Kategorie Archiv: France

Barrique-Haus Verkostung zum 113.

Heute steht ein Ausflug in die Welt des Schaumweines an. Dabei muss es nicht immer Champagner sein. Sowohl preislich als auch qualitativ gibt es hervorragende Alternativen: beispielsweise Winzersekt aus Deutschland oder Österreich, Cava aus Spanien, Spumante aus Italien und Crèmant aus Frankreich.

Unser heutiger Crèmant stammt von der Loire. Es handelt sich um Crémant de LoireExcellence“ aus dem Hause „Bouvet Ladubay“. Ein per traditioneller Flaschengärung erzeugter trockener Schaumwein (brut) bestehend aus 80% Chenin Blanc und 20% Chardonnay. Der Wein überzeugt und spielt seine Stärken in seiner Unkompliziertheit und seiner Vielfalt aus.

Bestens geeignet als Aperitif, als Begleiter von Speisen und Nachtischen und ebenfalls als Partywein. Er präsentiert sich sehr fruchtig mit viel Zitrusfrische und durchaus gehaltvoll mit schönem Schmelz. Dazu kommt ein Wechselpiel zwischen herben Kräutern und hervortretender Süße. Zu beziehen bei unserem Werbepartner Vinello.

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Dass dieser Crémant ein überzeugender, unkomplizierter und animierender Schaumwein ist. Die Nase intensiv und sehr hefig. Klar, kühl und viel Frische ausstrahlend. Präsente Zitrusaromen (Zitrone, Limette) sowie reichlich frische, herbe Kräuter (Minze). Dazu kommen helle, sehr reife Früchte in Hülle und Fülle (bspw. Apfel, Melone, Tendenz Richtung Südfrucht). Am Gaumen kühl, saftig, sehr stoffig und mit viel Schmelz ausgestattet. Gewisse Kraft, feine Perlen. Herb und zitrusgeprägt, die Aromatik der Nase setzt sich fort. Der Abgang ordentlich und kurz. Frisch mit leichtem Biss. Erneut herb, hefig und zitrusgeprägt. Deutlich hervortretende Süße.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 10-12°C), verkostet im “Riesling Grand Cru” (Riedel Sommeliers)

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Wein252                                Bronze

Bezugsquellen (Beispiele)
Vinello Dresden / Suche auf Wine-Searcher.com

Barrique-Haus Verkostung zum 109.

Vor fast 10 Monaten waren wir schon einmal begeistert von einem Wein der „Domaine des Hauts Châssis“. Genauer gesagt vom „Les Châssis“. Heute kommt ein weiterer dazu. Es handelt sich um den kleinen Bruder „Les Galets“.

Abermals ein Syrah im Pinot-Gewand mit eindrucksvoller Prägung durch das Terroir. Mineralität und Bodenprägung stehen im Vordergrund. Feinheit und Eleganz geben sich die Klinke in die Hand. Zu keiner Zeit ein Protz, sondern ein Wein mit Finesse. Er erreicht nicht das Niveau des „Les Châssis“, für die Trinkfreude ist dies jedoch völlig belanglos.

Insgesamt etwas „fülliger“ und vor allem mit prägnanter erdiger Würze. Er erinnert in Ansätzen an einen deutschen Spätburgunder, ist jedoch ein deutlicher Syrah mit Herkunft. Jetzt langsam austrinken. Chapeau zum Zweiten!

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Die eindrucksvolle Stilistik dieses Weines. Feinheit, Eleganz, Frische und Mineralität stehen im Vordergrund. Hervorragender Schliff. Die Nase intensiv und enorm erdig. Dazu eine präsente, rauchig-röstige und pfeffrige Holzwürze. Viele herbe und getrocknete Kräuter/Pflanzen. Weiterhin reife, z.T. eingekochte rote und dunkle Beeren (Himbeere, Cassis, Schwarzkirsche). Etwas Lakritz und Tabak. Unterlegt von einem markanten, fleischig-animalischen Ton. Kühl und deutlich mineralisch. Athletische Kraft, sehr fest und straff. Zeigt sich durchaus komplex. Schliff und Balance. Elegantes und gefühlvolles Auftreten. Ungekünstelt und spannend. Am Gaumen kühl und reichlich Mineralität. Feinsaftig, sanft und seidig. Bleibt schlank und leichtfüßig trotz Kraft, Festigkeit und Dichte. Bestens geschliffen. Zeigt Finesse, erneut galant und fein. Lebendig mit guter Frische, gewisse Ruhe ausstrahlend. Die Aromatik der Nase setzt sich geschlossen fort. Der Abgang schmelzig, sehr gut und sehr lang. Lange mineralisch nachhaltig mit feiner Zartbitterschokolade und ein wenig Kakao. Vielschichtig, fest, herb, frisch und eine Idee wärmend.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 17-18°C), verkostet im “Hermitage” (Riedel Sommeliers)

