Das Weingut Pfirmann aus Landau-Wollmesheim geht noch als Geheimtipp durch, ist unter den Weinenthusiasten aber teilweise schon gut bekannt. Wir mögen das „Unwort“ Preis-Leistungs-Verhältnis beim Thema Wein überhaupt nicht. Dafür gibt es zu viele unterschiedliche Weinstile und Interpretationen – jeder von Euch muss selbst entscheiden, ob das PLV für ihn passt oder nicht. Hier aber, kommen wir um diesen Begriff nicht umher. Bei Pfirmann bekommt ihr Qualität ins Glas. Für weniger als 10 Euro, oftmals deutlich unter dieser Grenze. Das ist fair, sehr sympathisch und bringt Freude. Ihr könnt Euch für jeden Wein entscheiden der Euch gefällt, ohne vorher einen prüfenden Blick in die Geldbörse werfen zu müssen.
Darüber hinaus gibt es nicht nur die Qualität, sondern zusätzlich eine Handschrift, einen eigenen Stil – gerade bei den uns zur Verfügung gestellten Rieslingen. Also Pfirmann im Glas, Qualität im Glas und Steine im Glas, denn die Kalkböden sowie die Lagen „Leinsweiler Sonnenberg“ und das“ Mütterle“ (eine Lage unterhalb des „Ilbesheimer Kalmit“) tun ihr übriges. Wir empfehlen zugreifen, probieren und Spaß haben. Chapeau! Hut ab!
Für Euch haben wir einen Wein in unser Weinprogramm aufgenommen. Den Riesling „Mütterle“ könnt ihr direkt bei uns erwerben.
Und wieder einmal ein Appetizer. Heute für das bald folgende Weingut Pfirmann aus Landau-Wollmesheim. Wir hatten einen besonderen Riesling im Glas. Handgelesen, spontan vergoren und im großen Stückfass (Holz) ausgebaut. Ein eigenwilliger und eigenständiger Wein, der sich gerade etwas zickig gibt. Wie so oft wird Ruhe bewahren helfen! Die Anlagen sind da, der Holzeinsatz vorbildlich zurückhaltend. So funktioniert Riesling und Holz, wie beispielsweise in großartiger Art und Weise bei dem Kastanienbusch R, unserem Wein von Gies-Düppel , oder den Weinen bei von Winning. Mehr davon bitte – aber nur, wenn wie in diesen Fällen, der Riesling über genügend Kraft, Frische und insbesondere Mineralität verfügt, um dem Holz Paroli bieten zu können! Denn vom Holz erschlagene Rieslinge gibt es schon zuhauf.
Dem Barrique-Haus gefällt besonders: Der sehr individuelle, fokussierte Charakter dieses Weines. Sehr intensive Nase mit reifem Kern- und Steinobst (Apfel, Pfirsich, Aprikose), reichlich Zitrus und markanter schöner Würze. Dazu strahlt der Duft sehr viel Frische und Kühle aus, durchaus mineralisch. Insgesamt sehr klar, wirkt einen Hauch kandiert und der Holzton wunderbar moderat im Hintergrund. Am Gaumen fest, dicht und kraftvoll. Darüber hinaus kühl, gute Mineralität, saftig, cremig, eine feine Säure und viel Würze. Der dezente Holzeinsatz merklich, der Wein ist noch aufrauend mit spürbaren Gerbstoffen. Der mittellange, leicht schmelzige Abgang sehr gut, salzig und erneut die tolle herbe Würze. Ein Bisschen Zitrus und weiterhin aufrauend. Dem Barrique-Haus gefällt weniger: Momentan sehr schwierig zu trinken und zu beurteilen. Der Wein ist noch wild und durcheinander. Anlagen sehr schön, abwarten. Es mangelt leider etwas an wirklicher Komplexität. Allein oder zum Essen?: Beides (bei 12-14°C)
Letzte Woche Verdejo, heute Aglianico. Eine weitere Rebsorte, die Ihr unbedingt ausprobieren solltet! Aglianico ist eine sehr alte Rebsorte und wird überwiegend in Süditalien angebaut. Sie kann brillante Weine hervorbringen, die charakteristisch von viel Kraft, starken Gerbstoffen und präsenter Säure geprägt sind. Etwas Flaschenreife ist somit unabdingbar. Den Naima konnten wir im Sonderabverkauf erwerben und was sollen wir sagen – was für eine genialer „Blindkauf“. Der Wein stammt aus dem westlichen Süditalien (Kampanien), etwa 50km südlich von Salerno.
