller Wein!

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Die eindrucksvolle Ausgewogenheit zwischen Kraft, Schlankheit und Dichte dieses nordamerikanischen Herzenswärmer, sehr anregender Merlot mit deutlichem Anspruch. Die Nase intensiv mit reifer, dunkler Frucht (Schwarzkirsche, Pflaume, Cassis) und gefühlvoller, animierender, röstiger Holzwürze. Dazu Gewürze (Nelke, Muskat), getrocknete Kräuter, Lakritz, Tabak und Kakao. Einen Hauch süßlich, etwas Vanille und herrlich wärmend. Gute Kraft, gewisse Komplexität, elegant – ist sehr gut balanciert und enorm stimmig. Am Gaumen wundervoller Samt, warm und geschmeidig, ja sanft. Noch letzte feine Gerbstoffreste. Erneut viel der reifen Frucht, das röstige Holz, die Würze und der Tabak. Galant, muskulös und fest gebaut, wirkt aber gleichzeitig schlank mit kühlen Elementen. Der Abgang schmelzig, sehr gut und lang. Wieder beste Frucht und Holzwürze, daneben insbesondere Lakritz und Vanille. Der Nachhall mit einer Idee wärmenden Alkohol auf Kakao und Bitterschokolade.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 16-18°C), verkostet im “Bordeaux Grand Cru” (Riedel Sommeliers)

Die Weine (bitte anklicken)
Wein175                                Silber

Barrique-Haus Verkostung zum 64.

Heute kurz und knapp, ein „Grosses Gewächs“ auf den Tisch gestellt und los geht’s. Es ist ein typischer „Pechstein“ vom Weingut Georg Mosbacher.

Prägend die dunkle Würze der immensen Mineralität. Null Petrol, absolut frisch, wahnsinnig gehaltvoll und massiv. Überwältigend. Ein Erlebnis, wenn auch nicht ganz so präzise wie andere Jahrgänge, bspw. der 2012er. Es „fehlt“ ein wenig an Eleganz und innerer Ausgeglichenheit. Wer urpfälzische Kraft sucht ist 100% richtig!

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Dass wir einen imposanten pfälzer Charakterkopf mit grenzenloser urwüchsiger Kraft und Mineralität im Glas haben. Dieser Riesling macht keine Gefangenen, kompromisslos. Überbordende Power, Opulenz und die einzigartige Pechstein-Würze. Die Nase intensiv mit deutlicher Reife. Haufenweise Kräuter, viel Honig, sehr kühl, mineralisch und erdig-dunkel-würzig (Pechstein). Dazu reifes Kern- und Steinobst sowie eine Spur Zitrus. Ungemein frisch, wuchtig, gehaltvoll, mächtig, komplex und Tiefe zeigend. Am Gaumen saftig und ein Maul voll Wein. Prächtig diese Kühle und zupackende Mineralität mit dieser außergewöhnlichen Pechstein-Aromatik. Erneut Kräuter, Honig und die reife Frucht. Frisch und präsent die feine, belebende Säure. Ordentlich Schmelz, dicht, üppig und massiv. Der Abgang sehr gut und sehr lang mit verschwenderisch viel Schmelz. Mineralisch-bissig, Salz, Griff und Druck in Hülle und Fülle. Wieder die Pechstein-Würze, Kräuter, gute Frucht und Zitrus. Beeindruckend.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 13-15°C), verkostet im “Hermitage” (Riedel Sommeliers)

Die Weine (bitte anklicken)
Wein174                                Gold

Bezugsquellen
Direkt im Barrique-Haus / Suche auf Wine-Searcher.com
Weinlage
Forster Pechstein

Barrique-Haus Verkostung zum 63.

Bisher konnten rote Burgunder im Barrique-Haus nicht überzeugen. Zeit dies zu ändern und der heutige Wein ist uns dabei sehr behilflich. Ins Glas wandert der Gevrey-Chambertin 2006 von der Domaine Rossignol-Trapet.

Der Gevrey-Chambertin ist ein „Dorflagenwein“. Die Trauben stammen nicht von einer einzelnen Parzelle wie bei den Premier Cru oder Grand Cru, sondern von verschiedenen Parzellen der Gemeinde. Mit der Handschrift des Winzers entsteht ein „Terroir-Wein“, der zeigt, welche grundsätzliche Aromatik und Stilistik von den Lagen und dem Winzer in diesem geographischen Bereich zu erwarten sind, eine Visitenkarte. Oft wird (wurde) diese im Burgund sehr vernachlässigt oder als „Traubenentsorgung“ genutzt, dabei sind diese Weine oftmals der erste Berührungspunkt mit dem Weinkonsumenten. Hier muss somit überzeugt, ja fasziniert werden. Die Preise tragen selbstverständlich zu dieser Erwartungshaltung bei.