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Wein244                                Silber

Bezugsquellen (Beispiele)
Extraprima Mannheim / Suche auf Wine-Searcher.com

Barrique-Haus Verkostung zum 106.

Sehr selten berichten wir im Barrique-Haus über die „gehobene Wein-Basis“. Über Weine, die z.B. für Anlässe wie Geburtstage, Grill- und Gartenpartys einmal nicht im Discounter, sondern im Weinfachhandel für über 5 Euro aber deutlich unter 10 Euro gekauft werden. Diese Weine sollen in der Regel getrunken werden, nicht mehr und nicht weniger.

Heute machen wir für unseren Werbepartner „Le Wing“ eine Ausnahme, der sich auf französische Weine in dieser Preiskategorie spezialisiert hat. Ergänzt wird das Sortiment um einige höherwertige Weine bis ca. 15 Euro. Für die warmen und heißen Tage im Frühling wie Sommer bieten sich Weine aus dem mediterranen Klima des französischen Südens bestens an. Sie versprechen uns Wärme, Erholung, Urlaub und Lebensfreude. So auch die Weine der „Domaine La Blaque“ aus Pierrevert. Das Mittelmeer und Marsaille sind etwa 75km Luftlinie entfernt, die Sonne scheint an über 300 Tagen im Jahr. Die Weinberge sind mit 450m bis 550m sehr hoch gelegen, um die nötige Frische in den Weinen zu bewahren.

Wir verkosteten die Einstiegsweine des Weingutes: einen Weißwein, einen Rosé und einen Rotwein. Allesamt sind sie frisch, leicht und dicht. Geprägt von ihrer Frucht und ihrer herben, mediterranen Würze. Der Rosé und der Weißwein besitzen reichlich Schmelz am Gaumen und viel Süße. Die Weine sind gefällig, unkompliziert, sollen nirgends anecken und insbesondere einer breiten Masse an vor allem Gelegenheitsweintrinkern gefallen. Wir empfehlen alle Weine gut gekühlt mit seinen Gästen gemeinsam zu trinken. Den Weißwein aufgrund seiner deutlichen Süße als Aperitif, den Rosè als erfrischend-süßlichen Durstlöscher und den Rotwein als Begleiter zu beispielsweise Pasta oder Gegrilltem.

Die Weine (bitte anklicken)

Wein238   Wein239   Wein240
La Blaque – Blanc   2012 (zur VKN)

La Blaque – Rosé   2013 (zur VKN)

La Blaque – Rouge   2011 (zur VKN)

Bezugsquellen (Beispiele)
Le Wing Geldern / Suche auf Wine-Searcher.com

Barrique-Haus Verkostung zum 96.

Es ist einmal mehr an der Zeit ins Burgund zu schauen. Grundsätzlich trifft unser heutiger Wein zunächst eine Wunde die sehr schmerzt, für deren Heilung ein Mittel jedoch schwierig festzulegen ist. Umso größer sind die Schmerzen, je teurer die Weine sind. Es geht uns um die Stilistik.

Bei einem Weinkauf im Supermarkt ist relativ klar, dass er eine massenkonforme, sehr moderne und international orientierte Ausrichtung haben wird. Bei hochwertigem Wein aus dem Handel ist es leider extrem schwierig bis kaum zu erkennen, der „einfachen Weintrinker“ ist quasi chancenlos. Dabei reicht die Spanne von voluminösen Fruchtbomben bis hin zu den kargsten Puristen. Es besteht Handlungsbedarf! Der Kunde kauft die Katze im Sack.