Dem Barrique-Haus gefällt besonders: Die Leichtigkeit und Kühle, mit der dieser Charakterkopf trotz seiner urwüchsigen Kraft, Hochreife, starken Würze und prägnanten Säure daher kommt. Ein stilvoller Schmeichler mit guter Komplexität und Tiefe – beeindruckend. Die warme, verführende Nase intensiv und kräftig. Hochreife, teils getrocknete schwarze und rote Beeren, verschwenderisch viel Tabak sowie Kaffee. Dazu haufenweise frische und getrocknete Kräuter, Lakritz und Gewürze (Nelke, Muskat, Pfeffer). Exzellente wunderbare Holzwürze und frische, mineralische Elemente. Bildschön. Am Gaumen überraschend kühl, gewisse Mineralität, elegant und leicht wirkend. Aber natürlich auch wuchtig und zupackend. Gute Frucht, starke Würze, belebende Säure, samtig und trocknend. Reife, voll integrierte, ausgeprägte Gerbstoffe. Sehr guter, vielschichtiger Abgang mit enormer Länge. Süßlicher Schmelz, salzig, warm und trocknend. Prächtige hocharomatische Frucht, insbesondere deutliche Sauerkirsche, Kaffee und Tabak in Hülle und Fülle sowie eine breite Palette an Kräutern. Dem Barrique-Haus gefällt weniger: Fehlanzeige Allein oder zum Essen?: Beides (bei 17-19°C)
Jetzt nachgereicht, das Video zu unseren Spaniern von Frontaura y Victoria. Neu dabei, die beiden “Alltags-Tempranillos” aus dem Toro und dem Ribera del Duero. Der Wein aus dem Toro gefällt uns etwas besser, er ist runder und stimmiger, wirkt dabei dunkel, konzentriert, beerig und vor allem sehr würzig. Guter Abgang mit viel süßlichem Schmelz. Der Wein aus dem Ribera del Duero kommt mehr von der fruchtigen Seite, dazu Vanille, Karamell und Lakritz. Beides sind sehr einfache Weine, besitzen reichlich deutliche Gerbstoffe sowie Alkoholwärme. Also kühl trinken und etwas Essen dazu – so sind sie gedacht, und so passen sie auch gut.
Als Appetizer für unser Video zur Bodega Frontaura y Victoria heute ein Verdejo – eine Rebsorte, der ihr unbedingt etwas Aufmerksamkeit widmen solltet. Verdejo ist vor allem im Toro und Rueda beheimatet, im nördlichen Bereich der Hochebene von Kastilien in Spanien. Die Rebsorte kann ausgezeichnete Qualitäten hervorbringen mit sehr gutem Alterungspotential und ebenso ganz vorzügliche, leichte und erfrischende Weine – insbesondere im Verschnitt mit anderen Rebsorten wie bspw. Sauvignon Blanc. Unser heutiger Wein ist ein reinsortiger Verdejo und eine sehr gelungene Mischung. Frische, reife Frucht, gute Würze und schön nachhaltig. Eine sehr positive Überraschung für um die 7 Euro. Vega Murillo ist die preisgünstige Linie der Bodega Frontaura y Victoria.
Dem Barrique-Haus gefällt besonders: Dass es ein charaktervoller Wein aus heißem Klima ist, der trotzdem sehr schön frisch-mineralisch daher kommt. Die Nase intensiv, kräftig, frisch mit viel reifer Frucht. Kern- und Steinobst (mürber Apfel, Birne, Pfirsich), Zitrusaromen, pflanzliche Töne sowie gute Würze, Kräuter und Mineralität. Unterlegt von einer ganz leicht süßlichen Note (Honig). Im Mund dann leicht, frisch, kühl, durchaus mineralisch auf der einen Seite und auf der anderen Seite die würzige, reife Frucht, dicht wirkend, Substanz, ein paar Gerbstoffe sowie noch etwas Hefe. Guter, schön nachhaltiger Abgang mit merklichen Alkohol. Schmelzig, süßlich-fruchtig, fest, salzig und reichlich herbe Würze. Dem Barrique-Haus gefällt weniger: Fehlanzeige Allein oder zum Essen?: Beides (bei 13-15°C)
Hier der 2. Teil unseres Weinabends. Und der hatte es in sich!