Die Domaine Rossignol-Trapet erfüllt diese Aufgabe mit Bravour. Das Weingut wird von den Brüdern David und Nicolas betrieben und verfügt über 13ha Rebfläche. Qualitätsorientierung vom Anfang bis zum Ende ist für die Brüder eine Selbstverständlichkeit. Im Weinberg durch bspw. strenge Selektion der besten Klone, enorme Ertragsreduktion, Handlese und Dichtpflanzung. Dabei verteilt sich die nötige Traubenmenge auf mehr Rebstöcke, die ihrerseits den Trauben mehr Aroma und Extrakt mitgeben können. Gleichzeitig wird tieferes Wurzeln angeregt, was zu mehr Bodencharakter in den Weinen führt. Im Keller wird die moderne Technik bewusst eingesetzt, ebenso nicht auf Schönung verzichtet. Die Brüder verlassen sich auf ihre Erfahrung, um den Weinen die richtige Mischung zwischen Kraft, Eleganz und Feinheit mit auf den Weg zu geben. So schwankt je nach Jahrgang, Zustand der Trauben und Qualitätsstufe der Prozentsatz der Entrappung und des Neuholzanteils beim Barrique-Ausbau (zwischen 20% und 50%, wohl dosiert). Das Weingut arbeitet biodynamisch und ist Demeter zertifiziert.

Aller Aufwand trägt im Gevrey-Chambertin Früchte. Ein Pinot mit bester Substanz und Kraft (innere Konzentration, sehr fest gewirkt). Diese kommt stets erst im zweiten Schritt, denn zuvor lockt die Finesse und Eleganz sowie die reife Frucht und Aromatik. Dieser Balanceakt macht einen Pinot erst zu einem Pinot. Die Domaine zeigt was sie kann und weckt mit diesem „Dorfwein“ Begehrlichkeiten nach höherwertigen Weinen aus Einzellagen. Zu jederzeit wird stets rechtzeitig die Handbremse gezogen, um über die Kategorie der „Dorflage“ nicht hinaus zu schießen. Komplexität, Balance zwischen Feinheit und Kraft, Reife, Mineralität, Länge und Eleganz – alles da, aber nicht endlos und teils noch mit ein paar Ecken und Kanten. Viel Spaß macht dieser bodenständige, unaufdringliche, klassisch angehauchte Wein sehr wohl, kein Zirkus oder die große Show, sondern ein angenehmes, gelassenes Zwiegespräch. Äußerst charmant und Faszination ausübend. Auf diese Art und Weise, mit dieser Stilistik keine Konkurrenz von deutschen Spätburgundern!

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Dass wir einen sehr schönen, ungekünstelten Pinot im Glas haben, der mit seinem erhabenen Understatement nicht jedem gefallen will, aber genau dadurch reizt und Spannung aufbaut. Zeigt sehr viel, vor allem einen eigenen Stil. Die Nase intensiv mit markantem erdigem Altholz (bestens eingebunden). Pilze und die Idee von Waldboden. Dazu eine pikante Würze von Piment und Muskat, Lakritz, etwas Ruß und Noten von Kaffee. Stützend die reifen roten und schwarzen Beeren, die dunkle Seite dominierend aber ebenfalls sehr deutlich die süßliche Kirsche. Ein paar getrocknete Kräuter und vegetabile Töne. Gute Kraft, fest gewirkt, eher warm und durchaus fein. Gewisse Komplexität und Eleganz. Am Gaumen kühl, schlank und spürbare Mineralik. Dabei kräftig, fest und eine sehr gute Substanz. Tolle Balance zwischen der reifen Frucht und dem Altholz. Feine, merkliche Gerbstoffe und eine Spur grüner Elemente. Elegant und fein – aber nicht unendlich. Der Abgang schmelzig, sehr gut und sehr lang. Nachhaltig mit herber Bitterschokolade und einer Prise Kaffee. Leicht trocknende Gerbstoffe und etwas wärmender Alkohol. Erneut sehr passend die Abstimmung zwischen der Frucht und dem Holz, fest und Komplexität zeigend.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 16-18°C), verkostet im “Bordeaux Grand Cru” (Riedel Sommeliers)

Die Weine (bitte anklicken)
Wein173                                Silber

Bezugsquellen
Pinard de Picard / Suche auf Wine-Searcher.com