Wie erkennt der Kunde in kürzester Zeit, ob ein Wein ihm zusagen könnte? Für unseren heutigen Fall beispielsweise, ob der Burgunder eine internationale, fruchtbetonte Stilistik aufweist oder ein vehementer sowie klassischer Vertreter seiner Herkunft ist? Aus unserer Sicht bleibt genau diese Frage fast immer unbeantwortet. Ein Unding. So hatten wir leider wieder einen Burgunder im Glas, wie wir ihn nicht mögen. Schade ums Geld, völlig unabhängig von möglichen oder tatsächlichen Punkten.

Der „Vosne-Romanée“ 2007 von Alain Jeanniard zeigt in einigen Details sehr gutes handwerkliches Geschick. Die blumigen und getrocknet-pflanzlichen Aromen gefallen. Insgesamt harmonisch und mit Feinheiten. Dazu kommen jedoch eine ins Kitschige abdriftende Frucht, grünliche Töne, wenig wirkliche Substanz und spürbarer Alkohol. Kurzum, deutlich ein Prämiumwein und damit Barrique-Haus „Silber“. Nicht mehr und nicht weniger. Pinot-Spaß geht anders.

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Im Prinzip recht wenig. Himbeere und Kirsche überall, enorm moderne Ausrichtung. Das handwerkliche Geschick spürbar, sehr harmonisch. Auch die feinen, blumigen Aromen gefallen. Die Nase intensiv, einfach und insgesamt ein subtil-harmonischer Stil. Kirschsaft mit Pflanzentönen. Dazu Himbeere, blumige Aromen, eine Spur welkes Laub und getrocknete Kräuter. Gefühlvolles, mittelkräftiges Holz. Schlank und leichtgewichtig – ebenso am Gaumen mit ein wenig wässrigem Mundgefühl. Zartes Holz gibt den Körper. Herb-fruchtig, blumig-kräutrig und Bitterschokolade. Balance ist gut, Gerbstoffe und Säure (viel) sind fein. Gefühlvoll, wieder insgesamt einfach. Der Abgang gut, lang und schmelzig. Bekannte Aromatik setzt sich fort mit süßlicher Kirsche im Fokus. Etwas trocknend und merklicher Alkohol.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Der Pinot ist einfach nicht authentisch, wirkt gemacht und zusammengebaut für die Gastronomie. Die Traubenbasis war vielleicht auch nicht die Beste, grünliche Töne begleiten den gesamten Wein. Erinnert oftmals an Saft. Letztendlich schmeckt er schon, tut an keiner Stelle weh, verwöhnt oder fasziniert jedoch zu keinem Zeitpunkt. Jetzt langsam austrinken.
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 17-18°C), verkostet im “Bordeaux Grand Cru” (Riedel Sommeliers)

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Wein220                                Silber

Bezugsquellen (Beispiele)
Suche auf Wine-Searcher.com

Barrique-Haus Verkostung zum 94.

Ein perfekter Glückstreffer beim Blindkauf. So muss die Überschrift unseres heutigen Weines lauten. Etwas aus dem Südwesten Frankreichs sollte es sein und wir landeten bei Elian da Ros in der Appelation Côtes Du Marmandais.

Einer der Aufsteiger der letzten Jahre, wie wir nun erfahren haben. Nach seiner Lehre und Tätigkeit als Kellermeister bei der Domaine Zind-Humbrecht im Elsass übernahm er das schwächelnde Weingut seiner Eltern und brachte mit dem Jahrgang 1998 seine ersten Weine hervor. Glücklicherweise konnte er auf über 30 jährige Rebstöcke der typischen Sorten aus dem Bordeaux zurückgreifen.

Kompromisse gibt es nicht. Die Bewirtschaftung erfolgt nach den Grundsätzen der Biodynamik und das „kontrollierte Nichtstun“ prägt den gesamten Herstellungsprozess. Das bedeutet bspw. ausschließlich Handlese, Spontangärung, keine Schönung und keine Filtrierung. Darüber hinaus baut Elian da Ros seine Weine oxidativ aus und füllt sie möglichst ohne Schwefelung ab. Die Herkunft authentisch in die Flasche, nicht mehr und nicht weniger. Der Chante Coucou 2006 ist schlichtweg grandios. Ein bildschöner Wein. Bezaubernd.