Nachdem wir die Weine der Bodega „Del Palacio de los Frontaura y Victoria Villabuene del Puente“ in Ruhe über Weihnachten verkostet hatten, stand für uns fest, dass wir diese Weine importieren werden und Euch unbedingt auf unserer Weinliste anbieten möchten. Die Bodega wurde 1999 gegründet und nachdem die Rebflächen auf Vordermann gebracht waren, Top-Personal zur Verfügung stand und die beste Kellertechnik einsatzbereit war, konnten im Toro 2004 (Bodegas Frontaura) und im Ribera del Duero 2005 (Nexus Bodegas) die ersten wunderbaren Weine abgefüllt werden.
Im Toro befinden sich die Reben auf 645m Höhe und wurzeln in steinigem Schwemmland. Das Ribera del Duero zeichnet sich durch Höhenlagen von 700 bis 1000m aus, die Böden bestehen verbreitet aus Tongestein mit Kalkeinlagerungen. Beide Weinanbaugebiete liegen in der Hochebene von Kastilien, im Umkreis der Stadt Valladolid im nördlichen Zentralspanien. Wir haben uns für 4 Weine entschieden. Alle Weine sind reine Tempranillos (Tinta de Toro bzw. Tinta del Pais) und werden in franz. Barriques aus Eiche ausgebaut. Der Nexus Cosecha (60.000 Flaschen) und Dominio de Valdelacasa (90.000 Flaschen) jeweils 6 Monate im gebrauchten Holz, der Reserva (45.000 Flaschen) und Nexus + (5.000 Flaschen) jeweils 18 Monate in neuer, bester Allier-Eiche.
Wir sind zutiefst begeistert von diesen Weinen. Das Toro würziger und dunkler wirkend als das Ribera del Duero, das etwas feiner, leichter daherkommt. Also eine reine Stilfrage, wir lieben beides. Die Weine sind einfach perfekt vinifiziert. Da stört nix, da fehlt auch nix, es passt einfach alles! Wir verzichten an dieser Stelle auf die Aufzählung von Attributen und werfen einfach 3 Worte in den Raum: Harmonie, Eleganz, Frische.
Zugreifen! Probieren! Genießen! Mehr können wir Euch nicht ans Herz legen.
Nexus Bodegas – Nexus Cosecha 2011 (zur VKN)
- reife, süße Frucht trifft Schmelz und einen Hauch von Karamell -
Eine beachtliche Auswahl „Großer Gewächse“ stand am Sonntag für Fachbesucher in Köln zur Verkostung parat. Wir machten uns auf den Weg, um Euch Informationen aus erster Hand zu liefern und vielleicht auch demnächst, den einen oder anderen Wein mit in unser Angebot aufzunehmen.
Dank dem VDP für die sehr gute Organisation – leider hatte die Veranstaltung an sich 2 grobe Schwächen, die einfach nicht sein müssen! Die Räumlichkeiten waren viel zu klein für die Menge der Besucher und die Vielzahl der Weine wurde „notdürftig“ in Schalen mit Eis gekühlt. Hier stehen also grandiose Weine auf der einen Seite und auf der anderen keine Rückzugsmöglichkeiten, keine saubere Luft und keine vernünftigen Trinktemperaturen. In Ruhe riechen war kaum möglich und brachte bei „Rotkäppchensekttemperaturen“ auch recht wenig. Einige Winzer bemühten sich mehr am Temperaturproblem etwas zu tun, andere weniger. Einfach schade. Insgesamt ergaben sich dann aber doch Eindrücke und Tendenzen, nachdem wir die Weine infolge des Kälteschocks im Mund erwärmt hatte…
Also denn, ran an die Weine. Wir pickten uns jeweils einige Erzeuger aus den verschiedenen Regionen und „Here are the results oft he Barrique-Haus Vote“.
In Rheinhessen könnt ihr mit Battenfeld-Spanier/Kühling-Gillot, Wittmann und Keller einfach nichts falsch machen, bei keinem Wein. Grandiose Weine – punkt. Wenn man denn will: schlank/glasklar vs. fetter/salzig vs. irgendwo dazwischen. Ebenfalls beeindruckend war Wagner-Stempel, wobei uns der „Heerkretz“ etwas besser als der „Höllberg“ gefiel. Gunderloch konnte uns leider nicht überzeugen.
Unsere heutigen Top-3: „Pettenthal“ von Kühling-Gillot (must have!!!), „Morstein“ von Wittmann, „Frauenberg“ von Battenfeld-Spanier. Ja, wir lieben Steine.