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Die Eleganz und Feinheit, die dieser bildschöne Wein jederzeit ausstrahlt. Eine zutiefst authentische Persönlichkeit, völlig unaufdringlich, perfekt Balance und mit nobelsten Aromen. Ein Genuss. Die Nase intensiv, animalisch und mit verschwenderischer Würze. Feiner Tabak in Hülle und Fülle, Pfeffer, Nelke, Muskat, etwas Leder, Lakritz, Noten von Kakao und ein paar Kräuter. Unterlegt von einem dezenten, rauchig-röstigen Holz. Dazu eine perfekt reife, dunkle Frucht (Cassis, Heidelbeere, Sauerkirsche). Kraftvoll, kompakt und konzentriert. Vielschichtig, glänzt mit Noblesse und Filigranität. Kühl und Mineralität andeutend. Enorm anregend. Am Gaumen kühl und gute Mineralik. Sehr saftig und frisch. Graziler Tabak und Cassis im Vordergrund, die komplexe Aromatik setzt sich fort, Tiefe zeigend. Seidig mit zartem Samt, feinste Gerbstoffe. Stilvoll, subtil, leichtfüßig – trotz der Kraft und Festigkeit. Schokolade und edler Kakao. Der Abgang sehr gut, sehr lang mit einem süßlichen Schmelz. Frisch, kühl, mineralisch mit einem leichten Säurebiss. Erneut die vollständige, breite Palette an Aromen. Sehr nachhaltig auf Tabak, Kakao und Bitterschokolade mit noch deutlichen Gerbstoffen. Wärmend.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 17-19°C), verkostet im “Bordeaux Grand Cru” (Riedel Sommeliers)

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Wein216                                Gold

Bezugsquellen (Beispiele)
Karl Kerler Nürnberg / Suche auf Wine-Searcher.com

Barrique-Haus Verkostung zum 78.

Unsere letzte Flasche der Domaine Lécheneaut wanderte vom Keller aus in die bereitgestellten großen Weingläser. Es handelte sich um den „Les Damodes2006. Ein fast Premier Cru, da ein kleiner Teil der Trauben aus dem nicht dafür zertifiziertem Bereich dieser Lage stammt.

Quasi eins zu eins können wir unseren letzten Artikel zu diesem Weingut wieder hervorholen. Der Qualitätssprung zum Morey-Saint-Denis ist deutlich, schlüssig zeigt sich der identische, äußerst moderne Stil. Ganz klare Betonung der Frucht und Verzicht auf jegliches Konfliktpotential. Ecken oder Kanten gibt es nicht.

Es ist schon schlüssig, dass es hier um Parker, Gastronomie und vorzugsweise den US-Markt geht. Um authentischen Wein und Tradition geht es jedenfalls nicht. Für uns persönlich fühlt es sich einfach nicht nach Pinot Noir aus dem Burgund an. Böse gesagt, wirken die Weine sehr geglättet und nur bedingt charakterfähig.

Es muss selbstverständlich auch gesagt werden, dass die Weine richtig gut sind. Und je nach Anlass und Erwartungshaltung auch nicht verkehrt. Sie können ein Türöffner sein durch ihre schmeichelnde Trinkigkeit.

Hervorzuheben ist das Alterungspotential des „Les Damodes“. Er zeigte sich noch jung und frisch, als wären keine 7 Jahre bereits vergangen.

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Dass dieser moderne Burgunder sich nicht die geringste Blöße gibt. Ein perfekt gemachter Wein, noch absolut jung, nichts stört oder eckt an. Die Nase intensiv, fruchtbetont und modern. Markante Kirsche, weiterhin reife rote aber auch dunkle Beeren, teilweise überreif wirkend. Dazu ein sehr dezentes, röstiges Holz. Präsentiert sich jung und frisch. Prägend die floralen, blumigen Aromen. Etwas Erde, Kakao und Spuren von Tabak. Durchaus eine ausgeprägte Würze mit gewisser Straffheit. Komplex aber nicht ewig. Eher leichtgewichtig mit Konzentration. Geschmeidig und galant. Am Gaumen sanft und weich mit gewisser Mineralik. Sehr leicht und enorm schlank. Viel Frische von der sehr feinen Säure. Feinsaftig mit wärmender, reifer Frucht. Floral/blumig, Kakao und herbe Würze. Das Holz kaum merklich. Geradliniger Schliff, rund und harmonisch. Der Abgang schmelzig, sehr gut und sehr lang. Abermals fruchtbetont mit spürbarem Säurebiss. Nachhaltig auf Kakao und Bitterschokolade. Leicht und schlank.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 17-18°C), verkostet im “Bordeaux Grand Cru” (Riedel Sommeliers)

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Wein194                                Gold

Bezugsquellen (Beispiele)
N+M Mönchengladbach / Suche auf Wine-Searcher.com
Weinlage
Les Damodes

Barrique-Haus Verkostung zum 77.