Tja, was sollen wir zur Nahe noch sagen, kein Anbaugebiet besitzt diese Qualität in der Breite. Fast jedes „Große Gewächs“ trägt seinen Namen mit Recht. Und die Weinstile können kaum unterschiedlicher sein. Den Weinfreund freut’s.
Ganz vorn dieses Jahr das Schlossgut Diel. In sich ruhende, harmonische und zutiefst elegante Rieslinge. „Goldloch“ und „Burgberg“ sind großartig. Ebenso die „Hermannshöhle“ (ein mineralischer Gigant) von Dönnhoff und das „Felseneck“ (Sponti, viel Frucht, viele Steine) von Schäfer-Fröhlich. Bei Dönnhoff sind die Weine rauer, rustikaler und zutiefst mineralisch, bei Schäfer-Fröhlich viel „leichter“ und fruchtiger. Auch erstklassig, aber knapp dahinter sind Emrich-Schönleber, Gut Hermannsberg und Prinz Salm.
Unsere heutigen Top-3: „Hermannshöhle“ von Dönnhoff, „Burgberg“ von Diel, „Dellchen“ von Dönnhoff (Kräuterwiese, salzig, mineralisches Monster).
Die Mosel, unser Sorgenkind. Bis heute sind uns einfach viel zu wenige Weine der Güte „Großes Gewächs“ über den Weg gelaufen. Viel zu oft werden wir enttäuscht, so auch in Köln. Eigentlich wollten wir möglichst viele Moselweine probieren, stellten das Projekt aber nach einigen Probanden ein. Guten Gewissens und mit viel Freude können wir die „Großen Gewächse“ von Clemens Busch empfehlen. Insgesamt sehen wir die Stärke der Mosel in anderen Bereichen.
Ganz anders sieht die Sache an der Saar und Ruwer aus. Von Othegraven beeindruckt mit „Altenberg“, „Herrenberg“ und „Bockstein“. Vor allem die ersten beiden haben enorme Substanz und brauchen Zeit. Auch von Hövel mit dem „Hörecker“ und „Scharzhofberg“ sowie der Karthäuserhof mit dem „Karthäuserhofberg“ sind erstklassig.
Unsere heutigen Top-3: „Altenberg“ von Othegraven, „Scharzhofberg“ von Hövel, „Bockstein“ von Othegraven.
Gegen Ende der Veranstaltung „überprüften“ wir noch einige Weine aus der Pfalz erneut. Es bleibt beim Alten, das Triumvirat aus Bürklin-Wolf, Rebholz und Christmann steht an der Spitze mit zum Teil phänomenalen Weinen. Die von Winning Weine zeigten sich viel besser als vor einem halben Jahr, absolut erstklassig – eben mit dem eigenen Stil, der nicht ganz unsere Vorlieben trifft. Wer denn vom Establishment abweichen möchte, dem sei Kranz und Siben Erben abermals ans Herz gelegt. Nicht alles in der Pfalz verdient die Bezeichnung „Großes Gewächs“.
Unsere heutigen Top-3: „Kastanienbusch“ von Rebholz, „Idig“ von Christmann, „Reiterpfad“ von Christmann Zum ausführlichen Pfalzbericht.
Generell ist an dieser Stelle vielleicht einmal zu erwähnen, dass die „Großen Gewächse“ aus der Pfalz, insbesondere in diesem jungen Stadium, im Allgemeinen unzugänglicher sind als bspw. die Nahe oder das schmeichelnde Rheinhessen. Die Weine werden auch niemals sanfte Charmeure werden. Es bleiben aber beeindruckende, teils große Weine, die wir aufgrund ihrer Wildheit, Würze und frischen Mineralität in unser Herz geschlossen haben. Manchmal einfach sture, liebenswerte Charakterköpfe. Oft wird über die Weine einfach zu Unrecht hergezogen.
Die Kurzprobe. Zu Gast beim Winzer oder Weinhändler, auf Veranstaltungen oder irgendwo unterwegs – wir versorgen Euch mit unseren Eindrücken. Bitte behaltet stets im Hinterkopf, dass es sich nicht um ausführliche Verkostungen in unserem Barrique-Haus (unter geregelten Bedingungen) handelt. Sonst hoffen wir, Euch den einen oder anderen wertvollen Tipp mit an die Hand zu geben. Viel Spaß!