Wie bereits beim Dorflagen Gevrey-Chambertin kann die Domaine Rossignol-Trapet nun auch mit einem Premier Cru vollends überzeugen. Insbesondere der klassisch-traditionell orientierte Stil und die Philosophie des Weingutes haben es uns angetan. Eine Aromatik, wie sie nur im Burgund zu finden ist, vor allem in Verbindung mit dem kongenialen Holz. So muss das sein. Darüber hinaus zeigt der „Clos Prieur“ eine enorme Mineralität. Das ist schlichtweg erstklassig.

Jetzt trinken scheint angesagt, alles wirkt entwickelt und das Holz könnte sich von nun an in den Vordergrund spielen. Etwas Obacht, er ist nicht unbedingt ein einfacher Wein. Ein unaufgeregter Charakterkopf der mitnichten jedem gefallen will. Wer sich auf ihn einlässt, dem offenbart er insbesondere, was Vielschichtigkeit und Tiefgründigkeit tatsächlich bedeuten. Mit Hektik und mal nebenher geht gar nichts, Slow Wine im wahrsten Sinne. Nicht ganz schafft er es, die Klasse der Nase am Gaumen und im Abgang weiterleben zu lassen. Ein beeindruckender Wein allemal.

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Dass dieser prächtige Pinot mit graziler Noblesse nicht geizt und vollkommen in sich ruht. Bildschöner Stil, perfekter Holzeinsatz. Ein Charakter. Die Nase intensiv mit ungemein viel Feinheit und Eleganz. Alles ist filigran, enorm komplex und deutlich Tiefe zeigend. Er wirkt verspielt, lebendig und leichtfüßig, dahinter ist aber stets die nötige Power und Konzentration. Gewisse Wildheit (fleischig), markantes Leder und Tabak. Dazu eine ausgeprägte getrocknete/welke Komponente (Kräuter, Laub, Waldboden). Brillantes Holz, da und auch wieder nicht (Richtung wärmendes Altholz). Ebenfalls präsent die reifen roten und schwarzen Beeren mit einer zarten, leichten Süße. Viele Gewürze und kühle Elemente. Authentisch, ungekünstelt – betörende Nase. Am Gaumen unerwartete, beträchtliche Mineralität, sehr kühl. Seidig, frisch und wie bereits beim Duft, lebt dieser Wein von seiner Vielschichtigkeit, tiefgründig. Imposante Balance der Aromen bei mittlerer Kraft. Ein wenig spielt sich das Holz in den Vordergrund, gibt eine Richtung hin zu Kakao und Tabak. Die sehr feinen Gerbstoffe absolut rund, dennoch dezent trocknend. Der Abgang fest und schmelzig, sehr gut und sehr lang. Durchaus zupackend und kraftvoll. Enorm nachhaltig auf herben Kakao und edelste Bitterschokolade. Über alles erhaben. Abermals die grandiose Komplexität der Aromatik. Trocknet wieder etwas nach.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 17-18°C), verkostet im “Bordeaux Grand Cru” (Riedel Sommeliers)

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Wein193                                Gold

Bezugsquellen
Pinard de Picard / Suche auf Wine-Searcher.com
Weinlage
Clos Prieur

Barrique-Haus Verkostung zum 72.

Wie heißt es doch so schön, man sieht sich immer zweimal im Leben. Wir treffen erneut auf die Domaine Lécheneaut, die beim ersten Mal nicht überzeugen konnte.

Beim heutigen Morey-Saint-Denis 2006 gibt es keinen Grund für Beanstandungen. Der Wein hat sich sehr gut entwickelt und steht bestens im Glas. Dieser Pinot liegt ganz klar auf der sehr gefühlvollen, geschmeidigen und grazilen Seite. Nichts ist straff oder herb. Reichlich Frucht und florale Aromen. Dazu zarte Würze und Mineralik (dezent erdig). Eine ungemein moderne Interpretation, exzellent gemacht.