Gestern war erneut ein wunderbarer Weinabend im Barrique-Haus. Wir verkosteten Weine aus Italien und Spanien. Hier unsere Eindrücke zu den italienischen Weinen. Bilder der Weine und alles rund um Spanien dann demnächst. Lasst Euch überraschen!
F.lli Oddero – Dolcetto d’Alba 2009 (Piemont)
Deutliche Sauerkirsche, herbe Kräuterwürze (wenn man denn mag Bittermandel), gute Substanz, cremig, mittellang, etwas trockend -> 90 Punkte, schöner Wein aber kein Must-Have
Canalicchio Franco Pacenti – Rosso di Montalcino 2008 (Toskana)
Traumhafte Italiennase, klassischer Rosso, viele Kräuter, tolle Frucht, weich, lang -> 93 Punkte, ausgezeichneter Rosso, wunderbar
Castello di Fonterutoli – Chianti Classico 2007 (Toskana)
Röstiges Holz (viel davon), gute Frucht, kühl, Substanz, tolle Frucht und schmeichelndes Holz am Gaumen, Schmelz, gute Länge -> 94 Punkte, kein Chianti, aber ein richtig guter Wein, vorzüglich
Podere „Le Boncie“ – Chianti Classico „Le Trame“ 2007 (Toskana)
- biodynamisch, spontan, unfiltriert -
komplex und tief, Kuhstall, Frucht und Würze, richtig Substanz, spannend, dicht, sehr lang und nachhaltig, ein richtiger Charakter -> 95 Punkte, nichts für jedermann, wir lieben es!
Eine neue Videoreihe startet – wir stellen Euch Weingüter vor!
Wir haben am Wochenende das Weingut Stefan Meyer in Rhodt (Pfalz) besucht. Da tut sich einiges, denn der Junior sitzt nun am Steuer. Und wie meistens bedeutet das tiefgreifende Veränderungen und für uns Weinfreunde qualitativ hochwertige Weine mit viel Leidenschaft. Hier hängt sich jemand richtig rein und will vorwärts. Das Weingut soll vor allem Richtung der Burgundersorten, weiß wie rot, ausgerichtet werden.
2009 war Stefan Meyers erster Jahrgang und auf Anhieb gelangen ihm 2 ausgezeichnete Spätburgunder. Zum einen der „Schwarzer Letten“ (Lehmboden, Reben bis 35 Jahre alt) und zum anderen der „Rosengarten“ (Muschelkalk), Handlese und nachhaltige Weinbergsarbeit sind für ihn dabei selbstverständlich. Für beide Weine verwendet er nur beste Barriques mit schmeichelnder Toastung und sein Ziel ist es, insbesondere die Frucht perfekt heraus zu arbeiten. Und das ist gelungen! Beide Weine haben das, was wir uns von einem Spätburgunder wünschen. Reife Frucht, animierendes Holz, Eleganz und Komplexität. Der „Schwarze Letten“ etwas leichter, feiner mit mehr pflanzlichen Aromen als der „Rosengarten“. Dieser ist deutlich kräftiger, wirkt dunkler in der Frucht und schokoladiger mit mehr Schmelz im Abgang. Zwei tolle Weine deren gemeinsame Handschrift sehr deutlich ist, sich aber auch wunderbar voneinander unterscheiden. Großes Kompliment und weiter so!
Zur Präsentation hat uns Stefan Meyer seine „Hommage an der Weinbauort Rhodt“ mitgeben. Der „Ein Liter Rhodt“ ist genau so, wie ein „neuer“ deutscher Basisrotwein sein muss – kräftig und süffig! Hier sollten sich viele Weingüter einmal ein Beispiel nehmen – und nicht die oftmals dünne, pflanzliche und gerbstofflastige Plörre produzieren. Das Cuvée aus Cabernet Dorsa, Frühburgunder und Syrah ist sehr gut gemacht, rund und trotz, dass er ein „einfacher“ Wein ist, wirkt er zu keiner Zeit banal oder kitschig. Nein, er hat sogar richtig Substanz und ist ein Charakter. Lecker und eine tolle Weinidee. Hier kommen Freaks und Gelegenheitsweintrinker zusammen und trinken den Liter weg wie nix.