Ausgesprochen vielen Weintrinkern wird dieser Charmeur bestens gefallen. Für uns persönlich ist er einen Tick zu „modern“, im Sinne von, wir haben zu sehr das Gefühl einen „Konzeptwein“ zu trinken. Wir mögen es rustikaler, wilder und bodengeprägter. Ein schönes Einmalerlebnis, Verbundenheit baut sich dennoch keine auf. Wir sitzen lieber an einem altehrwürdigen, abgenutzten Holztisch als am designten, blitzblankpolierten Glastisch. An der Qualität gibt es nichts zu mäkeln, eine reine Stilfrage. Wir stehen erneut zur Aussage des Ursprungartikels. Es gibt für weniger Geld spannendere und individuellere Spätburgunder aus Deutschland, die letztendlich mehr Emotionen bei uns wecken.

Wenn Burgund, dann Burgund. (bspw. Mugnier / Rossignol-Trapet)

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Dass dieser Wein ein Charmeur allererster Güte ist. Fruchtfokus mit ausgiebiger Eleganz und Feinheit. Äußerst modern und unkompliziert. Die Nase intensiv. Markante reife, roten Beeren (besonders viel Kirsche) und vegetabile Aromen. Zartes, dezent rauchige Holz. Sehr gefühlvoll eingebunden. Galant und fein, schlank wirkend. Gewisse Komplexität und hervorragende Harmonie. Etwas Erde, ein paar Gewürze, Lakritz sowie Anklänge von Bitterschokolade und Kakao. Ein fruchtiger Verführer. Am Gaumen kühl und Mineralität zeigend. Feinsaftig, weich und sanft. Schmeichelnd die dominierende, filigrane Frucht. Blumig-vegetabil, hauchzarte Würze und Kakao. Das Holz ganz zurückhaltend im Hintergrund. Belebt von einer sehr feinen Säure. Gute Substanz, federleichte Athletik und überall Noblesse. Der sehr gute Abgang schmelzig und lang. Erneut reichlich Frucht und die vegetabilen Töne. Subtiles Holz sowie Würze. Der Nachhall auf Kakao und Bitterschokolade.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 16-18°C), verkostet im “Bordeaux Grand Cru” (Riedel Sommeliers)

Die Weine (bitte anklicken)
Wein186                                Silber

Bezugsquellen (Beispiele)
N+M Mönchengladbach / Suche auf Wine-Searcher.com

Barrique-Haus Verkostung zum 70.

Seit Anfang September diesen Jahres ist unsere Begeisterung für die Region Faugères öffentlich. Nun wanderte schon wieder so ein genialer Wein vom markanten Schieferboden dieser urwüchsigen Landschaft ins Glas.

Der „Nos Racines“ 2007 vom Château de la Liquiere. Größtenteils Carignan mit ein wenig Grenache versetzt. Einige Rebstöcke wurden vor 1900 gepflanzt, wahrlich alte Reben. Zutiefst geprägt von der Wildheit der Natur, der heißen Sonne und der Kühle des kargen Schieferbodens. Der Wein hat keine Ansprüche in höhere Sphären vorzudringen, aber das was er sein will, ist er zu 100% – in perfekter Umsetzung! Ein Charakter, ein Terroirwein, der mit einem irre guten Mundgefühl versehen ist. Kühle Seide der Mineralität wandelt sich in feinen Samt der Gerbstoffe, untermalt von der spannenden, süßlichen Frucht der alten Reben. Uns berührt das. Gerade einmal 3500 Flaschen gibt es davon, ein Jammer.

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Die ungekünstelte, ursprüngliche Art und Weise dieses tiefschwarzen Terroirweines. Eindrucksvolle Aromatik und Mineralität vom Schiefer. Perfekt gemacht, ein Wein ohne Makel. Herrlicher Stil, enorm animierend und die Seele berührend. Die Nase intensiv mit markantem Tabak und Kakao. Kühl und konzentriert mit deutlicher Mineralik. Viel urwüchsige Kraft und fester Bau. Herbwürzig nach Kräutern und Gewürzen, straff sowie animalisch. Dazu eine hochreife, schlanke und kühle dunkle Frucht (Brom-, Heidelbeere) und edle Bitterschokolade. Absolut stimmig, zeigt gewisse Feinheit und Komplexität. Athletisch, wild und Natürlichkeit. Dabei geschliffen und stilvoll. Macht an. Am Gaumen zunächst kühle Seide, die sich in feinsten Samt verwandelt. Enorm mineralisch, schlanke Power. Zeigt sich frisch und lebendig mit sehr feinen, nun voll integrierten Gerbstoffen. Vorbildliche Balance, elegant, raffiniert und fein. Vollreife, süßliche, präzise Frucht der uralten Rebstöcke mit dezenter Würze. In bester Abstimmung mit Bitterschokolade, Kakao und Tabak. Der sehr gute und sehr lange Abgang ist schmelzig, fest, schlank und frisch-mineralisch. Erneut süßliche Frucht, die gute Würze sowie Kakao und Bitterschokolade. Wärmend.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Fehlanzeige
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 17-18°C), verkostet im “Bordeaux Grand Cru” (Riedel Sommeliers)

Die Weine (bitte anklicken)
Wein184                                Silber

Bezugsquellen (Beispiele)
Kierdorf Wein Reichshof / Suche auf Wine-Searcher.com

Barrique-Haus Verkostung zum 69.

Nach dem Burgunder-Glück folgt bedauerlicherweise fast stets der Burgunder-Fall. Abverkaufs-Freude die Abverkaufs-Tristesse.

Abwärts geht es mit dem Gevrey-Chambertin 2006 von Claude Dugat. Der Wein hat es einfach hinter sich. Aus und vorbei. Zu alt – Säure, Holz und sehr trocknende Gerbstoffe übernehmen das Ruder. Die Nase durchaus noch sehr ansprechend, am Gaumen und im Abgang herrscht dann keine Freude mehr. Das Ganze ist noch trinkbar, man ist aber sehr froh, wenn es dann doch vorbei ist. Bei dem Preis und gerade einmal 7 Jahren nach Ernte – völlig inakzeptabel.

Prinzipiell ist die gehobene Qualität deutlich zu erkennen. Ein Pinot mit prägendem rustikalen Stil und sehr präsentem Holzeinsatz (Altholz). Vermissen tun wir jedoch Spiel, Finesse und Mineralität.

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Gerade recht wenig, die Nase noch schön, aber am Gaumen und im Abgang passt nichts mehr zusammen. Kräftiges Holz steht neben trocknenden Gerbstoffen und einer dominanten Säure. Die Nase intensiv mit prägnanter herber, straffer Altholzwürze. Kräuter und vegetabile, deutlich florale Aromen. Dazu reife rote und schwarze Beeren, Tendenz Richtung dunkel (Cassis und Kirsche). Weiterhin Waldboden, Erde, Gewürze, Kaffee und eine Spur Leder. Warm und rustikal mit einer dezenten, animalischen Note. Kräftiger, eher schwerer Vertreter. Deutet Filigranität, Eleganz und Komplexität an, die wird aber ein wenig vom Holz und der Power verschleiert. Am Gaumen wieder kraftvoll mit fast wuchtiger Statur. Dominant die intensive, noch akzeptable Altholzwürze. Wiederzufinden auch die Aromen der Nase, samtig und Wärme ausstrahlend. Das Holz bügelt dann aber doch sehr glatt und die lebendige Säure bringt Frische, steht aber auch irgendwie nervig im Vordergrund. Die feinen Gerbstoffe leicht trocknend. Keine Balance mehr. Der gute Abgang schmelzig von mittlere Länge. Erneut die bekannten Aromen, der Nachhall auf Kaffee und Bitterschokolade. Wieder verwischt die Struktur zusehends, nachtrocknend, auch grüne Töne.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Wirkt hinten und vorne nicht mehr rund, wenig Trinkfluss, einfach anstrengend. Wahrscheinlich zu alt, hätte früher getrunken werden sollen, schlechte Entwicklung. Restflaschen jetzt mit kräftigen Fleischgerichten wegtrinken. So ist der Wein noch durchaus passabel zu verwerten.
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 16-18°C), verkostet im “Bordeaux Grand Cru” (Riedel Sommeliers)

Die Weine (bitte anklicken)
Wein183                                Silber

Bezugsquellen (Beispiele)
Extraprima Mannheim / Suche auf Wine-Searcher.com