Ein Liter Rhodt 2011
Dem Barrique-Haus gefällt besonders: Das es ein Musterexemplar für einen süffigen, trinkigen, zugänglichen und ganz wichtig – kräftigen – deutschen Basisrotwein ist. Die Nase intensiv, geprägt von der kräftigen Frucht und sehr röstig wirkend. Viele dunkle Beeren und ein paar rote. Dazu Gewürze, Kräuter, etwas Karamell und Vanilletöne. Einfach aber gut. Am Gaumen weich und sanft, trotzdem kräftig mit einer guten Substanz. Sehr viel dunkle Frucht und enorm schokoladig. Herbwürzig, ein wenig Karamell und ein paar Gerbstoffe. Im guten, mittellangen Abgang erneut dunkelfruchtig-schokoladig, herbe Würze, etwas Karamell und ein Hauch Vanille. Wärmender Alkohol. Sehr rund und stimmig. Dem Barrique-Haus gefällt weniger: Fehlanzeige Allein oder zum Essen?: Beides (bei 16-17°C)
Pinot Noir “Rhodter Rosengarten” 2009
Dem Barrique-Haus gefällt besonders: Die eindrucksvolle Symbiose zwischen dem verführerischen Holz und der hochreifen, schmeichelnden Frucht. Der Rosengarten ist elegant und fein, wie es sich für einen Spätburgunder gehört, besitzt aber auch richtig Kraft und wirkt trotz aller Reife angenehm frisch. Die Nase intensiv, komplex und etwas Tiefe zeigend. Einerseits die ausgeprägte röstig-rauchige Holzwürze, getrocknete Kräuter und Gewürze (Nelke, Muskat). Andererseits die sehr saubere, hochreife, teils getrocknete Frucht. Rote und schwarze Beeren, insbesondere dunkle Kirschen. Dazu auch erdige Aromen, Waldboden, pflanzliche Töne und etwas Mineralität. Am Gaumen wieder deutlich das exzellente Holz, die reife, eher dunkle Frucht sowie die herbe Würze. Gute Kraft, kühl (gewisse Mineralität), wirkt weich, dicht, feinsaftig und schokoladig. Die sehr feinen Gerbstoffe noch präsent. Der sehr gute Abgang ist sehr nachhaltig mit viel Schmelz und ein wenig wärmenden Alkohol. Erneut kraftvoll, die hochreife Frucht, die Holzwürze und reizvolle, herbe pflanzliche Aromen. Dazu enorm viel Bitterschokolade. Dem Barrique-Haus gefällt weniger: Fehlanzeige Allein oder zum Essen?: Beides (bei 17-19°C)
Das Weingut Di Majo Norante befindet sich im südlichen Mittelitalien in der Region Molise. Dort hat man es sich zur Aufgabe gemacht, die traditionellen Reben an die Moderne anzupassen und eigenständige, charaktervolle Weine zu produzieren, soweit wie möglich wird biologisch gearbeitet. Der Ramitello besteht aus 80% Montepulciano und 20% Aglianico. Der Ausbau erfolgt im Stahl und Holzfass, etwa 100.000 Flaschen werden produziert. So gut wie dieses Mal, hatten wir ihn noch nie im Glas. Endlich waren die Gerbstoffe ergänzend, tragend und nicht dominierend. Einmal mehr ein Beweis, dass diese kräftigen Weine aus südlichen Gefilden einfach Zeit brauchen und man ihnen diese geben sollte. Der Ramitello – individuell, wunderschön und nicht zu teuer.
Dem Barrique-Haus gefällt besonders: Der vorzügliche Holzeinsatz und der Ramitello ist trocken, aber nicht trocknend, wie leider viele italienische Weine. Eher ein Gentlemen, schmeichelnd, alles ist im Fluss, rund und harmonisch. Der verführerische, eher feine Duft wirkt trotzdem konzentriert und wuchtig. Im Vordergrund röstig und die leicht gereifte, zarte Holzwürze. Viel Tabak und etwas Kakao. Dazu kommen kräftige, reife dunkle Beeren (Johannisbeeren, Brombeeren, dunkle Kirschen) sowie blumige/florale Töne, Lakritz, Gewürze und Kräuter. Reizvoll rund und etwas Alkohol. Im Mund saftig, samtig und etwas Kühle. Gute Kraft, erneut die feine Holzwürze und die dunkle Frucht. Feine, jetzt integrierte, moderate Gerbstoffe und viel Frische. Reichlich süßlicher Schmelz und ein Touch wärmender Alkohol im sehr guten, sehr nachhaltigen Abgang. Wiederum holzwürzig-dunkelfruchtig, Kakao und Lakritz. Dem Barrique-Haus gefällt weniger: Fehlanzeige Allein oder zum Essen?: Beides (bei 17-19°C)